Als sie nach Hause kamen erwartete die Puppen ein neuerlicher Schock. Sie hörten gedämpftes Schluchzen im Flur, und als sie in die Küche hinauf stürzten fanden sie Giselda und Akshi. Giselda saß in einer Ecke auf dem Boden und weinte. Die winzige Wingling, die dem Leben normalerweise in jeder Situation mit eitel Sonnenschein begegnete, so aufgelöst zu sehen war herzzerreißend.
"Giselda!" schrie Nareen. "Was ist passiert?"
"Ich... ich war nur für eine Minute im Garten und als ich... als ich zurück kam..." Giselda konnte nicht weitersprechen.
Eternia schäumte vor Wut. "Unsere Küche ist weg! Wie hat sie es geschafft, die auch noch zu klauen ohne gesehen zu werden?!"
"Vielleicht war es doch jemand anders?" Die Nekromantin war unsicher. In ihrem Schrecken waren ihr die fehlenden Sachen gar nicht aufgefallen. "Heute hat sie schließlich niemand gesehen."
"Ich schwöre... ich hab niemanden gesehen", sagte Giselda, immer noch schluchzend. "Es war nur eine Minute, um den Müll raus zu bringen..."
Nareen setzte sich neben sie. "Weine nicht, Giselda. Es ist nicht deine Schuld."
"Aber ich hab solche Angst! Was ist wenn... wenn der Rest auch verschwindet? Wie soll ich dann für uns kochen?!"
"Wir haben noch uns selber. Schlaf jetzt, wir bewachen die Küche für eine Weile."
Giselda legte den Kopf auf Nareens Schoß, und Akshi kuschelte sich an beide. Eternia kreuzte die Arme vor der Brust, immer noch kochend. "Schlaf du auch, Nareen. Ich übernehme die erste Wache. Und ich werde diese Küchenzeile mit meinem Leben bewachen."
"Sei nicht so dramatisch, Eternia."
"Wenn ich einen Dieb köpfe, das wird dramatisch."
"Gerade du solltest nicht so laut von Dieben reden, weißt du."
"Sei. ruhig."
Und so verbrachten die Puppen eine kalte und unbequeme Nacht auf dem Küchenboden.
"In Ordnung, Giselda. Du bewachst diese Küchenzeile aufs äußerste! Schlimm genug, daß wir auf dem Boden frühstücken mußten, wir können es uns nicht erlauben den Rest auch noch zu verlieren."
"Aye, aye, Fräulein!" Giselda salutierte. Die Wingling war immer noch traurig, doch sie schaffte es dennoch zu lächeln.
Eternia ging zur Tür. "Nareen und ich suchen draußen nach weiteren Hinweisen. Wenn wir vor Sonnenuntergang nichts finden können schnappen wir uns irgendwas aus dem Wohnzimmer, um es uns heute nacht gemütlicher zu machen."
"Ist gut. Viel Glück!"
"Ah, Mist! Es hat letzte Nacht geschneit. Jetzt können wir nicht mal nach verdächtigen Fußspuren suchen!"
"Es ist ganz schön kalt hier draußen..." Nareen fröstelte. Einen Moment lang fragte sie sich, wie es in einem Arbeitszimmer schneien könnte, doch der Gedanke wurde von einer kalten Brise davongerissen.
"Du hättest eben deine Jacke mitnehmen sollen."
"Das hätte ich getan, aber sie ist mit den Sachen aus dem Wohnzimmer verschwunden."
Kurz vor Weihnachten eine Schneematte zu finden war schwerer als erwartet!
Filou tauchte auf und rannte durch den frischen Schnee auf Nareen zu. Tamara folgte ihm.
"He Leute! Was macht ihr hier draußen in diesem kalten Wetter?"
"Wir suchen nach demjenigen, der unseren Eßtisch und die Bank gestohlen hat."
"Oje! Du meinst es sind noch mehr Sachen verschwunden? Das ist furchtbar! Wo kann ich jetzt rumhängen?!"
"Danke für deine Anteilnahme", meinte Eternia zwischen den Zähnen hindurch.
"Mecker mich nicht an. Ich hab mich gestern sogar in meiner Nachbarschaft umgeschaut, aber niemand scheint neue Sachen zu haben, die wie eure aussehen."
"Oh, das hast du für uns getan? Vielen Dank", sagte Nareen.
Filou hatte sich entschieden, daß es viel interessanter war an Eternia hochzuspringen.
Zu schade, daß Filou sich nicht bewegen kann. Er hat eine Batterie, die Kopf und Schwanz wackeln läßt, aber ansonsten kann man ihn nicht posieren.
"Es tut mir leid, daß ich nicht mehr tun kann. Ich drücke euch Mädels die Daumen!" meinte Tamara und winkte zum Abschied.
"Halt aber die Augen offen, okay!" rief Eternia ihr hinterher.
"Sicher. Ich mag die Kekse bei euch. Und euer Boden ist einfach zu kalt für ein Kaffeekränzchen. Bis dann!"
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