"Hui, dein Haus hat aber große Fenster! Das ist ja eine wahnsinnige Aussicht", lobte Jade, nachdem Beryl sie hereingebeten hatte und sie sich ein wenig umsehen durfte.
Beryl, die mit ihr einen Saft zur Begrüßung getrunken hatte, brachte die leeren Gläser in die Küche und ließ sich dann aufs bequeme Sofa fallen. "Das dachte ich am Anfang auch, aber nach ein paar Tagen hat sich doch gezeigt, daß der Berg auf der anderen Flußseite fast das gesamte Licht schluckt."
"Dafür ist es im Haus nicht heiß, das ist doch auch etwas wert in diesem Klima, oder?" Jade dachte an ihr eigenes Haus. "Bei mir ist es immer düster, egal auf welcher Seite vom Haus gerade die Sonne steht."
"Dann solltest du vielleicht über größere Fenster nachdenken?"
"Selbst wenn ich dafür Geld hätte, ich würde mich dann unwohl fühlen, weil die Nachbarn hereinstarren könnten."
Beryl lachte. "Ja, in dem Punkt habe ich es hier wohl besser als du. Ständig Angler vorm Wohnzimmerfenster zu haben ist sicher nicht angenehm. Falls im Berg Eremiten wohnen sind sie sehr diskret, und dank dem starken Gefälle hier sind die Angelstellen auch alle weiter die Straße runter. Aber setz dich doch! Du wolltest sicher nicht über Lichtverhältnisse und Hausbau sprechen, oder?"

Mit einem Seufzen ließ ihr Gast sich neben ihr nieder. "Ach, ich weiß gar nicht recht, worüber ich sprechen will. Mir war einfach langweilig!"
"Hmmm, dann lehne ich mich mal weit aus dem Fenster und gebe ein Thema vor, von dem ich meine, das es interessant sein könnte: Männer?"
"Ich hab dir doch gesagt, ich kann das nicht! Reden wir lieber über deinen Garten oder sowas."
"Jade, wir müssen ja nicht über Caleb reden. Das Thema ist einfach nur 'Männer', okay? Also, wie war dein letzter Freund so und wieso bist du wieder Single?"
"Um ehrlich zu sein - ich hatte noch nie einen Freund."
"Potzblitz! Du siehst mich erschüttert!" Die Rothaarige fuhr überrascht auf. "Noch nie?!"
"Nein."
"Auch nicht fast, für ein paar Dates, hinterm Schulklo rumgeknutscht, irgendwas?"
"Nein. Du tust ja fast so, als sei das ein Verbrechen."
"Natürlich ist es das nicht, Schatz, ich habe nur nicht mit einer solchen Antwort gerechnet. Wie alt bist du denn?"
"20. Und du?"
"Na, das erklärt es wenigstens ein bißchen. Ich bin 24. Damit bin ich zwar Äonen älter als du junger Hüpfer, aber ein bißchen spät dran bist du trotzdem", Beryl lächelte aufmunternd, woraufhin die andere verlegen grinste. "Ich habe es halt nicht so eilig mit solchen Dingen."
"Soll heißen, du hast bislang nicht mal dran gedacht, oder?"
"Das stimmt." Jade lächelte noch verlegener. "Auf die eine oder andere Art haben meine Eltern immer dafür gesorgt, daß ich gar nicht die Zeit und Muße hatte mich zu verlieben. Ich brauchte immer gute Noten und mußte nach der Schule gleich nach Hause kommen. Wie viele Freunde hattest du denn schon?"
"Feste Freunde? Vier oder fünf, ich weiß nicht, ob man Tom da mitzählen sollte, wir waren beide erst 15 und nach drei Wochen peinlicher Dates war auch schon wieder Schluß. Wenn wir hingegen von Sexpartnern reden... ich weiß nicht, vielleicht zwei Dutzend." Sie bemerkte, wie ihr Gast sie mit roten Wangen anstarrte. "Was? Ist das etwa ein Problem für dich?"
Jade schüttelte den Kopf. "Nein! Wir sind nur so extrem unterschiedlich. Ich könnte niemals... mit jemandem, den ich nicht liebe. Nein, das wäre nichts für mich."

"Aw, wie süß! Sowas in der Art hat Caleb auch gesagt!"
"Über mich?!" fuhr Jade entsetzt auf, doch Beryl beruhigte sie direkt mit einer Geste. "Nein, über sich selbst! Aber entschuldige, wir wollten ja nicht über ihn sprechen." Die Rothaarige setzte ihre Worte gezielt ein, und sie merkte sofort, daß sie damit die gewünschte Wirkung erzielte. Ihr Gegenüber wurde innerlich ganz aufgeregt und hätte nun definitiv gern weiter über das Thema gesprochen. Dann schüttelte Jade erneut den Kopf, wobei sie dieses Mal wohl sich selbst eine Abfuhr erteilte, und atmete tief durch. "Es ist wohl wirklich irgendwie peinlich, wenn man das Erlebnis, das am ehesten an ein Date rankommt, mit seinem besten Freund hatte, huh?"
"Ach was! Wenn man mit einem Freund keinen Spaß haben kann, wozu sollte man dann befreundet sein? Was unterscheidet denn einen Kinobesuch mit einem Freund großartig von einem Date? Klar, bei letzterem macht man zwischendurch vielleicht in der letzten Reihe herum, aber man schaut immer noch zusammen einen Film an. Versuch gar nicht erst auf alles krampfhaft einen Aufkleber zu machen und es zu trennen."

Darüber dachte Jade kurz nach, dann seufzte sie. "Trotzdem hätte ich auch gerne mal ein richtiges Date."
"Mit Caleb?" bohrte Beryl gnadenlos nach.
Ihr Gast rutschte auf dem Sitz herum. "Wir wollten doch nicht über ihn reden!"
"Wieso eigentlich nicht?"
"Weil... weil du ihn auch magst, oder nicht?"
Als sie Jades traurigen Blick sah fing die Rothaarige unwillkürlich an zu lachen. Sie mochte ihre neue Freundin inzwischen viel zu sehr, um sie weiter zu quälen. "Oje, oje! Da muß ich wohl etwas klarstellen. Will ich Caleb an die Wäsche? Oh ja! Will ich mit ihm gehen? Potzblitz, nein!"
"Sicher nicht? Er ist doch... ein Traum?" gab die Schwarzhaarige mit glühenden Wangen zu bedenken.
Auf diese vorsichtige Nachfrage hin lachte Beryl noch lauter. "Du tust dir gerade keinen Gefallen, wenn du ihn mir auch noch anpreist, Schatz! Ja, er ist ganz süß, aber sicher nicht das beste, das hier in der Stadt herumläuft. Paß auf, Jade. Das ist ein Versprechen unter Frauen! Ich nehme ihn dir nicht weg."
"Whoa, ich bin... ich meine..."
"Ja, ja, ihr seit kein Paar, bla bla. Ich bin jetzt mal schonungslos ehrlich. Caleb läßt mich abblitzen, seitdem wir uns zum ersten Mal begegnet sind, und der Grund, warum ich dich kennenlernen wollte, war, herauszufinden, wieso er so begeistert davon ist mit dir etwas zu unternehmen, und das für mich zu nutzen."

Jades Unterkiefer sackte herab. "Was?! Du wolltest mich nur benutzen, um an ihn heranzukommen?!"
"Ursprünglich ja. Aber ganz ehrlich, Jade, inzwischen mag ich dich viel zu sehr. Mit dir kann ich super lachen und wir haben total viele gleiche Interessen. Du hattest noch nie einen Freund, also schwöre ich hiermit feierlich, daß ich meine hübschen Pfoten von Caleb lasse, bis du nichts mehr von ihm willst. Aber ich bekomme alle Details erzählt, klar?"

Das mußte erst einmal auf beiden Seiten sacken. Schließlich meinte Jade mit einem zaghaften Grinsen: "Wenn ich ehrlich bin wollte ich am Anfang von dir ja auch nur mehr über Caleb erfahren, also darf ich dir wohl nicht böse sein."
"Sehr gute Einstellung! Dann laß uns endlich mal die unangebrachte Schüchternheit beiseite schieben und darüber sprechen, was du falsch machst."
"Was ich falsch mache?!"
"Na, irgendwas mußt du doch falsch machen, wenn du nur auf der Stelle trittst und er mir ständig sagt 'Nein, nein, Jade Sparkle und ich sind nuuuuur Freunde!'. Hast du ihm schon mal gesagt, daß du mehr willst?"
"Nein, wo denkst du hin!" fuhr Jade auf, ehe sie leiser fortfuhr: "Ich will ja, aber ich trau mich nie."
"Aber wieso denn nicht?"
"Weil ich das noch nie gemacht habe, und weil er mich bestimmt gar nicht auf diese Weise mag. Du hast es doch gerade selbst gesagt, er sieht uns nur als Freunde."
"Pff! Das kannst du nicht wissen, ehe du es nicht versucht hast. Aus meiner Sicht hat er nur noch keine Ahnung, daß er dich auch mag. Kommt schon mal vor. Du hast doch eine Menge zu bieten, schau dich an!"

Jade warf ihr einen sehr zweifelnden Blick zu, und Beryl beschloß, sich heute einmal als weise große Schwester zu betätigen. "Jetzt erzähl mir erstmal von diesem Fast-Date, das du gerade angesprochen hast."
"Na schön. Also, das war so..."

Sie plauderten fast eine Stunde lang, und Beryl hatte viel zu lachen dank Jades blumiger Beschreibungen einiger Details. Als es hingegen um den scheinbar Wahnsinnigen im Museum ging mußte die Rothaarige sich auf die Zunge beißen, denn für sie war offensichtlich, daß der Mann zwar wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte, aber Caleb eindeutig als Vampir erkannt haben mußte und selbst einer werden wollte. Sie wollte es Jade so gerne sagen, doch sie hatte versprochen still zu sein, und daran wollte sie sich halten, zumal sie nicht glaubte, daß Jade irgendeine Gefahr von Caleb drohte.
Schließlich kam Jade zum Schluß und Beryl meinte: "Mann, da ist es aber schwer, etwas dazu zu sagen, ohne es selbst gesehen zu haben! Weißt du was?! Pfeif drauf, daß wir unsere Freundschaft verheimlichen wollten! Wir müssen unbedingt mal etwas zu dritt unternehmen. Ich brenne darauf zu sehen, wie das Vampirchen mit dir umgeht im Vergleich zu mir, gerade wenn ich auch dabei bin."
"Ähhh... Vampirchen?"
Beryl erstarrte lediglich für einen Sekundenbruchteil, ehe sie sich nahtlos wieder fing. "Ach, das ist so ein Insider Gag zwischen uns, weißt du? Er hat den Spitznamen von mir verpaßt bekommen, wegen seiner Zähne..."
"Oh..." Die Schwarzhaarige wollte dazu nichts weiter sagen, da sie ja anfangs ähnliches gedacht hatte, den Namen aber etwas gemein fand. Es versetzte ihr allerdings einen Stich, daß sie als einzige von ihnen dreien keinen Spitznamen für einen der anderen hatte, und sie fragte sich, ob Caleb auch für Beryl einen Kosenamen hatte. Sie konzentrierte sich wieder aufs Thema und gab perplex zu: "Genau dasselbe habe ich vor ein paar Tagen auch gedacht! Ich würde zu gerne sehen, ob er sich dir gegenüber ebenso verhält wie bei mir."
"Tja, großartige Geister denken eben ähnlich!" Beryl lachte und heckte mit ihr einen Plan aus.

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Kommentare   

+1 # mjkj 2018-06-28 10:22
Oh, wow...

Beinahe rausgerutscht...

Gute Rettung, Beryl...

Naja, bin dann mal gespannt, wann Caleb was sagt... :sigh: