Am Donnerstag Abend kam Beryl von der Arbeit nach Hause und hatte das Gefühl, daß die Verspannung in ihrem Nacken niemals wieder verschwinden würde. "Tut das weh! Wann eröffnet in dieser verflixten Stadt eigentlich mal ein Spa? Das wäre doch mal was..."
Sie streckte sich, ging duschen und rief dann kurzentschlossen Caleb an. Der hatte ihr das eingebrockt, er konnte es auch ausbaden. Der Vampir hob bereits nach kurzem Klingeln ab.

"Heeey, Vampirchen! Was hab ich dank dir für einen Streß! Hast du gerade Zeit?" lachte sie.
"Hallo Beryl! Für ein Telefonat schon, aber ich habe gleich noch ein Meeting. Was habe ich getan, um dir Streß zu verursachen?"
"Nach deiner Sonntagspredigt bin ich in mich gegangen und habe mich tatsächlich endlich im Kunstbereich beworben."
"Hervorragend! Und, wie läuft es bisher?" fragte er interessiert.
Beryl massierte sich die schmerzenden Zehen. "Naja, es geht aufwärts. Anfangen mußte ich als Palettenreinigerin, also gab es erstmal keinen Unterschied, was die verschrumpelten Hände anging. Aber heute hatte ich meinen ersten Tag als Kunstband-Prüferin."
"Das klingt weniger schmutzig."
"Ja, es ist deutlich besser, aber ständig schleppe ich schwere Wälzer herum oder sitze tief über Fotos gebeugt. Mal sehen, wie schnell ich aus der Abteilung wieder herauskomme. Mein Chef hat schon angedeutet, daß ich dafür eigentlich überqualifiziert bin."
"Was vermutlich deinem Charme geschuldet ist."
"Natürlich! Den wickle ich um den kleinen Finger!" Beryl lachte laut. "Jedenfalls danke, daß du mich dazu ermutigt hast, Caleb. Momentan verfluche ich dich noch, aber ich denke, das könnte schon was gutes werden."
"Gern geschehen, Beryl!"

"Aber mal was anderes: Kennst du einen Daichi?"
"Daichi Fujita? Rote Haare, asiatische Züge?"
"Ebendieser!" rief die Frau.
"Flüchtig. Er arbeitet auch hier in der Firma, in der Nachtschicht."
"Und meinst du, der ist okay?"
"In welchem Bezug?" fragte Caleb und klang verwundert. "Will er dich zu Hedgefonts beraten? Das dürfte schon in Ordnung gehen, wir stellen nur gute Leute ein."
Die Rothaarige seufzte theatralisch. "Na, in jedem Bezug! Der kam gestern Abend hier vorbei und klopfte. Ich hab ihn hereingelassen, wir haben ganz nett geplaudert, es war alles prima. Bis er erst meine Mülltonne durchwühlte, dasselbe dann mit meinem Küchenmüll machte und mich anschließend anfauchte."
"Ähm..."
"Daß er ein Vampir ist hab ich ja schon gemerkt, aber meinst du, der ist okay?"
"Da du ihn hereingebeten hast scheint dein Bauchgefühl dieser Meinung zu sein, also was soll ich dazu sagen? Für eine Warnung wäre es im Nachhinein zu spät. Hat er dich gebissen?"
"Nein, hat er nicht! Er war sehr gesittet!"
"Schön, das zu hören. Willst du aber wirklich etwas mit jemandem anfangen, der deinen Müll überall verteilt? Ich kann nur sagen, das ist nicht Brauch bei meinem Volk."
"Aaaach, ich meine doch gar nicht sexuell! Zumindest hab ich, bis du das sagtest, nicht daran gedacht, denn der arme Kerl lief ja noch viel grüner an als du. Deshalb hab ich ich ihn ja auch reingelassen, nachdem er ganz freundlich war und mir leid tat. Meinst du, das war ein Fehler, oder kann der sich auf Dauer beherrschen?"
"Tut mir sehr leid, so gut kenne ich ihn nicht."
"Okay, hätte ja sein können, daß er ein Kumpel von dir ist. Gilt eine Einladung ins Haus denn für immer, oder muß er immer wieder fragen?"
"Letzteres."
"Prima! Gut zu wissen! Dann frag ich ihn beim nächsten Mal, ob er mit in die Bar kommt, da kann er auch nicht meinen Müll durchforsten."
Sie hörte ihn ein undefinierbares Geräusch machen. Vermutlich tat Caleb sich etwas schwer damit, daß er einerseits vor Vampiren warnen wollte, andererseits aber auch nicht zur sozialen Ausgrenzung seiner Mitvampire beitragen wollte. Beryl konnte sich seine Zwickmühle in dem Punkt gut vorstellen. Ähnliche Überlegungen waren letzten Endes dafür ausschlaggebend gewesen, daß sie auch anderen Vampiren eine Chance auf Bekanntschaft geben wollte. Sie fuhr fort: "Oh hey, fast vergessen! Der Mumienfürst war wieder hier, aber er hat es tatsächlich nicht ins Haus geschafft."
"Das wiederum freut mich zu hören!" Sie hörte ihn aufatmen. "Beryl, ich muß jetzt ins Meeting. Es war schön, mit dir zu sprechen."
"Alles klar! Melde dich, wenn du auch mal was zu erzählen hast!"
"Mach ich!"

Gut gelaunt schlüpfte Beryl doch noch in ein paar bequemere Schuhe und ging vors Haus, wo sie sich inzwischen einen kleinen Garten angelegt hatte mit einigem Obst und Gemüse, welches sie auf öffentlichen Beeten der Stadt geerntet und aus den Kernen dann selbst angepflanzt hatte. Den Knoblauch anzubauen hatte sie von Anfang an als recht entspannend empfunden, und als Vegetarierin konnte es nie verkehrt sein, es auch einmal mit anderen Sorten im Eigenanbau zu versuchen. Besonders stolz war sie auf ihren Zitronenbaum, der dank Schnellwuchsdünger aus den Labors der Stadt bereits größer war als sie und Früchte trug.
Ein kleines Lied pfeifend goß sie die Pflänzchen, als ihr Handy ging. Sie sah aufs Display und ging ran.
"Jade! Hey, gut von dir zu hören! Was gibt's denn neues?"
"Ich... wollte nur ein bißchen plaudern", kam es stockend.
Es war keine Herausforderung für Beryls Menschenkenntnis zu hören, daß Jade etwas auf dem Herzen lag, sie aber noch nicht darüber reden wollte, sei es, weil sie sich noch nicht lange genug kannten oder weil es ihr von Natur aus wirklich schwer fiel über Gefühle zu sprechen. Na, Beryl würde ihr das schon beibringen, aber sich besser kennenzulernen konnte ja nicht schaden. "Klar, gerne! Warte, ich stelle mal kurz die Gießkanne weg und gehe rein, ja! Dann haben wir mehr Ruhe."
"Du gärtnerst?" war Jades erste Frage, als die Rothaarige kurz darauf auf ihrem Bett saß.
"Ja, seit einer Weile! Du auch?"
"Meine Tomaten sehen richtig gut aus! Ich überlege, mir eine zweite Pflanze anzuschaffen. Was hast du denn so im Garten?"
Die beiden gerieten ins Plaudern, und ehe Beryl es sich versah war eine Stunde um, als sie endlich Schluß gemacht hatten und sie das Handy auf den Nachttisch legte. "Wow! Wie die Zeit verfliegt!" Dabei hatten sie fast gar nicht über Caleb geredet, und auch nicht über Liberty. "Ist ja ein Ding! Jetzt hab ich ganz vergessen sie zu fragen, wie es am Sonntag war!"

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