Der junge Musketier schlenderte gut gelaunt ins Puppenzimmer, wo er auch sogleich Eternia erblickte, die eifrig in einer Kladde schrieb. Hier war er offenbar richtig! Viel gesehen hatte er seit seiner Ankunft nicht und so freute er sich, direkt eine hübsche Frau vorzufinden. Er räusperte sich und trat näher.
"Guten Morgen, holde Dame! Mein Name ist..."
"Ja, ja, schon gut", murmelte Eternia, die nur kurz flüchtig aufsah. "Plastikaccessoires kommen in die Schublade hinter dir, sperrige Kleidungsstücke wie deinen Hut kannst du mir geben. Dann schnapp dir eine Rolle Luftpolsterfolie und mach' es dir in Kiste 2 gemütlich bis zum Umzug."
Chevalie war wie vor den Kopf gestoßen. "Äh... wie bitte?"
"Folie nehmen, ab in die Kiste, einwickeln! Schwert - Schublade. Hut - mir geben. Wo ist das Problem?" Eternia sprach jedes Wort überdeutlich aus, als rede sie mit einem Hirnamputierten. Sie schrieb mit dem Bleistift in ihre Kladde. "Ein Schwert, blau und golden. Schublade 3..."
"Äh...", wiederholte der Musketier.
Eternia wurde genervt. "Mann, was trödelst du hier rum! Wir haben einen Umzug zu organisieren! Hopp, hopp, hier warten noch andere!"
"Ja, aber... Ich bin gerade erst angekommen und soll schon wieder verpackt werden?! Da muß doch ein Irrtum vorliegen!"
"Schnucki, alle, die nicht für die ersten fünf Szenen von Dolltopia gecastet sind, - und das sind eigentlich nur Sinistra und ich - schlafen in der Kiste, bis wir in der neuen Bleibe angekommen sind! Befehl von ganz oben!" Sie setzte einen strengen Blick auf und fügte hinzu: "Tut mir leid, wenn das deine Eitelkeit verletzt."
"Das hat doch nichts mit Eitelkeit zu tun! Ich hatte nicht mal Gelegenheit meinen Vornamen zu nennen! Was sind das für Sitten?"
"Sitten!" fauchte eine Männerstimme hinter ihm. "Fang hier bloß nicht mit Sitten an!"
Chevalie wandte sich um und erstarrte, als er einen blonden, gebräunten Mann sah, der nichts außer einem Stück Luftpolsterfolie um die Hüften trug und die Plastikfolie wie einen Schleier hinter sich her zog. "Ich war noch gar nicht richtig angekommen, da wurde ich schon von so einer Verrückten angefallen, die mir die Hosen vom Leibe schnitt! Meine Hosen, verdammt noch mal!"
"Mon dieu!" keuchte der Musketier entsetzt.
Eternia wollte gerade zu einem Vortrag über abfärbende Kleidung ansetzen und daß es sich nur um Vorsichtsmaßnahmen der Chefin handelte, bis seine Kleidung korrekt gewaschen und er mit schützender Unterwäsche versehen war, doch dann sah sie von ihrer Kladde auf und registrierte den Aufzug des Neuankömmlings.
"Öhm", machte sie nur und glotzte ungeniert.
"Begrüßt man so etwa einen super attraktiven neuen Star?!" schimpfte der Blondschopf weiter und stampfte mit dem Fuß auf, daß die Folie nur so raschelte. "Indem man ihn überfällt und ihm die Kleider runterreißt?!"
Eternias Blick war weiterhin nicht auf sein Gesicht gerichtet, als sie erwiderte: "Also, ich glaube, mit deiner Luftpolsterfolie stimmt was nicht. Könnte ich die Rolle noch mal eben zurückhaben, um sie zu kontrollieren?"
"NEIN!" schimpfte der junge Mann empört und zog die Folie enger um sich.
"Was ist denn hier los?!" fuhr Tamara wie ein kalter Nebel dazwischen. Ihre Stimme war gefährlich kühl und beherrscht. "Da hat man Eternia einmal so weit, daß sie tatsächlich arbeitet, und dann gibt's prompt Stau! Wer hält hier den Betrieb auf?!" wollte sie mit eisigem Blick wissen.
"Lady, ich halte hier den Betrieb auf, solange ich will!" schimpfte der junge Mann aufgebracht. Seine hitzige Aura prallte hart gegen ihre Mauer aus Eis, und der Temperaturunterschied zwischen beiden schien einen Sturm zu entfachen. "Und zwar so lange, bis ich meine Hosen zurückhabe! Und mein Shirt!"
"Dann klär das mit der Regisseurin und halte hier nicht die Schlange auf", entgegnete Tamara streng.
"Nur um sicherzugehen: Mit 'Regisseurin' meinst du die Verrückte?"
"Genau die. Reklamationen sind allesamt an die Chefin zu richten."
"Das wird noch ein Nachspiel haben!" meckerte der Blondschopf, als er mit wehender Folie von dannen zog. "Ich hab hier als sexy Frauenschwarm unterschrieben, aber nicht als Stripper!"
"Tut mir leid, wenn das dein Ego verletzt, aber du bist hier nicht der erste Nackedei und wirst auch nicht der letzte sein." Tamaras einzige Reaktion auf seinen Wutanfall war, daß sie eine Braue hob.
"Das lasse ich mir nicht gefallen! Ich habe auch meinen Stolz!"
"Dann stampfe halt wütend herum wie ein Elefant, anstatt dich in die Liste eintragen zu lassen. Aber heul nicht rum, wenn der Umzugswagen ohne dich abfährt und man dich hier vergißt."
"Pah! Als wenn man mich vergessen könnte!" rief der junge Mann und stolzierte zur Tür hinaus.
Eternia stand noch immer wie vom Donner gerührt. Sie hatte ihm nicht einmal ins Gesicht gesehen.
"Weißt du, wie der heißt?" fragte Tamara, als wenn nichts weiter gewesen wäre.
"Uh-uh", meinte Eternia. 'Zu viel Folie...' war alles, an was sie denken konnte.
"Na, dann werde ich mal schauen ob ich es herausfinde, ehe wir ihn am Ende tatsächlich hier vergessen. Schreib du schön weiter die Liste."
"Yup..."
"Reiß dich zusammen!"
"Yup!"
Der Musketier hatte sich nicht geregt. Als Tamara die Arme vor der Brust verschränkte und es in ihren Augen dunkel zu glühen begann schnappte sich Chevalie rasch eine Rolle Folie. "Ähm, nun gut... Ich lege dann mein Schwert mal hier ab und gehe, ja? Kiste 2, richtig?"
Die Schwarzhaarige brummte zustimmend. "Deinen Hut kannst du auch hierlassen, den packe ich für dich weg."
"Aber gerne, die Dame!" Er sah zu, daß er Land gewann. Diese eisige Lady war ihm unheimlich.
"Wir sehen uns dann in zwei bis drei Monaten!" rief ihm Tamara hinterher.
Eternia seufzte schwer. "Ach, so ein Pech, daß wir umziehen müssen. Hoffentlich ist der nach dem Umzug noch solo", murmelte sie.
Tamara klopfte den Hut aus und fragte: "Welcher von beiden?"
Die Blondine legte den Kopf schief. "Eigentlich egal welcher. Der eine hatte tolle Haare, der andere einen echt knackigen Hintern."
"Ach, ich hätte es wissen müssen... Warum frage ich überhaupt."
Unterricht bei Ghoulia <-- # --> Der Umzug - die Babies
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