Ihr Gespräch fand ein Ende, als vom anderen Ende des Gartens ein schüchternes "Guten Abend, alle zusammen!" ertönte.
Eine Frau mit einem langen schwarzen Pferdeschwanz war erschienen. Sie trug ein Dschinnie-Ensemble, einen seltsamen blauen Mantel und schlecht sitzende goldene Sneakers. Trotz dieser fragwürdigen modischen Accessoires war sie wunderschön.
Nahh-Ati sprang auf und rief: "Schwester! Du bist gekommen!"
Wati war sofort auf den Füßen. Er verbeugte sich vor dem Neuankömmling. "Lady Nahh-Ato! Welche Freude, Euch hier zu treffen!"
"Oh, Hauptmann Wati. Vielen Dank, daß Ihr heute auf meine Schwester aufpaßt."
"Stets zu Diensten, Mylady!"
Nahh-Ati rollte mit den Augen. 'Ich wünschte, sie würden dieses geschwollene Gerede lassen und einfach zugeben, was zwischen ihnen ist.'
Auch ohne Nahh-Ati und Wati, die sich um den neuen Gast scharten, hätte Nareen gewußt, um wen es sich handelte. Schließlich kannte sie das Bauchtanzkostüm bereits.
"Lady Nahh-Ato! Ich bin so froh, daß Ihr es zu unserer Party geschafft habt!" Die Nekromantin machte eine einladende Geste. "Bitte, fühlt Euch wie zuhause! Ich bin Nareen."
Hinter ihnen steckte Eternia mit Tamara die Köpfe zusammen. "Puh! Harte Konkurrenz, das muß man ihr lassen! Sie ist hübsch."
"Ah, ist Wati dann über oder unter Arion auf deiner Date Wunschliste?" fragte Tamara mit deutlich sarkastischem Tonfall.
"Vielen Dank für die Einladung", sagte Nahh-Ato mit einem freundlichen Nicken. "Meine Schwester hatte nie viele Freunde, daher habe ich etwas gezögert, sie auf diese Party gehen zu lassen. Es scheint aber so, daß sie einige nette Leute kennengelernt hat."
Sie lehnte sich leicht zurück und flüsterte Wati zu: "Welche von ihnen hat an Halloween meine Sachen gestohlen?"
Wati konnte sie über das wilde Pochen seines Herzens kaum hören. Noch nie hatte sie so dicht bei ihm gestanden. Es gelang ihm seine Selbstbeherrschung zurückzuerlangen, ehe er antwortete: "Uhm... Direkt hinter Euch, Mylady."
"Laßt sie bitte nicht zu nah an mich heran."
"Natürlich nicht."
Als alle durch den neuen Gast abgelenkt waren ergriff Brian seine Chance und schlich sich von Arion weg. Rasch ging er hinüber zu Suiseiseki, die prompt errötete und sich wegdrehte, als er sie anlächelte.
"Sui! Frohe Weihnachten!" grüßte er.
Sie sah ihn aus den Augenwinkeln an. "Frohe Weihnachten, Brian."
"Du trägst den Schal nicht, den ich für dich gestrickt habe", fügte sie hinzu. Es war offensichtlich, daß sie verletzt war. "Was ist das für eine Scheußlichkeit um deinen Hals?"
"Es tut mir leid, Sui. Meine Schwester hat den für mich gemacht, also muß ich ihn heute tragen."
"Aw." Sui schniefte.
"Ähm... aber ich mag deinen viel lieber! Ab morgen werde ich ihn immer tragen, versprochen?"
Suis ungleiche Augen trafen sich mit seinen und sie seufzte. "Ehrenwort?"
"Großes Ehrenwort!"
Brian legte vorsichtig den Arm um ihre Schulter und freute sich, daß sie nicht zusammenzuckte. "Sui, ich bin nur hergekommen, weil ich hoffte, dich zu sehen."
"Wirklich? Meine Schwester ist aber auch hier."
Brian lächelte noch breiter, seine olivgrünen Augen glänzten. "Sollen wir dann spazieren gehen, ehe sie uns findet?"
"Ja, bitte."
"Hundi!" brüllten Giselda und Nahh-Ati im Einklang, als Filou den Gartenpfad entlangpreschte. Der Hund hüpfte zwischen den Partygästen umher und bellte jeden an.
"Guter Hund!" Giselda gab ihm ein Leckerchen aus einer versteckten Tasche ihrer Schürze, und Nahh-Ati ließ sich im Schnee nieder, um mit ihm zu spielen. "Aw, ich wünschte ich hätte auch einen Hund!"
"Nahh-Ati!" keuchte Nahh-Ato. "Sitz doch nicht im Schnee! Du wirst krank werden! Was ist das für eine Bestie? Wati, tu doch etwas!"
"Meine Dame... das ist nur der Hund einer der Gastgeberinnen. Er ist zahm, es besteht kein Grund zur Sorge. Ich habe ihn schon zahllose Male vorm Palast gesehen."
"Zahm? Das sagst du!" Nahh-Ato zitterte vor Angst.
"Meine Dame..." Wati war erschüttert. "Habt Ihr... Habt Ihr etwa Angst vor Hunden?"
"Oje", murmelte Nareen, "Ich schätze, damit schwindet Nahh-Atis Chance auf einen eigenen Hund dahin."
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