Der Umzug - Wilhelma

"Wie viele Perücken sind es jetzt in der ersten Kiste?" fragte Tamara, die nicht überrascht war, als Eternia sich mit einem lauten Heulen schwer auf die Kiste stützte.
"Genau 20", schniefte sie, "Aber müssen wir die wirklich schon verpacken?"
"Stell dich nicht an, Eternia."
Die Blondine war völlig verzweifelt. "Aber... aber... Ich bin die Mistress of Disguise! Perücken sind mein Leben! Wie soll ich nur leben ohne... ohne... meinen SCHATZZZZ!"
"Oh bitte, nicht solche billigen Klischees! Außerdem hast du noch eine zweite Kiste voller Perücken."

"A ha ha ha ha haaaa!" ertönte es hämisch hinter ihnen. "Wie ich sehe kriechst du schon vor mir! Sehr schön! Ganz so wie es sich gehört, du Wurm!"
Eternia fuhr herum. "Wer wagt es...?!"
Tamara hob nur die Augenbrauen und musterte die Frau, die herrisch vor ihnen stand. In der Hand hielt sie einen Besen und ein überdimensionierter Hut zierte ihren Kopf. "Hm... Wilhelma, nehme ich an?"
"Deine Annahme ist richtig, Wurm!" Die blutunterlaufenen Augen der rothaarigen Hexe blitzten sie von oben herab an.

"Hast du etwas einzulagern?" fragte Tamara geschäftsmäßig.
Wilhelma gab ein belustigtes Geräusch von sich. "Nein, ich habe etwas einzuFORDERN! Auf keinen Fall reise ich mit solchem Gesocks wie ihr es seid. Ich verlange eine eigene Versandbox."
"Klar, kein Problem. Ich kümmere mich höchstpersönlich darum, daß sie nach Madagascar adressiert ist!" rief Eternia und baute sich drohend vor der Hexe auf.
"Du wagst es, die Stimme gegen mich zu erheben, du Made? Soll ich dich in eine Schnecke verwandeln?!" donnerte die Hexe.

"Jetzt hör mal gut zu, Schätzchen!" knurrte Eternia und merkte, wie auch Tamara neben ihr sich anspannte. "Wir mögen ja hier lieb und nett und hübsch sitzen und die Zöllner spielen, aber wenn du jetzt nicht deinen Hintern bewegst und mir aus den Augen gehst demonstriere ich dir, wie man Schmerzen bereitet!"
"Du? Welche Macht willst du haben? Ich spüre nicht die geringste Menge Magie in dir", höhnte Wilhelma.
"Richtig, Magie hab ich keine. Aber meinen Fuß, den spürst du, das garantiere ich dir!" Eternias Tonfall war nun gefährlich ruhig und irgendetwas an ihrer Haltung veranlaßte Wilhemas Grinsen dazu ihr aus dem Gesicht zu rutschen. Die Hexe musterte die Blondine nun genauer, bis sich erstauntes Erkennen in ihrem Blick zeigte. "Oh! Du... du bist..."
"Genau das bin ich! Sinistra kannst du vielleicht Angst machen, aber mir bestimmt nicht."

"Das werden wir ja noch sehen!" hallte Wilhelmas Stimme durch den Raum, als sie in einer Rauchwolke verschwand und nur Hut und Besen zurückließ.
"Bis bald und vergiß deine Folie nicht", bemerkte Tamara tonlos.
"Wow, was glaubt die wer sie ist?" schnaubte Eternia, noch immer wütend.
"Uhm... der Bösewicht von Dolltopia? Sinistras Erzfeind? Das macht sie doch recht gut. Auch wenn ich ihr Punktabzug geben würde. Ihr Auftritt ist wirklich ein wenig zu theatralisch."
"Den Bösewicht muß sie ja wohl nicht während der Drehpausen heraushängen lassen! Sinistra bekommt schon weiche Knie, wenn sie Wilhelma nur sieht."
"Sie ist aber auch sehr zart besaitet, das mußt du zugeben."
"Trotzdem. Führt sich hier auf wie eine Göttin!"

"Hat mich wer gerufen?" fragte eine glockenhelle, doch leicht abwesende Stimme.
"Ugh!" machte Eternia und riß sich zusammen. "Nein, Charlotte. Tut mir leid, daß du dich angesprochen gefühlt hast."
"Oh." Charlotte drehte eine Locke zwischen ihren Fingern, schaute dabei aber zur Decke hoch. "Nun, wo ich schon einmal da bin könnte ich ja auch in der lustigen Kiste reisen?"
"Wieso mußt DU in einer Kiste... ?"
Tamara unterbrach ihre Freundin rasch. "Ob Göttin oder nicht, Dals sind erst nächste Woche dran, wenn wir Stoffkiste 2 befüllen."
"Oh. Nun ja." Geistesabwesend schlenderte Charlotte von dannen.

"Meine Güte", murmelte Eternia, "die Verrückten nehmen hier einfach kein Ende."

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