Am späten Montag Abend klopfte es heftig an Beryls Tür. Sie reinigte dennoch zunächst schnell ihren Pinsel, ehe sie öffnete. Draußen stand ihr blutsaugender Kumpel, der ihr heute sehr übernächtigt und ein wenig durch den Wind zu sein schien.
"Hey Caleb! Komm rein!" Beryl ließ ihn ein. "Was führt dich denn um diese Zeit noch her? Du weißt, daß ich morgen arbeiten muß, ja?"
"Ich werde dich hoffentlich nicht allzu lange aufhalten, Beryl", versprach er, als er eintrat. Der Rothaarigen fiel sofort seine Laune auf. "Was ist denn mit dir los? Du scheinst bedrückt zu sein."
Er sah sie in der Tat bekümmert und sehr ernst an. In seinen grauen Augen flackerte es. "Beryl, bitte beantworte mir eine Frage, und bitte sei ehrlich."
"Oje, die eine Frage? Tut mir leid, Vampirchen, du bist zwar süß, aber heiraten werde ich dich trotzdem nicht."
"Eine Frage, Beryl! Bitte!" Sein Blick verdüsterte sich.
"Na, frag schon", machte sie, offenbar genervt, weil er nicht über ihren Witz lachte.
"Hast du Jade dazu angestiftet?"
"'Anstiften' klingt zwar ganz nach mir, aber sagst du mir bitte auch, wozu ich sie angestiftet haben soll?"
"Sie... hat mich gestern geküßt."
"Potzblitz! Gestern! Und sie hat noch nicht hier angerufen?!" Sie war empört, doch der Vampir unterbrach sie vehement, ehe sie sich weiter darüber auslassen konnte. "Beryl! Ich frage dich ein letztes Mal: Geht das auf dein Konto?!"
Sie setzte sich und seufzte. Offenbar war es jetzt ja doch noch geschehen, und am besten war es in der jetzigen Situation wohl, die Dinge zu beschleunigen. Je eher die beiden blinden Hühner endlich miteinander in der Kiste landeten, desto eher würde sich die Lage auch wieder beruhigen. "Hab ich sie dazu angestiftet? Nein. Hab ich sie dazu ermutigt? Da kannst du Gift drauf nehmen!"
Caleb sah sie schwer atmend an, blieb aber stehen. "Wenn das ein Spiel sein soll..."
"Meine Güte, Caleb! Was glaubst du eigentlich von mir?!" fuhr sie auf, "Daß ich irgendeine Meister-Manipulatorin bin und Jade benutze? Ja, für was denn?! Um dein Bett für mich anzuwärmen, oder was? Jetzt sei doch nicht so blind! Sie ist seit Monaten in dich verschossen und hatte zu viel Bammel es dir zu sagen. Alles, was ich getan habe, war, ihr Mut zuzusprechen die Gefühle rauszulassen, und ihr zu versichern, daß du sie meiner Meinung nach auch sehr magst. Stimmt das etwa nicht?"
"Das weiß ich noch nicht." Er schloß müde die Augen und setzte sich nun doch auf die Sofakante, woraufhin die Frau ihn überrascht ansah. "Wie bitte?" - "Ich überlege seit gestern, ob ich das wirklich will. Ob sie das wirklich will." -
"Caleb, hör auf zu überlegen und finde es einfach mit ihr heraus", unterbrach sie ihn ernst, ehe er die Chance bekam ihr von seinen Bedenken bezüglich seiner Vampirmagie zu berichten. "Sie spricht seit Ewigkeiten von nichts anderem mehr als ihrem Herzschmerz. Daß sie das will, kann ich dir also versichern. Was dich angeht, deine Augen haben jedesmal aufgeleuchtet, wenn du von ihr gesprochen hast. Erzähl mir also nicht, daß du nicht wahnsinnig neugierig bist, sonst bist du ein Lügner. Immerhin ist das der einzige Grund dafür, daß ich dir deine Ablehnung meinen Reizen gegenüber verzeihe, also red mir jetzt bloß nicht ein, daß du Jade nicht mehr magst als alles andere seit der Erfindung von Toastbrot!"
"Ich stimme dir sogar bis zu einem gewissen Punkt zu, aber was ist, wenn es schief geht?!"
"Kein 'aber'!" unterbrach sie ihn. "Mann, du machst dir da einen Kopf über ungelegte Eier! Es geht nicht darum, ob du sie nächste Woche heiratest, sondern nur darum, auf ein Date zu gehen und herauszufinden, ob da etwas zwischen euch ist, von dem ihr beide mehr wollt."
"Und wenn da nichts ist? Was wird aus unserer Freundschaft?"
"Erneut: ungelegte Eier! Glaubst du, es ist besser für eure Freundschaft, wenn du ihre Gefühle einfach komplett ignorierst? Wenn sie weiter Feuer fängt und du partout nichts von ihr willst mußt du sie eh als Freundin aufgeben, alles andere wäre grausam." Beryl atmete tief ein. "Fang du jetzt nicht auch noch dich in Angst zu verzetteln, Jades Panik war bereits unerträglich genug in den letzten Monaten! Weißt du, daß sie versucht hat ihre Gefühle absterben zu lassen, um eure Freundschaft nicht zu riskieren?"
"Sie hat es mir gesagt, nur nicht, wie lange sie sich derart gequält hat."
"Genau weiß ich es auch nicht, aber spätestens seit du sie im Fitneßcenter hast weinen hören. Herrje, ich habe wirklich noch nie ein derart verängstigtes Küken erlebt wie sie! Wenn sie dich jetzt doch geküßt hat, dann hat sie das verdammt viel Mut gekostet! Also frag dich nur eins: War dieser Kuß etwas, von dem du mehr willst und das ein Risiko wert ist? Alles andere ist völlig egal."
"Es kann mir nicht egal sein! Es ist alles falsch herum! Sie sollte doch erst wissen, daß... Beryl, ich bin überhaupt nicht fähig zu einer Beziehung!"
"Was erzählst du da für einen Quatsch?!"
"Du glaubst mich zu kennen, aber das tust du nicht. Wenn du nicht nur wüßtest was ich bin, sondern auch wer ich bin, hättest du Jade nicht ermutigt, glaube mir."
"Laß die kryptischen Ansprachen und spuck einfach aus, was dich quält."
"Das kann ich nicht. Glaub mir einfach, ich kann nicht ohne weiteres eine Beziehung führen."
"Dann eben nicht!"
"Was?!"
Sie warf die Hände in die Luft. "Keiner sagt, daß es ewig halten muß. Solange es das ist, was ihr beide wollt, genießt es doch erstmal. Heutzutage steht kein Vater mit einem Gewehr hinter dir und besteht auf Hochzeit, weil er dich mit der Hand im Honigtopf seiner Tochter erwischt hat. Hauptsache, ihr habt beide erstmal Spaß! Kann euch beiden nur gut tun! Ähm..." Beryl verlor ihren Schwung und biß sich auf die Lippe.
"Ja?"
"Du weißt, daß sie noch nie einen Freund hatte und was das bedeutet, ja?"
"Es ist mir durchaus bewußt, allerdings", erklärte er fahrig.
"Dann ist es gut. So, wie ich dich einschätze, bist du genau der richtige für ihre ersten Erlebnisse. Du wirst ihr nicht weh tun, und sieh bloß zu, daß sie wirklich Spaß hat! Alles andere findet sich. Jetzt geht erstmal auf ein Date oder irgendwas, das so romantischen Spinnern wie euch gefällt."
Caleb atmete tief durch und machte sich nicht die Mühe auf irgendwelche ihrer sogenannten Einschätzungen einzugehen. "Danke, Beryl. Du hast mir viel zum Nachdenken gegeben. Es beruhigt mich, daß der Anstoß tatsächlich von Jade selbst kam." Er stand auf und wollte offenbar gehen.
Sie fuhr auf. "He, Moment mal! Erst ruft sie nicht an, und jetzt willst du mich auch auf dem Trockenen sitzen lassen?! Das ist nicht fair! Wo sind meine Details?!"
"Keine Chance, Beryl. Nicht, ehe ich mir nicht selbst darüber im Klaren bin, was das wird."
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