Später, als sie zusammen auf der Couch saßen und den Filmklassiker zusammen anschauten, beschloß Jade in einer Werbepause kurz vor Schluß des Films einen Versuch zu unternehmen etwas mehr über ihren Freund zu erfahren und sich vielleicht endlich Klarheit über einige Dinge zu verschaffen.
"Darf ich dich mal etwas fragen?" meinte sie vorsichtig.
Caleb sah sie schelmisch an. "Tust du das nicht bereits, Teuerste?"
"Ich meine, etwas privates."
"Ohoo. Nur zu", lud er sie in aufmunterndem Tonfall ein und schaute nun noch gespannter drein, den Fernseher völlig außer Acht lassend.
"Bist du verheiratet?" fragte sie schlicht.
"Ver..." Erst fehlten ihm die Worte, bis ein überraschtes Lachen aus ihm hervorbrach. "Nein, keineswegs. Darf ich fragen, wie du darauf kommst, Jade?"
"Nun, mir ist schon mehrfach der Ring an deiner Hand aufgefallen. Das ist zwar nicht der typische Finger für einen Ehe- oder Verlobungsring, aber da du ihn wirklich immer trägst, dachte ich..." Sie brach verlegen ab.
Er sah auf seine Hand. "Aaah, verstehe! Das ist der Ring mit dem Wappen der Vatores. Jeder in meiner Familie trägt diesen Schmuck. Falls du jemals eine Frau mit demselben Ring sehen solltest ist das meine Schwester, nicht meine Ehefrau." Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu.
"Entschuldige. Ich hätte es mir denken sollen, daß du nicht so oft herkämst, wenn du verheiratet wärest, schon gar nicht an den Wochenenden." Sicher wurde sie wieder mal rot, aber sie faßte sich ein Herz und fragte möglichst unauffällig: "Gibt es denn jemanden, den du triffst, Caleb?"
"Nein, ich bin vollkommen ungebunden. Warum fragst du?" Er beugte sich zu ihr hinüber. "Hast du Sorge, irgendwann von einer erbosten Freundin angefahren zu werden, weil ich mit dir einen Film zu viel schaue? Nein, laß mich raten: Du hast ein Auge auf jemanden geworfen und brauchst einen ungebundenen Flügelmann, oder vielleicht Tipps dazu, wie deine Flirttechniken auf einen Mann wirken? Nur zu, ich werde dir gerne Kritik geben."
Wenn er ihr so nahe war wie jetzt gerade und sie ansah wurde ihr schwindelig. Jade wurde unbehaglich zumute, weil er die naheliegendste Erklärung ausließ. 'Läßt er mich gerade durch die Blume wissen, daß ich keine Chance bei ihm habe? Er muß doch wissen, daß ich niemand anderen kennengelernt habe. Oder merkt er überhaupt nicht, was ich für ihn fühle?'
Sie verließ der Mut und sie widmete sich wieder dem Film. "Es ist nichts, Caleb. Das war nur Konversation."
Das ließ er nicht gelten. "Ich sehe dir doch an, daß das nicht alles war."
Was sollte sie jetzt bloß sagen? Sie konnte es ihm einfach nicht gestehen. Er würde lachen, oder noch schlimmer, es wäre ihm peinlich, daß eine wie sie sich in ihn verliebt hatte. Ja, sie hatte oft gedacht, daß er mit ihr geflirtet hatte. Aber hatte er sie je gefragt, ob sie einen Freund hatte? Wirklich gefragt, nicht nur als Scherz wie gerade eben? Nein. Bestimmt war das alles nur in ihrem Kopf und sie befand sich in der Freundeschublade, genau wie diese Beryl. Jade unterdrückte die Tränen.
"Hey..." machte er sanft und stupste sie mit der Schulter an. "Was ist denn los?"
"Nichts, wirklich. Der Film ist nur so traurig."
"Geht es um jemanden in der Firma? Willst du deshalb nicht darüber reden?"
"Nein, ich..." fuhr sie auf, brach aber mitten im Satz ab, weil ihr Blick zum ersten Mal bewußt auf die Gravur auf seinem Ring fiel, als er nun ihren Arm berührte. Das hatte sie schon mal irgendwo gesehen. Irgendwo anders... Ihr schoß eine Erkenntnis durch den Kopf, die so extrem war, daß sie alle anderen Gedanken selbst dann verdrängt hätte, wenn sie nicht gerade fluchtartig nach einer Ausrede für einen Themenwechsel gesucht hätte. "Warte mal... Lilith ist deine Schwester?!" fuhr sie auf.
Caleb hob die Brauen und setzte sich auf. "Du kennst Lilith? Du siehst mich überrascht!"
"Ja, sie hat hier vor einiger Zeit geklopft und sich... nunja, vorgestellt."
"Und? Seid ihr auf dem besten Weg Busenfreundinnen zu werden?" Es war nicht klar aus seiner Stimme herauszulesen, ob das Sarkasmus oder ein frommer Wunsch war.
"Naja... nicht so ganz", murmelte Jade.
"Aaach, das habe ich befürchtet." Der junge Mann seufzte und verzog das Gesicht. "Was auch immer sie getan haben mag, bitte verzeih ihr. Sie kann manchmal etwas schwierig sein."
"So kann man das auch ausdrücken."
"Kennt man sie erst einmal näher ist sie wirklich nett, aber im Punkt Freunde finden hat sie leider ähnliche Schwierigkeiten wie du. Nur daß sich ihre Unsicherheiten nicht in Streß ausdrücken, sondern in passiv-aggressiven Verhaltensweisen. Daher ist sie nicht putzig wie du, sondern eher... ein wenig abschreckend, fürchte ich."
Auf dem Bildschirm kam es gerade zum entscheidenden Schwertkampf, aber keiner von ihnen achtete darauf.
"Putzig?! Ich bin nicht putzig!" schimpfte sie, woraufhin er ihr spielerisch auf die Nase tippte. "Und ob du das bist. Wenn du sehen könntest wie sich deine Nase kräuselt, wenn du so guckst! Fast wie ein Kaninchen."
"Nein, kein Kaninchen! Ich bin ein langweiliges Pferd!" platzte es aus ihr heraus, was das Lachen von seinem Gesicht fegte und einem höchst sonderbaren Ausdruck Platz machte. "Wie meinen, Jade?"
"Deine Schwester nannte mich unter anderem so. Ich hielt sie für eine fanatische Exfreundin von dir und hatte richtig Angst vor ihr."
"Wann war das?" wollte er ernst wissen. Sein Gegenüber fühlte sich nicht sehr wohl dabei über die Begegnung zu sprechen, aber die Katze war nun bereits aus dem Sack. Sie sagte: "Am Abend vor dem Flohmarkt."
"Ich werde mit Lilith reden, ich verspreche es dir. Es kann nicht angehen, daß sie meine Freunde derart behandelt."
Jade sah ihn an wie ein Reh, das gleich vom Laster überfahren würde. "Mach das bloß nicht, sonst ist sie noch wütender auf mich, weil ich gepetzt habe! Das ist deine Schwester! Die werde ich sicher noch öfters treffen müssen!"
"Gepetzt? Wir sind hier doch nicht in der Grundschule. Es war richtig von dir, dich mir mitzuteilen. Ich kläre das, schließlich bin ich mit schuld an dem Vorfall."
"Nein, das bist du nicht!"
"Natürlich bin ich das! Sie wäre nie hier vorstellig geworden, wenn sie nicht durch mich von dir wüßte. Entweder ist sie eifersüchtig, weil ich viel Zeit mit dir verbringe, oder Lilith muß einen Kommentar oder eine Handlung meinerseits völlig falsch aufgefaßt haben. Glaub mir, sie ist nicht böse."
"Okay, wie du meinst."
Beide schwiegen einen Moment lang. Die junge Frau schwankte geistig zwischen Panik wegen Lilith und dem positiven Gedanken daran, daß er anscheinend mit ihr besonders viel Zeit verbrachte, wenn seine Schwester deswegen eifersüchtig werden konnte. Dann kicherte Caleb. "Eine fanatische Ex? Wirklich?"
"Immerhin trägt sie den gleichen Ring wie du, und sie hat nur ihren Vornamen genannt! Und Zwillinge seid ihr auch nicht gerade! In der Situation schien mir das der logischste Schluß zu sein!" verteidigte sich Jade mit glühenden Wangen, woraufhin er sie wieder mit diesem Blick bedachte, bei dem selbst Steine schmelzen würden. "Ich bleibe dabei, putzig! Allerdings fürchte ich, ich muß jetzt los, es ist schon spät und der Film ist auch vorbei. Gute Nacht, Jade!"
"Gute Nacht, Caleb", meinte sie grummelnd und schaltete den Fernseher aus.
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...und immer noch keine Erklärung, daß es Vampire doch gibt...
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