Leise wie ein Schatten war der Mann aufgetaucht. Er trug einen Speer in der Hand und zwei weitere auf dem Rücken. Trotzdem sah Sinistra ihm freundlich und gelassen entgegen. "Hallo." Sie deutete eine Verbeugung an. "Wer sind Sie?"
"Mein Name hat dich nicht zu interessieren, und du wirst auch meinen Gefährten nicht nach seinem Namen fragen, Frau", sagte der Mann ruhig, aber bestimmt.
Sinistra bemühte sich nicht aus der Fassung zu geraten, und merkte daher auch nicht, wie Eternia neben ihr erst bleich und dann regelrecht grün im Gesicht wurde. Die Augen der Blondine irrten hektisch hin und her, sie suchte nach einem Versteck.
Die Schwarzhaarige schaffte es ruhig zu bleiben. "Na schön. Wir haben hier also einen unfreundlichen Ninja plus Begleitung. Und mein Name ist übrigens Sinistra."
"Es ist nicht meine Absicht unfreundlich zu sein", stellte der Mann in einem sehr unfreundlichen Ton fest. "Es ist nur besser für dich, wenn du nicht weißt, wer wir sind."
Als Eternia sich ängstlich hinter sie drängelte merkte Sinistra endlich, daß etwas nicht stimmte. Ihr brach der kalte Schweiß aus. Kannte Eternia diesen Mann? Wenn ihre mutige Freundin solche Angst vor diesem Kerl hatte, wie böse und mächtig mußte er sein? Und sie sollte das regeln? Sie allein? Die Elementaristin schluckte.
"Nun denn. Und wo ist dein Begleiter?" Da der Ninja sie nicht höflich ansprach ging auch sie zur Umgangssprache über.
Die Frage stellte sich als unnötig heraus, da in diesem Moment ein Mann in einem schwarzen Kimono gemächlich zu ihnen hinüberschlenderte. Er sah sich interessiert um, schaffte es dabei jedoch gleichzeitig absolut gleichgültig und abwesend zu wirken, was eigentlich unmöglich war.
"Herr." Der Ninja verbeugte sich tief, blieb dann angespannt, jederzeit bereit seinen Meister zu beschützen.
Sinistra spürte eine seltsame magische Aura an dem Mann im Kimono, empfand sie aber als weitaus weniger bedrohlich als den Ninja. Was sie spürte war eigentlich keine Kraft, sondern im Gegenteil die absolute Abwesenheit von allem. Von dem Mann ging nichts Bedrohliches aus, doch auch nichts positives. Er war wie leerer Raum. Sinistra bekam eine Gänsehaut. "Guten Tag", grüßte sie tapfer.
Der Mann antwortete nicht. Sein Blick streifte sie kurz, ehe er wieder damit begann gleichmütig die Landschaft zu betrachten. Er hatte strahlend pinke Augen, was es unwahrscheinlich machte, daß er ein Mensch war.
"Ähm, hallo?" hakte Sinistra vorsichtig nach.
Der Ninja reagierte. "Verzeiht. Mein Herr befindet sich in einer unangenehmen Zwischenphase, die es ihm unmöglich macht Kommunikation zu betreiben."
"Verstehe." meinte Sinistra, die gar nichts verstand. Hieß das etwa, der Mann war mitten in einer Metamorphose?
"Ihr müßt alle sperrigen Gegenstände abgeben, um für die Kiste zugelassen zu werden", informierte die Frau die beiden Männer und bemühte sich, daß ihre Stimme nicht zitterte. "Das bedeutet auch, daß du deine Waffen ablegen mußt, Ninja."
Der Ninja sah seinen Herrn an, der nur leicht nickte. Widerwillig trennte er sich von seinen Speeren. "Wann werde ich die zurückbekommen?"
"Ähm, ich weiß nicht, ich denke gleich nach der Ankunft. Eternia weiß sicher mehr. Eternia...?"
"...?" Sinistra erstarrte. Erst jetzt fiel ihr auf, daß Eternia sich an den Kisten hinter ihnen zu schaffen gemacht hatte.
Die Blondine fuhr herum. Sie trug Maos Brille und versteckte sich unter einer albernen, viel zu großen Perücke. "Was du wollen?" fragte sie mit verstellter Stimme. "Du wissen, daß ich sehr schlecht sprechen Deutsch. Ich nix verstehen."
Im Kopf der Elementaristin wirbelten die Gedanken durcheinander. Was hatte das bloß zu bedeuten? Sie wandte sich zurück an die beiden Männer, ein ängstliches Zittern unterdrückend. "Es tut mir leid, scheint so, als sei meine Kollegin, die alles weiß, gerade nicht da. Tusnelda hier weiß leider auch nichts genaues."
"So, ist das so?" Der Ninja blickte sie scharf an. Der Frau fiel auf, wie übermüdet er unter seiner Schminke zu sein schien. "Dann werde ich mir meine Waffen wieder abholen, sobald wir angekommen sind."
"Ist gut. Bitte geht dann jetzt in die Kiste." Sinistra tat ihr bestes, um Eternia nicht im Stich zu lassen, und hielt sich tapfer.
Der Mann im Kimono lächelte unergründlich und ging mit einem leichten Nicken zum Abschied an ihr vorbei.
Der Ninja folgte ihm, passierte dabei auch Eternia. Kaum war er weitergegangen sackte diese erschöpft und erleichtert auf den Rand der Perückenkiste. In dem Moment blieb der Krieger stehen. Ohne sie anzusehen sagte er: "Du bist aus der Übung, Tahome. Geradezu erbärmlich, dieser Auftritt. Das kannst du besser."
Eternia keuchte auf und wurde weiß wie die Wand. Auch der Mann im Kimono hielt nun inne, wandte sich aber nicht um.
Der Ninja verharrte ebenfalls reglos. Plötzlich meinte er: "Keiner entkommt dem Schicksal. Auch du nicht. Wir sehen uns in Dolltopia."
Dann ließ er sie sitzen und folgte seinem Herrn.
Keiner konnte sehen, wie sich auf dem Gesicht des Mannes im Kimono zuerst etwas wie milde Belustigung und danach eine eigenartige Mischung aus Mitleid und Traurigkeit zeigte. Seine Augen flackerten, wurden kurz schwarz. Dann verschwanden diese Regungen so schnell, wie sie gekommen waren, und machten wieder absoluter Gleichgültigkeit Platz.
Kommentare
Wann gibt es da die Hintergrundgeschichte??????????
(arme Eternia...)
Ich plaudere mal aus dem Nähkästchen: Damals gab es probeweise Pärchenfotos, die ich meinen Freundinnen vorgelegt und gefragt habe, wer von denen Eternias fester Freund sein soll. Auf dem einen waren Eternia und Sol, auf dem anderen Eternia und der Ninja...
Und dann kam etwas noch viel fürchterlichere s heraus! Muhawhawhaaaaaaaaw!
Um die Spannung noch zu erhöhen: Der Taeyang im Kimono ist zufällig eigentlich Filato - der Bräutigam, der passend zur Braut Eternia hergestellt wurde.
...So, was kam dabei raus?
Nur soviel: Wenn sich das hier aufgelöst hat, dann hat Eternias Suche nach einem Mann ein Ende. Bis dahin vergeht also noch viiiiel Zeit, damit sie all die falschen Männer "ausprobieren" kann. ;)
Allerdings muß bis dahin der Mann im Kimono in der Tat noch so einige Metamorphosen hinlegen. Es fehlen ihm noch Klamotten, Accessoires und ein bißchen Farbe im Gesicht. Eventuell eine zweite Perücke.
Ich habe wahnsinnig viel Glück gehabt mit seinem zweiten Augenpaar, die Chance das zu bekommen war astronomisch klein. Das pinke hier muß ich allerdings noch etwas überarbeiten, sie sollten eher rot sein, lol.
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