Princess of Power war eine Serie von Actionfiguren, die sich speziell an Mädchen richtete. Die Serie schwamm auf der Erfolgswelle von Masters of the Universe mit und wurde von Mattel produziert, wohl als Testballon um zu sehen, ob Mädchen solche Figuren kaufen würden.
Die Figuren rund um die Hauptfigur She-ra wurden von 1985 bis 1987 verkauft und einige der Charaktere wurden als neu designte Actionfiguren zusammen mit Masters of the Universe vor einigen Jahren kurzzeitig wiederbelebt.
She-ra bzw. ihr Alter Ego Prinzessin Adora ist die Schwester von He-man/Prinz Adam, dem Helden aus der damals überaus populären Spielzeugserie Masters of the Universe. Je nachdem welcher Geschichte man folgt wurde sie als Baby entweder auf den Nachbarplaneten Etheria verschleppt und wuchs dort in Crystal Castle allein auf oder sie wurde dorthin verschleppt und merkte erst nach zahlreichen Jahren, daß sie auf der bösen Seite stand und daß ihr Ziehvater sie unter Gedankenkontrolle hielt.
Ähnlich wie Superman führt auch She-ra eigentlich ein unauffälliges Leben als Prinzessin Adora und kaum einer ihrer zahlreichen Freunde weiß, daß sie die geheimnisvolle She-ra ist, die immer wieder das Land vor der Bedrohung durch die böse Katzenfee Catra rettet.
Princess of Power ähnelt eher Action Figuren als Puppen, da der Großteil der Kleidung wie Schuhe, Armbänder und "Badeanzug" aufmodelliert und -gedruckt sind. Lediglich die Röcke und eventuelles Zubehör sind aus Stoff und die Puppen haben richtige Haare. Die Puppen sind ca. 14cm groß und können Arme und Beine nach vorne und den Kopf zur Seite bewegen. Ihre Beine sind aus Hartplastik und können daher nicht wie z.B. bei Barbie das Knie beugen. Jede hat einen Kamm und einen Schild dabei und die meisten haben einen Edelstein in Brust oder Bauch eingesetzt. Außer Puppen wurde auch diverses Zubehör hergestellt, z.B. die Kristallpferde, das Schloß Crystal Castle oder der große Schwan Enchanta, auf dem zwei Puppen reisen können. Natürlich darf auch Clawdeen, Catras rosafarbene Reitkatze mit der Lockenmähne und den Diamantenaugen, nicht fehlen. Ebenfalls wurden zusätzliche Outfits für die zahlreichen Bälle angeboten.
Es gibt nur eine einzige männliche Figur, den Bogenschützen Bow, der selbstverständlich unsterblich in She-ra verliebt ist und um den sich alle anderen Damen streiten.
Jede Figur hat dabei ein ganz spezielles Gimmick, das zu ihrer Rolle paßt.
She-ra z.B. kommt mit der Wendemaske, die auf den Fotos zu sehen ist. Auf dem ersten Foto ist sie Prinzessin Adora, auf dem zweiten She-ra, die Princess of Power. Ihre Arme heben sich simultan, um die Verwandlung nachspielen zu können, und sie hat ihr Zauberschwert dabei und Sterne auf der Innenseite des Mantels. (Genau genommen ist dies Zaubermantel She-ra. Die normale, erste Version der Puppe habe ich in Deutschland nie gesehen.) Das dritte Foto zeigt Angella, die königliche Freundin und Späherin, deren Schwingen sich öffnen, wenn der Knopf hinter ihrem Kopf gedrückt wird. Dann gibt es z.B. die Meerjungfrau Mermista, die einen abnehmbaren Nixenschwanz hat und eine Muschel auf dem Rücken trägt, mit deren Hilfe sie Wasser aus ihrer Halskette spritzen kann. Die Späherin Peek-a-blue hat Pfauenfedern auf dem Rücken, die sich zu einem Rad entfalten, die Prinzessin der Wildblumen, Perfuma, trägt eine Blüte auf dem Rücken, die sich entfalten kann und duftet, und Flutterina, die Schmetterlingsfee, kann an einem Faden auf und niederflattern mit ihren Schmetterlingsflügeln. Die Bienenfee Sweet Bee leuchtet im Dunkeln und ihre Flügel haben zwei Seiten - eine glitzernde, normale, und eine rote, mit der sie ihre Freunde aus der Luft vor Gefahr warnt. Auch Angellas Tochter Glimmer, die Hüterin des Lichts, trägt eine Tiara und ein Lichtzepter, die im Dunkeln leuchten. Catra schließlich hat eine Art Karateschlagfunktion im Arm, welche ein kratzendes Geräusch von sich gibt, und die Doppelagentin Double Trouble hat unter ihrem Helm gar zwei Gesichter, die sich austauschen lassen. Andere Figuren wie Frosta oder Netossa haben ebenfalls spezielle Waffen.
Von Princess of Power gab es auch eine Hörspielreihe (zumindest in Deutschland mit nur 10 regulären Folgen und einer Promo-Folge, welche der She-ra Figur beilag) und eine Zeichentrickserie sowie Filme, die Crossovers mit Masters of the Universe darstellten. Außerdem hatte jede Puppe ein kleines, oft schön gezeichnetes Comicheft dabei. Wenn man Pech hatte waren diese Comics auf Englisch (oder noch schlimmer, auf französisch oder spanisch), was mich bereits in der Grundschule dazu trieb unbedingt Englisch lernen zu wollen, um sie möglichst bald verstehen zu können.
Eine richtige Comicreihe, wie es sie für Masters gab, wurde nicht produziert, zumindest nicht in Deutschland.
Der starke Kontrast zwischen der Serie, den Hörspielen, den Comics und den vierteljährlich erscheinenden Katalogen war schon als Kind für mich sehr verwirrend. In der Zeichentrickserie wuchs Adora in der Horde auf, einer Verbrecherbande, die Angst und Schrecken über Etheria bringt. Nachdem sie durch ihren Bruder He-man auf die "gute" Seite gebracht wird kämpft sie als eine der Anführerinnen der Rebellion gegen die Truppen der Horde, wobei ihr Hauptgegner der aus Masters bekannte Hordak ist, dem Catra und einige andere Hauptleute zur Seite stehen. Ziel der Horde ist es Etheria komplett zu beherrschen, während das Ziel der Rebellion natürlich die endgültige Vertreibung der Horde vom Planeten ist.
Hört man hingegen die Hörspiele an, dann ist Adora die Herrin über Etheria, den wunderschönen, lichten Planeten, dessen einzige Bedrohung ein Vulkan auf der anderen Seite des Flusses ist. In diesem Vulkan lebt der Vulkanmagier, dem Catra dient, und ab und an schickt er schwarze Wolken über den Fluß, um Etheria die Sonne zu nehmen. Der blanke Horror! Dann verwandelt Adora sich in She-ra und vertreibt die Wolken mit dem Zauberschwert. Catras böse Pläne bestehen meist darin, Zwietracht unter Adoras Freundinnen zu sähen. Ständig gibt es Parties irgendeiner Art und die Prinzessin oder Fee, die sich auf der Veranstaltung am geringsten geschätzt fühlt, wird hinterher von Catra bequatscht etwas ungeheuer böses zu tun. Das wiederum klärt sich dann durch She-ra jedesmal wieder auf, alles ist gut und die nächste Party wird gefeiert. Catras Ziel ist die Eroberung Crystal Castles, durch die sie Herrin über Etheria werden würde. Dabei stellt sich immer wieder heraus, daß sie Crystal Castle gar nicht erobern kann, sei es wegen dem magischen Brunnen darin, sei es wegen anderer Zauber, die Catra nicht ertragen kann. Warum sie also unbedingt das Schloß besitzen möchte - zumal im Hörspiel fast niemals andere Personen erwähnt werden und Adora keinerlei Herrschaftsfunktionen ausfüllt - sei dahingestellt.
Während also in der Serie Adora bzw. She-ra ständig mit ihrem Schwert Laserstrahlen verschießt und damit Roboter in ihre Einzelteile zerlegt, Monster in guter alter Hulk Manier ein paar Meilen weit weg wirft oder auch mal Drachen mit Schleifen im Haar besänftigt bestehen die Hörspiele aus Kaffeeklatsch mit Zickenkrieg und bedecktem Himmel.
In den kleinen Comics hingegen finden sich Geschichten, die sich am ehesten in den Bereich Fantasy für junge Leute eingliedern lassen. Hier führt Catra tatsächlich mal Dämonenhorden zum Sturm gegen Crystal Castle, Frosta läßt ihr Eisrad sprechen um Gegner einzufrieren oder fleischfressende Pflanzen bedrohen Leib und Leben der Feen und Prinzessinnen. Auch Bow darf mal seiner Adora die Liebe gestehen. In dem Comic, welcher der She-Ra Figur beilag, wird erzählt wie Hordak Adora aus Rachsucht aus ihrer Wiege stahl und mitnahm ins Exil auf Etheria. Er scheint sie dort aber nicht aufgezogen zu haben. (Was zu der Geschichte von Masters of the Universe paßt, denn eigentlich kam er nach einigen Jahren neu erstarkt nach Eternia zurück und blieb nicht auf Etheria.) Zoar, die Hüterin von Castle Grayskull, schickt He-man nach Etheria um sie zu finden und so lüftet sich für die Geschwister das Geheimnis.
Von allen Geschichten gefielen mir diese Mini-Comics immer am besten, zumal sie vom Zeichenstil her wesentlich mehr Ähnlichkeit mit z.B. Conan der Barbar Comics hatten als mit typischen Kindercomics. Leider hatten sie nur sehr wenige Seiten und konnten daher nie wirklich starke Geschichten entfalten.
Meine Meinung zu Princess of Power:
Da ich vorher bereits mit den Masters-Figuren meines Bruders gespielt hatte war ich natürlich total begeistert von Princess of Power. She-ra hatte immerhin ein Schwert und mir gefiel der gesamte starke Fantasy-Einschlag der Spielzeugserie, die voll war von Prinzessinnen und Feen mit Flügeln, Nixenschwanz oder Pfauenfedern auf dem Rücken. Haare zum Kämmen und die glitzernden Edelsteine machten es für das kleine Mädchen, das ich war, natürlich besonders interessant. Leider gab es nicht besonders viele Figuren. An der Qualität gab's natürlich auch damals schon was zu meckern. Die Farbe an den Hacken und Schuhspitzen war immer innerhalb der ersten paar Tage schon angestoßen und die Aufkleber auf der Kleidung - die meistens immerhin angenäht waren - verloren nach und nach immer mehr Fetzen oder brachen. Am schlimmsten waren die Pferde. Bei all meinen Freunden waren früher oder später die Schweife ab, die nur mit einem kleinen Plastikrohr im durchsichtigen Pferd fixiert waren. Ich handelte schnell und "verarztete" meine Pferde mit Gummiringen am Haaransatz oder flocht ihnen einen Zopf, damit sich die Haare nicht lösen konnten.
Vieles ging natürlich auch kaputt, weil man klein war und nunja, eben viel mit diesen Figuren spielte! Was das angeht haben sie doch echt viel mitgemacht und ich dachte gestern noch, daß sich die Gummibänder, mit denen She-ras Umhang an ihren Handgelenken gehalten wird, für über 25 Jahre Alter doch wesentlich besser gehalten haben als z.B. die Gummilitze, die ich vor zwei Jahren für den Nähkorb gekauft hatte und schon wegwerfen durfte, da sie nicht mehr elastisch waren und zerbröselten.
Irgendwann sprudelte der magische Brunnen Crystal Falls eben nicht mehr ohne den Teppich einzufeuchten, Sea-Harps eingebaute Harfe gab mit einem letzten "PLÖNG" den Geist auf, beim Reitschmetterling Butterflier brachen die Haken ab, an die man die Figuren steckte, kleine Kleidungsstücke wie Halsbänder oder Gürtel rissen oder zerlegten sich in mehrere Ebenen und Peek-a-blues Federkleid mußte angeklebt werden, weil ich ihr Pfauenrad unbedingt so weit aufbiegen wollte wie auf dem Foto.
Wenn man bedenkt wie häufig diese Figuren im Gartenteich versenkt wurden, mit in den Sandkasten oder in den Wald kamen und daß ich damit rund sieben Jahre gespielt habe, dann ist die Qualität sogar ganz beachtlich gut!
Wirklich ärgerlich sind neben den Pferdeschweifen nur zwei Dinge: Erstens hat ausgerechnet Bow als einziger die Zeit nicht gut überstanden. Er klebt höllisch von Kopf bis Fuß und normalerweise ist das ein sicheres Zeichen für Weichmacher im Plastik, der sich nun selbstständig macht. Diesen Effekt hatte ich auch bereits bei einigen alten Barbies und anderen Puppen und ich habe nie eine Möglichkeit gefunden diese Klebrigkeit wieder einzudämmen. Der Arme liegt in einer Tüte und harrt darauf, daß ich doch noch mal in den Weiten des Internets eine Lösung finde.
Zweitens gab es ein wirklich blöd designtes Detail, und das waren die Flügel der Pferde. Bei Crystal Sunbeam und Crystal Moondancer rissen die Flügel einfach irgendwann ab - sie waren mit dem Sattelgurt verbunden und wurden durch Löcher im Sattel gesteckt. Irgendwann wurde der Zug dann wohl zu groß. Bei Crystal Spirit hingegen habe ich die Flügel freiwillig abgeschnitten. Warum? Weil das Pferd eben einfach nur ein Kristallpferd ist, solange Adora sich nicht verwandelt. Erst wenn sie She-ra wird verwandelt sich Spirit in ein geflügeltes Einhorn namens Swiftwind. Man konnte die Flügel aber gar nicht abnehmen ohne daß der gesamte Sattel abgenommen wurde. Also habe ich sie abgeschnitten und mir mit Isolierband und Gummibändern beholfen. Mal schauen wie ich das heute wieder hinbekomme. ;)
Ich mochte die Kataloge und die Mini-Comics und ich habe als Kind natürlich auch die Hörspiele gehört und später irgendwann auch die Zeichentrickserie geschaut, die ich aber nie sehr mochte. Auch wenn She-ra dort ab und an mal kämpfen durfte hatten die Figuren doch keinerlei Ähnlichkeit mit dem Spielzeug und es tauchten auch kaum Charaktere auf. Die meisten Figuren aus der Serie gab es als Figuren niemals, was mich auch nicht störte, weil sie häßlich waren.
Leider lebte die Serie nicht sehr lange und es gab immer wieder Figuren, die man hier nicht bekommen konnte. So habe ich von der ersten She-ra und der ersten Catra nur Zeichnungen auf den Packungsrückseiten gesehen. Auch Sweet Bee und die magische Eule Kowl gab es hier nie zu kaufen - glücklicherweise wurden sie mir damals aus den Niederlanden mitgebracht. Die Zauberin Castaspella habe ich aber nicht bekommen können, was mich sehr traurig machte. Zum Ende hin gab Mattel es wohl auf, alle Figuren überall herausbringen zu wollen. Netossa wurde hier noch verkauft - und ich fand sie sehr spannend, weil sie die erste Schwarze in der Serie war! - aber die anderen Figuren und die neuen Versionen von She-ra und Catra habe ich dann niemals irgendwo finden können und dann war Princess of Power auch schon tot.
Alles was ich von Princess of Power besitze steht noch in einer Kiste auf dem Dachboden, inklusive dem Schloss Crystal Castle, dem Brunnen Crystal Falls und aller Reittiere und zusätzlichen Outfits. Vieles ist nicht mehr komplett und teilweise stark restaurierbedürftig. Ich werde mein bestes tun um diese Figuren wieder so gut herzurichten wie möglich, da sie in den Galerien nicht fehlen dürfen. Princess of Power hat meine Liebe zu Fantasy zementiert und ich weiß nicht wie viele Stunden ich damit verbracht habe die Figuren zu zeichnen, Posen aus den kleinen Comics zu kopieren oder mir Geschichten auszudenken. Auch meine Affinität zum Schreiben und zum Zeichnen wurde durch diese Spielzeuge losgetreten und ich werde mich niemals von ihnen trennen. :)