Als Eternia etwa eine Stunde später zurückkam staunte sie nicht schlecht, als sie neben der Haustür Gartengeräte stehen sah. "Du meine Güte, die wird doch wohl nicht heute noch den Garten sauber machen wollen?!" Sie selbst war so müde, daß sie nach dem Essen nur noch duschen, ihr Bett beziehen und dann hineinfallen wollte. Ihre Füße taten schrecklich weh nach all den Kilometern, die sie heute zwischen Ladenregalen gelaufen war. "Krass, daß sie ausgerechnet eine Schaufel besitzt!" Die Blondine schüttelte den Kopf. Das war nicht gerade Handgepäck fürs Hotel.
"Na, was soll's. Erstmal das hier erledigen..." Eternia stellte die Sachen ab und rief in den Hausflur. "Sinistra?! Sinistra! Kannst du mal tragen helfen?"
"Ich komme schon!" ertönte es aus dem Obergeschoß. Fast augenblicklich erklang das Geräusch von Stiefeln, welche die Treppe herabpolterten.
"Danke! Ich hol dann mal die zweite Fuhre!"
"Ach du meine Güte!" keuchte Sinistra erschrocken auf, als sie in der Tür erschien und ihr Blick auf all die Einkäufe fiel. Auf dem Bürgersteig standen noch drei große Tüten. "Hast du den ganzen Laden leergekauft?"
"He he, natürlich nicht!" lachte Eternia vom Gartentor her. "Ich hab doch gesagt wir werden nicht verhungern!"
"Aber wie hast du das denn alles hergeschleppt?"
"Sorry, aber eine Frau muß auch Geheimnisse haben!" Eternia zwinkerte fröhlich, wenn auch erschöpft.
"Eh?!" machte Sinistra fassungslos.
"Steh nicht rum, die kalten Sachen tauen sonst auf!"
"So viele Sachen..." murmelte Sinistra, als sie kurz darauf in der Küche beim Auspacken half. Wenn sie ehrlich war wußte sie wenigstens bei der Hälfte nicht, was es war, ehe sie das Etikett las. Und selbst das half nicht immer. Offenbar mußte sie hier viel mehr lernen, als sie gedacht hatte.
"Tja, ich dachte mir ich bringe lieber eine breite Auswahl mit - ich wußte ja nicht, was du gerne magst!" erklärte Eternia. "Außerdem hatte der Supermarkt heute eine große Sonderaktion! Eine Wand mit Kühlregalen war ausgefallen und sie verkauften alles mögliche billiger, ehe die Sachen verderben! Und ein paar Coupons aus der Werbung hatte ich auch noch, damit gab's einiges billiger. Da hab ich zugegriffen!"
"Oh, ich will mich auch nicht beschweren! Es sieht so aus, als kämen wir jetzt erstmal ein paar Tage aus, oder?"
"Auf jeden Fall!"
"Aber sag mal, Eternia...", erkundigte die Elementaristin sich vorsichtig.
"Ja?"
"Was ist das da für ein Gerät in deinen Händen?"
"Argh!" Die Blondine widerstand der Versuchung sich die Hand vor die Stirn zu schlagen, und atmete einmal tief durch. "Das nennt sich Toaster. Den hab ich super günstig bekommen!"
"Aha... Und was macht man damit?"
"Man toastet damit Brot. Toastbrot. Man steckt es hier hinein, und dann drückt man einfach nur diese Taste herunter. Wenn das Brot fertig ist geht der Toaster automatisch aus und du hast ein krosses, warmes Brot."
"Warmes Brot ohne es vorher zu backen? Das ist ja wie Zauberei!"
"Meine Güte... Sinistra, echt... Vergiß bitte alles, was du zu Hause über Küchen gelernt hast, und frag mich um Himmels willen ehe du hier irgendeinen Knopf drückst, der dir nichts sagt."
"Ist gut." Sinistra kam zu dem Schluß, daß das wohl wirklich das beste wäre.
Eternia ging die Frage nicht aus dem Kopf. "Wieso weißt du nicht, was ein Toaster ist?! Die Waschmaschine hast du doch auch erkannt, oder hast du nur so getan?"
"Nein, nein, solche Geräte kenne ich aus dem Waschsalon!" berichtete Sinistra stolz. "Da war ich schon einmal."
"Uh-huh..." Der Blondine zuckte ein Nerv auf der Stirn.
Die Elementaristin plauderte fröhlich weiter, während sie das Einkaufsnetz auspackte. "Aber ansonsten kenne ich nur die Sachen, die es im Hotel auch gab. Lichtschalter, Badezimmer... Eure Fernseher, die sind wirklich zu drollig! Oh, und wie man eine Straßenbahn benutzt weiß ich auch, du wirst dich also nicht mit mir draußen blamieren!"
"Ooookay..." Eternia fühlte sich auf unangenehme Weise an ihre Kindheit erinnert. Häuser ohne fließendes Wasser und Laternen bei Nacht... Sie versuchte Mitgefühl für ihre Mitbewohnerin zu zeigen ohne sich anmerken zu lassen, daß sie auch mal ein ungebildetes Landei gewesen war. "Du bist sicher froh endlich von dort weg zu sein, huh?"
"Hm? Nein, wieso?" Sinistra sah sie ehrlich verwirrt an. "Ich fand es daheim genauso bequem wie hier. Es war nur... anders." Sie faltete das Einkaufsnetz zusammen, wobei sie einen Blick auf den Tisch warf und unwillkürlich die Aufschriften auf Verpackungen las. "He, Toastbrot!" rief sie aufgeregt. "Das hier ist also das Brot, das in dein Gerät kommt?"
"Äh... ja."
"Mannomann! Das sieht ja überhaupt nicht aus wie Brotteig. Das ist ja schon... fertig..." Verwirrt drehte Sinistra das Paket in der Hand. "Was sollte man denn da noch backen?"
"Tja, weißt du...", meinte Eternia nach einem Moment des Nachdenkens, "am besten ißt du eine Scheibe Toast roh und eine getoastet, dann merkst du den Unterschied schon."
"Ist gut."
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Kommentare
Woher ist Sinistra denn nur - sie scheint aus einer ganz anderen Zeit zu kommen...?
Datt nennt sich Bildungsurlaub!
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