Ein weiterer Mann setzte sich an den Tisch, und eine Zeitlang unterhielten sie sich mit den beiden Fremden und hörten deren Späßen zu. Die zwei wollten sie ermuntern auf die Bühne zu gehen, doch das lehnten sie beide höflich ab. Schließlich, als das Gespräch erlahmte und sie wieder unter sich waren, fragte Caleb, ob sie nicht ein neues Selfie miteinander machen könnten, und Jade stimmte sofort zu. Sie knipsten das Foto mit den Imbißbuden und der Kasbah Galerie, dem kulturellen Zentrum der Stadt, im Hintergrund. "Na, ist das das beste Foto der Welt oder nicht?" fragte Caleb.
"Du bist schon wieder unscharf!" rief sie.
"Du weißt doch, mein Weichzeichner bezüglich zu viel Attraktivität." Er wollte sie klar necken, doch Jade hatte wohl etwas zu viel Tee intus, denn ohne lange nachzudenken antwortete sie: "Den hast du auch dringend nötig. Gib mir das Foto, ja?"
'Whoa!' dachte er amüsiert. "Jade Sparkle, wie betrunken bist du denn, daß du mir Komplimente machst? Das ist ja eine völlig verdrehte Welt, die sich hier vor mir auftut!" Beschwingt umarmte er sie, merkte nicht, daß sie ihn so lange festhielt wie es ging, und schickte ihr das Foto auf ihr Handy. "Aber daß du mir damit keine unanständigen Sachen machst, junges Fräulein."
"Hast du eine Ahnung!" rief sie und gab ein perfektes manisches Lachen von sich, das jeden Film-Bösewicht stolz gemacht hätte. Er lachte, daß es weh tat, und noch mehr, als jemand klatschte und rief "Das Lachen bringt mindestens zwei Punkte für Team Lila! Weiter so!"
Jade nutzte die Gelegenheit, um auch einige Erinnerungsfotos vom Festgelände zu machen. Die Laternen waren wirklich unheimlich hübsch. Außerdem war sie so beschäftigt und hatte nicht so viel Gelegenheit, sich für ihr dreistes Auftreten zu schämen. Sie hatte ihm wirklich ein Kompliment gemacht! In ihrem Bauch rumorten Schmetterlinge, und sie war dem Ausflippen nahe.
Plötzlich war Caleb wieder neben ihr. "Wie wäre es mit einem Happen zu essen, Jade?"
"Danke, aber es geht schon", versicherte sie ihm, während sie prüfte, ob die Fotos etwas geworden waren bei dem schwachen Licht. Doch ihr Begleiter überraschte sie, indem er meinte: "Wir könnten uns ein Gericht teilen. Sag mir nur, was du am liebsten hättest."
"Du willst etwas essen?" fragte sie perplex, und fügte, als sie sein gleichermaßen erstauntes wie amüsiertes Gesicht sah, schnell hinzu: "Entschuldige. Ich bin es so sehr gewohnt, daß du nichts möchtest..."
"Angeblich gibt es an diesen Ständen Gourmetküche. Also, wie wäre es mit etwas vom Thailänder? Meine Rechnung." Er sah sie so hoffnungsvoll an, daß sie zustimmen mußte. "In Ordnung, Caleb, aber wirklich nur eine geteilte Portion, ja? Such du ruhig etwas aus. Ich bin für alles offen."
"Na schön, ich versuche etwas zu finden, das ohne Besteck auskommt."
"Gute Idee. Ich mache noch ein paar Bilder, ja?"
"Sicher."
Kurz darauf saßen sie wieder an ihrem Tisch, an dem weiterhin auch die beiden anderen Männer saßen und scherzten, zwischen sich eine dampfende Portion Goi Cuon vom Vietnamesen. Jade probierte vorsichtig eine der Teigrollen, hatte aber wirklich keinen großen Hunger. Caleb sah sie neugierig an. "Und? Ist es gut?" - "Sehr interessant gewürzt. Ob ich es selber kochen würde weiß ich nicht, aber im Restaurant könnte ich mir schon vorstellen es zu bestellen." - "Hm." - "Aber probier doch selbst. Du warst schließlich derjenige, der Appetit hatte. Vielleicht hast du eine ganz andere Meinung dazu."
Ehe er etwas sagen konnte trat ein Ausrufer vor, um zu verkünden, daß das Team der Witzbolde gewonnen habe. Er las Punktwerte vor und gratulierte allen. Die Feiernden kommentierten jeden Punkt der vorgelesenen Liste mit fröhlichen Pfiffen, Trampeln und lautem Klatschen. Es war unmöglich sich weiter zu unterhalten.
Caleb deutete auf eine Stelle etwas abseits, und Jade nickte und folgte ihm.
"Puh! Hier ist es deutlich ruhiger!" Erleichtert atmete der Vampir tief ein. Seine Begleiterin sah ihn tadelnd an. "Du hast dein Essen stehenlassen."
"Oje! Das habe ich in der Tat wohl vergessen bei all dem Grübeln darüber, welchem Team wir überhaupt angehörten!"
"Ja, sicher!" machte sie in einem Tonfall, der deutlich machte, daß sie ihm kein Wort glaubte, zumal nun in der Dunkelheit auffiel, daß sie beide von dem Tee schwach violett leuchteten. "War das jetzt der Versuch einer Zwangsfütterung, oder was?"
Er lachte entschuldigend. "Ich habe es wirklich vergessen!"
"Nächstes Mal stelle ich sicher, daß du zuerst probierst. Und wenn ich dich füttere!"
"Es gibt weitaus schlimmere Drohungen als diese, Jade Sparkle!" lachte er vergnügt, "Ich weiß schon, warum ich am liebsten mit dir auf Feste wie dieses gehe!"
"Weil ich peinliche Sachen sage?"
Ein lauter Knall ließ sie zusammenzucken. Caleb, der wesentlich näher an der Raketenbatterie gestanden hatte, sprang noch viel höher in die Luft vor Schreck als seine Begleitung. Keiner hatte gesagt, daß das Feuerwerk per Zeitschaltuhr gestartet würde.
"Ooh, es geht los!" rief Jade begeistert. "Sieh dir an, wie hoch die fliegen!"
Nach dem ersten Schreck wandte auch er sich um und sah den Raketen zu, froh darüber, daß der Lärm startender Raketen das fauchende Knurren übertönt hatte, das er unwillkürlich ausgestoßen hatte. Jade schien nichts gemerkt zu haben. Auf die laute erste Salve folgten viele kleinere Raketen, die bunte Blumen an den Himmel malten. Seine Begleiterin trat neben ihn. Hinter ihren Brillengläsern strahlten ihre Augen mit dem Feuerwerk um die Wette, sie bewunderte jede einzelne Farbe mit lautem Jubel und war wie ein separates Feuerwerk am Boden mit ihrer fast kindlichen Begeisterung.
Als die Batterie ausgebrannt war sah sie sich verträumt um. Am anderen Ende des Platzes schossen noch weitere Raketen in die Luft. Immer wieder erblühten Blumen aus glitzernden Funken am Nachthimmel. "Danke, daß wir hergekommen sind, Caleb. Das war wunderschön." Sie wischte sich eine Freudenträne aus dem Augenwinkel.
"Heißt das, wir kommen nächstes Mal wieder her?" erkundigte er sich hoffnungsvoll. Ihre gute Laune war ansteckend, und eine solche Glückseligkeit kannte er von ihr sonst nur, wenn sie musizierte.
Sie grinste. "Damit ich dumme Sachen sagen kann? Klar!"
"Jade, ich meinte das wirklich ernst. Ich bin am liebsten mit dir auf Festen. Wo andere über ihre Probleme am Arbeitsplatz meckern bist du neugierig und findest interessante Details, zu denen du dir etwas ausdenken kannst. Du bist eben ganz meine Spinnerin."
"Wenn ich nicht gerade an meiner sozialen Phobie leide", erinnerte sie ihn mit einem schiefen Grinsen, wobei sie sich im Innersten darüber freute, daß er sie so vertraulich betitelte.
"Wann war das heute? Aus meiner Sicht warst du völlig tiefenentspannt."
Sie dachte nach und ließ den Abend kurz Revue passieren. Ihr Freund hatte recht. Sie konnte sich tatsächlich an keine unangenehme Situation erinnern. "Stimmt! Das lag sicher an der guten Gesellschaft!"
"Oh, es wäre schön, wenn das stimmt, es würde nämlich bedeuten, daß ich nicht wie geplant von nun an einen Flachmann mit mir führen muß, um Jade Sparkle in der Öffentlichkeit erst einmal abzufüllen."
"Wag es ja nicht!" schimpfte sie lachend und drückte ihn fest. Ein Alarm ging auf ihrem Handy los. "Oh, Mist! Das ist die Erinnerung, daß der letzte Bus gleich fährt! Ich muß los!"
"In Ordnung. Ich muß leider in die andere Richtung. Oder soll ich dich nach Hause bringen?"
"Ich gehe garantiert nicht im Bus verloren, versprochen! Bis dann, Caleb!"
"Gute Nacht, Jade!"
Der Vampir sah ihr nach, wie sie zur Bushaltestelle spurtete, die diesmal ein Stück unterhalb des Festplatzes lag, und kam ins Grübeln. Er war nun tatsächlich gespannt darauf, einmal mit ihr zum Romantikfestival zu gehen und den Unterschied zu sehen zwischen dem Fest mit ihr und dem Fest, wie es mit Beryl gewesen war. Die Rothaarige hatte tatsächlich am laufenden Band zwischen verschiedenen Stimmungen gewechselt, von genervt wegen ihres Jobs und einer Freundin, dann zu kokett ihm gegenüber, weil sie immer noch nicht einsehen wollte, daß er kein Interesse hatte. Zwischendurch wiederum hatte sie gute Laune gehabt und mit ihm über die anderen Teilnehmer des Festes getratscht. Vermutlich würde Jade sich sehr viel mehr auf die Dekorationen konzentrieren und weniger die Psyche der anderen Besucher analysieren. Caleb mußte grinsen. Trotzdem war ein kleiner Teil von ihm auch ein wenig verwirrt. Was war bloß in Jade gefahren, daß sie ihm Komplimente machte? Es würde ihn nicht stören, wenn sie öfters solche Andeutungen machen würde. Geplänkel machte mehr Spaß, wenn es hin und her ging, ohne dabei einen Hintergedanken zu haben wie Beryl. Er legte die Frage was anders gewesen war, um sie heute zu solchem Verhalten zu verleiten, für ein anderes Mal in eine Schublade und sagte sich, daß er sicher noch Gelegenheit bekommen würde das näher zu erkunden.
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