Jade wich zurück, als wäre sie geschlagen worden. "Wie bitte?! Was soll das denn heißen?!" - "Meine Güte, Jade, es würde mich sehr wundern, wenn ihm noch nie in einem Club irgendeine angeschickerte Zufallsbekanntschaft einen Kuß aufgedrückt hat oder ihm auf den Schoß gehüpft ist, um zu schauen, ob was mit ihm geht. Oder meinst du, daß nur Männer an der Bar aufdringlich werden können? Mein jüngeres Ich hat das auch mehrmals mit Erfolg durchgezogen! Und daß er in Clubs geht weiß ich sehr sicher."


Die Dunkelhaarige wollte darum bitten, daß ihre Freundin das weniger detailliert beschrieb, weil sie nun das Bild von Caleb mit einer fremden Frau auf dem Schoß nicht los wurde, aber diese fuhr bereits fort: "Höflich, wie er ist, macht er da sicher kein übermäßiges Drama draus. Denkst du, das wäre bei dir anders?"
"Du meinst, es wäre ihm egal?"
"Nein! Ich meine, er würde geschmeichelt kichern, weil du etwas dermaßen unschuldiges über ihn geträumt hast, und wenn du ihn wirklich küssen würdest würde er schlimmstenfalls sagen 'Ich mag dich, aber nicht so, sorry', nur in altmodischere Worte verpackt, du weißt schon."
"Hm."
"Also mach dir deswegen keinen Kopf. Du darfst ihn weiterhin ohne Reue ansehen. Wenn du's genau wissen willst laden wir ihn ein und ich küsse ihn! Dann kannst du dir gleich vor Ort ein Bild von seiner Reaktion machen. Jede Wette, daß er und ich hinterher noch Freunde sind!"
"Nein!" rief Jade entsetzt, denn das war genau das, wovor Caleb sie gewarnt hatte. Sie durfte Beryl nicht zu so etwas anstiften!
"Okay, dann küß du ihn endlich und schau, was passiert!"
"Bist du von allen guten Geistern verlassen?! Sowas kann ich doch nicht einfach machen! Es würde mir das Herz in tausend Stücke zerbrechen, wenn er mich wegstößt!"
"Ich glaube immer noch nicht, daß das passieren würde, aber wenigstens wüßtest du dann, woran du bist."
"Aber wenn er mich nicht mag..."
"Du weißt auch nicht, was du willst! Soll er dir nun egal sein oder nicht? Die Enttäuschung würde dir ganz schnell drüber hinweghelfen. Hör mal, wir können auch meinen Vorschlag von neulich aufgreifen und ihn uns teilen. Dann zeig ich dir, wie's geht, wärme ihn für dich an und trete ihn hinterher an dich ab, huh?"
'Du meine Güte! Caleb hatte recht! Sie hat das ernst gemeint!'  Jade starrte ihr Gegenüber nur kreidebleich an, woraus Beryl die richtigen Schlüsse zog. "Also ist er dir nicht egal. Schön, dann krieg endlich deine Probleme auf die Kette!"

"Aber es tut so weh, wenn er mir ein Kompliment macht. Das muß aufhören, damit wir befreundet sein können! Wie kann ich ihm das sagen, ohne ihn zu beleidigen?"
"Darauf werde ich nicht antworten. Es ist nämlich super dämlich von dir schon aufzugeben, ehe du ihm etwas gesagt hast!"
"Na toll! Du bist mir keine Hilfe, Beryl."
"Du willst ja auch keine Hilfe! Ich habe dir gesagt, daß ich glaube er mag dich auch, und daß du dich ranschmeißen sollst. Keine Ahnung, was ihr besprochen habt, daß du meinst er hätte dich abblitzen lassen, aber wenn du ihn bislang nicht um ein Date gebeten hast, dann glaube ich nicht eine Sekunde lang, daß du ihn richtig verstanden hast! Präventiv etwas abzulehnen, mit dem er nicht einmal rechnet, klingt kein bißchen nach Caleb! Ich habe ihn mehrmals aktiv angegraben, ehe er mir sehr deutlich und höflich erstmal eine Abfuhr erteilt hat."

Es war schwer, das zu hören und es sich vorzustellen. Beryl und Caleb...
Beryl redete ohne Unterbrechung. "Fahr endlich die Krallen aus und frag ihn einfach, ob er mit dir auf ein Date gehen will. Was ist denn so schwer daran? Selbst wenn er 'nein' sagt ist das weniger peinlich als ihn darauf anzusprechen, daß er dir bitte keine Komplimente machen soll, weil du ja so unglücklich in ihn verknallt bist. Jeder erwachsene Mensch mit einem Hauch von Datingerfahrung hat schon mal vergeblich um ein Date gebeten oder jemanden abblitzen lassen, ach, selbst die meisten Teenager kennen das! Ein Mißerfolg muß noch lange keinen Einfluß auf die Freundschaft haben, aber dein Herumdrucksen, das hat einen! Caleb hat hier nämlich schon herumgejammert, daß du ihm aus dem Weg gehst, und er hat nicht den leisesten Schimmer wieso du das tust! Hör auf, das ganze so sehr zu romantisieren, und mach es dir nicht so schwer, Schatz, sonst verscheuchst du ihn noch."


Jade saß lange stumm da und ließ die Tirade ihres Gegenübers einsinken. Die Rothaarige dachte ebenfalls weiter über eine Lösung nach. "Hör mal, wir könnten auch in eine Bar gehen und ich bringe dir bei, wie man Männer anmacht! Dann weißt du, wie's geht, und kannst es bei Caleb anwenden. Wie wäre das?"
"Auf keinen Fall!"
"Dann fällt mir langsam auch nichts mehr ein. Du mußt dich schon trauen, wenn du etwas willst."
"Okay. Danke Beryl, und bis dann."
"Wie, du gehst schon?" fragte ihre Freundin überrascht, als Jade aufstand und sich auf den Weg zur Tür machte. "Ja, ich muß nachdenken. Bis bald."
"Na gut. Aber denk dran: Ran an den Kerl! Krallen zeigen! Miau!"
"Ja, ist gut, Beryl."

Die Malerin sah der jüngeren Frau nach und grinste aufmunternd, aber Jade drehte sich nicht mehr nach ihr um. Als die Tür ins Schloß fiel seufzte Beryl tief. Das war ja eine schöne Bescherung. Caleb aufzuklären, daß sein Coup zur Aufdeckung seines Vampirdaseins fehlgeschlagen war, ging ja gerade noch, aber wie sollte sie herausfinden, was er wirklich zu Jade gesagt hatte, um auch nur einem von beiden einen passenden Ratschlag geben zu können? Was sollte sie ihm jetzt sagen, wenn er erneut fragte, was mit Jade los war?

Sie hatte langsam keine Lust mehr auf dieses Drama. Eine vernagelte Person, die nichts verstand, war ja schon schlimm genug, aber gleich zwei von der Sorte war ihr zu viel. Caleb, der nicht merkte, daß er verliebt war, und ständig in helle Aufruhr geriet, wenn Jade mal keine Zeit für ihn hatte. Und Jade, die nun völlig abdrehte und für die Rolle der armen Märtyrerin unterschrieben hatte. Wie konnte man Sex derart kompliziert machen?
Wollte sie sich weiterhin dazwischenhängen? Vor allem, wo sie eigentlich ja nur dem Vampir an die Wäsche hatte gehen wollen? Es konnte ihr doch eigentlich egal sein, ob die zwei sich fanden oder nicht. Von der prüden Jade waren eh keine saftigen Details zu ihrem Liebesleben zu erwarten, selbst wenn etwas draus würde.
Im Vergleich dazu war Thilo ja geradezu herzerfrischend einfach und Lilith ein Sonnenschein.
"Hm", machte Beryl und fand, daß das schon fast ein Grund war ihrem Nachbarn tatsächlich noch einmal eine Chance zu geben.


Jade trottete die Stufen zur staubigen Straße hinunter. Den Besuch hätte sie sich auch sparen können, denn sie war nun noch verwirrter und ängstlicher als zuvor. Für Beryl war alles immer so einfach, aber sie war nun einmal nicht Beryl.
"Frag ihn einfach, ob er mit dir auf ein Date geht! Pah!" Als wenn das so einfach wäre! Sie fragte sich, ob das nicht sogar auch einer jener Ratschläge war, vor denen Caleb sie gewarnt hatte.
Beryls Vorstoß ihn zusammen anzumachen war auf jeden Fall einer! Nicht, daß sie auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht hätte, aber daß ihre Freundin eine solche Sache überhaupt vorschlagen konnte zeigte ihr sehr deutlich, wie wenig ernst sie es damit meinte sich zurückzuhalten. Machte sie das eigentlich wirklich zu einer Freundin? Freundinnen sollten sich nicht so in den Rücken fallen, auch nicht im Scherz. Auf keinen Fall durfte sie Caleb in eine so unangenehme Situation bringen. Dazu kam noch der Vorschlag fremde Männer anzusprechen, nur um 'Übung' zu bekommen. Als wäre das alles nur ein großer Spaß und keine Sache des Herzens. 'Sie hat wirklich jeden einzelnen Punkt angesprochen, vor dem Caleb mich gewarnt hatte. Ich will nicht, daß er wütend auf mich ist. Am besten halte ich mich von Beryl erstmal fern.'
Sie hatte ihn nun fast zwei Wochen nicht gesehen, war ihm ausgewichen so gut es ging und hoffte, daß der Abstand ihr helfen würde über ihre Schwärmerei hinwegzukommen und sich zusammenzureißen. Sie fürchtete nur, daß es viel, viel mehr Zeit brauchen würde, damit das klappte. So oft hatten sie sich in letzter Zeit nur alle zwei Wochen sehen können, und ihre Gefühle waren nur stärker geworden statt schwächer. Wie lange mußte sie ihm ausweichen, damit ihr Herz erkaltete?

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