Auf dem Weg zu seinem samstäglichen Überraschungsbesuch bei Jade hatte Caleb sich vorgenommen sich völlig normal und freundschaftlich zu verhalten und erst einmal abzuwarten, ob seine Freundin ihre Avancen vom letzten Mal fortführen würde oder ob sie es sich anders überlegt hatte. Wenn sie weiterhin eine Beziehung anstrebte wollte er sie das Tempo komplett selbst bestimmen lassen, da sie die Unerfahrene war und er alle Zeit der Welt hatte. Auf keinen Fall sollte sie sich von ihm zu etwas gedrängt fühlen, und er würde sehr darauf achten seine Magie ihr gegenüber im Zaum zu halten.
Doch als sie ihm auf sein Klopfen hin die Tür öffnete wurden seine Vorsätze auf eine harte Probe gestellt. Jade trug nur einen Schlafanzug. Es war ein einteiliges Ensemble, in der Körpermitte mit einem Gummizug gerafft und in einem sehr hellen pastellfarbenen Türkis gehalten, das von den Knien an abwärts durch ein großes Blumenmuster und einen Farbübergang zu einem dunkleren Ton aufgelockert wurde. Die Farbe stand ihr ausgezeichnet. Während die Hose jedoch weit geschnitten war und ihre Figur umschmeichelnd bis auf ihre Pantoffeln hinabreichte, wurde das ebenfalls weite Oberteil nur von dünnen Spaghettiträgern gehalten und erlaubte recht tiefe Einblicke auf das, was sich durch den dünnen Stoff ohnehin darunter abzeichnete. Jade zählte eindeutig nicht zu den Frauen, die ihren BH auch im Bett nicht ablegten.
Noch dazu trug sie ihre Brille nicht, und natürlich auch nicht ihre Mütze, und sie schaute ihm daher offen ins Gesicht. Sie war lediglich ein wenig verlegen.
Mühsam widerstand der Vampir der Versuchung sich allzu offensichtlich an ihrem aparten Anblick zu weiden, und setzte stattdessen ein freundschaftliches Lächeln auf. "Hallo, Jade! Eigentlich wollte ich dich überraschen, doch wie es scheint komme ich ungelegen. Habe ich dich um diese Zeit tatsächlich aus dem Bett geholt? Bist du wieder krank?"
"Nein", wiegelte sie müde ab, "Ich hab mich heute gar nicht angezogen. Hab gestern gekündigt und gönne es mir, einen Tag so richtig faul zu sein."
"Wie bitte? Gekündigt?! Darf ich hereinkommen und näheres erfahren?" Es wunderte ihn, daß diese Neuigkeit auf der Arbeit nicht an sein Ohr gedrungen war, schließlich hatte sie keine unbedeutende Stelle bekleidet.
"Klar, wenn es dich nicht stört, daß ich gerade beim sehr späten Frühstück war."
"Natürlich nicht." Selbstverständlich hatte er sie wieder beim Essen erwischt. Er grinste still in sich hinein und genoß, während er ihr folgte, den Anblick ihres großenteils nackten Rückens. Nein, da war eindeutig kein BH.
Zunächst schien sie sich wieder an den Tisch setzen zu wollen, doch dann schnappte sie sich doch kurzerhand ihren Teller und kam zu ihm auf die Couch.
"Also, wieso hast du gekündigt, Teuerste? Du wurdest Anfang der Woche doch erst erneut befördert, oder nicht?"
"Genau das ist es ja! Hätte ich gewußt, daß mein Chef mich gar nicht feuern, sondern zur leitenden Angestellten machen wollte durch die Fördermaßnahme, dann hätte ich das Buch gar nicht gelesen! Ich war dermaßen gestreßt, wenn ich von der Arbeit kam, daß mir einfach nichts mehr Spaß gemacht hat!"
"Als man wegen deiner Beförderung auf mich zutrat habe ich mich sehr bemüht dich in einem ruhigeren Zweig einteilen zu lassen, um dir ein wenig entgegenzukommen. Es tut mir leid, daß es wieder nicht das richtige war."
"Aw, das hast du getan? Vielen Dank für die Mühe, Caleb! Aber ich habe keine Ahnung, wie du das bloß aushältst! Je mehr Verantwortung ich bekam, desto schlimmer wurde es. Jeden Abend nur Kopfweh, ein schmerzender Nacken und stundenlanges Duschen, ehe ich ins Bett gekrochen bin. Für so viele Leute entscheiden zu müssen, das liegt mir einfach nicht! Die Stelle war das Geld nicht wert", erklärte Jade mit gerunzelter Stirn und schob sich eine weitere Gabel voll Obstsalat in den Mund. "Entschuldige, daß ich dir hier wieder mal etwas voresse. Möchtest du auch was? Es würde zwar kein Gourmetgericht, aber ich könnte dir schnell etwas machen!"
"Nein, danke, iß nur weiter." Dieses Ritual hatten sie bereits vervollkommnet. Caleb dachte über die neue Information nach. Einen seltsamen Moment lang fragte er sich, ob die junge Frau das schon seit längerem geplant hatte. Sie hatte ihn doch nicht etwa nur deswegen angemacht, weil sie einen Freund mit einem gut bezahlten Beruf suchte, der sie aushielt? Das mochte er sich nicht vorstellen. "Und was planst du jetzt zu tun? Wie soll es weitergehen?"
"Zurückstufen wollten sie mich nicht auf eine der angenehmeren Stellen. Aber Spaß gemacht hat mir eh keine davon, also bin ich gegangen. Ich glaube, Business ist im ganzen nicht so mein Ding." Jade stand auf und brachte ihren leeren Teller weg.
Aus der Küche rief sie: "Ich wollte mir morgen etwas neues suchen, bin mir aber noch nicht ganz schlüssig, in welche Richtung ich gehen soll. Vielleicht versuche ich es mit Kunst, so wie Beryl... Die hat wenigstens etwas weniger mit Leuten zu tun, und sie arbeitet schon ewig nur 30 Stunden die Woche! Allerdings habe ich von Kunst überhaupt keine Ahnung und müßte mir erstmal massig Wissen antrainieren, daher bin ich mir nicht so sicher. Für immer würde ich keine Paletten reinigen wollen, ein bißchen im Betrieb aufzusteigen wäre schon schön. Und ich fürchte, malen müßte ich auf Dauer auch besser können."
Der Vampir sah ihr mit einem erleichterten Seufzen entgegen, als sie mit einem Glas Wasser in der Hand zurückkam. Also wollte sie wirklich nur heute einen Kurzurlaub genießen und war keine Mitgiftjägerin. Das paßte eher zu seinem Eindruck von ihr. Sie setzte sich wieder, die Beine im Schneidersitz. "Vielleicht kannst du mir ja bei der Entscheidung helfen, Caleb, und wir finden zusammen noch einen besseren Job für mich. Bislang haben mich deine Tipps schließlich immer weitergebracht."
Der Vampir horchte auf. Na, wenn das nicht die Gelegenheit war, auf die er immer gewartet hatte! Er sah ihr Handy auf dem Sofa liegen und griff danach. "Darf ich?" - "Nur zu, ist kein Passwort drauf", lud sie ihn ein, während sie das Glas leerte und einfach auf den Boden stellte.
Caleb schaltete das Gerät ein, bemerkte mit einem Lächeln, daß sie immer noch ihr gemeinsames Selfie als Hintergrundbild benutzte, und rief die Seite mit den Stellenangeboten auf.
Schnell fand er, was er suchte, und hielt ihr das Angebot hin. "Hier, das solltest du machen!"
"Was? Amateur-Unterhalterin?! Caleb, das heißt, ich müßte in Clubs spielen und Witze erzählen!"
"Genau deshalb bin ich ja der Meinung, daß es perfekt zu dir paßt."
"Ich kann nicht vor so vielen Fremden spielen!"
"Doch, das kannst du! Jade, du spielst fantastisch Gitarre, und du bist witzig und hast Fantasie! Die Leute werden dich lieben!"
Sie suchte nach den passenden Worten, um ihm zu sagen, daß er Unsinn redete, doch ohne darüber nachzudenken sah er ihr nur direkt in die Augen und fügte hinzu: "Das ist es, was ich an dir am meisten mag. Wenn ich dich ob dieser Qualitäten für liebenswert halte, wieso sollten es die Clubbesucher nicht tun?"
Prompt errötete sie, und diesmal trug sie keine Mütze, die sie sich ins Gesicht ziehen konnte. Sie war richtig süß, wenn sie ihn so ansah.
"Aber Caleb..."
"Du mußt das einfach machen, Jade. Dafür wurdest du geboren, und deshalb schicke ich jetzt einfach deine Bewerbung für dich ab. Das hier ist doch die neuste Version deines Lebenslaufs, ja? Ah ja, gestern noch auf den neusten Stand gebracht."
"Caleb, nicht! Gib das her!" Die junge Frau griff entsetzt nach ihrem Handy, doch er wandte sich schnell von ihr ab zum Tippen und streckte dann den Arm weit von ihr fort und machte den Rest mit einer Hand, während er sie mit der Schulter zurückhielt. "Dich muß man wirklich zu deinem Glück zwingen, Jade Sparkle!"
"Nicht!" protestierte sie und kletterte förmlich auf ihn, um nach ihrem Eigentum zu langen.
"Uuund, abgeschickt!" lachte er.
"Du Mistkerl!" Sie starrte ungläubig auf den Bildschirm. Alle Kraft schien sie zu verlassen und sie plumpste wie eine Gliederpuppe auf ihn. "Das wird sowas von peinlich, wenn die mir absagen", murmelte sie.
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