"Warum nicht gleich so..." Caleb atmete auf, ehe er herumwirbelte und Jade folgte. Es bereitete ihm keinerlei Probleme sie einzuholen, eher mußte er sich zügeln, damit er sie nicht überholte. Sie hatte seine Abwesenheit bisher nicht bemerkt, da sie zu sehr damit beschäftigt war auf dem grasigen Untergrund mit ihren Schuhen nicht hinzufallen. Der Vampir nahm im Laufen ihre Hand und rief: "Ich glaube, wir haben ihn abgehängt, du kannst langsamer gehen."
"Hach, so ein Glück! Ich kann nicht mehr!" keuchte sie.
"Bist du umgeknickt?"
"Nein, aber diese Schuhe sind nicht fürs Rennen gemacht." Sie lachte.
Gemeinsam stolperten sie einen letzten Hang hinunter, wobei er ihr umsichtig half, und standen schließlich auf einem kleinen Rastplatz am Rand des Sees. Die Sonne hing bereits tief über dem Wasser, und die Gegend war menschenleer.

"Von nun an weiß ich mein übliches festes Schuhwerk noch mehr zu schätzen." Jade atmete tief durch. "Glaubst du, der Verrückte findet uns hier?"
"Nein, bestimmt nicht." Caleb war sich zwar nicht ganz sicher, ob sein Zauber wirklich von Dauer war, da er ihn von der Sonne erschöpft und noch dazu am Tag gewirkt hatte, aber Maurice würde nun auf jeden Fall ein gutes Stück in die andere Richtung wandern und sich hoffentlich nicht mehr daran erinnern, was er hier überhaupt gewollt hatte.
"Was hatte der denn für ein Problem?! Wollte der wirklich von dir gegessen werden?! Wie kam der darauf, daß du ein Kannibale seist?"
"Ich habe keine Ahnung, Teuerste!" Fanatiker von solchem Format begegneten selbst einem Vampir nur sehr selten.
"Der hatte doch nicht mehr alle Käsebrötchen im Regal!"
"Wie bitte?" Caleb lachte befreit auf.
"Na, ist doch wahr!" Jade blies empört die Backen auf und stemmte die Hände in die Hüften, bis sie doch in sein Lachen einstimmen mußte.

Nachdem sie sich beide ausgekichert hatten sah der junge Mann seine Begleiterin an. "Es tut mir nur leid, daß wir nun kaum etwas gesehen haben, weder vom Museum noch von dem kleinen Park."
"Ist doch nicht schlimm, oder? Es gibt immer ein nächstes Mal, und hier ist es auch nicht übel."
"Das ist wahr. Außerdem gab es ja durchaus ein sehenswertes Spektakel von der jungen Dame, deren Anblick ich nun weiterhin ganz alleine genießen darf! Was sollte die kleine Showeinlage gerade, Jade?"
"Tut mir leid, ich dachte, wenn er merkt, daß wir ein sehr intimes Gespräch führen, verschwindet er vielleicht... Hat wohl nicht geklappt."
"Du kannst ja eine richtige Wildkatze sein!"
"Das war heftig! Ich glaube, das habe ich nur geschafft, weil ich nicht darüber nachgedacht habe." Sie schlug die Hände vors Gesicht.
"Tatsächlich? Ich glaube eher, daß du davon profitierst so gut im Erzählen von Geschichten zu sein. Was hast du da doch gleich gesagt?"
"Oh nein, das kann ich nicht wiederholen!" Sie wedelte verlegen mit den Händen in seine Richtung, und ihre Wangen glühten. "Du hast ja recht, ich habe das in einem Film gesehen und nachgemacht, daher wußte ich was ich tun sollte. Erst wollte ich in Tränen ausbrechen und mich trösten lassen wegen meiner toten Fluffy, aber auf Kommando weinen kann ich echt nicht!"

"Aber Männern um den Hals fallen kannst du? Respekt! An dir ist ja eine richtige Schauspielerin verlore gegangen!"
"Quatsch, Caleb!"
"Ach, komm her, du Spinnerin!" Er umarmte sie lachend, was sie glücklich erwiderte. Der Tag war zwar ein ziemlicher Fehlschlag gewesen was Jades Pläne anging ihm endlich zu sagen, was sie fühlte, aber sie war trotzdem zufrieden. Sie drückte ihren Freund sanft an sich und stellte sich vor den Mut zu haben es ihm jetzt zu sagen. 'Ich mag dich sehr.'  Was war so verdammt schwierig daran?
Caleb ließ sie los, und sie traute sich erneut nicht. Er grinste. "Eine Frage hätte ich noch: Was hatten wir mit den Grillanzündern vor auf unserem wilden Wochenende?" - "Die waren natürlich für den Kamin! Guck dir gefälligst den Film an, dann mußt du nicht dumm fragen." Sie gab ihm einen Klaps auf den Jackettärmel, mit dem sie nicht mal eine Fliege hätte verscheuchen können. Trotzdem jammerte er: "Wieso bist du immer so brutal, Jade Sparkle? Ich glaube, ich bin nicht bereit für diese Sado-Maso Beziehung mit dir!"
Vor lauter Erleichterung, daß der gruselige Teil des Tages endgültig vorbei war, brach sie nach diesem Spruch in lautes Gelächter aus und stolperte davon, um sich auf eine der Picknickbänke zu setzen. Caleb zog die Brauen hoch. "Ja, ja, und jetzt verschwindet sie wieder ohne Entschuldigung! Mir reicht es, keine Berghütte für dich, Baby!"
"Oh mann, mir tut schon der Bauch weh, und den schlimmsten Spitznamen der Welt hab ich auch noch abbekommen!" Jade wischte sich Lachtränen vom Gesicht. "Das war Strafe genug für die Szene, die ich da abgezogen habe."

Ihr Begleiter setzte sich neben sie und fragte in gespieltem Unglauben: "Wie belieben? Du findest 'Baby' nicht sexy?"
Jade bekam sich langsam wieder unter Kontrolle, atmete tief durch und sah lächelnd auf den See hinaus. "Nein, wirklich nicht. Das ist schrecklich."
"Ich werde es mir merken!" versprach er feierlich. "Sollten wir jemals wieder eine solche Szene vorgaukeln müssen werde ich dich... hm... Honigbärchen nennen!"
Sie bekam einen neuen Lachanfall, und er genoß das viel zu sehr. "Auch nicht? Schätzchen? Vögelchen? Häschen? Kätzchen? Bienchen? Delphin? Überhaupt irgendein Tier? Lieber eine Süßigkeit? Süße? Zucker? Doughnut? Schokoriegel? Die enden wenigstens nicht auf '-chen', falls dich das stören sollte. Oh, wie wär's mit Blumen! Gänseblümchen? Butterblume? Du mußt mir schon einen Tipp geben, ehe ich bei Körperteilen ankomme! Augensternchen?" - "Du... du bist ja so... gemein!" bekam sie keuchend heraus und weinte erneut, so sehr wurde sie von stummem Lachen geschüttelt.
"Schon gut, ich höre auf. Versprochen." Er legte ihr freundlich den Arm um die Schultern und ließ sie sich anlehnen, bis sie sich endlich beruhigt hatte. Jade atmete tief durch. Die Sonne war inzwischen untergegangen.

Caleb legte den Kopf schief und sah aufs Wasser hinaus. Trotz der unbequemen Picknickbank fand er es recht angenehm mit ihr hier so zu sitzen und zu entspannen. Allerdings wurde es kühl, und seine Begleiterin war dünn angezogen, daher ließ er den Arm weiterhin wärmend, wo er war. Ab und an mußte er erneut kichern, wenn er an ihre Show zurückdachte. Schließlich fragte er: "Mein Spitzname erscheint mir allerdings ebenfalls unpassend. Würdest du mich wirklich Tiger nennen?"
"Neiiiiiiin, natürlich nicht!" Sie lachte und schubste ihn leicht mit der Schulter. "Das ist mir nur spontan eingefallen wegen dem Muster deines Jacketts." - "Was denn, das ist doch kein Tigermuster!" - "Und ich bin kein Baby, also sind wir heute wohl beide ein wenig blind. Außerdem wäre 'Leoparchen' ein ziemlicher Zungenbrecher. Ist das nicht eigentlich sogar ein Giraffenmuster?" -
"Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht." Plötzlich schien sie ihm nervös und ein wenig abwesend zu sein, und damit sie sich nicht direkt in Gedanken verlor hakte er nach: "Wie würdest du mich denn nennen?"

Jade sah ihm ins Gesicht. Sie wußte ganz genau, wie sie ihn nennen wollte, hatte schon mehrmals geträumt es zu tun. Scheu sah sie weg, beobachtete die Fauna auf der Insel im See. 'Es ist nur ein Spiel. Du kannst es sagen, ohne daß er schlecht von dir denkt. Tu es.'  Zögernd sah sie wieder ihren Begleiter an. "Liebster."

Die Art, wie sie es sagte, berührte ihn tiefer als er erwartet hatte, da er ebenfalls mit einem Scherznamen gerechnet hatte. Es paßte zu ihr, einen solchen Kosenamen auszuwählen. Schlicht, ein wenig altmodisch und verträumt. Wie in einem der Romane, die sie beide so liebten. Nur wieso war sie plötzlich so ernst? "Das gefällt mir", meinte er ehrlich, doch sie sah schon wieder auf den Boden und wich ihm aus. Das konnte er nicht so stehen lassen, die Situation wurde viel zu ernst. "Nun, was die neue Unterwäsche angeht, welche Farbe hat sie und wann darf ich sie beurteilen?"
"Oh, ich hau dich gleich von der Bank!" rief sie und kitzelte ihn gnadenlos.
"Aufhören!" rief er lachend, doch sie ignorierte das. "Von wegen! Das hast du sowas von verdient!"
Der Vampir versuchte sie abzuwehren, als sein Handyalarm sich meldete. "Oh, verflixt! Jade, ich muß leider los, ein Termin wartet auf mich! Komm, ich begleite dich noch zum Taxistand", meinte er prompt, stand schnell auf und hielt ihr außer Atem die Hand hin, um ihr aufzuhelfen.
"Huh?" Sie starrte ihn an. "Du bist gar nicht kitzlig, oder?"
"Doch, bin ich. Und es tut mir auch sehr leid, daß wir nicht zurückgehen und unsere Besichtigung beenden können, denn ich würde viel lieber weiterhin mit dir plaudern. Aber bei der Aussicht darauf, was passiert, wenn ich meinen Geschäftsanruf verpasse, vergeht mir das Lachen. Bei den Partnern ist es schon Montag!" Er zwinkerte, und sie wanderten vorsichtig in der Dämmerung zurück zur Straße.


Gedankenverloren drückte Jade die Haustür hinter sich ins Schloß und schlüpfte aus den Sandalen, während das Taxi, bei welchem Caleb darauf bestanden hatte sich an der Rechnung zu beteiligen, obwohl sie alleine eingestiegen war, davon fuhr. Was für ein seltsamer Tag. Was für ein seltsames Gefühl in ihrer Brust. Wie in Trance tauschte sie das Partykleid gegen ihren Schlafanzug und setzte sich aufs Bett. Lauter halbe Gedanken taumelten ihr durch den Kopf, und keine der Hälften wollten ein passendes Paar ergeben.
Bis auf den Wahnsinnigen war das ein herrlicher Ausflug gewesen. Andererseits - wäre er auch so schön gewesen, wenn sie sich im Museum mehr verstaubte Bilder angesehen hätten statt zum Seeufer zu gehen? Beim vorsichtigen Rückweg über das dunkle Gras hatte ihr Freund sie die ganze Zeit an der Taille gestützt, und sie hatte geglaubt zu schmelzen. Jade hatte das Gefühl, daß der heutige Tag, wenn sie ihn aufschreiben würde, für einen Außenstehenden wie ein Date klingen mußte. Es wäre so schön, wenn es eines gewesen wäre. Wenn sie seine Hand hätte halten und ihn wirklich Liebster hätte nennen können.
Doch die junge Frau war sich weiterhin nicht sicher, ob Caleb auch etwas für sie empfand. Er war stets so freundlich, und als er seinen Arm um sie gelegt hatte, damit sie sich beruhigte, hatte sie kaum zu atmen gewagt vor Glückseligkeit. Aber vielleicht war er zu Beryl auch so? Wenn es doch nur seine Art war? Ganz zu Beginn ihrer Freundschaft, als sie ihn anfuhr wegen der ersten Umarmung, hatte er erklärt Freunde regelmäßig zu umarmen, und seine Komplimente waren immer so allgemein.
Sie konnte es ihm einfach nicht sagen. Nicht ohne mehr Gewißheit.

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