Sims4 Soap Opera
Sims4 Soap Opera
Als sie endlich Feierabend hatte, nach einem raschen Abstecher zum Buchladen nach Hause kam, ihre Mütze und sich selbst aufs Bett werfen konnte und tief durchgeatmet hatte griff Jade nach ihrem Handy und rief Caleb an, der nun auch langsam daheim sein sollte. Er meldete sich beim zweiten Klingeln.
"Caleb! Ich bin gerade von meinem ersten Arbeitstag zurück!" rief sie aufgeregt ins Telefon.
"Schön zu hören, daß du es überlebt hast, Jade! Erzähl schon, wie war es?" lachte der Vampir.
"Ooooh, es war beängstigend! Fast wäre ich vor dem Club auf den Absätzen umgedreht und nach Hause gerannt!"
"Nicht doch, meine Spinnerin ist mutiger als das!"
"Ja, ich hab dann auch fest meine Gitarre umklammert und bin doch rein. Der Club war vollkommen leer, bis auf den Barmixer und meinen Chef, der sich ein Bild von mir machen wollte."
"Aw, es war kein einziger Besucher anwesend? So ist es doch hoffentlich nicht geblieben?"
"Doch! Es kam den ganzen Nachmittag niemand! Aber für mich war das okay! Es war ein prima Testlauf, und meine beiden Zuschauer waren soweit zufrieden. Mein Chef meinte, die Musik sei klasse, aber ich müsse noch an meinen Witzen arbeiten, und der Barkeeper hat mich für morgen erneut gebucht. Er meinte, mit meinen Beinen locke ich ja vielleicht Gäste an." Bei den letzten Worten klang sie nicht sehr glücklich.
Caleb war es auch nicht. "Das Bürschchen soll sich bloß in Acht nehmen! Meine liebste Freundin ist kein Objekt zum Anstarren! Hast du Angst vor ihm?"
"Nein, nein. Ich fand den Spruch etwas flapsig, aber er hat sich nicht schleimig verhalten oder so. Ich bin schon gespannt, ob ich morgen weniger stottere!"
"Das wird schon, Jade! Ich glaube fest an dich! Es ist allerdings ein Jammer, daß ich es nicht schaffen werde, mir deine Show anzusehen. Du bist schon daheim, wenn meine Schicht beendet ist!"
"Ist nicht schlimm! Wirklich nicht. Die haben mir schon in Aussicht gestellt, daß ich demnächst später arbeiten muß, wenn ich mich nicht zu blöd anstelle für eine Beförderung."
"Ist das schlecht für dich?"
"Nein, ich bin eh eine Nachteule", lachte sie, "Und dann kannst du bestimmt mal gucken kommen."
"Aber ich bin doch so neugierig! Noch dazu, wo ich dir das alles eingebrockt habe! Laß dich bloß recht schnell befördern!" Sein Lachen klang nicht danach, als sei es ihm unangenehm sie zu der Stelle gedrängt zu haben.
"Doof ist allerdings, daß ich später als Offenes Mikro-Sucher das ganze Wochenende durcharbeiten werden muß, und das fast bis Mitternacht. Dann können wir an den Wochenenden nur morgens etwas unternehmen."
"Das ist wirklich schade zu hören, aber wir werden das beste daraus machen, Jade. Da ich an allem Schuld bin wäre es nur recht und billig, wenn ich dich an den Wochenenden begleite."
Jade lächelte. "Ich bin dir sehr dankbar dafür, daß du mich dazu gebracht hast, Caleb."
"Es war mir ein Vergnügen, Teuerste."
"Mir auch." Einen Moment lang trat Stille ein, während die junge Frau gegen ihre Verlegenheit ankämpfte. Ihr Herz wummerte wie wild. "Caleb... war das vorm Club wirklich in Ordnung für dich?"
"Was meinst du?" erkundigte er sich sanft. "Unsere Aussprache? Genau darum hatte ich dich doch gebeten."
"Nein, ich meine... das Küssen auf offener Straße. Wenn dir das zu schnell geht, dann..."
"Wieso sollte es mir widerstreben eine wunderschöne Frau zu küssen? Da muß ich mich für gar nichts schämen!"
"Die Leute konnten uns sehen!"
"Na und? Was scheren mich deren Blicke, wenn es doch nur deine Augen für mich gibt?"
"Oh, wow!" Ihre Wangen glühten vor Freude und sie hatte Mühe, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. "Das ist so lieb von dir."
"Ach Jade... Ich kann mir das Gesicht, das du jetzt machst, so lebhaft vorstellen, daß es mich betrübt es zu verpassen."
Sie überlegte kurz. "Warte mal eben... Ich melde mich gleich wieder, ja?!" Rasch legte sie auf, strich sich die Zöpfe zurecht und machte ein Selfie, das sie ihm schickte. Dann rief sie ihn erneut an.
"Danke, Teuerste!" meldete er sich vergnügt. "Mein erstes Selbstportrait von Jade Sparkle! Das kommt in meine Sammlung!"
"Ach, du!" Insgeheim freute sie sich, aber sie war immer noch verlegen. Am Telefon zu flirten war ja noch viel schwieriger, als wenn sie ihm gegenüberstand!
"Darf ich dieses schöne Antlitz am Wochenende denn in Natura sehen oder wirst du nach der Arbeit zu beschäftigt damit sein an deinem Auftritt zu feilen? Unsere freien Tage stimmen ja nicht mehr lange überein, wenn ich dich recht verstehe. Diese Chance sollten wir nicht ungenutzt verstreichen lassen."
"Solange ich nicht unerwartet befördert werde hab ich Zeit! Nach der Arbeit könnte ich dich auch treffen, ich habe ja eine Stunde früher frei als du und kann mich entspannen. Ich würde es mir niemals nehmen lassen dich zu sehen! Deine Umarmung vermisse ich jetzt schon wie verrückt!"
"Das beruht auf Gegenseitigkeit, meine liebe Spinnerin!"
"Dann texten wir uns einfach, wenn einer von uns abends noch etwas unternehmen möchte oder uns etwas fürs Wochenende einfällt, ja?"
"So machen wir es! Ich wünsche dir viel Erfolg beim Überarbeiten deines Programms."
"Danke! Ich habe mir gerade extra noch ein Buch über Witze gekauft, ich hoffe, das wird helfen."
"Bestimmt wird es das! Du kannst das, Jade!"
"Danke, Caleb! Dann spätestens bis Samstag! Ich... ich hab dich lieb!"
"Ich dich auch, Jade. Viel Erfolg! Bis Samstag!"
"Bye!"
Sie quietschte auf vor Freude und ließ sich hintenüber aufs Kissen fallen. Lange hielt sie es jedoch nicht so aus. Jade setzte sich wieder auf und drehte sich zu ihrem Fisch um. "Oh, Melvin! Was ist bloß mit meinem Leben passiert?! Es ist alles so aufregend!" Ein neuer Job, ihr erster Freund, so viele neue Leute! "Boah! Laß uns schnell dieses Witzebuch lesen! Ich will ganz bald befördert werden und dann hoffentlich mehr Gitarre spielen dürfen! Auch wenn ich dann viele Stadtfeste mit Caleb verpassen werde. Herrje, ich hoffe, er hat Lust mit mir auch andere Sachen zu machen! Nicht, daß ich ihm zu langweilig bin! Verflixt, muß ich vielleicht doch zum Karaoke, um ihn glücklich zu machen?"
Ihre Gedanken überschlugen sich schon wieder, und sie versuchte lieber, sich auf das Buch zu konzentrieren.
Sims4 0133 Aussprache und Pläne <- # ->
Der Vampir starrte sie an. Er hatte sich geistig darauf vorbereitet ihr zu erklären, daß es sich in einem Club nicht immer verhindern ließ, daß Damen versuchten seinen Arm zu streicheln oder ihm anderweitig näher zu kommen, und daß sie auch nicht erwarten könne ständig seine volle Aufmerksamkeit zu haben, zumal die Art ihrer Beziehung noch völlig ungeklärt war. Mit der Wendung, die das Gespräch auf einmal genommen hatte, hatte er hingegen überhaupt nicht gerechnet.
"Jade... Das waren einige angesäuselte Clubbesucher, mit denen ich ein paar Worte und Anekdoten von der Arbeit ausgetauscht habe. Sicher kann man mit Gesprächen, die so flach wie eine Briefmarke sind, einen fröhlichen Abend herumbringen oder zwei, aber das sind doch keine Freundschaften!"
"Aber... du hast mit so vielen Handynummern ausgetauscht", entgegnete sie unsicher.
Er zuckte mit den Achseln. "Das ist halt so Gepflogenheit im Club. Du wirst das als Entertainer aus Höflichkeit auch tun. Es heißt noch lange nicht, daß ich auch nur einen einzigen von denen je anrufen werde, und ganz sicher besuche ich niemanden von ihnen zu Hause."
"Nicht mal die Rothaarige mit dem Minirock?" fragte sie herausfordernd, doch in ihrem Blick lag bereits wieder der Anflug eines besänftigten Lächelns.
Caleb schauderte. "Ganz sicher nicht die Rothaarige mit dem Minirock! Das war eine der Caliente Schwestern, die zweite Tochter der verrückten Nackten im Fitneßstudio neulich, und man sagt allen dreien den gleichen Liebhaber nach, der auch noch bei ihnen im Haus wohnt. Mit derart dramahungrigen Individuen umgebe ich mich ganz sicher nicht." Plötzlich sah er Jade frech an. "An dieser Stelle halten wir fest, daß sich doch eine gewisse Eifersucht in dir regt, oder?"
"Ein bißchen vielleicht", gab sie zu und kratzte sich verlegen am Ohr, was sein Grinsen fast schon ins Selbstgefällige verbreiterte. Dann verfiel sie in Schweigen und ging weiter in Richtung Bushaltestelle.
Unverdrossen folgte er ihr auch diesmal. "Was ist es nun wieder?"
"Caleb, auf welche Art sind unsere Gespräche nicht ebenso flach?"
"Jade Sparkle, ich bitte dich! Es ist lachhaft einfach ein paar Worte mit einem Fremden zu wechseln, und sei es über das Wetter! Auch am zweiten Abend noch Themen zu haben, und am dritten und an jedem weiteren Tag, das macht eine Freundschaft aus! Wir sprechen ständig über tiefgründige Themen! Haben wir nicht über die Existenz von Liebe auf den ersten Blick diskutiert, über Haustiere oder deine Probleme mit deinem korrupten Ex-Vorgesetzten? Du gewährst mir ständig Einblicke in dein Innerstes, seit neustem auch in dein Dekollete."
Sie ignorierte den Witz am Ende und meinte ernst: "Aber du bleibst in vielen Dingen weiter ein versiegeltes Buch. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr stelle ich fest, daß fast immer nur ich von privaten Dingen und Gefühlen erzähle, es sei denn der ernsthafte Caleb gibt mir gerade Ratschläge. Das ist nicht fair, für keinen von uns."
'Dafür ist es noch zu früh', dachte er, sagte aber lieber: "Ich brauche offensichtlich eine Weile, um mich zu öffnen."
"Wenn ich das nach diesem Abend nur glauben könnte. Ich habe eher den Eindruck, daß ich das Problem bin. Wieso auch immer, mir erzählst du fast nichts über dich selbst, nicht mal den Bürotratsch, den du gerade von dir gegeben hast."
"Das interessiert doch auch keinen wirklich."
"Doch, es interessiert mich!"
"Ich soll dich allen Ernstes mit Geschichten darüber langweilen, wie Ines aus der Rechnungsabteilung ihren Tacker in der eigenen Schublade verloren hat und alle anderen des Diebstahls bezichtigte?"
"Wieso denn nicht, wenn es dir so passiert ist? Und was du wirklich denkst und tust, das interessiert mich auch! Anscheinend kenne ich dich überhaupt nicht, wieso sonst konnte mich das gerade eben so überraschen? Wie oft bist du in Bars? Wie viele Freunde hast du? Wieso wohnst du überhaupt mit deiner Schwester zusammen? Was ist mit deinen Eltern? Hast du noch andere Geschwister? Bist du Italiener? Was interessiert dich an deinem Job am meisten? Was hast du noch für Hobbies außer zu lesen? Wieso trägst du so altmodische Kleidung? Was ist dein Lieblingsessen? Deine Lieblingsfarbe? Dein Lieblingstier? Wo möchtest du gern mal Urlaub machen? Wieso..."
"Whoa, das sind aber viele Fragen auf einmal, und das 'altmodisch' will ich überhört haben", lachte er und zupfte demonstrativ die Aufschläge seines Jacketts zurecht, ehe er Jade wieder etwas näher an seine Seite zog. "Die meisten dieser Dinge weiß ich über dich doch auch noch nicht. Also, was können wir tun, um das zu ändern, ohne es in eine langweilige Frage-und-Antwort Stunde oder ein Verhör ausarten zu lassen?"
"Ich weiß nicht... Du wirst den ernsthaften Caleb nicht zugunsten des frechen immer zu Hause einsperren, oder?"
"Ich denke nicht, Jade."
"Das ist gut, denn ich würde mich mit euch beiden gerne noch viel öfters treffen, um unsere Beziehung zu vertiefen."
"Ah ja?"
Jade spürte, wie ihre Wangen wieder einmal ganz heiß wurden, als ihr Begleiter sie schelmisch anfunkelte. "Oder... ist das irgendwie dumm? Geht man nicht miteinander auf Dates, wenn man sich schon kennt? Ich meine... ich möchte einfach weggehen. Sich gegenseitig seine Lieblingsorte zeigen."
"Wir waren schon oft aus, und das ist ein liebgewonnener Teil meines Lebens geworden. Aber du hast mir den Feenbaum bereits gezeigt - Willst du ihn wirklich erneut mit dem ernsten Caleb besuchen und auf andere Antworten hoffen?"
"Was würdest du denn vorschlagen, wie wir uns noch besser kennenlernen können?"
"Oh, ich gehe vollständig konform mit deinem Vorschlag, ich mag nur keinen Aufkleber auf der Stirn haben, wie ich an dem Tag zu sein habe! Laß uns weitermachen wie bisher. Wir gehen aus an Orte, an denen wir bereits waren, wir erkunden neue Teile der Stadt, wir treffen uns bei dir, und jedesmal, wenn du das Gefühl hast, daß ich nicht genug erzähle, schubst du mich einfach. Hab nie Angst davor mir eine Frage zu stellen, ja? Nur nicht in Form eines Platzregens." Er kicherte.
"Vielleicht lädst du mich mal nach Forgotten Hollow ein und wir gehen dort in ein Cafe, wenn du mich schon nie zu dir nach Hause kommen läßt?" schlug sie vorsichtig vor.
Der junge Mann lachte unangenehm berührt. "Es gibt bei uns kein Cafe, aber ich bin mir sicher, es läßt sich dennoch etwas einrichten."
"Ich darf dich besuchen?"
"Natürlich, das ist längst überfällig! Ich bin gerade entsetzt, daß es mir bislang nicht in den Sinn gekommen ist dich einzuladen! Lilith wird sich auch freuen."
"Oh..." machte Jade, die sich plötzlich wünschte nicht danach gefragt zu haben. Dieser streitlustigen Person wollte sie eigentlich nicht so schnell noch mal begegnen. "Verschieben wir das lieber."
Nun lachte er lauter. "Wie du willst, aber ich kann dir versichern, daß meine Schwester nicht so schlimm ist wie du denkst. Die Mißverständnisse zwischen euch lassen sich sicher aus der Welt räumen."
"Können wir vielleicht über etwas anderes reden als deine Schwester?" fragte sie unglücklich angesichts dieses Stimmungsdämpfers, woraufhin er den Kopf in den Nacken legte und gespielt jammerte: "Erst will sie alles mögliche wissen, doch kaum redet man will sie es doch wieder nicht! Verstehe einer die Frauen! Vielleicht solltest du mir doch konkrete Fragen stellen, Jade Sparkle?!"
"Momentan hab ich eigentlich nur eine Frage, ehe ich wirklich nach Hause und ins Bett muß." Sie kratzte allen Mut zusammen, den sie aufbringen konnte.
"Als da wäre?" forderte er sie gespannt zum Weitersprechen auf.
"Wie machst du das nur, immer so verdammt gut auszusehen?"
"Vielen Dank! Die Vokabel 'verdammt' ist passender, als du..." begann er geschmeichelt, ließ sich aber nur allzu gerne davon unterbrechen, daß sie ihn an den Jackenaufschlägen zu sich zog und küßte. Diesmal machte sie es von Anfang an richtig gut, und so fragte er in einer Atempause: "Jade Sparkle, mit wem hast du das bloß geübt?" - "Mit einem ganz tollen Kerl!" flüsterte sie zurück und drückte sich erneut an ihn, um sich Nachschlag zu holen, was ihm mehr als recht war.
Jades Herz hüpfte wie verrückt. Sie küßten sich auf offener Straße, und es war Caleb nicht peinlich, mit ihr so gesehen zu werden! Das war so aufregend! Sie hatte solche Angst gehabt vor dieser Begegnung, und es war alles viel besser gekommen, als sie sich vorgestellt hatte, nur weil sie nicht nachgegrübelt, sondern es einfach zugelassen hatte. Sie hatte eine neue Stelle, hatte eine wundervolle Zeit mit ihrem Schwarm verbracht, und jetzt wurde sie wieder so unfaßbar intensiv geküßt, daß ihr die Knie weich wurden. Glücklicherweise hielt Caleb sie fest.
"Nehmt euch ein Zimmer!" Dieser Ausruf einer vorbeikommenden Passantin riß beide schon nach kurzer Zeit jäh aus dem Moment. Jade schreckte auf, sah an ihrem Begleiter vorbei und konnte die Frau noch von hinten sehen. "War das... Liberty Lee?"
Der Vampir drehte sich ebenfalls nach ihr um und sah die Gestalt mit dem schlurfenden Gang im Honey-Pop verschwinden. "Darauf wetten würde ich zwar nicht, aber dieses Geschöpf sah ihr schon ähnlich."
"Ich bin mir ganz sicher, daß sie das war. Das kriegt sie zurück!" schimpfte die Schwarzhaarige.
"Damit hat sie es endgültig auch auf meine schwarze Liste geschafft", schmunzelte Caleb, für den das die zweite Begegnung mit der Person war, die alle Frauen in seinem Leben so verabscheuten.
"Da kommt mein Bus. Bis bald, Caleb." Sie küßte ihn ein letztes Mal und lief zur Haltestelle.
Er sah ihr nach und fing an sich zu fragen, ob dies nicht doch das richtige war. Den ganzen Abend über hatte er das Gefühl gehabt, daß etwas gefehlt hatte. Bis gerade eben. Wenn es Irrsinn war, sich mit einem Menschen einzulassen, dann schmeckte der Wahnsinn verdammt gut.
Sims4 0132 Unterhalter unterhalten <- # -> Sims4 0134 Aller Anfang ist leer
Der Vampir wagte plötzlich kaum zu atmen. Ihr Kopf lehnte wie paralysiert auf seiner Schulter, noch immer auf das Handy starrend, während sich ihr Busen weich an seine Brust schmiegte und ihre Kleidung aus dieser Perspektive noch tiefere Einblicke bot. Die Frau saß mit angewinkelten Beinen, eins davon quer über seinen Schenkeln. Sie war so warm...
Plötzlich piepste das Handy. Unwillkürlich zuckte er zusammen und hätte es um ein Haar fallen lassen. Sie hingegen fuhr auf. "Ist das etwa schon die Antwort?!"
Er räusperte sich, aus seinem beginnenden Tagtraum gerissen, und hielt ihr das Gerät hin. "Sehen wir nach."
"Oje! Beide zusammen, okay! Du hältst es fest, ich öffne die Mail!"
In einer Mischung aus Amüsement und Faszination beobachtete Caleb ihr konzentriertes Gesicht, als sie die Antwort las. Jade quiekte auf, die Augen weit aufgerissen, und zog sich hastig wieder in ihre Ecke des Sofas zurück, die Knie fest umklammert. "Oh nein! Ich hab den Job! Was mache ich denn jetzt?!"
"Hingehen und sie alle begeistern, was denn sonst?" lachte er und gab ihr das Handy zurück.
"Das sagst du so einfach! Oh nein, oh nein, oh nein... Lauter Fremde!"
"Denk daran, wie viel du vorm Spiegel für deinen letzten Job geübt hast, Jade. Du kannst das!"
Sie verfiel in Schnappatmung, sprang halb auf, setzte sich wieder und schien in Panik zu verfallen.
Caleb nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände und zwang sie, ihn anzusehen. "Sprich mir nach: Ich kann das!"
"Ja, du könntest das! Ich aber nicht!"
"Ich könnte keinen Ton aus deiner Gitarre bekommen. Du, du kannst das!"
"Montag geht es schon los! Ich muß mich vorbereiten! Was soll ich bloß als erstes tun?! Ich flippe aus!"
Er blieb ruhig wie ein Fels in der Brandung. "Du packst gleich deine Gitarre ein, legst dir deine Glücksmütze zurecht und überlegst dir ein Programm."
"Aber..." Jade stoppte sich. Sie machte sich kurz los, sah weg, beruhigte gezielt ihre Atmung. "Du hast recht. Jetzt ist es eh zu spät für einen Rückzieher ohne eine epochale Blamage! Na schön. Ich versuch's."
"Das wollte ich hören, Jade Sparkle!"
"Glaubst du... Denkst du, du kannst ab und an vorbeischauen, wie ich mich schlage? Es wäre beruhigend, ein bekanntes Gesicht zu sehen."
"Sicher, davon ließe sich ein Mistkerl wie ich niemals abhalten! Und Beryl und Summer sagen wir auch Bescheid!"
Schlagartig wurde sie wieder rot, die Hände im Schoß, fest das Handy umklammernd. "Tut mir leid, daß ich das gesagt habe!"
"Ich sehe großzügig darüber hinweg, schließlich war ich zugegebenermaßen tatsächlich nicht ganz fair."
Jade hätte ihn gerne noch weiter zusammengestaucht für das, was er ihr eingebrockt hatte, doch insgeheim freute sie sich ein wenig auf den Versuch, denn sie hatte nicht den Mut gehabt sich selbst zu bewerben. Die Arbeitszeit war morgens und am frühen Nachmittag, um 17 Uhr würde sie schon Feierabend haben, noch ehe die Clubs sich langsam füllten. Es würden daher hoffentlich nicht allzu viele Leute da sein, die sie anstarren konnten. Außerdem konnte sie ihrem Freund nicht böse sein, wenn er sie so warmherzig ansah.
Obwohl er ihr momentan etwas verkrampft ins Gesicht starrte. Hatte sie da was? Obst zwischen den Zähnen etwa?
Caleb streckte die Hand nach ihr aus, stockte einen Moment, überlegte, und entschloß sich dann doch, vorsichtig den Träger ihres Oberteils, der ihr in dieser Haltung langsam über die Schulter hinabrutschte, wieder an Ort und Stelle zu schieben, wobei er den Blickkontakt nur für eine Sekunde brach.
Die Berührung seiner Fingerspitzen brannte wie Feuer, und Jade fühlte ihr Gesicht in Flammen aufgehen, als ihr Aufzug ihr zu Bewußtsein kam. Sie sah an sich hinab. "Oh du meine Güte! Ich bin ja so gut wie nackt!"
"Ach, davon bist du noch mehrere Träger weit entfernt", versicherte er ihr jovial.
"Oh mann! Ich hab das auch noch laut gesagt?!" Sie sprang auf und rannte ohne ein weiteres Wort ins Schlafzimmer.
Der Vampir seufzte. Hatte er sich jetzt in eine weitere Auszeit bugsiert?
Hastig schlüpfte Jade aus ihrem Schlafanzug, wäre fast noch hingefallen beim Versuch ihn von den Beinen zu treten und gleichzeitig nach ihrem Pulli zu greifen, und zog sich wie der Blitz an. "Oh mann, oh mann, oh mann!" Sicher sah sie aus wie eine Tomate. Sie erinnerte sich an die Rangelei um das Telefon. Hatte Caleb etwas gesehen? Natürlich hatte er etwas gesehen, nur wieviel? Was war heute nur mit ihr los, daß ihr nicht vorher aufgefallen war, wie unmöglich sie gekleidet war?! "Dieser ganze dumme, blöde Streß wegen diesem dummen, blöden Job!" schimpfte sie vor sich hin. Offenbar war sie trotz der Kündigung noch immer nicht wieder ganz bei sich.
"Jetzt hält er mich bestimmt für..." Sie stockte. Ja, für was eigentlich? Nach dem Kuß beim letzten Mal mußte er ja ungefähr wissen, was sie über ihn dachte. Hielt er sie jetzt für... liebestoll oder sowas? Das lief ja ganz super!
Die ganzen Tage über war sie so nervös gewesen, hatte keine Ahnung gehabt, wie das nächste Treffen ablaufen würde, hatte Angst gehabt, daß er doch kein Interesse an ihr hatte, und jetzt passierte ihr so etwas plumpes! Sie wollte am liebsten in ihr Kopfkissen schreien, aber sie stellte sich lieber gleich der Situation, ehe es ihr so peinlich wurde, daß sie das Zimmer nicht mehr verlassen konnte.
Caleb stand am Bücherregal und sah sie nur stumm an, als sie fertig angezogen aus dem Zimmer trat. Seine Augen folgten ihr aufmerksam, er wartete wohl auf eine Reaktion. Jade, der die ganze Situation mehr als nur unangenehm war, zog ihre Mütze tiefer ins Gesicht. "Hey..."
"Hey?" gab er unverbindlich zurück und stellte ein Buch zurück, das er sich angesehen hatte. Spielerisch schob er ihr die Kopfbedeckung wieder hoch. "So sehe ich dich ja gar nicht."
"Hast du heute nicht schon genug von mir gesehen?" platzte es aus ihr heraus, ehe sie sich bremsen konnte.
"Es war keine Absicht", beteuerte der junge Mann.
"Ach, das wollte ich damit auch gar nicht sagen." Impulsiv tat Jade das nächstbeste, das ihr einfiel: Sie umarmte ihn. Zögernd erwiderte er die Geste, und ihr war nach weinen zumute. "Bitte glaub nicht, daß ich mit meinem Aufzug irgendwas im Schilde hatte!"
Unvermittelt brach Caleb in ein lautes, erleichtertes Lachen aus, und die Frau trat einen Schritt zurück. "Was...?"
"Das ist dein Problem?!" fragte er und konnte sich gar nicht wieder beruhigen, "Du glaubst, ich könnte dich für eine üble Verführerin halten, wegen deinem Schlafanzug?"
"Ziemlich dumm, huh?" Sie sah betreten zu Boden.
Der Vampir hörte schlagartig auf zu lachen, auch wenn es wahnsinnig schwer war. Er wollte ein Dutzend Dinge auf einmal sagen, entschied sich aber für das ehrlichste: "Jade Sparkle, du bist unheimlich süß und gar nicht dumm, egal was du anhast oder auch nicht."
"Dann denkst du jetzt nicht schlecht von mir?"
"Wieso sollte ich? Solange du mich nicht für einen Perversling hältst, weil ich nicht früher etwas gesagt habe, ist doch alles gut." Wie sehr ihm das wenige, das er gesehen hatte, gefallen hatte ließ er lieber unerwähnt.
Jetzt fing auch Jade an zu lachen. "Nein, das tue ich nicht." Sie umarmte ihren Freund erneut, und diesmal erwiderte er es. Nach einigen Sekunden sah sie ihm scharf in die Augen. "Ganz ehrlich - wieviel hast du gesehen?" fragte sie argwöhnisch.
"Ein Gentleman genießt und schweigt."
Sie boxte ihn gegen den Arm.
"Autsch! Nichts, das nicht ab 12 freigegeben wäre, mein Wort darauf!" Er lachte erneut und hielt ihre Hände fest, obwohl er den Knuff nicht wirklich gespürt hatte. "Aber wenn du weiterhin so brutal bist wird dieser Film doch noch ab 16!"
"Tut mir leid." Sie nahm die Hände runter, fragte plötzlich aber erneut scharf: "Du hast wirklich nichts gesehen?"
"So langsam frage ich mich, ob du darüber enttäuscht bist! Wenn es dir so wichtig ist kannst du mir nachher gern ein Foto schicken!" meinte er frech und hob die Hände, um sie abwehren zu können.
Ihr Angriff, wenn man es denn so nennen konnte, erwischte ihn dennoch kalt. Die Schwarzhaarige hielt sich an seinen Händen fest, beugte sich vor und küßte ihn sanft auf die Wange. "Na schön."
Dann ging sie, um in ihre Stiefeletten zu schlüpfen. "Was hältst du davon, wenn wir in eine Bar oder zwei gehen und uns dort die Programme meiner zukünftigen Kollegen ansehen?"
"Gleich zwei Bars? Du mußt dir doch nicht etwa Mut antrinken für Montag?" stichelte er schmunzelnd, folgte ihr aber willig zur Haustür hinaus.
"Du Quatschkopf! Ich könnte noch ein paar Ideen gebrauchen. Es sei denn, ich will die Story, wie ich zu meinem Job gekommen bin, erzählen."
"Oh, wenn du das tust bestehe ich aber auf jeden Fall auf einem Foto, damit ich allen beweisen kann, daß ich hautnah dabei war!" rief er vergnügt und betonte das 'hautnah' bewußt lasziv.
"Hör auf! Ich werde schon wieder rot, was sollen denn die Leute denken?!"
"Die werden sich denken, daß dieser unverschämt gutaussehende Gentleman mit einem sehr lebenslustigen Fräulein unterwegs ist."
"Keine zwei Sekunden in der Sonne und schon wird er wieder übermü... waaah!" Jade war rücklings über die Veranda gegangen und hatte sich vor lauter Faxen machen mit dem Abstand zur Treppe verschätzt. Plötzlich traf ihre Hacke nur auf leeren Raum und sie verlor das Gleichgewicht. Mit einem Aufschrei fiel sie hintenüber, wild mit den Armen rudernd, als ihr Fall auch schon wieder vorbei war. Caleb war plötzlich neben ihr. Sein Arm schlang sich um ihre Mitte, sie wurde aufgefangen, herumgewirbelt und stand eh sie sich's versah neben ihm auf der Stufe. "Vorsicht!" rief er besorgt.
"W... Was... Wie? Wie bist du so schnell...?!"
Er sah sie nur an, vor Schreck noch bleicher als sonst. Wie in Zeitlupe ließ er ihre Taille los, als er sicher war, daß sie stand.
"Puh! Du bist echt viel stärker als du aussiehst! Das hätte ins Auge gehen können. Danke, Caleb."
"Nicht dafür. Keiner will bei deinem Auftritt die Geschichte hören, wie du dir die Hüfte gebrochen hast." Er atmete tief durch und nahm sie bei der Hand.
"Ehm, was soll das jetzt?"
"Wer weiß, in welche Löcher du heute sonst noch fällst, wenn ich nicht auf dich aufpasse."
Jade lächelte still in sich hinein, beklagte sich aber nicht darüber, mit ihrem Schwarm händchenhaltend zur Bushaltestelle zu spazieren.
Sims4 0130 Einblicke und Ausblicke <- # -> Sims4 0132 Unterhalter unterhalten
Im ersten, um die Nachmittagszeit nur spärlich besetzten Club waren sie die einzigen, die dem Unterhaltungsprogramm überhaupt irgendwelche Aufmerksamkeit schenkten, und obwohl es Jade irgendwie beruhigte tat ihr das Mädchen auf der Bühne auch ziemlich leid. Sie hörten sich ihre Witze und ein Lied an, wobei Jade versuchte sich aus den kleinen Geschichten der Unterhalterin etwas für ihren eigenen Auftritt abzuleiten.
Als sie am frühen Abend in einen anderen Club wechselten glaubte sie langsam zu verstehen, was man von ihr erwartete. Hier stand ein junger, blonder Mann auf der Bühne, der das etwas größere Publikum fast ausschließlich mit kleinen Geschichten und Witzen zu unterhalten versuchte und nur ab und an mehr schlecht als recht auf seiner Gitarre zupfte.
Die Frau registrierte, wie ihr Begleiter dem Unterhalter kurz zuwinkte, und fragte: "Kennst du den Mann?" - "Flüchtig. Das ist Beryls Nachbar und Liebhaber Thilo." - "Wow! Wie klein die Welt doch ist..." - "Ihr könntet euch miteinander bekannt machen, vielleicht kann er dir einige Tipps geben!" - "Nicht jetzt, er arbeitet ja gerade. Aber ich werde darüber nachdenken." - "Tu das! Thilo scheint... sehr umgänglich Beryls Freunden gegenüber und möchte uns alle kennenlernen. Also keine falsche Scheu, ja? Gerade jetzt, zu Anfang deiner Karriere, kannst du jeden Kontakt brauchen, den du bekommen kannst."
"Da hast du sicher recht..."
"Sollte es dir unangenehm sein begleite ich dich auch gern und übernehme die erste Vorstellung, allerdings bin ich ihm selbst bislang nur einmal begegnet."
"Mal sehen..."
Während Jade an ihrer Orangeade mit Pfiff hing und dem Blondschopf konzentriert zuhörte, wandte sich Caleb auf dem Barhocker neben ihr bald anderen Dingen zu. Sie registrierte zunächst nur am Rande, wie er mit allem und jedem plauderte, doch nach und nach rückte ihr Begleiter immer mehr in den Vordergrund ihrer Aufmerksamkeit.
Als sie losgezogen waren hatte sie noch Bedenken gehabt, ob auch diesmal wieder Leute vor Ort sein würden, die ihnen giftige Blicke zuwerfen würden, und sie fragte sich manchmal, ob es doch an Calebs ungewöhnlichem Kleidungsstil liegen konnte. Es war ihr jedoch schnell klar geworden, daß sich wirklich niemand daran störte, daß ihr Begleiter aussah als käme er aus einem anderen Jahrhundert. Meist genügte ein einziger Blick von ihm, um die Menschen auf Abstand zu halten oder herankommen zu lassen, und mit denjenigen, die er an sich heran ließ, plauderte er nach wenigen Minuten als seien sie alte Freunde. Er lachte und scherzte, erzählte Geschichten und hörte zu, während er dann und wann an seinem Saft on the Rocks nippte. Jade dachte bewundernd, daß er wirklich viel vor dem Spiegel geübt haben mußte, und daß er eher auf die Bühne gehörte als sie. Gleichzeitig war ihr auch etwas schwer ums Herz, besonders wenn er andere Frauen 'Teuerste' nannte. Es war sicher dumm von ihr gewesen zu denken, daß er diesen Spitznamen nur für sie verwendete, aber er scheute auch keinen Körperkontakt und ließ mit sich flirten. Nur Einladungen zum Tanzen schlug er aus. Sie ärgerte sich selbst darüber, wie nahe ihr das ging, schließlich waren sie kein Paar oder sowas und hatten abgemacht es ganz langsam angehen zu lassen.
Traurig leerte sie ihr Getränk und wollte sich gerade auf den Heimweg machen, als Caleb sich ihr prompt sofort zuwandte, als hätte er sie keine Sekunde aus den Augen verloren. "Hast du genug Inspiration sammeln können oder möchtest du noch einen Drink, Teuerste? Oder gar noch ein weiteres Etablissement aufsuchen?"
"Nein, ich muß langsam heim. Muß morgen ja noch ein Programm zurechtschustern."
"Wohlan, gehen wir", meinte er schlicht und stand auf. Die Musik war inzwischen so laut, daß beide lauter sprechen mußten.
Jade machte eine abwehrende Handbewegung. "Ähm, du mußt nicht gehen wegen mir. Du schienst dich gerade so blendend zu unterhalten."
Er beugte sich zu ihrem Ohr vor. "Ich bringe dich selbstredend heim. Und im Vertrauen: Eifersucht steht dir nicht."
"Ich bin schon groß, danke. Und ich bin auch nicht eifersüchtig." Das kam aggressiver aus ihr heraus als sie wollte, doch der Club füllte sich zunehmends mit Menschen und ihr wurde immer unangenehmer zumute. Anfangs hatte sie die Fremden ignorieren können, zumal sie sich in Calebs Nähe selbstsicherer fühlte, aber nun war sie von Leuten umzingelt und ihr Freund schien mehr auf deren Seite als auf ihrer. Die Enttäuschung darüber nichts besonderes für ihn zu sein erhöhte ihre Anspannung noch mehr, und daß sie sich ausgerechnet im Honey Pop befanden, dem Club, vor dem das Romantikfestival üblicherweise stattfand, hatte sie die ganze Zeit über gewurmt, doch die Karaokebar war leider der am einfachsten erreichbare Club mit Bühnenprogramm gewesen.
Ihr Begleiter sah sie abschätzend an, bemerkte sicher ihr Zittern und ihren umherirrenden Blick. Sie fühlte sich wie auf dem Präsentierteller. Wortlos nahm Caleb sie an der Hand, die sie ohne es zu merken schon wieder zur Faust geballt hatte, und zog sie aus dem Club hinaus in die kühle Nachtluft. Sie gingen ein Stück vom Eingang weg und Jade atmete tief durch, als ihr nur noch gelegentlich ein Passant entgegenkam.
"Geht es dir besser?" erkundigte sich ihr Freund fürsorglich.
"Ja, danke. Es tut mir leid, ich..."
"Du mußt nichts sagen. Mir tut es leid, daß ich es nicht vorausgesehen habe."
"Es ist nicht dein Job, auf mich aufzupassen, sondern meiner." Diesmal sagte sie es sanft, aber bestimmt, und ein wenig traurig, weil die Anspannung wieder so groß gewesen war. "Verstehst du jetzt, wieso ich nicht auf einer Bühne stehen kann?"
"Ich verstehe, daß es nicht leicht für dich werden wird, aber ich glaube weiterhin, daß du es schaffen kannst."
"Wieso?" fragte sie ernsthaft und blieb stehen. Sie sah ihn stirnrunzelnd an. "Das frage ich mich schon seit Wochen. Wieso glaubst du so fest daran, daß ich mich auf einmal ändern kann?"
"Weil du es schon mindestens einmal geschafft hast!" Caleb zuckte mit den Achseln und lachte. "Wann warst du zuletzt in meiner Gegenwart angespannt?"
"Gerade eben!"
"Laß mich korrigieren, wann warst du zuletzt wegen mir angespannt? Und zwar nicht, weil ich mit deinem Fisch Melvin plauderte oder eine schöne Aussicht genoß, sondern schlicht wegen meiner Gegenwart?"
"Ich... ähm..." Jade überlegte, konnte sich aber nicht erinnern.
"Siehst du!" Er drückte sie kurz an sich und hielt sie dann locker im Arm. "Bis du vor größeren Menschenmengen spielst kennst du einige deiner Fans bestimmt schon gut genug, um dich nicht mehr vor allen zu fürchten."
"Als ob ich Fans bekommen würde...", lachte sie nervös.
"Sobald du Gitarre spielen darfst wirst du Fans bekommen. Ich bin schon einer!"
"Mein Lieblingsfan! Die werde ich aber nicht alle umarmen!"
"Eine Sonderbehandlung ist mir nur recht." Der Druck auf ihre Taille wurde stärker, als er sie dichter an sich heranzog. Jade stockte der Atem unter dem aufmerksamen Blick seiner grauen Augen, die im schwachen Licht der Laternen glänzten wie flüssiges Silber.
Sie machte sich ruckhaft los und murmelte: "Ich möchte das gerade nicht."
"Warum, was habe ich getan?" Der junge Mann schien verwirrt.
"Nichts. Morgen muß ich früh raus. Also, danke daß du mich begleitest hast, ich rufe dich dann am Montag an, wie mein erster Auftritt war." Jade wandte sich zum Gehen.
"Oh nein, nicht so schnell! Erst will ich wissen, wieso du so aufgebracht bist! Was habe ich dir über Kommunikation gesagt?!" Caleb folgte ihr, und egal wie schnell sie ging, er hielt Schritt. Schließlich fragte er mit einer Prise Streitlust in der Stimme: "Ist das immer noch die Eifersucht? Darf ich generell nicht mit anderen Leuten sprechen, oder nur nicht mit Frauen?"
"Ich bin nicht eifersüchtig!" rief sie und warf die Arme in die Luft. Sie fuhr herum und sah ihm ins Gesicht. Dann atmete sie erst einmal tief durch, ehe sie ruhiger erklärte: "Ich bin nur ein bißchen enttäuscht, daß du mich angeschwindelt hast, und jetzt weiß ich noch nicht, was das für unsere Freundschaft bedeutet."
"Wann habe ich dich belogen?" fragte er ernst und ein wenig ungläubig.
Der jungen Frau war das Gespräch sehr unangenehm. "Es ist nur... Du hast dich den anonymen Freundesuchern unter völlig falschen Tatsachen angeschlossen! Was war denn das gerade? Du hast keinerlei Probleme damit Kontakte zu knüpfen! Wenn du willst bist du mühelos der Mittelpunkt der Party!" sprudelte es schließlich aus ihr heraus. "Du könntest in kürzester Zeit an jedem Finger ein Dutzend Freunde haben! Was heißt das für mich? Wieso hast du mich glauben lassen du seist auch einsam? Was willst du wirklich von mir?"
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Auf dem Weg zu seinem samstäglichen Überraschungsbesuch bei Jade hatte Caleb sich vorgenommen sich völlig normal und freundschaftlich zu verhalten und erst einmal abzuwarten, ob seine Freundin ihre Avancen vom letzten Mal fortführen würde oder ob sie es sich anders überlegt hatte. Wenn sie weiterhin eine Beziehung anstrebte wollte er sie das Tempo komplett selbst bestimmen lassen, da sie die Unerfahrene war und er alle Zeit der Welt hatte. Auf keinen Fall sollte sie sich von ihm zu etwas gedrängt fühlen, und er würde sehr darauf achten seine Magie ihr gegenüber im Zaum zu halten.
Doch als sie ihm auf sein Klopfen hin die Tür öffnete wurden seine Vorsätze auf eine harte Probe gestellt. Jade trug nur einen Schlafanzug. Es war ein einteiliges Ensemble, in der Körpermitte mit einem Gummizug gerafft und in einem sehr hellen pastellfarbenen Türkis gehalten, das von den Knien an abwärts durch ein großes Blumenmuster und einen Farbübergang zu einem dunkleren Ton aufgelockert wurde. Die Farbe stand ihr ausgezeichnet. Während die Hose jedoch weit geschnitten war und ihre Figur umschmeichelnd bis auf ihre Pantoffeln hinabreichte, wurde das ebenfalls weite Oberteil nur von dünnen Spaghettiträgern gehalten und erlaubte recht tiefe Einblicke auf das, was sich durch den dünnen Stoff ohnehin darunter abzeichnete. Jade zählte eindeutig nicht zu den Frauen, die ihren BH auch im Bett nicht ablegten.
Noch dazu trug sie ihre Brille nicht, und natürlich auch nicht ihre Mütze, und sie schaute ihm daher offen ins Gesicht. Sie war lediglich ein wenig verlegen.
Mühsam widerstand der Vampir der Versuchung sich allzu offensichtlich an ihrem aparten Anblick zu weiden, und setzte stattdessen ein freundschaftliches Lächeln auf. "Hallo, Jade! Eigentlich wollte ich dich überraschen, doch wie es scheint komme ich ungelegen. Habe ich dich um diese Zeit tatsächlich aus dem Bett geholt? Bist du wieder krank?"
"Nein", wiegelte sie müde ab, "Ich hab mich heute gar nicht angezogen. Hab gestern gekündigt und gönne es mir, einen Tag so richtig faul zu sein."
"Wie bitte? Gekündigt?! Darf ich hereinkommen und näheres erfahren?" Es wunderte ihn, daß diese Neuigkeit auf der Arbeit nicht an sein Ohr gedrungen war, schließlich hatte sie keine unbedeutende Stelle bekleidet.
"Klar, wenn es dich nicht stört, daß ich gerade beim sehr späten Frühstück war."
"Natürlich nicht." Selbstverständlich hatte er sie wieder beim Essen erwischt. Er grinste still in sich hinein und genoß, während er ihr folgte, den Anblick ihres großenteils nackten Rückens. Nein, da war eindeutig kein BH.
Zunächst schien sie sich wieder an den Tisch setzen zu wollen, doch dann schnappte sie sich doch kurzerhand ihren Teller und kam zu ihm auf die Couch.
"Also, wieso hast du gekündigt, Teuerste? Du wurdest Anfang der Woche doch erst erneut befördert, oder nicht?"
"Genau das ist es ja! Hätte ich gewußt, daß mein Chef mich gar nicht feuern, sondern zur leitenden Angestellten machen wollte durch die Fördermaßnahme, dann hätte ich das Buch gar nicht gelesen! Ich war dermaßen gestreßt, wenn ich von der Arbeit kam, daß mir einfach nichts mehr Spaß gemacht hat!"
"Als man wegen deiner Beförderung auf mich zutrat habe ich mich sehr bemüht dich in einem ruhigeren Zweig einteilen zu lassen, um dir ein wenig entgegenzukommen. Es tut mir leid, daß es wieder nicht das richtige war."
"Aw, das hast du getan? Vielen Dank für die Mühe, Caleb! Aber ich habe keine Ahnung, wie du das bloß aushältst! Je mehr Verantwortung ich bekam, desto schlimmer wurde es. Jeden Abend nur Kopfweh, ein schmerzender Nacken und stundenlanges Duschen, ehe ich ins Bett gekrochen bin. Für so viele Leute entscheiden zu müssen, das liegt mir einfach nicht! Die Stelle war das Geld nicht wert", erklärte Jade mit gerunzelter Stirn und schob sich eine weitere Gabel voll Obstsalat in den Mund. "Entschuldige, daß ich dir hier wieder mal etwas voresse. Möchtest du auch was? Es würde zwar kein Gourmetgericht, aber ich könnte dir schnell etwas machen!"
"Nein, danke, iß nur weiter." Dieses Ritual hatten sie bereits vervollkommnet. Caleb dachte über die neue Information nach. Einen seltsamen Moment lang fragte er sich, ob die junge Frau das schon seit längerem geplant hatte. Sie hatte ihn doch nicht etwa nur deswegen angemacht, weil sie einen Freund mit einem gut bezahlten Beruf suchte, der sie aushielt? Das mochte er sich nicht vorstellen. "Und was planst du jetzt zu tun? Wie soll es weitergehen?"
"Zurückstufen wollten sie mich nicht auf eine der angenehmeren Stellen. Aber Spaß gemacht hat mir eh keine davon, also bin ich gegangen. Ich glaube, Business ist im ganzen nicht so mein Ding." Jade stand auf und brachte ihren leeren Teller weg.
Aus der Küche rief sie: "Ich wollte mir morgen etwas neues suchen, bin mir aber noch nicht ganz schlüssig, in welche Richtung ich gehen soll. Vielleicht versuche ich es mit Kunst, so wie Beryl... Die hat wenigstens etwas weniger mit Leuten zu tun, und sie arbeitet schon ewig nur 30 Stunden die Woche! Allerdings habe ich von Kunst überhaupt keine Ahnung und müßte mir erstmal massig Wissen antrainieren, daher bin ich mir nicht so sicher. Für immer würde ich keine Paletten reinigen wollen, ein bißchen im Betrieb aufzusteigen wäre schon schön. Und ich fürchte, malen müßte ich auf Dauer auch besser können."
Der Vampir sah ihr mit einem erleichterten Seufzen entgegen, als sie mit einem Glas Wasser in der Hand zurückkam. Also wollte sie wirklich nur heute einen Kurzurlaub genießen und war keine Mitgiftjägerin. Das paßte eher zu seinem Eindruck von ihr. Sie setzte sich wieder, die Beine im Schneidersitz. "Vielleicht kannst du mir ja bei der Entscheidung helfen, Caleb, und wir finden zusammen noch einen besseren Job für mich. Bislang haben mich deine Tipps schließlich immer weitergebracht."
Der Vampir horchte auf. Na, wenn das nicht die Gelegenheit war, auf die er immer gewartet hatte! Er sah ihr Handy auf dem Sofa liegen und griff danach. "Darf ich?" - "Nur zu, ist kein Passwort drauf", lud sie ihn ein, während sie das Glas leerte und einfach auf den Boden stellte.
Caleb schaltete das Gerät ein, bemerkte mit einem Lächeln, daß sie immer noch ihr gemeinsames Selfie als Hintergrundbild benutzte, und rief die Seite mit den Stellenangeboten auf.
Schnell fand er, was er suchte, und hielt ihr das Angebot hin. "Hier, das solltest du machen!"
"Was? Amateur-Unterhalterin?! Caleb, das heißt, ich müßte in Clubs spielen und Witze erzählen!"
"Genau deshalb bin ich ja der Meinung, daß es perfekt zu dir paßt."
"Ich kann nicht vor so vielen Fremden spielen!"
"Doch, das kannst du! Jade, du spielst fantastisch Gitarre, und du bist witzig und hast Fantasie! Die Leute werden dich lieben!"
Sie suchte nach den passenden Worten, um ihm zu sagen, daß er Unsinn redete, doch ohne darüber nachzudenken sah er ihr nur direkt in die Augen und fügte hinzu: "Das ist es, was ich an dir am meisten mag. Wenn ich dich ob dieser Qualitäten für liebenswert halte, wieso sollten es die Clubbesucher nicht tun?"
Prompt errötete sie, und diesmal trug sie keine Mütze, die sie sich ins Gesicht ziehen konnte. Sie war richtig süß, wenn sie ihn so ansah.
"Aber Caleb..."
"Du mußt das einfach machen, Jade. Dafür wurdest du geboren, und deshalb schicke ich jetzt einfach deine Bewerbung für dich ab. Das hier ist doch die neuste Version deines Lebenslaufs, ja? Ah ja, gestern noch auf den neusten Stand gebracht."
"Caleb, nicht! Gib das her!" Die junge Frau griff entsetzt nach ihrem Handy, doch er wandte sich schnell von ihr ab zum Tippen und streckte dann den Arm weit von ihr fort und machte den Rest mit einer Hand, während er sie mit der Schulter zurückhielt. "Dich muß man wirklich zu deinem Glück zwingen, Jade Sparkle!"
"Nicht!" protestierte sie und kletterte förmlich auf ihn, um nach ihrem Eigentum zu langen.
"Uuund, abgeschickt!" lachte er.
"Du Mistkerl!" Sie starrte ungläubig auf den Bildschirm. Alle Kraft schien sie zu verlassen und sie plumpste wie eine Gliederpuppe auf ihn. "Das wird sowas von peinlich, wenn die mir absagen", murmelte sie.
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