Der Vampir wagte plötzlich kaum zu atmen. Ihr Kopf lehnte wie paralysiert auf seiner Schulter, noch immer auf das Handy starrend, während sich ihr Busen weich an seine Brust schmiegte und ihre Kleidung aus dieser Perspektive noch tiefere Einblicke bot. Die Frau saß mit angewinkelten Beinen, eins davon quer über seinen Schenkeln. Sie war so warm...
Plötzlich piepste das Handy. Unwillkürlich zuckte er zusammen und hätte es um ein Haar fallen lassen. Sie hingegen fuhr auf. "Ist das etwa schon die Antwort?!"
Er räusperte sich, aus seinem beginnenden Tagtraum gerissen, und hielt ihr das Gerät hin. "Sehen wir nach."
"Oje! Beide zusammen, okay! Du hältst es fest, ich öffne die Mail!"
In einer Mischung aus Amüsement und Faszination beobachtete Caleb ihr konzentriertes Gesicht, als sie die Antwort las. Jade quiekte auf, die Augen weit aufgerissen, und zog sich hastig wieder in ihre Ecke des Sofas zurück, die Knie fest umklammert. "Oh nein! Ich hab den Job! Was mache ich denn jetzt?!"
"Hingehen und sie alle begeistern, was denn sonst?" lachte er und gab ihr das Handy zurück.
"Das sagst du so einfach! Oh nein, oh nein, oh nein... Lauter Fremde!"
"Denk daran, wie viel du vorm Spiegel für deinen letzten Job geübt hast, Jade. Du kannst das!"


Sie verfiel in Schnappatmung, sprang halb auf, setzte sich wieder und schien in Panik zu verfallen.
Caleb nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände und zwang sie, ihn anzusehen. "Sprich mir nach: Ich kann das!"
"Ja, du könntest das! Ich aber nicht!"
"Ich könnte keinen Ton aus deiner Gitarre bekommen. Du, du kannst das!"
"Montag geht es schon los! Ich muß mich vorbereiten! Was soll ich bloß als erstes tun?! Ich flippe aus!"
Er blieb ruhig wie ein Fels in der Brandung. "Du packst gleich deine Gitarre ein, legst dir deine Glücksmütze zurecht und überlegst dir ein Programm."
"Aber..." Jade stoppte sich. Sie machte sich kurz los, sah weg, beruhigte gezielt ihre Atmung. "Du hast recht. Jetzt ist es eh zu spät für einen Rückzieher ohne eine epochale Blamage! Na schön. Ich versuch's."
"Das wollte ich hören, Jade Sparkle!"
"Glaubst du... Denkst du, du kannst ab und an vorbeischauen, wie ich mich schlage? Es wäre beruhigend, ein bekanntes Gesicht zu sehen."
"Sicher, davon ließe sich ein Mistkerl wie ich niemals abhalten! Und Beryl und Summer sagen wir auch Bescheid!"

Schlagartig wurde sie wieder rot, die Hände im Schoß, fest das Handy umklammernd. "Tut mir leid, daß ich das gesagt habe!"
"Ich sehe großzügig darüber hinweg, schließlich war ich zugegebenermaßen tatsächlich nicht ganz fair."
Jade hätte ihn gerne noch weiter zusammengestaucht für das, was er ihr eingebrockt hatte, doch insgeheim freute sie sich ein wenig auf den Versuch, denn sie hatte nicht den Mut gehabt sich selbst zu bewerben. Die Arbeitszeit war morgens und am frühen Nachmittag, um 17 Uhr würde sie schon Feierabend haben, noch ehe die Clubs sich langsam füllten. Es würden daher hoffentlich nicht allzu viele Leute da sein, die sie anstarren konnten. Außerdem konnte sie ihrem Freund nicht böse sein, wenn er sie so warmherzig ansah.

Obwohl er ihr momentan etwas verkrampft ins Gesicht starrte. Hatte sie da was? Obst zwischen den Zähnen etwa?
Caleb streckte die Hand nach ihr aus, stockte einen Moment, überlegte, und entschloß sich dann doch, vorsichtig den Träger ihres Oberteils, der ihr in dieser Haltung langsam über die Schulter hinabrutschte, wieder an Ort und Stelle zu schieben, wobei er den Blickkontakt nur für eine Sekunde brach.
Die Berührung seiner Fingerspitzen brannte wie Feuer, und Jade fühlte ihr Gesicht in Flammen aufgehen, als ihr Aufzug ihr zu Bewußtsein kam. Sie sah an sich hinab. "Oh du meine Güte! Ich bin ja so gut wie nackt!"
"Ach, davon bist du noch mehrere Träger weit entfernt", versicherte er ihr jovial.
"Oh mann! Ich hab das auch noch laut gesagt?!" Sie sprang auf und rannte ohne ein weiteres Wort ins Schlafzimmer.

Der Vampir seufzte. Hatte er sich jetzt in eine weitere Auszeit bugsiert?

Hastig schlüpfte Jade aus ihrem Schlafanzug, wäre fast noch hingefallen beim Versuch ihn von den Beinen zu treten und gleichzeitig nach ihrem Pulli zu greifen, und zog sich wie der Blitz an. "Oh mann, oh mann, oh mann!" Sicher sah sie aus wie eine Tomate. Sie erinnerte sich an die Rangelei um das Telefon. Hatte Caleb etwas gesehen? Natürlich hatte er etwas gesehen, nur wieviel? Was war heute nur mit ihr los, daß ihr nicht vorher aufgefallen war, wie unmöglich sie gekleidet war?! "Dieser ganze dumme, blöde Streß wegen diesem dummen, blöden Job!" schimpfte sie vor sich hin. Offenbar war sie trotz der Kündigung noch immer nicht wieder ganz bei sich.
"Jetzt hält er mich bestimmt für..." Sie stockte. Ja, für was eigentlich? Nach dem Kuß beim letzten Mal mußte er ja ungefähr wissen, was sie über ihn dachte. Hielt er sie jetzt für... liebestoll oder sowas? Das lief ja ganz super!
Die ganzen Tage über war sie so nervös gewesen, hatte keine Ahnung gehabt, wie das nächste Treffen ablaufen würde, hatte Angst gehabt, daß er doch kein Interesse an ihr hatte, und jetzt passierte ihr so etwas plumpes! Sie wollte am liebsten in ihr Kopfkissen schreien, aber sie stellte sich lieber gleich der Situation, ehe es ihr so peinlich wurde, daß sie das Zimmer nicht mehr verlassen konnte.

Caleb stand am Bücherregal und sah sie nur stumm an, als sie fertig angezogen aus dem Zimmer trat. Seine Augen folgten ihr aufmerksam, er wartete wohl auf eine Reaktion. Jade, der die ganze Situation mehr als nur unangenehm war, zog ihre Mütze tiefer ins Gesicht. "Hey..."
"Hey?" gab er unverbindlich zurück und stellte ein Buch zurück, das er sich angesehen hatte. Spielerisch schob er ihr die Kopfbedeckung wieder hoch. "So sehe ich dich ja gar nicht."
"Hast du heute nicht schon genug von mir gesehen?" platzte es aus ihr heraus, ehe sie sich bremsen konnte.
"Es war keine Absicht", beteuerte der junge Mann.
"Ach, das wollte ich damit auch gar nicht sagen." Impulsiv tat Jade das nächstbeste, das ihr einfiel: Sie umarmte ihn. Zögernd erwiderte er die Geste, und ihr war nach weinen zumute. "Bitte glaub nicht, daß ich mit meinem Aufzug irgendwas im Schilde hatte!"

Unvermittelt brach Caleb in ein lautes, erleichtertes Lachen aus, und die Frau trat einen Schritt zurück. "Was...?"
"Das ist dein Problem?!" fragte er und konnte sich gar nicht wieder beruhigen, "Du glaubst, ich könnte dich für eine üble Verführerin halten, wegen deinem Schlafanzug?"
"Ziemlich dumm, huh?" Sie sah betreten zu Boden.
Der Vampir hörte schlagartig auf zu lachen, auch wenn es wahnsinnig schwer war. Er wollte ein Dutzend Dinge auf einmal sagen, entschied sich aber für das ehrlichste: "Jade Sparkle, du bist unheimlich süß und gar nicht dumm, egal was du anhast oder auch nicht."
"Dann denkst du jetzt nicht schlecht von mir?"
"Wieso sollte ich? Solange du mich nicht für einen Perversling hältst, weil ich nicht früher etwas gesagt habe, ist doch alles gut." Wie sehr ihm das wenige, das er gesehen hatte, gefallen hatte ließ er lieber unerwähnt.

Jetzt fing auch Jade an zu lachen. "Nein, das tue ich nicht." Sie umarmte ihren Freund erneut, und diesmal erwiderte er es. Nach einigen Sekunden sah sie ihm scharf in die Augen. "Ganz ehrlich - wieviel hast du gesehen?" fragte sie argwöhnisch.
"Ein Gentleman genießt und schweigt."
Sie boxte ihn gegen den Arm.
"Autsch! Nichts, das nicht ab 12 freigegeben wäre, mein Wort darauf!" Er lachte erneut und hielt ihre Hände fest, obwohl er den Knuff nicht wirklich gespürt hatte. "Aber wenn du weiterhin so brutal bist wird dieser Film doch noch ab 16!"
"Tut mir leid." Sie nahm die Hände runter, fragte plötzlich aber erneut scharf: "Du hast wirklich nichts gesehen?"
"So langsam frage ich mich, ob du darüber enttäuscht bist! Wenn es dir so wichtig ist kannst du mir nachher gern ein Foto schicken!" meinte er frech und hob die Hände, um sie abwehren zu können.
Ihr Angriff, wenn man es denn so nennen konnte, erwischte ihn dennoch kalt. Die Schwarzhaarige hielt sich an seinen Händen fest, beugte sich vor und küßte ihn sanft auf die Wange. "Na schön."

Dann ging sie, um in ihre Stiefeletten zu schlüpfen. "Was hältst du davon, wenn wir in eine Bar oder zwei gehen und uns dort die Programme meiner zukünftigen Kollegen ansehen?"
"Gleich zwei Bars? Du mußt dir doch nicht etwa Mut antrinken für Montag?" stichelte er schmunzelnd, folgte ihr aber willig zur Haustür hinaus.
"Du Quatschkopf! Ich könnte noch ein paar Ideen gebrauchen. Es sei denn, ich will die Story, wie ich zu meinem Job gekommen bin, erzählen."
"Oh, wenn du das tust bestehe ich aber auf jeden Fall auf einem Foto, damit ich allen beweisen kann, daß ich hautnah dabei war!" rief er vergnügt und betonte das 'hautnah' bewußt lasziv.
"Hör auf! Ich werde schon wieder rot, was sollen denn die Leute denken?!"
"Die werden sich denken, daß dieser unverschämt gutaussehende Gentleman mit einem sehr lebenslustigen Fräulein unterwegs ist."
"Keine zwei Sekunden in der Sonne und schon wird er wieder übermü... waaah!" Jade war rücklings über die Veranda gegangen und hatte sich vor lauter Faxen machen mit dem Abstand zur Treppe verschätzt. Plötzlich traf ihre Hacke nur auf leeren Raum und sie verlor das Gleichgewicht. Mit einem Aufschrei fiel sie hintenüber, wild mit den Armen rudernd, als ihr Fall auch schon wieder vorbei war. Caleb war plötzlich neben ihr. Sein Arm schlang sich um ihre Mitte, sie wurde aufgefangen, herumgewirbelt und stand eh sie sich's versah neben ihm auf der Stufe. "Vorsicht!" rief er besorgt.
"W... Was... Wie? Wie bist du so schnell...?!"
Er sah sie nur an, vor Schreck noch bleicher als sonst. Wie in Zeitlupe ließ er ihre Taille los, als er sicher war, daß sie stand.
"Puh! Du bist echt viel stärker als du aussiehst! Das hätte ins Auge gehen können. Danke, Caleb."
"Nicht dafür. Keiner will bei deinem Auftritt die Geschichte hören, wie du dir die Hüfte gebrochen hast." Er atmete tief durch und nahm sie bei der Hand.
"Ehm, was soll das jetzt?"
"Wer weiß, in welche Löcher du heute sonst noch fällst, wenn ich nicht auf dich aufpasse."
Jade lächelte still in sich hinein, beklagte sich aber nicht darüber, mit ihrem Schwarm händchenhaltend zur Bushaltestelle zu spazieren.

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