Dolltopia

Als beide am nächsten Morgen mit Toast, Tee und den Resten des Apfelkuchens beim Frühstück saßen waren sie müde und abgespannt.
"Hast du gut geschlafen, Eternia?"
"Geht so. Ich war zu müde, um mein Bett richtig zu beziehen, das war nicht wirklich bequem. Und du?"
"Ging mir ähnlich. Ich muß mich erst einige Tage an die Geräusche gewöhnen und konnte erst nicht einschlafen. Aber wenigstens war die Matratze viel besser als ich gedacht hatte!"
"Uh-huh. Meine ist auch okay. Da kann ich mir noch etwas Zeit lassen, ehe ich eine neue kaufen muß." Eternia seufzte.
Sinistra meinte: "Eins muß ich dir lassen: du weißt, wie man leckeres Essen kauft! Dieser Toast ist wirklich ganz vorzüglich!"
"Ein Lob für Toastbrot... Na, darauf kann ich mir ja was einbilden!" schnaubte Eternia.

 

Dolltopia

Sinistra zog es vor nicht auf den Sarkasmus zu reagieren und griff nach ihrem Becher. "Mußt du heute nicht arbeiten, Eternia?"
Die Angesprochene verzog das Gesicht. "Ich hab keinen festen Job. Morgen kommt die Zeitung mit den Stellenangeboten, bis dahin werde ich hier meinen Kram einräumen und zusehen, daß ich Internet und Telefon bestellt bekomme. Wie sieht's bei dir aus?"
"Ich wollte dich gerade fragen, wie man hier eine Arbeitsstelle findet!" Sinistra lächelte vergnügt. "Na schön, dann werde ich auch auf die Zeitung warten. Im Garten und in meinem Zimmer gibt es noch so viel zu tun. Muß ich auch etwas außer Haus erledigen, oder sind dieses 'Internet' und 'Telefon' die einzigen Verträge, die wir noch brauchen?"
"Du könntest zur Bank gehen und etwas Geld abholen", schlug Eternia vor.

Nun war es an Sinistra, die Brauen zusammenzuziehen. "Ehe ich herzog hatte ich recherchiert und ausgerechnet, daß mein Erspartes mich für etwa ein Jahr über Wasser halten würde, und nun schmilzt es schneller dahin als Eis im Frühjahr. Wofür brauchen wir denn schon wieder Geld?"
Eternia starrte sie an. "Hey, ich hab gestern den Großeinkauf bezahlt, oder? Tu nicht so, als wenn nur du blechen würdest!"
"Das tue ich auch gar nicht!"

 

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Die Blondine stellte ihren leeren Becher ab. "Ich dachte wir waren uns einig, daß wir Hilfe beim Kochen brauchen, zum Beispiel ein Buch. Oder Gemüse kaufen müssen, damit ich Salat machen kann. Und für den Notfall sollten wir wenigstens etwas da haben, damit wir eine Pizza kommen lassen können, wenn das Kochen schief geht."
"Hast du denn gar kein Geld?"
"Ist gestern alles im Supermarkt draufgegangen. Ich dachte ja wir könnten mit den ganzen Lebensmitteln was anfangen! Wenigstens ist das meiste lange haltbar."
"Ich dachte du seist ein Model?"
"Ja, aber wie der Vermieter leider richtig erkannt hat bin ich das nur in Teilzeit. Ich hab am Freitag abend eine kleine Modenschau in einer Boutique, da bekomme ich wieder etwas Geld. Außerdem warte ich auf einen Scheck für Prospektfotos, aber den bekomme ich erst, wenn der Prospekt gedruckt ist! Ich muß mir jetzt dringend etwas festes suchen, bis ich bekannter bin. Vielleicht kellnern oder so."
"Könnte ich das auch machen?"
"Nicht in dem Aufzug, das steht fest", widersprach Eternia prompt.

Sinistra überhörte die Anspielung höflich und meinte: "Am besten besuche ich bald mal Elizabeth in ihrem Magieladen und frage sie, ob sie mich für eine Stelle empfehlen kann."
"Wenn du Kontakte hast solltest du sie unbedingt nutzen! Sollen wir jetzt weiter einräumen?"
"Gute Idee." Sinistra schob sich noch schnell den Rest ihres Toasts in den Mund. "Wirklich ganz vorzüglich!"

 

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"Danke, daß ich ein Fach in deinem Regal haben darf!" Sinistra sah interessiert dabei zu, wie Eternia ihre eigenen Schätze in dem pinken Möbelstück verstaute. Dabei wurde deutlich, daß beide sehr unterschiedliche Auffassungen davon hatten, was für sie wichtig war. Während Sinistra ihre wichtigsten Magiebücher und einige Flaschen mit magischen Samen und Zutaten griffbereit für die Gartenarbeit verstaut hatte, verteilte Eternia kleine Andenken wie eine Flasche mit buntem Sand und einen Teddybär.

Auch ansonsten hatten beide sehr unterschiedliche Gegenstände in den Regalen verteilt, doch das Ergebnis war trotz der Kontraste für beide gemütlich. Sinistra fiel auf, daß Eternia kein einziges Foto von ihrer Familie aufstellte und auch ansonsten kaum etwas besaß, das wie ein Erbstück aussah. Allerdings kam ihr das nicht weiter ungewöhnlich vor, da auch sie selbst wenig Andenken an daheim hatte. Lediglich ihre Neugier konnte sie so nicht stillen.

Eternia rückte den Kaktus zurecht, den die Frau des Pensionswirts ihr geschenkt hatte. "So war es abgemacht. Sag mal, brauchst du den Tisch in der Ecke?"
"Nein, du kannst ihn gerne haben."

 

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Eternia wühlte eine Lampe und ihren alten Laptop aus einem Karton hervor und stellte sie auf den Tisch. "Gut. Dann richte ich hier einen Arbeitsplatz ein. Sobald wir Internet haben können wir mit dem Computer viel einfacher nach Jobs suchen."
"Das klingt spannend! Sind wir dann im Haus durch?"
"Ich hab jedenfalls nichts mehr einzuräumen. Muß noch ein paar Klamotten aus der Pension holen, aber das geht alles in meinen Kleiderschrank."
"Oh, prima! Das ging ja alles leichter als gedacht."
"Ja, wir haben wirklich alles gut unterbekommen, und trotz unseres unterschiedlichen Stils sieht es hier gar nicht so schlimm aus." Eternia war erleichtert.

 

Dolltopia

Sinistra fühlte ebenso. "Dann gehe ich jetzt in den Garten. Vielleicht kannst du mir nachher ja zeigen, wo man Pflanztöpfe kaufen kann."
"Klar."
"Kümmerst du dich ums Spülen?"
"Huh, wieso ich? Ich muß doch in die Stadt wegen der Verträge!"
"Ich muß auch in die Stadt, wenn ich zur Bank soll und Töpfe brauche. Laß uns später zusammen gehen."
"Aber..."
"Na schön, wenn du willst spüle ich, dann kannst du an meiner Stelle das Laub rechen", schlug Sinistra in unschuldigem Ton vor.

Eternia verzog das Gesicht. "Ugh. Na, dann spüle ich lieber! Aber sobald wir Jobs haben machen wir einen Putzplan!"
"Gute Idee." Die Elementaristin grinste still in sich hinein. Hatte sie Eternia doch mal ausgetrickst! 'Hi hi! Dabei macht Rechen so viel mehr Spaß als Spülen!'

 

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Kommentare   

# mjkj 2016-02-19 20:44
Oh, schon wieder Streitigkeiten um das liebe Geld :P

Hmm, Sinistra hat es wirklich faustdick hinter den Ohren... :D

...vielleicht hat ja Elizabeth selbst eine Arbeit für sie...