So kamen die beiden am frühen Samstag Abend gut gelaunt wieder in Jades Haus an, wo sie noch eine ganze Weile über den Film und ähnliche Werke schwatzten, während Jade sich etwas kochte und wie immer allein aß.
"Hast du inzwischen eigentlich mal wieder etwas von Beryl gehört?" fragte Jade ihren Freund zwischen zwei Bissen.
"Zuletzt gesehen habe ich sie einen Tag vor unserem Opernbesuch, als wir kurz auf dem Spaßfestival waren. Oh, ich habe dir noch gar nicht das Foto von dem Street Art Bild gezeigt, das wir dort gemeinsam angefertigt haben!" Er begann die Fotos auf seinem Handy zu durchwühlen, erzählte aber weiter: "Nach den Zeitungsberichten über den Graffiti-Skandal in Magnolia Promenades habe ich mehrfach versucht sie per SMS zum Sprechen zu bekommen, aber es kamen nur nichtssagende kurze Antworten. Ich weiß immer noch nicht, ob sie diese Sache mitgenommen hat oder nicht, oder ob es berufliche Konsequenzen für sie hatte. Wann hast du sie denn zuletzt gesprochen?"
"Ich weiß noch weniger als du, mir schreibt sie auch nur superkurze Sprüche zurück. Zuletzt gesehen habe ich sie kurz vor... dem Romantikfestival, glaube ich." Es fiel ihr schwer, den Namen des Festes, auf dem es ihr so schlecht gegangen war, auch nur in den Mund zu nehmen.
"Was?! Das ist ja Wochen her!" rief Caleb erstaunt aus, woraufhin Jade mit den Schultern zuckte und ihr Geschirr abräumte, wobei sie nur flüchtig auf das Foto sah, das Caleb ihr auf dem Handy hinhielt. "Ja, stimmt schon. Ein schickes Graffiti habt ihr da gemalt, es sieht aus als hattest du Spaß. Und, was macht sie so?"
"Sie trifft sich wohl gelegentlich mit jemandem, über den sie aber nichts sagen will, und ist ansonsten in ihre Malerei vertieft. Die neue Karriere scheint sie grundsätzlich sehr zu erfüllen, und sie ist ständig schwer beschäftigt."
"Ach, das ist ja nett. Dann hat der sie doch sicher schon über die Angelegenheit weggetröstet und sie brauchte uns deshalb nicht", meinte die junge Frau höflich und war innerlich froh, das zu hören. Sie vermutete, daß es um Beryls Nachbarn ging, mit dem diese sich letztens zerstritten hatte. Wenn das Verhältnis wieder repariert war war Beryl hoffentlich nicht mehr hinter Caleb her.
Ihr Freund runzelte die Stirn. "Rufst du sie denn nie an, daß du nicht einmal davon etwas wußtest?"
"Ich bin halt sehr beschäftigt, aber anscheinend geht es ihr ja ähnlich." Jade wollte weder zugeben, daß sie nach dem unangenehmen Gespräch über ihren romantischen Traum gerade kein großes Interesse an weiterer Kritik von Beryl hatte, noch daß sie in der Tat abends so gestreßt von der ungeliebten Arbeit war, daß es ihr selbst schwer fiel mit Caleb in der Woche zu plaudern. "Wenn eine von uns etwas zu erzählen hat werden wir uns schon anrufen. Bei mir ist ja nichts los, das sie dann nicht schon von dir gehört haben wird."
"Ich dachte, ihr Frauen würdet des öfteren bummeln gehen."
"Aaach, nein, das war ja mal ganz nett, aber allgemein kaufe ich schon lieber alleine ein. Beryl und ich sind da zu unterschiedlich."
"Müßt ihr denn dasselbe kaufen?"
"Natürlich nicht, aber selbst wenn wir uns auf einen Laden einigen will sie mir dort Sachen andrehen, die sie für richtig hält. Ich mag halt nicht dieselben Make-up Farben wie sie, und teile auch weder ihre Vorlieben in Sachen Schmuck noch bei Unterwäsche."
"Sie hat wirklich versucht dir Wäsche auszusuchen?" Caleb grinste breit bei der Frage, und Jade verzog angewidert das Gesicht. "Ja, und zwar Zeug, das ich nicht mal tragen würde, wenn ich tot wäre!"
Der junge Mann grinste noch breiter, und sie kam mit einem kleinen Teller Plätzchen aus der Küche zurück und sah ihn herausfordernd an. "Was ist so witzig?!"
"Eigentlich gar nichts, außer daß eine Dame, die aus Rücksichtnahme auf ihren Galan in spe nicht mehr angefaßt werden will, mir von ihren Unaussprechlichen erzählt. Das ist... verwirrend."
"Uhm, es ist ja nicht so, daß ich sie dir zeige oder beschreibe, oder?"
"Nein, leider nicht!"
"Du Quatschkopf! Stell dir einfach vor, Beryl würde dir gelbe Sneakers und Shirts mit Einhörnern drauf andrehen wollen, dann hast du eine Vorstellung davon, wie konträr unsere Vorstellungen von 'schön' sind."
Jade setzte sich und steckte sich ein Plätzchen in den Mund, ehe sie auch ihm den Teller hinhielt.
"Nein, danke!" lehnte er gewohnheitsmäßig ab, doch sie hielt ihm den Teller energischer hin. "Verflixt, Caleb, nun zier dich doch nicht so wegen einem kleinen Plätzchen!" schimpfte sie mit gefurchter Stirn, ehe sie mit den Augen rollte. "Aaach... Jetzt wirst du mir wieder sagen, daß das so eine Vampirsache ist, ja? Du kannst nichts essen?"
Caleb wunderte sich ein wenig über ihren gereizten Ton, erklärte aber ehrlich: "Das ist nicht ganz richtig, Jade. Ich kann, wie sehr viele Vampire, schon Nahrung zu mir nehmen, aber da mich Mahlzeiten nicht am Leben halten, sondern nur der Unterhaltung oder gelegentlich als Alibi dienen, bin ich nun einmal Genießer mit Leib und Seele und erfreue mich nur an ganz exquisiter Qualität."
"Du bist Gourmet?" fragte sie verdutzt.
Er nickte und sah sie entschuldigend an, was sie noch mehr aufzubringen schien. "Was du mir also sagen willst ist, daß das, was ich koche, dir nie gut genug war?!"
"Jade, ich wollte dir nur nie Umstände machen oder Kosten verursachen für etwas, das mir generell nicht viel bedeutet. Bitte sei mir doch nicht böse deswegen."
Sie ließ den Teller einfach los, und hätte er nicht blitzschnell reagiert, sich vorwärts geworfen und ihn aufgefangen wäre er auf dem Tisch zerschellt. "Jade, was... ?!"
"Tut mir leid, daß sie so wertlos sind. Das sind die besten Plätzchen, die ich je gebacken habe. Besser bekomme ich sie wohl niemals hin", meinte sie tonlos, legte die Hände in den Schoß und wich mit dem Blick den Backwaren, die ihr plötzlich minderwertig erschienen, aus.
Caleb wollte sie so gern trösten, zumal er ja auch der Grund dafür war, daß sie überhaupt unglücklich geworden war. "Die sind nicht gekauft? Du hast sie selbst gebacken?" fragte er erstaunt. Es war Schwarzweißgebäck, und sie hatte sich sehr große Mühe damit gegeben, verschiedene Muster sehr akkurat darzustellen.
"Sicher. Ich backe gerne, wenn ich denn mal die Zeit dazu habe."
"Das wußte ich nicht. Ich sehe dich fast immer Salate zu dir nehmen."
"Meistens hab ich auch nicht viel Zeit zum Kochen, gerade wenn ich dich erwarte. Aber wenn wir uns am Wochenende mal nicht sehen koche ich auch mal gerne etwas besseres. Oder backe."
"Das ist faszinierend, Jade!" Der Vampir sah erneut auf das Gebäck. "Also, wenn du weiterhin nicht dagegen hast, dann nehme ich mir eins..."
"Nur zu."
Er unterdrückte ein Seufzen, steckte sich ein Plätzchen in den Mund und kaute. Und kaute. Und machte große Augen. "Jade! Die sind ja vorzüglich!"
Auf einmal lächelte sie. "Das freut mich."
"Uhm... Darf ich noch eins haben?"
"Sicher, nimm dir so viel du willst." Sie sah ihm dabei zu, wie er genußvoll an einem weiteren Plätzchen knabberte, statt es in einem Rutsch wegzuputzen wie das erste. Das war tatsächlich das erste Mal, daß sie ihn etwas essen sah, und es freute sie mehr als sie sich erklären konnte. 'So, Gourmet ist er also, huh?' Jade faßte den Entschluß, sich ein neues Kochbuch zu kaufen. Wenn dieser angebliche Vampir nur Hummer und Butternut zu sich nehmen wollte, dann würde sie lernen das zu kochen, damit sie ihm endlich einmal einen Teil seiner Freundlichkeit zurückzahlen konnte. Und sagte man nicht ohnehin, daß Liebe durch den Magen ginge?
"Danke, aber das genügt. Kleine Portionen entfalten ihren Geschmack viel besser!"
"Na dann, du Plätzchen-Vampir!" Die junge Frau grinste und stellte den Teller in den Kühlschrank zurück.
"Ist das mein neuer Spitzname?" hakte er spontan nach.
"Nein, ich überlege noch!" Sie kicherte.
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