"Meine Güte, was ist das?!" Als Jade aufwachte war ihr erster Gedanke, daß ein Ameisenstamm in ihr Haus eingebrochen war und nun über sie hinwegkrabbelte, oder eine Armee anderer Insekten. Es juckte überall, selbst die Bettdecke kratzte schmerzhaft über ihre Haut. "Was zum Donner..." Sie blieb benommen auf der Bettkante sitzen und versuchte sich einzureden, daß es nur ein Traum gewesen sei, doch dann fiel ihr Blick auf ihre Arme. "Oh nein!" Sie hatte Ausschlag. Die roten Flecken waren überall verteilt, und sie juckten wie verrückt. Panisch zog sie ihre Hosenbeine hoch, sah in ihren Ausschnitt hinunter. Die Ekzeme waren wirklich überall, bestimmt sah auch ihr Gesicht schrecklich aus. Das war nun nichts mehr, was sich mit Schlaf oder Orangensaft kurieren ließ.
Sie holte ihr Handy hervor und suchte nach Ärzten in der Gegend, aber offenbar gab es nur Online-Sprechstunden und das Krankenhaus für ganz schlimme Fälle. Sie versuchte es zunächst mit einem Arzt im Chat. Nach der Beschreibung der Symptome empfahl dieser ihr eine teure Medizin, die sie bestellen mußte, die aber per Blitzlieferung zu ihr geliefert werden würde. Das war ihr die 50$ wert.

Weniger als eine halbe Stunde später klopfte es an ihre Haustür. Jade spähte vorsichtig um die Ecke, ob es auch nicht Caleb oder Beryl waren. Die sollten sie nicht so sehen. Glücklicherweise war es bereits eine Eilbotin mit einem kleinen Päckchen für sie. Außerdem hielt die Frau ihr lächelnd eine Tüte mit Orangensaft hin, die am Türgriff gehangen hatte.
"Na dann, Melvin. Hoffen wir, daß das Zeug etwas taugt!" sagte die Kranke kurz darauf zu ihrem Fisch, als sie wieder auf der Bettkante saß und den Aufkleber der Flasche studierte. Sie sollte die ganze Flasche auf einmal trinken. "Na gut. Dann mal runter damit!"
Die Medizin war dickflüssig, bitter und kaum zu ertragen, also mußte sie gut sein. Als die kleine Flasche endlich leer war schüttelte sich Jade angewidert. Dann streckte sie sich vorsichtig. Kaum zu glauben, es ging ihr bereits besser!
Sie krabbelte unter die Bettdecke und schlief sehr schnell ein.


Nachmittags ging das Telefon. Jade fingerte erschlagen nach ihrem Handy. "Ja, hallo?"
"Hallo, Jade! Wie geht es dir heute?" ertönte Calebs besorgte Stimme. "Du bist heute Morgen nicht ans Handy gegangen."
"Oh, Mist, das muß ich verschlafen haben! Es tut mir leid!"
"Dir muß nicht leid tun, daß du krank bist! Ist denn alles in Ordnung?"
"Warte mal..." Jade setzte sich auf. Ihr Kopf fühlte sich so leicht an. Mißtrauisch schwang sie die Beine aus dem Bett und stand auf. Auch das ging problemlos.
"Jade? Hallo?" - "Einen Moment, Caleb, ich muß mal kurz etwas überprüfen." Sie ging ins Bad und schaute in den Spiegel. Ihr Gesicht sah normal aus, und selbst im Licht der hellen Lampe sah sie keine Flecken mehr an ihren Armen. "Oh, du meine Güte! Ich glaube, die Wundermedizin aus dem Internet hat mich geheilt!" jauchzte sie.
"Du hast Medizin gekauft?"
"Nachdem ich heute Morgen aussah wie eine Salamipizza war das dringend nötig! Ich habe noch nie eine Erkältung gehabt, die Ausschlag verursacht hat! Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung, und mein Kopfweh ist auch weg!"
Ihr Freund atmete hörbar auf, und Jade tat es ihm gleich. "Dann kann ich morgen ja wieder zur Arbeit gehen!"
"Nein, ruh dich noch einen Tag aus, um sicher zu gehen! Vielleicht bist du noch ansteckend für deine Kollegen, und es ist gut genug, wenn du am Montag wieder losgehst. Die Arbeitswoche ist schließlich ohnehin fast vorbei, es ist bereits Donnerstag."
"Du meine Güte... Solltest du als Boss nicht wollen, daß die Drohnen schnell wieder bei der Arbeit sind?" neckte sie ihn, fuhr aber fort, ehe er etwas sagen konnte: "Du hast ja recht. Mir tun alle Knochen weh vom ganzen Liegen. Mich noch etwas auszuruhen klingt gut."
"Darf ich denn heute Abend vorbeikommen?"
"Bist du mir böse, wenn mir morgen lieber wäre? Dann kann ich heute die liegengebliebene Hausarbeit in Ruhe erledigen und bin morgen entspannter."
"Ich könnte dir helfen!"
"Caleb, wenn du auch nur in die Nähe meiner Schmutzwäsche kommst passiert etwas sehr unschönes!" warnte sie ihn fröhlich. "Es ist wirklich lieb von dir, dich so zu sorgen, aber du mußt mich nicht bemuttern."
"Na schön, aber überanstrenge dich nicht, ein Rückfall muß nun wirklich nicht sein."
"Ich versprech's."
"Ich nehme dich beim Wort! Wenn du morgen übernächtigt vom Putzen bist passiert auf meiner Seite etwas sehr unschönes!" konterte er, und beide lachten. "Schön, dann bis morgen, Jade. Geh es bitte langsam an."

Jade bereitete sich einen Obstsalat zu und war begeistert, wie gut der endlich wieder schmeckte. Sie fühlte sich wie ein neuer Mensch. "Nächstes Mal kaufe ich gleich die Medizin! Das war ja ein regelrechter Zaubertrank!" schwor sie sich glücklich und ging duschen. Endlich funktionierte ihr Hirn wieder!
Sie war ein wenig verwirrt, weil Caleb so anhänglich war. Es war doch nur eine Erkältung gewesen, und sie hatten sich oft eine oder zwei Wochen lang nicht gesehen. Wieso machte er jetzt so ein Theater? Auf gewisse Weise fühlte sich das ja gut an, aber es war auch ein wenig besorgniserregend. Hatte er denn noch nie eine Erkältung gehabt? Eigentlich müßte er doch wirklich wissen, daß man sich da am liebsten im Bett verkroch. 'Er muß ja eine eiserne Konstitution haben, wenn ihm das so fremd vorkommt...'  Jade schüttelte grinsend den Kopf und genoß das warme Wasser, das auf ihren Körper prasselte. Sie hatte sich seit Tagen nicht so sauber gefühlt.
Apropos Wasser, hoffentlich war ihre Tomatenpflanze in der Zwischenzeit noch nicht eingegangen...

Nachdem sie sich angezogen hatte goß sie die in der Tat nach Wasser schreiende Pflanze, kümmerte sich um ein wenig Hausarbeit und ging dann vorsichtig ein wenig spazieren, um zu sehen, wie sehr die Bewegung sie noch anstrengte. Sie wanderte zum Feenbaum, um ihm guten Tag zu sagen und ihm ein Lob für seine kräftigen Wurzeln auszusprechen, ging ein paar Schritte am Kanal entlang und machte sich auf den Rückweg, als ihr das Klima so nah am Wasser heute doch zu feucht vorkam. Sie traf auf Summer Holiday und Liberty Lee, die ausgerechnet vor ihrer Haustür auf dem Bürgersteig standen und schwatzten. Die junge Frau überlegte, ob sie ihnen irgendwie ausweichen könnte, aber sie konnte ja schlecht durch ein Fenster in ihr eigenes Haus einsteigen, und sie fühlte sich noch nicht gesund genug, um direkt umzudrehen und noch eine Stunde länger fortzubleiben.

Die Überlegungen verflüchtigten sich, als Summer sie bemerkte. "Jade! Hallo! Dich hat man ja seit Tagen nicht gesehen, ist alles in Ordnung?"
Jade seufzte, ging dann aber lächelnd auf die beiden Nachbarinnen zu und gesellte sich zu ihnen, um anstandshalber ein paar Worte mit ihnen zu wechseln und herauszufinden, ob der Saft von der Blondine stammte. "Hallo, Summer! Tag, Liberty. Ich war ein paar Tage krank, aber jetzt geht es wieder."
"Oh nein! Hättest du doch etwas gesagt, wir hätten dir jederzeit Lebensmittel vom Einkaufen mitgebracht, oder was immer du sonst gebraucht hast."
"Danke für das Angebot, aber ich war gut versorgt und hatte schon genug willige Krankenschwestern abzuwehren."
"Den jungen Mann, den du mir mal vorgestellt hast und der so oft bei dir ein- und ausgeht?" fragte Summer verschmitzt. "Ich hab ihn fast jeden Abend an der Kreuzung stehen sehen, wenn ich mich zur Arbeit aufgemacht habe."
"Caleb war hier, obwohl ich ihm gesagt habe, daß ich nur schlafen will? Herrje, dann stammte der Saft jeden Morgen auch von ihm. Er ist zwar mein bester Freund, aber er übertreibt es wirklich mit seiner Sorge!" Jade war völlig baff.

Liberty schaltete sich ein. "Es ist doch schön, wenn man Freunde hat, die sich um einen sorgen. Es gibt viel mehr, die nur an sich selber denken."
"Was meinst du damit?" hakte Jade nach und fragte sich, ob sie gerade dafür abgestraft wurde, daß sie Libertys Anfragen zum Abhängen ausgeschlagen hatte, doch die Angesprochene rümpfte nur die Nase und meinte: "Also, ich hatte ja bis vor kurzem noch eine sogenannte Freundin, für die ich alles getan habe. Zum Dank wurde mir eine Tür gegen den Kopf geschlagen und ich aus dem Haus geworfen. Sei froh, daß du nicht auf solche Freunde angewiesen bist! Wir sollten uns wirklich mal treffen, dann erzähle ich dir gerne mehr!"
"Wow." Bei Jade Sparkle setzte es aus. "Sprichst du von Beryl Landon?"
"Whoa, du kennst die blöde Kuh?!" fuhr Liberty mit weit aufgerissenen Augen auf.
Jade ballte die Fäuste und machte sich nicht die Mühe den Zorn, den sie fühlte, von ihrem Gesicht zu verdrängen. "Allerdings! Sie ist eine liebe Freundin, und diejenige, die sich danebenbenommen hat, warst ja wohl eindeutig du!"
"Also, das ist doch...!"
"Die Tür hast du dir selbst gegen den Kopf gehauen, als du unerlaubt in ein abgeschlossenes Zimmer rennen wolltest. Das ist ganz alleine deine Schuld, aber verdrehe nur schön weiter die Wahrheit, vielleicht glaubst du sie irgendwann ja selbst!"

Liberty starrte sie nur stumm an, und Summers Augen waren weit aufgerissen vor Schreck. Auf ihrem Gesicht stand eine Mischung aus einer Warnung und einer Bitte, und ihre Wangen liefen rot an. Jade war sauer, riß sich aber der Blondine zuliebe zusammen. "Es tut mir leid, Summer. Ich weiß, du kannst nichts dafür und hast es nicht verdient mitten in die Sache hineingerissen zu werden, aber so einen Bockmist höre ich mir einfach nicht an. Entschuldige mich bitte. Und du, Liberty, lösch endlich meine Nummer, ich hab dich eh schon längst geblockt!"
"Toll!" rief Liberty ihr hinterher, "Dann glaub doch die Lügen von Beryl!"
Jade war schon an ihrer Tür, fuhr aber noch einmal herum. "Ob du's glaubst oder nicht, Liberty, daß ich dich nicht leiden kann hat nicht das geringste mit Beryl zu tun, sondern nur mit dir! Normale Leute verstehen den Wink, wenn sie dreimal jemanden einladen und derjenige dreimal ablehnt. Sie fragen nicht weitere 19 Mal in einer Woche an, ob man mit ihnen etwas unternehmen will! Werd mal erwachsen!" Sie ging rein und schlug die Tür krachend hinter sich zu.

Die Begegnung regte sie dermaßen auf, daß sie noch eine Stunde lang schlechte Laune hatte. Das rächte sich leider, als sie den Abwasch vom Abendessen machen wollte. Die junge Frau drehte den Wasserhahn am Spülbecken so energisch auf, daß er glatt abriß. "Oje!" rief sie und starrte auf das sprudelnde Wasser. "Jetzt geht es bei mir auch schon los! Was hatte Beryl erzählt, wie sie das repariert hat?"
Glücklicherweise hatte sie schon vor längerem altes Werkzeug auf dem Speicher gefunden, und durch Beryls Erzählung vorgewarnt war sie direkt so schlau sich eine Anleitung für die Reparatur im Internet zu suchen.

"Hoffentlich hält das länger als bei ihr! Sollte ich doch jemanden kommen lassen oder den Hahn ersetzen?" Jade war schon ganz außer Atem, aber aufgeben wollte sie noch nicht. Sie schraubte fleißig weiter und merkte irgendwann, daß der Wasserschwall nachließ. "Na also, es geht doch!" Stolz erfüllte sie, als der Hahn wieder funktionierte. Ein wirklich großer Tag heute! Sie hatte nicht nur zum ersten Mal jemanden in die Schranken gewiesen, sondern auch etwas repariert! Nein, sie brauchte keine Krankenschwestern! "Hah, das hab ich gut gemacht!"

Sims4 0058 Sport <- # -> Sims4 0060 Geplapper am Fluß