Zu guter letzt benutzte ich ein Skalpell um Farbe von den Gliedmaßen zu kratzen und so klare, scharfe Umrisse zu erhalten. Der dickflüssige Rubbelkrepp ist schließlich nicht für detaillierte Formen gemacht. Es ist unmöglich Farbe vom weichen Torso zu entfernen, daher ist Nacharbeiten mit mehr Farbe dort die einzige Option.

Nachdem ich fertig war war es draußen dunkel geworden, weshalb ich die Puppe für heute weglegte. Morgen werde ich sie waschen um die letzten losen Farbpigmente und Gummireste zu entfernen. Nach dem Trocknen wird sie wie zuvor der Kopf zwei Lagen Mattlack verpaßt bekommen.
Momentan ist der Körper sehr anfällig für Flecken wegen der rauhen Oberfläche, daher muß auch die Arbeit am Kleid warten. Jetzt Maß zu nehmen und anzuprobieren wäre schon eine Einladung fürs Desaster.

Und doch bricht das Unheil über mich herein. Die Puppe steht kurz vor dem Ruin weil der weiche Gummitorso durch den Lack klebrig geworden ist. Genau was ich zu Anfang befürchtet hatte. Innerhalb von Minuten ist Nareen mit Schmutz und Flusen übersäht (kein Wunder mit all dem herumliegenden Stoff, der billige Samt verliert viele Haare).
Mit einem mittelharten Stück Sandpapier versuche ich den Lack von ihrem Körper zu schmirgeln. Es dauert Stunden bis sie nicht mehr klebt und an diesem Punkt sind all ihre Tattoos beschädigt und der Lack auf ihren Oberschenkeln ist ebenfalls klebrig geworden von meinem Schweiß und dem ständigen festen Halten.
Das Foto zeigt die übriggebliebenen Flecken nach fast 2 Stunden Schrubben. Ich habe danach noch weitergemacht.

(Anmerkung 2013: Wegen dieses Erlebnisses empfehle ich DRINGENDST nur Mr. Super Clear Lack zu verwenden. Alles andere war einfach nur Mist. Es gibt einige wenige Modellbauläden in Deutschland, die den Lack verschicken, und auch auf Ebay werden manchmal einige Dosen angeboten.)

Mit den Stiefeln wurden auch die neuen Wimpern geliefert. Sie sind für eine Blythe Puppe und wie sich herausstellt ist jede doppelt so breit wie die einer Pullip. Ich entschließe mich beide in der Mitte durchzuschneiden und Nareen zwei Lagen Wimpern zu geben. Die kürzeren Wimpern setze ich in die äußeren Augenwinkel.
Die alten Wimpern werden mit dem Messer abgekratzt und die neuen mit etwas Sekundenkleber angebracht. Die zweite Reihe setze ich etwas höher an, damit die harten Klebekanten nicht übereinander liegen und übers Auge schaben.

(Hinweis 2013: Wie sich herausstellte unterscheiden sich diese Wimpern in keinster Weise von falschen Wimpern für Frauen. Ich habe mir daher auf Amazon von einem chinesischen Händler ein Päckchen mit 10 oder 20 Paaren bestellt - und dafür nur unwesentlich mehr bezahlt als für ein importiertes Paar. Wenn man vorhat mehrere Puppen zu bauen lohnt sich das enorm. Es sei denn man nimmt Markenprodukte - die kosten extrem viel.)

Nachdem der Kleber trocken war wurde der Kopf wieder zusammengesetzt. Ich habe die Augenlider eingesetzt, anschließend die Augenmechanik mit ihren drei Schrauben. Die Sprungfedern der Lider wurden mit der Augenmechanik verbunden und die Griffe fürs Blinzeln wieder eingesetzt.
Dann mußte ich Gummiband um den oberen Teil von Nareens Hals wickeln weil Obitsu Hälse sehr dünn sind und der Pullip Kopf ein größeres Loch hat und daher wackelt. Davon kann ich leider kein Bild zeigen; es brauchte zwei Leute um das Gummiband zu wickeln nachdem der Körper bereits in die vordere Kopfhälfte eingesetzt war und wir hatten keine Hand frei.
Der Kopf ist immer noch etwas wackelig, was aber an dem beweglichen Halscharnier und dem schweren Pullip Kopf liegt. Mal sehen wie das wird, wenn die Haare drauf sind. Hoffentlich wird sie kein Wackeldackel.
Die Rückseite des Kopfes wurde auch aufgeschraubt.

(Anmerkung von 2013: Diese Probleme bestehen heutzutage nicht mehr oder nur in anderer Form. Obitsu Körper haben inzwischen einen sehr großen Halsaufsatz dabei und die neuen Pullipköpfe haben deutlich kleinere Löcher. De facto ist es so, daß ich für einen Typ4 Kopf 2/3 vom Halsaufsatz in der Höhe absägen muß, damit die Augenmechanik noch in den Kopf paßt. Gummibänder braucht man höchstens noch zum Ausgleichen, da der Kopf leicht in eine Rille rutschen kann und die Puppe dann ganz leicht den Kopf zur Seite neigt.)