Beryl Landon war zufrieden. Die Umzugsleute waren endlich gegangen, ihr neues Haus war fertig eingerichtet und sie konnte nun den Rest des Tages genießen. Hervorragend! Sie sah zu ihrem hübschen Haus im Finca-Stil hoch und atmete erst einmal tief durch. Die neue Wohngegend gefiel ihr ausnehmend gut. Zwar war Oasis Springs sehr warm und sehr staubig, aber sie mochte Wärme, und es war trotzdem sehr viel los hier in der Gegend. Direkt hinter ihrem Haus rauschte ein kühlender Bach zwischen roten Felsen entlang, und in die eine Richtung war ihr Haus das letzte in der Straße, mit genügend Abstand zur Industrieanlage, während es in die andere Richtung unzählige Wohnhäuser mit sicher netten Nachbarn gab. Nur ein Stück weiter, hinter dem Bach, lag die belebte Innenstadt von Oasis Springs. Ob ihr hier also der Sinn nach Ruhe stand oder nach Party, beides war in greifbarer Nähe.
Na schön, der Trailer auf der gegenüberliegenden Straßenseite beleidigte ein wenig ihre Künstlerseele mit seinen Gartenzwergen und dem Plastikflamingo im wild wuchernden Vorgarten, aber sie war auch mal arm gewesen, und wenn die Bewohner sich etwas schöneres leisten könnten würden sie sicher nicht in einem solchen Haus wohnen.

Dabei fiel Beryl ein, daß sie nicht über arme Leute nachdenken sollte, wo sie nach dem Kauf ihres Hauses selbst nicht mehr bei Kasse war. Es hatte sie viel gekostet sich von ihrem letzten Freund, diesem Arsch, zu trennen, und ans andere Ende des Landes zu ziehen, wo er sie nicht mehr belästigen konnte. Abgesehen vom Finanziellen hatte Beryl der Neuanfang nichts ausgemacht. Sie war eine sehr selbstsichere Frau, die sich immer durchgeschlagen hatte und überall leicht neue Freunde fand. Dann würde sie halt in der nächsten Zeit mit Billigmöbeln und engem Budget leben; das hatte sie schon früher getan, und es würde auch wieder anders werden.
Allerdings hätte sie nichts dagegen, nun in Oasis Springs heimisch zu werden, denn mit 24 fühlte sie sich langsam alt genug für ein wenig Beständigkeit, vielleicht sogar eine feste Bindung. Es sollte nur nicht wieder ein Arsch sein, und direkt nächste Woche auftauchen brauchte der Traumprinz auch nicht. Sie wollte erst einmal ein wenig Abstand gewinnen zu ihrem alten Leben.

Beherzt griff sie nach ihrem Handy und überprüfte die Jobangebote in der Gegend. Zu ihrer Zufriedenheit stellte sie fest, daß es hier Stellen in Hülle und Fülle gab. Was ihren Job anging legte sie sich nämlich überhaupt nicht gerne fest. Sie suchte noch das richtige. Kurzentschlossen bewarb sie sich als Papierbotin bei einer Kritikerfirma. 21$ pro Stunde fürs Zeitungen austragen war nicht schlecht, und sie hatte eh nicht vor lange auf dieser Jobstufe zu bleiben. Kritiken zu schreiben klang nach etwas, das sie gut konnte. Beryl grinste.

Als sie kurz darauf an ihrem ersten Mittagessen im neuen Haus herumschnippelte - Beryl war überzeugte Vegetarierin und heute war ihr Rohkosttag - klopfte es an der Tür. "Nanu, wer kann das sein?" dachte sie laut und trocknete sich die Hände ab. Zu ihrer Überraschung fand sie einen ganzen Trupp von Leuten vor ihrer Tür versammelt, die sich allesamt als Nachbarn vorstellten und sie begrüßen wollten. Positiv überrumpelt ließ Beryl sie ein. Na, das ging ja schneller als erwartet mit den neuen Freunden! Sie machte sich rasch mit allen bekannt. Da war die blonde Summer und ein etwas unscheinbarer Geek namens Travis, der ihr schon hätte gefallen können, wenn er nicht die halbe Zeit mit der Nase an seinem Handy geklebt hätte.
Am besten verstand sie sich mit Liberty Lee, einer sehr jungen Frau mit einem schweren Haltungsschaden. Sie lief, als sei sie halb im Koma, dabei gab es dafür anscheinend gar keinen medizinischen Grund. Beryl mochte die sehr farbenfroh gekleidete Besucherin, die offenbar als Aushilfskraft im Raumfahrtzentrum arbeitete, dennoch auf Anhieb, und auch mit der sympathischen Summer ließ sich leicht reden, und so wurde es eine fröhliche Plauderrunde bis in die Nacht hinein. Summer erzählte pausenlos von all den gesellschaftlichen Ereignissen, die in San Myshuno regelmäßig stattfanden, wobei Travis sich tatsächlich lebhaft ins Gespräch einklinkte, als es um die Geek Con ging, die wohl sein liebstes Stadtfest war. Liberty hingegen stellte eine Frage nach der anderen, die Beryl auch alle freudig beantwortete. Sie war nicht schüchtern und hielt auch nicht mit Details zu ihrem Privatleben oder ihrem Ex hinter dem Berg. Glücklicherweise hatten die Gäste auch Kuchen mitgebracht und verstanden, daß Beryl noch nicht auf Gäste eingerichtet war. Letzten Endes aßen sie den Kuchen selbst, aber das fand Beryl nur umso lustiger.
Gut gelaunt fiel sie spät in der Nacht ins Bett und stellte sich den Wecker für ihren ersten Arbeitstag.


Gleich am ersten Tag Probleme auf der Arbeit, darauf hatte Beryl ja überhaupt keine Lust! Sie war mit ihrer Tour als Zeitungsausträgerin noch nicht ganz durch, als sie feststellte nicht mehr genug Exemplare dabei zu haben. Sie zählte gerade die verbliebenen Zeitungen, um sie mit ihrer Adressliste zu vergleichen, als sie beim Gang um eine Ecke mit einem anderen Papierboten zusammenstieß. In hohem Bogen flogen die Stapel beider Boten durch die Luft. 'Na, ganz toll', dachte sich Beryl und half ihrem Kollegen alles aufzusammeln. Der Mann, fast noch ein Teenager, entschuldigte sich mehrmals für den Zusammenstoß, doch sie versicherte ihm, daß es genauso ihr Fehler war. Keiner von beiden war sich sicher, wie viele Exemplare sie jeweils gehabt hatten.
Die Frau hätte ihm schlicht die Exemplare mopsen können, die sie für ihre Tour noch brauchte, aber das erschien ihr nicht richtig. Statt dessen ging sie ins Büro zurück und meldete der Chefin, daß ihr die Ware ausgegangen war. Nach einem epischen Wutanfall schickte die Frau Beryl ins Lager, um mehr Zeitungen zu holen und eine weitere Tour zu laufen.

Beryl steckte den Ruffel weg ohne eine Miene zu verziehen, das wäre unter ihrer Würde gewesen. Sie entgegnete allen Vorwürfen ihrer Chefin mit professioneller Höflichkeit, schnappte sich stur, was sie brauchte, und machte sich ohne Klage erneut auf den Weg. Herauszufinden wessen Schuld diese Schlamperei war, ob Beryls oder die des Packers, hätte nur zusätzliche Zeit gekostet und nichts gebracht. Dann sollte die Alte mal toben, Beryl machte ihre Arbeit viel zu gut, um sie einfach zu feuern.
Dieser Ansicht war wohl auch die Chefin, als Beryl trotz ihrer zusätzlichen Tour pünktlich Feierabend machen konnte und plötzlich zum Mittelpunkt des Büros wurde. Die dralle Rothaarige mit den blitzenden grünen Augen verstand es so geschickt, sich auch in den folgenden Tagen mit ihren Kollegen im Pausenraum anzufreunden und mit einem breiten Lächeln ihre Vorlieben und Interessen aus ihnen herauszukitzeln, daß die Chefin nicht anders konnte als das Talent in ihr zu sehen und sie nach nur einer halben Woche zu befördern.
Beryl kam gerade zu Hause an, als sie per SMS die Nachricht bekam sie sei zur Story-Forscherin aufgestiegen, was mit einer Lohnerhöhung von 8$ pro Stunde und einem kleinen Bonus verbunden war. Die Rothaarige grinste zufrieden. Es hatte schon einen Grund gehabt, warum sie noch nach der Arbeit geblieben war.

"Na, ihr Füße?" machte sie lachend, als sie auf ihrem Bett saß und die Schuhe von sich trat, um die Zehen zu bewegen. "Heute schmerzt ihr wie Hölle, aber ab morgen machen wir es uns erstmal in einem Büro bequem. Gut gemacht!"
Sie rief zufrieden Liberty an, um ihr von der Beförderung zu erzählen. Vielleicht konnten sie am Wochenende feiern!

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