Es dauerte fast zwei volle Wochen, in denen sie eifrig Textnachrichten über Bücher und gelegentlich über andere Themen ausgetauscht hatten, ehe Caleb Freitag abends anrief und fragte, ob er vorbeikommen könne. Jade warnte ihn vor, daß sie in keiner guten Stimmung sei, aber er beharrte darauf ihr Buch zurückgeben zu wollen, also sagte sie ihm, daß er willkommen sei.
Keine zehn Minuten später stand er bereits vor ihrer Tür.


"Meine Güte, hast du aus dem Bus angerufen? Komm rein, Caleb!" murmelte sie. Es war ihr wirklich deutlich anzusehen, daß sie miserabler Laune war, und er seufzte innerlich. "Hallo, Jade. Wie war dein Tag?" fragte er höflich, darauf hoffend, daß es nur ein Problem auf der Arbeit gab, das sich schnell würde lösen lassen.
"Mein Tag? Die halbe Woche war ätzend", gab sie zurück und schlug die Tür hinter ihm zu, machte aber keine Anstalten ins Wohnzimmer zu gehen. Dann sprachen sie halt hier miteinander, das war ihm auch recht.
"Warum, was ist passiert?"
"Sally aus der Buchhaltung treibt es einfach zu weit!" fuhr Jade auf.
Caleb war so überrascht, daß er zunächst gar nichts sagte. Es war tatsächlich ein Arbeitsplatzproblem?
Die junge Frau deutete sein Schweigen als Aufforderung weiterzusprechen. "Schon in meiner ersten Woche hat sie mich am laufenden Band veralbert. Ständig wollte sie mir weis machen in dieser Stadt gäbe es Vampire und einer davon hätte ihren Nachbarn angefallen! Vampire! Als wenn ich auf so einen dummen Streich hereinfallen würde!"

Unsicher trat er einen halben Schritt zurück, als er die Wut in ihrem Gesicht sah. Er machte den Mund auf, wußte aber nicht, was er sagen sollte.
"Dann wurde ich befördert, dank deiner Tipps mit dem Charisma! Ich dachte, ich sei sie endlich los!"
"Du wurdest befördert, Jade? Herzlichen Glückwunsch!"
"Wie? Ach so, ja, ich bin jetzt Büroassistentin. 4$ mehr in der Stunde sind schon eine nette Sache, und die Arbeitsuniform ist auch schicker." Durch seinen Einwurf hatte sie den Faden verloren, und sie überlegte kurz. "Wo war ich? Ach ja! Ich wurde also befördert, und Sally war darüber anscheinend so wütend, daß sie mir eins auswischen mußte! Aber sie hat es deutlich übertrieben!"
"Ein Bürostreich also?"
"Wenn es wenigstens das gewesen wäre! Nein, sie hat mir jemanden hierher geschickt, der an meine Tür gehämmert und mich zu Tode erschreckt hat!" Die Erinnerung daran genügte, um ihre Wut verrauchen zu lassen und sie durch Angst zu ersetzen. Ihre Augen schimmerten feucht. "Es war spät nachts und ich war schon umgezogen fürs Bett, als dieser glatzköpfige Kerl plötzlich wie wild klopfte und mich durch die Tür hindurch anstarrte, als sei er wahnsinnig! Meine Adresse herauszusuchen und sie so einem Freak zu geben, nur um mich zu erschrecken, das geht ja wohl zu weit, oder?! Seitdem habe ich ständig Angst, daß er noch mal hier auftaucht, während sie auf der Arbeit so tut, als sei nichts gewesen."

Sie zitterte, und ohne darüber nachzudenken zog er sie in eine vorsichtige Umarmung. Heute ließ sie es zu und legte leise schniefend den Kopf auf seine Schulter. Caleb war sich nicht so sicher, ob es sich bei der Angelegenheit wirklich um einen Streich handelte. Seine Vermutung war, daß diese Sally rein gar nichts damit zu tun hatte. Er trat etwas zurück, nahm Jade bei den Schultern und sah ihr fest ins Gesicht. "Was war das für ein Kerl? Wie sah er aus, was hat er getan?"
Sie mußte nicht lange überlegen. "Graue oder schwarze, altmodische Kleidung. Gebückte Haltung, Glatze, spitze Ohren, glühende Augen in tief eingefallenen, dunklen Höhlen, hellgraue, fast weiße Haut. Und Reißzähne. Kurz, der Kerl sah aus wie Nosferatu! Geht es noch offensichtlicher?! Er starrte mich an ohne zu zwinkern und verlangte immer wieder ich solle ihn hereinlassen. Dann... dann hat er die Zähne gebleckt und so getan, als wolle er die Tür aufbrechen! Er sah so echt aus mit seiner Maske!"
"Aber du hast ihn nicht hereingelassen?!"
"Nein, natürlich nicht! Aber er ist einfach nicht gegangen! Über eine Stunde stand er da. Ich hab mich erst im dunklen Wohnzimmer versteckt, und als er nicht ging habe ich ihm sogar zugerufen, daß ich die Polizei rufen würde, wenn er nicht verschwindet. Aber er ging trotzdem nicht! Ich hab in der Nacht kein Auge zugetan!"

Caleb erstarrte. Straud. Was Jade da beschrieben hatte war eindeutig die dunkle Jagdform von Graf Vladislaus Straud IV., seinem Nachbarn. Straud war ohne Zweifel sowohl der mächtigste als auch der bösartigste Vampir in der ganzen Stadt und weit darüber hinaus. Noch dazu hielt er überhaupt nichts von der recht neuen Bewegung in der Vampirgemeinschaft mit Menschen friedlich zusammenzuleben und sie nicht beim Essen zu töten. Sie hatte wahnsinniges Glück gehabt, nicht seiner dunklen Magie zum Opfer gefallen zu sein. Der junge Mann fühlte sein Herz wie wild schlagen, ihm wurde nun selbst schwindelig. Kurzentschlossen riß er Jade erneut an sich, diesmal auch, damit seine eigenen Knie nicht weich werden konnten.
Die Schwarzhaarige beruhigte sich nur schwer wieder. "Wie bösartig muß man sein, um jemandem einen solchen Streich zu spielen? Kannst du mir das sagen, Caleb?" fragte sie mit erstickter Stimme.
Er nahm sie erneut an den Schultern und sah ihr fest in die Augen. "Jade... Versprich mir, daß du ihm niemals die Tür öffnest, ja? Versprich mir, ihn niemals in dein Haus einzuladen!"
"Natürlich lasse ich diesen Creep nicht herein!" rief sie laut, und Tränen kullerten ihre Wangen hinab. "Er hat mir alles verdorben! Ich kann nie wieder einen Horrorroman lesen, geschweige denn, daß ich Vampirfilme jemals wieder ertragen kann!"

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Kommentare   

+1 # mjkj 2018-06-06 14:57
Arme Jade - aber wieso konnte er nicht einfach rein, wie bei Beryl? :o

Ugh, er hätte ihr wirklich sagen können, daß es Vampire wirklich gibt. :sigh:
+1 # Eph 2018-06-06 21:42
Das ist so:
- Wenn der Sim schläft kann das Spiel mit jedem beliebigen Vampir ins Haus einbrechen, der gerade Hunger hat.
- Wenn ich den Vampir spiele gibt es eine Vampirkraft zu kaufen, mit der derjenige Türen nach Belieben auf- und zuschließen kann. Caleb und Lilith haben diese nicht.
- Wenn jemand klopft ist derjenige zum Plaudern und Anfreunden vorbeigekommen, aber so war's dramatischer, und wer macht Straud schon auf? ;)
- Es gibt noch zwei weitere Möglichkeiten bei anderen beliebig ein- und auszugehen, aber dazu später mehr. ;)