Mir war froh, die seltsame Gestalt los zu sein, doch als sie sich umwandte fand sie sich in neuer Gesellschaft wieder.
Rote, schlangengleiche Augen starrten sie durch einen schwarzen Schleier an. "Guten Tag wünsche ich", sagte Elizabeth höflich, "Wie angenehm eine der Altehrwürdigen zu treffen."

Die Vampirin zog mit einem dünnen Lächeln ihren Schleier zurück. Etwas Dunkles bewegte sich hinter Mirs großen schwarzen Augen, doch sie lächelte auch weiterhin. "Gräfin Elizabeth. So treffen wir uns also wieder. Was für ein Zufall, alten Adel wie Euch hier zu treffen."
"Ihr seid zu liebenswürdig. Im Vergleich zu Euch bin ich nur ein Welpe."

"Tee hee hee!" Mir gab ein hohes, falsches Kichern von sich. 'Nennt diese Hexe mich gerade alt? Vettel!'
"Ich weiß es noch wie gestern, wie Ihr und Euer Freund versuchten, das Heilige Juwel aus meinem Tempel zu stehlen."
"Ho ho ho!" Elizabeths schrilles Lachen war kein bißchen ehrlicher als Mirs, doch auch sie behielt ihren freundlichen Plauderton bei. "Ah, die gute alte Zeit der Abenteuer. Ich erinnere mich ebenfalls an Euch, wie Ihr uns wie ein Wirbelsturm verfolgt habt, mit Tod in den Augen."

Mirs Gesicht verdunkelte sich. "Ihr habt nicht zufällig mein Juwel gesehen, oder?"
Diesmal war Elizabeths Erstaunen echt. "Oh, ist das der Grund, daß Ihr das Meer überquert habt? Jemandem ist gelungen, was ich nicht geschafft habe?" Trotz ihrer besten Bemühungen konnte die Vampirin ihr Vergnügen nicht verbergen. Ein Mundwinkel hob sich leicht, ebenso wie ihre Augenbrauen. "Lady Mir, seid Ihr etwa nachlässig geworden?"
"Ihr nennt mich WIRKLICH alt, oder?" zischte Mir.
"Solch furchtbares Benehmen ist mir fremd", wiegelte Elizabeth ab.

Mir biß sich wütend auf die Lippe, als ihr jemand von hinten auf die Schulter tippte. Im Bruchteil einer Sekunde wurde ihr Gesicht wieder eine ausdruckslose Maske und sie wandte sich um.
Arion stand hinter ihr. "He, Fräulein Mir, tut mir leid zu stören, aber hätten Sie eine Sekunde für mich?"
"Warum geht es diesmal, junger Mann? Ich werde nicht für Euch singen."

"Nein, es geht um Pink-Chan. Sie möchte sich für ihr unhöfliches Benehmen entschuldigen. Hab ich recht, P-Chan?" Er versetzte dem Mädchen einen Schubs in den Rücken.
"Es tut mir leid", sagte Pink-Chan zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch, ehe sie rasch hinzufügte: "Aber ich will dich trotzdem nicht als Teil der Band."
"Sei versichert, daß ich keinerlei Intention hatte beizutreten", gab Mir überfreundlich zurück.

"Aw, kommen Sie schon, Fräulein Mir, sind Sie wirklich sicher?" Enttäuschung stand auf Arions Gesicht geschrieben.
Mir wandte sich ab. "Ich werde meine Meinung nicht ändern, also hört bitte auf zu fragen."
"Das ist eine Schande. Vielleicht würden Sie zumindest für das Cover der Single posieren?"
Die Frau seufzte.

"Ähm... hallo-oooo?" Brian versuchte seine Anwesenheit in Arions Aufmerksamkeitsradius zurück zu rücken. "Geben wir hier ein Konzert oder nicht?"
Nareen tat Mir ein wenig leid, aber insgeheim war die Nekromantin auch froh nicht selber fürs Cover passend zu sein.

Währenddessen saß Pink-Chan etwas abseits und beobachtete die Partygäste, besonders Elizabeth und Mir. 'Untote. Und Monster.' Sie war angewidert. 'In was für eine Ansammlung des Bösen bin ich denn hier gestolpert?'

Libra tauchte in der Küche gleich neben Tamara in einer kleinen Rauchwolke auf. "Hey, Tamara", sagte sie, "Bist du mit essen fertig?"
"Ich wollte mir gerade etwas Kuchen nehmen. Warum fragst du?"
"Deine Chefin und die Gräfin zanken sich. Wollte es nur gesagt haben."
"Was?!" Tamara stand sofort auf und verließ die Küche.

"Hurra, mehr Essen für mich!" kicherte Libra und nahm Tamaras Platz an der Tafel ein. "Kann ich bitte etwas zu essen haben?"
"Uhm... Klar, was hättest du denn gerne?" fragte Giselda.
"Ein bißchen von allem!" rief die Fee glücklich aus.

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