Der nächste Samstag Morgen begann eigentlich sehr erfreulich, denn sie schaffte es tatsächlich ein Spiegelei mit Toast zu braten, ohne es anbrennen zu lassen! "Heureka! Erfolg!" rief sie überglücklich und wedelte mit der knusprigen Toastscheibe in der Luft herum, was Froschi mit ausdrucksloser Miene zur Kenntnis nahm. "Sieh mich nicht so an, du bekommst nichts von meinem Toast!" meinte Jade lachend und ließ sich aufs Sofa fallen, um ihr Frühstück zu genießen. Im Fernsehen lief eine Komödie. Sie sah eine Weile zu und hoffte sich einen oder zwei der Witze merken zu können. Vielleicht würde ihr das helfen, sich nicht ständig zu blamieren.
Als die junge Frau mit dem Essen fertig war begann Froschi an den Wänden seines Terrariums entlangzutasten, vermutlich auf der Suche nach Nahrung. Jade seufzte und bereute es bereits, das Tier mitgenommen zu haben. Ihr Haustier war nicht sehr gesprächig, und trotz der lustigen Färbung fand sie es nicht angenehm anzusehen. Außerdem mußte sie jetzt schon wieder Fliegen fangen gehen.

Obwohl er erst einige Tage bei ihr gewesen war beschloß sie, Froschi wieder in die Freiheit zu entlassen, packte das Aquarium und brachte es nach draußen. "Tut mir leid, Froschi, wir sind einfach kein gutes Team", meinte sie und wollte das Tier gerade gehen lassen, als ein älterer Mann vorbei kam. "Du meine Güte! Ist das etwa ein gestreifter Eierpflanzenfrosch??? Ja, tatsächlich, das ist einer! Würden Sie sich davon trennen? Ich zahle Ihnen 10$!"
"Whoa. Sie wollen mir wirklich Geld für einen Frosch geben?"
"Aber natürlich! Ich bin Tierforscher, wissen Sie, und genau diese Art brauche ich für meine neuste Verhaltensstudie!"
"Ah, verstehe. Ähm, also... Sie können Froschi gerne haben, wir wollten uns sowieso gerade scheiden lassen. Hier, nehmen Sie!" Sie hielt ihm das ganze Aquarium hin. "Nehmen Sie's ruhig komplett mit."
"Danke, vielen, vielen Dank! Hier ist Ihr Geld! Wenn Sie mehr Frösche finden sollten: Ich kaufe Sie Ihnen alle ab! Und sollten Sie doch einmal einen bei sich halten wollen geben wir auch gratis Terrarien aus! Wir lieben Frösche! Hier ist meine Handynummer, rufen Sie mich einfach an! Auf Wiedersehen!" Der Mann drückte ihr seine Visitenkarte in die Hand und sprang förmlich die Straße entlang, glücklich seinen Frosch begutachtend.
Jade blieb noch eine Weile wie erstarrt in der Hocke sitzen, in der sie sich mit dem Aquarium befunden hatte, und sah ihm nach. 10$! Das war mehr, als sie in der Stunde verdiente! "Das ist ja wirklich krass! Geld zu verdienen ist hier viel einfacher, als ich gedacht hätte. Ich muß nur Frösche sammeln?"

Während der Busfahrt in die Stadt sah sie sich auf ihrem Handy die privaten Verkaufsplattformen für ihr Viertel an. Erstaunt stellte sie fest, daß sie hier tatsächlich fast alles verkaufen konnte. Blumen, Frösche, gefangene Fische, ja selbst die komischen Steine, über die sie hinter ihrem Haus gestolpert war und die jeden Morgen wieder da waren, egal wie oft sie sie wegräumte.
"Verrückt!" bemerkte sie belustigt und stieg vorm Baumarkt aus, wo sie eine Gießkanne und eine Pflanzschaufel erstand. Mit den frischen Tomaten hatte ihr Frühstück so viel besser geschmeckt, daß sie sich vorgenommen hatte selbst zu versuchen eine Pflanze aufzuziehen. Sie konnte nicht jeden Tag vom öffentlichen Garten nehmen, da hätte sie sich wie ein Schmarotzer gefühlt. Auf der Veranda stand ein alter Pflanzkübel mit Unkraut, den wollte sie wiederbeleben.
Wieder daheim setzte sie ihr Vorhaben in die Tat um. Nach getaner Arbeit nahm sie ihre Gitarre zur Hand, um erneut Akkorde zu üben. Wenig später fühlte sie sich dermaßen inspiriert, daß aus ihren Übungen ein erstes kleines Lied wurde.

Gut gelaunt entschloß Jade sich, sogar noch joggen zu gehen. Um der Wahrheit die Ehre zu geben tat sie am heutigen Tag nur so viel, weil sie gerade das, was ihr Arbeitgeber ihr zu tun angetragen hatte, nicht tun wollte. Da rannte sie lieber in der Nachbarschaft herum, auch wenn sie hoffte, daß sie dabei möglichst keiner sehen würde. Immerhin gab ihr das die Gelegenheit auch noch einmal bei dem herrlichen Baum vorbeizuschauen.

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