Sinistra sprang überrascht vom Sofa auf und warf ihr Buch beiseite, als Eternia schwer beladen ins Wohnzimmer torkelte. "Ah, gut daß du hier bist, Sinistra! Da muß ich ja gar nicht lange nach dir suchen", keuchte die Blondine und stapelte ihre Last mitten ins Zimmer.
"Was ist das alles, Eternia?" wollte Sinistra wissen. "Spielzeug?"
"Ja, genau! Spielzeug für Japo und die anderen Kleinen, damit sie auch mal drinnen spielen können!"
"Ooooh!" rief Sinistra entzückt. "Heißt das, wir haben beim Preisausschreiben gewonnen?!"
"Du meinst den Fotowettbewerb bei Plastikpop?" Eternia schnaubte unwillig, als sie sich an all die Arbeit erinnerte, die sie damit gehabt hatten das Foto für ihre Einsendung zu erstellen. Sogar mit den Babies hatte sie sich dafür abgeplagt. "Ach, iwo! Nach dem Einsendeschluß haben wir niemals wieder von dem Wettbewerb gehört oder das Gewinnerfoto zu Gesicht bekommen!"
"Aw, das ist ja irgendwie..." fing die Elementaristin an, verlor sich aber. Sie hatte ja nicht unbedingt damit gerechnet, daß sie gewinnen würden, aber das Ergebnis hätte sie schon gerne gehört.
"Ja, genau! Diese Sachen hier sind ehrlich gekauft!"
"Aber nicht von dir, oder? Du hast heute morgen noch gejammert pleite zu sein."
Eternia sah sie mit einem undeutbaren Ausdruck an, der irgendwo zwischen "sei nicht so unverschämt" und "bin peinlich berührt" lag. "Natürlich nicht. Die Chefin hat's gekauft und ich hab angeboten ihr mal etwas Arbeit abzunehmen."
"Das sieht dir ja gar nicht ähnlich!"
"Die soll nähen, damit Dolltopia endlich weitergeht!"
"Stimmt!"
"Dann mal an die Arbeit!"
"Ach, du meine Güte!" rief Eternia entsetzt und schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als sie die Menge an Kleinteilen sah. "Ich dachte wir müßten da nur ein paar Aufkleber draufmachen und ein paar Teile zusammenstecken!"
"Das sieht etwas komplexer aus, da hast du recht", stimmte Sinistra zu, während sie die japanische Bauanleitung aufmerksam studierte, ohne auch nur ein Zeichen zu verstehen.
"Was ist denn das hier für ein Teil? Eine Küchentheke?" - "Eternia, das ist die Eingangstür vom Haus." - "Und das hier?!" - "Ähm... keine Ahnung?"
"Boaaah! Deshalb hat die Chefin also so gegrinst, als ich ihr Hilfe angeboten habe!"
"Was sollen wir denn jetzt machen? Haben wir überhaupt ein scharfes Messer? Oder wie bekommen wir die Einzelteile von den Gußrahmen ab?"
"Pff, wir haben ja nicht mal Kleber! Ich kann dir sagen, was wir jetzt machen!" Eternia stand resolut auf.
"Wir bringen die Verpackungen in die Mülltonne und dann gehen wir in die Eisdiele und lassen den ganzen Kram bis morgen liegen."
"Aber wie soll uns das denn helfen, Eternia?"
"Das weiß ich auch noch nicht, aber es verschafft uns Zeit uns etwas auszudenken."
"Wie wir die Sachen doch aufgebaut bekommen?"
"Wie wir sie der Chefin doch zurückgeben, ohne völlig blöd dazustehen!"
"Oh... okay!" Sinistra nahm ihre Handtasche.
Als die Schwarzhaarige am nächsten Morgen ins Wohnzimmer ging, um alles zusammenzupacken, traf sie fast der Schlag. "Eternia! Eternia, komm schnell!"
"Was ist denn los?" keuchte die Blondine erschrocken, nachdem sie die Treppe heruntergepoltert und ins Zimmer gestürmt war. "Sag nicht, es ist etwas kaputt gegangen!"
"Nein, sieh selbst..." meinte Sinistra mit großen Augen und deutete auf den Boden.
Auch Eternia verschlug es erstmal die Sprache. "Was... wie... Warst du das?"
"Nein! Ich hab keine Ahnung von Modellbau!"
"Und einer deiner Helfer? Ein Elementar? Ein Geist?"
"Auf keinen Fall!"
"Aber ich war's doch auch nicht!" rief Eternia schockiert.
Die Blondine kniete sich hin und untersuchte die Spielzeuge genauer. "Das hat nicht irgendein Amateur zusammengebaut", meinte sie vorsichtig. "Alles ist mit scharfer Klinge ausgeschnitten und gesäubert worden." - "Ich dachte du kennst dich mit Modellbau nicht aus?" - "Damit nicht, aber mit Messern", meinte Eternia leichthin. "Ich sehe auch keine Klebespuren, und mit den Aufklebern hat sich jemand größte Mühe gegeben."
"Also, ich bin mir sicher, daß keiner von uns geschlafwandelt ist und das hinbekommen hat. War es vielleicht die Chefin?"
"Wieso hätte sie die Sachen dann noch hier stehen lassen sollen? Sie sind ja nicht für uns."
"Hm. Jetzt bin ich überfragt."
Sinistra spielte gedankenverloren mit einem der Püppchen. "Das sind wirklich ganz reizende Spielsachen", meinte sie.
"Ja, sie sehen den echten Sylvanians wirklich sehr ähnlich." Die beiden konnten das beurteilen, schließlich wohnten die Sylvanian Families direkt über ihrem Puppenhaus. "Aber die brechen auch weder hier ein, noch haben sie die richtigen Hände, um solche Sachen zu bauen."
"Das glaube ich auch nicht", stimmte Sinistra zu. "Was ich sagen wollte ist, so niedlich diese Figuren auch sind, sie gruseln mich im Moment mehr als ein gereizter Mantikor."
"Da kann ich dir nicht wirklich widersprechen." Es fiel Eternia schwer, es zuzugeben. "Allerdings machen sie mich auch verdammt neugierig."
"Neugierig? Was für ein Phantom dahintersteckt?"
"Nein, wo sich hier in der Nachbarschaft ein bastlerisches Genie versteckt, das sich nicht scheut anderen die schwierige Arbeit abzunehmen und dafür alle Hürden überwindet."
"Und du glaubst das finden wir heraus?"
"Oh, da bin ich mir sicher. Wart's nur ab, Sinistra. Wart's nur ab."
Kommentare
...und Sinistra mit Sylvanian Püppchen ist wirklich süß
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