Ihre Unterhaltung erlahmte kurz, während sie gemeinsam die Nachrichten anschauten, doch nachdem eine Late Night Sendung begann nahm Summer das Gespräch wieder auf. "Forgotten Hollow sollte dringend einmal etwas für die Öffentlichkeitsarbeit tun! Euer See ist malerisch, aber ansonsten ist bei euch der Hund begraben. Ihr braucht ein Stadtfest oder so etwas!"
Mit diesem Kommentar hatte Caleb nicht gerechnet. Er lachte. "Vielleicht könnten wir das diesjährige Kürbisfest ausrichten, aber ich fürchte, bereits damit werden die meisten Anwohner an die Grenzen ihres Wohlwollens stoßen."
"Das ist gar keine schlechte Idee, weißt du! Wie ich hörte soll der Wintermarkt in diesem Jahr in Newcrest stattfinden, wegen des gemäßigten Klimas und als Werbung. Der war sonst immer in Willow Creek, aber ich gönne es dem neuen Stadtteil, auch mal Leute anzuziehen! Wenn ihr das Kürbisfest nicht wollt, nehmen wir es gerne!"
"Das Winterfest in Oasis Springs zu feiern wäre ja auch ganz schön doof", ließ Travis sich vernehmen. "Ich frage mich, welches Stadtfest sie dort abbekommen?"
"Die haben sowohl das beste Fitneßstudio als auch die beste Bar, Oasis Springs braucht kein Stadtfest!" ulkte Summer, und sie lachten.
Als Travis gerade Einspruch erheben wollte ging die Tür auf und eine vornübergebeugte Gestalt schlurfte herein. Daß es sich um Liberty Lee handeln mußte konnte sich Caleb nicht nur erschließen, er erkannte es auch an ihrer Arbeitskleidung, die identisch zu der seiner Schwester war. Die junge Frau murmelte nur "N'Abend, bin wieder da." und schlurfte einfach weiter, ohne die Anwesenheit eines Gastes auch nur zu bemerken.
Travis und Summer grüßten fröhlich, so daß der Vampir sich auf ein leises 'Hallo' beschränken konnte ohne aufzufallen.
"Ist eure Mitbewohnerin immer so müde?" fragte er vorsichtig, als der Neuankömmling außer Hörweite war.
Travis rollte nur mit den Augen, während Summer meinte: "Ich weiß nicht, was du meinst, sie ist heute doch sehr lebhaft?"
"Ich hoffe nur, sie geht direkt ins Bett und blockiert nicht wieder die halbe Nacht meinen Computer!" murmelte der Blondschopf vor sich hin. "Ich habe morgen ein wichtiges Projekt und brauche auch mal meinen Schlaf." Er nahm seiner Freundin den leeren Teller ab und brachte das Geschirr zur Spüle. Auch Summer erhob sich. "Ich sollte dann mal den Abwasch machen!"
"Nein, ist schon gut!" Travis kam schnell zurück. "Ich bin an der Reihe! Unterhalte du dich doch weiter mit unserem Gast und ich kümmere mich nachher um alles, okay?"
"Aw, das ist lieb von dir, Travis!" Die Blondine und ihr Mitbewohner umarmten sich, was Caleb mit einigem Bauchweh zur Kenntnis nahm. Die beiden waren auch nur alte Freunde, und bei ihnen gab es keine seltsamen emotionalen Grenzen. Allerdings mußte er zugeben, daß die zwei auch weiterhin keine anzüglichen Bemerkungen machten.
"War nett mit dir zu plaudern, Caleb! Aber jetzt muß ich erstmal meinen Computer vor Liberty sichern, sonst löscht sie nachher noch die App, an der ich arbeite! So wie letzte Woche!"
"Aber es war doch ein Versehen", meinte Summer gutmütig, woraufhin Travis seufzte. "Ja, wie immer. Bis dann, Caleb!"
"Auf Wiedersehen, Travis!"
"Komm vorbei, wenn du mal ein richtig cooles Spiel ausprobieren willst!" Er machte eine Pistolero-Bewegung in Richtung des Vampirs und verschwand in seinem Zimmer.
Die Blondine setzte sich wieder zu Caleb und atmete tief durch. "Entschuldige bitte. Liberty ist oft so tollpatschig, das geht Travis manchmal auf die Nerven. Normalerweise streiten wir nicht."
"Ach, sich um seine Arbeit zu sorgen ist doch normal", winkte Caleb ab. Eine Bewegung hinter Summer lenkte ihn plötzlich ab. "Ist das da draußen Jade?"
"Ja, sie müßte so gegen diese Zeit nach Hause kommen." Summer wandte sich um und schaute genauer durch die Glastür hinaus. "Ja, das ist sie. Sie ist mal wieder völlig fertig, wie es aussieht."
"Wie? Ist sie des öfteren niedergeschlagen, wenn sie von der Arbeit kommt?"
"Na, sieh doch hin! Nach der Arbeit ist sie in letzter Zeit ständig ein Feuerball aus Streß. Ich glaube, sie haßt ihre Stelle sehr."
Das zu hören betrübte den Vampir. Daß seine Freundin nicht viel Freude an ihrer Arbeit hatte war ihm bewußt, aber nicht, daß sie so sehr darunter litt, daß es ihr die Feierabende verdarb. "Vielleicht sollte ich zu ihr hinüber gehen."
"Davon würde ich abraten, bis sie wieder aus dem Haus kommt", meinte seine Gastgeberin energisch.
"Sie geht abends noch aus?"
"Nicht direkt, wart's nur ab."
"Kennst du Jade gut?"
"Sicher nicht so gut wie du, was willst du wissen?" fragte sie verschmitzt.
Caleb grinste. "Nichts spezielles. Es war mir nur nicht bewußt, daß ihre Abneigung gegen ihre Stelle so groß ist, und ich frage mich, was sie mir darüber hinaus nicht erzählt."
"Ach, ich glaube, da gibt es nicht viel. Natürlich bin ich keine Tratschtante, die den ganzen Tag die Nachbarn ausspioniert, aber durch die Glastür bekommt man einiges mit und deine Freundin lebt ja sehr zurückgezogen. Ab und zu geht sie aus, und sie geht zur Arbeit, aber Besuch bekommt sie, soweit ich das sehe, nur von dir und mir."
"Wirklich? Hat sie keine Freunde unter den Nachbarn?" erkundigte er sich enttäuscht.
Summer überlegte kurz. "Ich glaube nicht wirklich, nein. Außer mir natürlich. Mit Travis spricht sie kaum, und mit Liberty hat sie gestritten. Allerdings muß man dazu sagen, daß die Nachbarin neben uns eine etwas... nunja... verschrobene Verschwörungstheoretikerin ist. Mit dieser selbsternannten Staatsfeindin haben wir auch nur sehr selten etwas zu tun, und sie ist noch viel zurückgezogener als Jade. Und Frau Kramer am Ende der Straße ist deutlich älter als wir anderen und redet fast nur über ihren Sohn im Teenager Alter, den sie allein aufzieht. Der Junge ist ein bißchen seltsam. Ich glaube kaum, daß Jade viele gemeinsame Interessen mit einem der beiden hätte. Vermutlich bin ich die einzige, die gerne mit ihnen plaudert. Ziemlich häufig macht Jade die Tür einfach nicht auf, wenn jemand klopft, den sie nicht kennt."
"Dann ist sie wohl nicht sehr beliebt."
"Was soll's! Der eine ist so, der andere so. Anfangs hielt ich sie für komisch, aber inzwischen unterhalten wir uns sehr nett. Du magst sie doch auch, oder? Ich sehe dich andauernd hier in der Straße, Caleb." Sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu.
Der Vampir schmunzelte. "Ja, wir sind wirklich beste Freunde geworden in den letzten Monaten. Ich hätte nur nicht gedacht, daß sie sich so wenig um Sozialkontakte schert."
"Sie braucht halt etwas länger, um sich einzuleben. Das wird schon!"
Auf einmal sah Caleb tatsächlich, wie Jade Sparkle wieder auf die Terrasse trat. Sie hatte die Arbeitskleidung gegen ihren Schlabberpulli eingetauscht, wie immer. Summer folgte seinem Blick, als Jade hinter dem Haus verschwand. "Na, hab ich's nicht gesagt! Sie ist mit duschen fertig und hat sich etwas abgeregt."
"Ich sollte wirklich bei ihr vorbeischauen. Danke für eure Gastfreundschaft, Summer, es hat mich sehr gefreut!"
"Mich auch, Caleb! Komm, ich begleite dich noch vor die Tür!"
Sie blieben kurz gemeinsam auf der Veranda stehen. "Weißt du, wohin sie verschwunden ist?" fragte der Vampir, der seine Freundin nicht mehr sah. Die Blondine zuckte mit den Schultern. "Wie gesagt, ich bin kein Spion, aber ich glaube, sie sammelt abends gerne noch einige Mineralien und Fossilien, wenn sie etwas findet. Ihr Haus muß voller Sammeltrophäen sein!"
"Nein, das ist es ganz sicher nicht. Sie lebt ziemlich asketisch."
"Oh. Na, dann verkauft sie die Sachen wohl als Zuverdienst. Spart sie auf etwas besonders großes hin?
"Ich habe nicht die geringste Ahnung!"
"Sie kommt sicher gleich wieder, als letztes kümmert sie sich nämlich stets um ihre Tomatenpflanze hinter dem Haus und dann um den Spinat auf der Veranda. Ihre Tomaten sind dermaßen gut, ich kaufe ihr ständig welche ab, auch wenn sie darauf bestehen will sie mir zu schenken."
"Tatsächlich?!"
"Ja, sie kümmert sich wirklich liebevoll um ihre Pflanzen und hat da anscheinend ein Händchen für. Ich bin zwar in der Gastronomie und liebe gute Zutaten, aber für Gartenarbeit fehlen mir Zeit und Muße."
Es trat kurz Stille zwischen ihnen ein, bis Summer sich erneut an ihn wandte: "Darf ich dich noch etwas fragen, Caleb?" - "Sicher." Er sah sie freundlich an und ahnte bereits, daß eine Frage zu seinem Vampirismus kommen würde.
Die junge Frau schaute ihn etwas unglücklich an. "Bist du wirklich nur Jades Freund?"
Mit der Frage hatte sie ihn nun doch überrumpelt. "Natürlich, wieso bezweifeln das nur ständig alle?"
"Entschuldige, ich kenne dich natürlich nicht lange genug, um mir ein Urteil bilden zu dürfen, aber ihr scheint euch stets so gut zu verstehen, bis auf letztes Wochenende..." Anscheinend hatte sie sich mental darauf vorbereitet Jades festem Freund ins Gewissen zu reden.
"Ach, das war... einfach keine gute Zeit. Es gab ein paar Mißverständnisse zwischen uns."
"Okay." Summer lächelte ein wenig. "Weißt du, man kann von hier aus in ihr Schlafzimmer sehen, wenn dort das Licht brennt. Und wenn ich abends zur Arbeit gehe sehe ich sie in letzter Zeit oft weinen. Das macht mich sehr traurig, aber sie redet nicht darüber."
"Mit mir leider auch nicht. Es tut mir leid, aber das ist anscheinend nichts, was ich reparieren kann."
"Verstehe. Wenn ihr mich fragt hätte ich mich aber gerne geirrt. Ihr zwei seht so süß zusammen aus, wie ihr da ständig vor ihrer Tür herumknuddelt! Ich hätte gedacht, daß ihr euch auch seit Kindesbeinen kennt und nicht erst seit sie hergezogen ist."
"Danke, Summer", meinte Caleb, ein wenig gerührt von ihren Eindrücken.
"Ähm, wofür?" - "Für den ganzen Abend." - "Kein Problem. Ach, sieh mal, da ist sie wieder!" - "Dann will ich sie lieber abfangen, ehe sie wieder verschwindet! Bis bald!" - "Bis bald, Caleb! Schau mal wieder rein!"
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Kommentare
hoffentlich helfen die ein bißchen...
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