"Na, Hübscher, immer noch nicht genug vom Festival, daß du noch eine Pause brauchst?" lachte die Barmixerin und bereitete ihm auf seine Geste hin ein weiteres Getränk zu. Caleb sah nur völlig fertig zur Decke hoch. "Du machst dir kein Bild davon, wie grauenhaft dieser Abend ist, Teuerste", sagte er mit einem tiefen Seufzen.
Warum ging heute bloß wieder alles schief? Langsam hatte er das Gefühl, daß ihm diese Freundschaft entglitt. Er vermißte die alte Jade, die, mit der er so viel Spaß gehabt hatte und die gerade für einen kurzen Moment aufgeblitzt war. Ob er mit der neuen Jade noch lange abhängen wollte wußte er einfach nicht, und das Gefühl machte ihm schwer zu schaffen. Er hatte sie wahnsinnig gern, aber es kostete ihn inzwischen schon einige Überwindung mit ihr etwas zu unternehmen, da sie jedesmal nach kurzer Zeit in diese eigenartige Stimmung verfiel, wenn sie sich denn überhaupt zu einem Treffen aufraffen konnte. Gleichzeitig wollte er sie aber auch nicht verlieren. Sie war seine beste Freundin, da konnte er doch nicht plötzlich aus ihrem Leben verschwinden, wie John es ihm gegenüber getan hatte!
Der Vampir trank seine Limonade mit Pfiff und lauschte dem schlechten Karaoke, das auf der großen Bühne vorgetragen wurde. Schließlich bestellte er sich ein weiteres Getränk. Das Romantikfestival war nüchtern wirklich schwer zu ertragen, und er vertrug leider sehr viel Alkohol, ehe er eine Wirkung spürte. Außerdem schmeckte alles hier abscheulich, aber einen Drink nach seinen Vorstellungen konnte er in dieser günstigen Bar leider nicht erwarten.
Beim Geräusch von Absätzen auf dem Parkett der Karaokebar, die er als Jades erkannte, wandte er sich mit einem gezwungenem Lächeln um, fest entschlossen den Abend nicht zum völligen Fiasko werden zu lassen. Seine Freundin leuchtete in einem deutlichen Pink, aber ihr Gesicht drückte Unzufriedenheit aus, wenn nicht gar Kälte. "Jade! Da bist du ja wieder, und schön wie eh und je!" grüßte er unverdrossen fröhlich.
Sie stapfte auf ihn zu und setzte sich steif neben ihn. "Ich dachte, du hättest gesagt, du wartest am Honey-Pop auf mich. Davon, daß ich dich in der Bar suchen muß, war keine Rede."
"Es tut mir leid, hast du lange gesucht?"
"Ich hab die Bar zweimal umrundet." Eisige Blitze schossen aus ihren Augen, und er verzog schuldbewußt das Gesicht. "Ich konnte nicht damit rechnen, daß du dich schneller schminken kannst als diese Dame zum Mixen eines Saft on the Rocks benötigt." Er meinte es als Scherz, doch sie lachte nicht. "Wie hast du es geschafft auch den Sakura-Tee nachzuschminken? Du leuchtest ja wie eine der Laternen!"
"Ganz einfach! Nach der ersten Runde habe ich noch ein Glas getrunken." Ein seliges Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, während seines versiegte. Das durfte doch wohl nicht wahr sein... "Du hast noch mehr von diesem Teufelszeug geschluckt?!" fragte er ungläubig, woraufhin ihr Gesicht wieder ernst wurde. "Allerdings. Würde dir auch mal gut tun, vielleicht würdest du dann lockerer."
"Whoa, Jade Sparkle! Ich kann dir versichern, ich bin gerade so locker wie eine Pusteblume und habe es nicht nötig diesen Tee zu trinken." Er lachte unsicher, doch Jade stimmte erneut nicht ein.
"So? Ich sehe dich aber nicht mit einer Freundin schäkern, also warst du nicht erfolgreich auf diesem Fest."
"Wir waren ja auch hier, um für dich einen Freund zu suchen und nicht jemanden für mich."
"Wenn du meinst mich verschachern zu können an jemanden, den du für geeignet hältst, sollte ich das vielleicht mit dir auch versuchen und dir jemanden aussuchen! Beide oder keiner! Wie würde dir das gefallen?" fragte sie herausfordernd und hieb mit der flachen Hand auf die Theke.
Er zog die Stirn in Falten und versuchte sich nicht über ihren barschen Tonfall zu ärgern. Stattdessen fragte er sich, ob zwei Gläser des Tees noch gesundheitlich unbedenklich waren, denn die Droge darin schien stark genug zu sein, um seine Freundin so fahrig und unberechenbar zu machen, als sei sie völlig betrunken. "Von 'verschachern' kann ja nun gar keine Rede sein, wir sind hier nicht auf dem Viehmarkt."
Jade begann wieder dieses seltsame Lächeln zu zeigen. Noch einmal klopfte sie mit der flachen Hand auf die Theke. "Ist eine Datingbörse nicht genau das? Na los, Caleb Vatore, sag mir, wieviel du wert bist, und ich finde jemanden für dich! Vielleicht kann ja sogar ich mir dich leisten?"
"Ha ha, tut mir leid, doch ich bin unbezahlbar!" lachte er, obwohl er sich ein wenig gruselte. Hätte er nicht den Eindruck gehabt soeben einer vollkommen weggetretenen Jade gegenüberzusitzen hätte er die Frage für den Beginn einer Komplimenteschlacht halten können, doch im Moment erschien sie ihm viel zu sehr wie eine nüchterne Beryl.
"Du hast keine Ahnung, wieviel ich angespart habe."
Der Vampir beschloß sie nicht ernst zu nehmen. "In welcher Währung spart man denn für ein Romantikfestival?"
"In Umarmungen und Küssen", kam es dermaßen prompt zurück, daß er viel zu schnell antwortete und darüber vergaß vorher nachzudenken. Caleb meinte grinsend: "Ach, ist das der Grund dafür, daß ich ihn letzter Zeit so wenige Umarmungen von dir bekommen habe? Die gingen alle auf dein Sparbuch?"
"Richtig!" Die Frau schnippte mit dem Finger. "Die sind alle reserviert!"
"Um sich heute einen Mann zu leisten? Ich dachte, dafür seien wir nicht hier", erinnerte er sie schelmisch, woraufhin er deutlich sah, wie etwas anderes in ihren Blick trat. Jade schüttelte langsam den Kopf, sagte aber zunächst nichts. Dann sah sie die Barmixerin an, die mit Calebs Drink beschäftigt war. "Ist das sein erster Drink heute?"
"Nein", meinte die Frau mit einem versöhnlichen Lächeln, "... sein vierter. Nimm es ihm nicht übel, es ist Happy Hour!"
"Oh. Danke." Die Schwarzhaarige hob die Brauen und sah ihren Begleiter mit hochgezogenen Brauen und einem breiten Lächeln an, das ihn an einen Hai denken ließ. "Dein vierter Drink, huh? Sagtest du nicht eben am Hochzeitsbogen, nach ein paar Drinks könnten wir noch mal übers Heiraten reden? Wie viele Drinks braucht es dann für ein simples Date, huh? Womit muß ich dich abfüllen für einen Kuß? Na los, was ist dein Preis?"
Er verzog mit einem unglücklichen Lachen das Gesicht und schüttelte ebenfalls den Kopf. Was sie sagte ergab langsam überhaupt keinen Sinn mehr, und der Vampir überlegte, sie gegen ihren Willen nach Hause und ins Bett zu bringen. Sie allein auf andere Leute loszulassen erschien ihm jedenfalls nicht mehr wie eine gute Idee. Sie war nun dermaßen aggressiv in ihrem Flirtdrang, daß irgendwer es ausnutzen würde, wenn er jetzt ihre Seite verließ, und er würde nicht zulassen, daß sie sich dermaßen wehtun ließ. In dieser Dosierung war dieser Tee gefährlich, und niemand würde ihn in seiner Meinung umstimmen können.
Ihr drehte sich alles und sie rutschte beinahe vom Barhocker. Das zweite Glas von dem Tee war zuviel gewesen, und sie hatte Mühe nicht laut loszuweinen, weil ihre Hemmschwelle für Emotionen so niedrig war wie sonst nie. Sie hatte gehofft, damit endlich die erlösenden Worte herauszubekommen, aber nun hatte sie ihn gefragt und es brachte nichts. Caleb schien in ihr einfach keine Frau zu sehen. Das Kleid, das Make-up, sogar Schmuck hatte sie gekauft, um ihm zu gefallen, aber sie war für ihn einfach keine begehrenswerte Frau, egal wie oft er behauptet hatte sie sähe gut aus. Ihm kam keine Sekunde lang die Idee sie um ein Date zu bitten, und jedes Mal, wenn sie versuchte sich zu öffnen, fing er wieder mit seinen Verkupplungsplänen an oder nahm sie nicht ernst.
"Was soll's", sagte sie niedergeschlagen und hielt sich am Tresen fest, damit die Welt aufhörte zu wackeln. "Ich bin eben nicht Beryl."
"Das möchte doch auch niemand. Wieso solltest du Beryl sein wollen?" Er klang überrascht.
"Sie ist toll und attraktiv", wiederholte Jade mechanisch seine Worte, die ihr ständig wieder im Kopf herumspukten.
Der Vampir schnaubte. "Das bist du auch, kein Grund, wie sie sein zu wollen."
'Trotzdem bin ich nicht gut genug für dich.' Jade wußte nicht, ob es am Tee lag, aber die ganze Situation kam ihr plötzlich so absurd vor. War sie wirklich so klein, daß sie ihm hinterherlaufen mußte wie ein Hündchen? Warum machte sie sich selbst so fertig für eine dermaßen einseitige Sehnsucht? Das alles war lächerlich! Die seltsamsten Gedanken schlingerten durch ihren Kopf. Sie fing an zu kichern.
Unsicher sah Caleb sie an. "Darf ich mitlachen?" fragte er vorsichtig.
Seine Begleiterin machte eine unbestimmte Geste. "Sicher, tu dir keinen Zwang an!"
"Ähm... Sagst du mir denn auch, worüber du lachst?"
"Nichts, Caleb. Ich lache über gar nichts." Sie sah ihn an als meine sie das vollkommen ernst, und genau genommen tat sie das auch. Sie lachte über sich selbst und das Nichts, das zwischen ihnen stand.
"Du flunkerst, Jade Sparkle."
"Schön, meinetwegen. Reden wir eben über etwas, über das ich lachen kann."
"Gerne. Worüber möchtest du sprechen?"
"Hm." Sie dachte kurz nach. "Was hättest du getan, wenn ich tatsächlich mit jemandem angebändelt hätte? Oder wenn ich sagen würde ich nehme... uhm... den da...", Sie zeigte auf einen zufälligen Mann, "... und gehe mit ihm nach Hause?"
"Na, mich selbstredend gefreut!" Das war nicht ganz die Wahrheit nach der erzwungenen Planänderung, aber darauf wollte er gerade nicht näher eingehen. Stattdessen nahm er ihren ausgestreckten Arm und zog ihre Hand sanft auf den Tresen zurück, ehe der Fremde darauf aufmerksam werden konnte.
"Nach eingehender Befragung und Begutachtung des Kandidaten?"
"Selbstverständlich! Für meine liebste Freundin nur das Beste!" meinte er selbstsicher und ignorierte jede Spur von Spott in ihrer Stimme.
"Wie hättest du das entscheiden wollen? Du kennst meine Wünsche doch gar nicht." Jade kicherte erneut.
Die Herausforderung nahm er an. "Selbstverständlich kann ich nur eine Empfehlung aussprechen und du entscheidest, aber ich traue mir durchaus zu den richtigen für dich auszusuchen."
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