Über Jades Gesicht senkte sich ein deutlicher Schatten. "Nein." - "Wieso denn nicht?" - "Weil er nichts von mir will", sagte sie schlicht und tat so, als mache ihr das nichts aus. Selbstverständlich durchschaute ihre Freundin die Fassade sofort, und sie war sich auch nicht sicher, wie Jade darauf kam. "Wieso glaubst du das? Habt ihr gestritten?" - "Nein. Er hat mir nur sehr deutlich gesagt, daß alles, was er tut und sagt, nur freundlich gemeint ist und daß er nichts dagegen hätte, wenn ich mir einen Freund oder Liebhaber suchen würde."
"Das hat er gesagt?!" fragte Beryl ungläubig.
Ihr Gegenüber rutschte auf dem Stuhl herum. "Nicht mit genau diesen Worten, aber das Thema kam mehrmals auf, ja."
"Jade, ich war ja nicht dabei, aber ich bin mir ganz sicher, daß ihr entweder aneinander vorbei geredet habt oder daß du ihn falsch verstanden hast. Wenn er sowas gesagt haben sollte, dann nur, weil er sich selber nicht versteht." Sie schüttelte den Kopf und kaute weiter auf ihrem Salat herum, während sie nachzuvollziehen versuchte, was da wieder los gewesen sein könnte zwischen ihren beiden Freunden. Es blieb ihr unverständlich. Die Schwarzhaarige rang die Hände und meinte tonlos: "Wenn du meinst..." - "Was hast du darauf entgegnet? Hast du ihm gesagt, wie du fühlst?" - "Nein! Ich... ich versuche seitdem, ihm einfach nur eine gute Freundin zu sein und meine Gefühle zu vergessen."
Beryl ließ erneut die Gabel sinken und sah sie mitleidig an. "Schatz, das ist eine super blöde Idee." - "Ich weiß. Es wäre besser, wenn ich ihn nie wieder sähe. Über den Liebeskummer hinwegzukommen, wenn ich ihn ständig sehe, kommt mir unmöglich vor. Besonders weil er ständig so nette Dinge sagt! Wie soll ich aufhören mich nach ihm zu sehnen, wenn er mir sagt ich sei die schönste Frau im Raum, oder so unglaublich lustig, oder die beste Geschichtenerzählerin! Es macht mich einfach fertig! Aber ich weiß auch nicht, wie ich ihm sagen soll, daß er aufhören soll mir Komplimente zu machen, damit ich über meine Schwärmerei für ihn hinwegkommen kann. Ich will ihn doch nicht mit meinen Problemen belasten!" sprudelte es nun förmlich aus Jade heraus.
"Oh Mann, du hast das alles verkehrt herum aufgerollt..."
"Ich träume nachts schon von ihm, und seitdem kann ich ihm kaum noch in die Augen sehen vor Scham."
"Oho! Die geheimen Sexträume der Jade Sparkle! Laß mal hören!"
"Wie kommst du darauf, daß... Es sind keine...! Nein, Beryl!"
Die dralle Rothaarige sah ihren Gast forsch an. "Erzähl schon, sonst ist unser Deal gelaufen und ich werfe mich an Caleb ran, und diesmal richtig!"
"Das... das ist Erpressung!" Jade stand vor Schreck der Mund offen, doch Beryl lehnte sich nur auf dem Stuhl zurück. "Wenn du es so nennen willst. Du willst mir gerade weismachen, daß du keine Chance auf eine Beziehung hättest und die Freundschaft beenden willst, wenn sich bei dir nichts ändert. Also kann es dir doch ganz egal sein, ob ich mich an ihn ranmache, oder? Es sei denn, du glaubst selbst nicht wirklich, was du sagst. Erzähl mir, was du geträumt hast, und ich sage dir, ob es peinlich genug ist ihm nicht mehr unter die Augen treten zu wollen."
"Na schön", gab Jade nach und zog die Mütze ins Gesicht. Sie mußte sich kurz sammeln, und es fiel ihr nicht leicht. "Letzte Nacht habe ich geträumt wir wären wieder beim Museum in Willow Creek. Ich trage mein Partykleid und die Sonne ist im Begriff unterzugehen. Caleb und ich sind im Abendrot im Garten. Wir haben gute Laune, scherzen, und dieser Verrückte ist nirgendwo zu sehen. Diesmal kommt uns nichts dazwischen. Wir wandern durch den Garten, schauen uns die Blumen an, reden über alles mögliche. Dann setzen wir uns unter einem blühenden Kirschbaum auf eine Bank und hören dem Plätschern eines Springbrunnens zu."
"Aw, wie süß! Und weiter?" hakte Beryl, der das zu kitschig war, ungeduldig nach und fuchtelte mit ihrer Gabel in der Luft herum. Ihr Gegenüber zog sich die Mütze noch tiefer ins Gesicht. "Caleb schaut mir tief in die Augen und sagt mir, daß ich die Frau seiner Träume bin. Dann küssen wir uns."
Sie verstummte, und die Rothaarige legte den Kopf schief. "Ja, und dann?"
"Nichts dann."
"Wann kommt der Teil, wo ihr euch gegenseitig die Kleider runterreißt? Du weißt schon, der interessante Teil?"
"Das war mein ganzer Traum", beteuerte die jüngere Frau erneut. Auf gar keinen Fall würde sie ihrem Gegenüber verraten, wie oft sie sich zurücknehmen mußte, um nicht doch von mehr zu träumen. Das ging Beryl überhaupt nichts an. Daher fügte sie mit undeutbarem Gesichtsausdruck hinzu: "Tut mir leid, daß er für dich nicht unterhaltsam war."
"Potzblitz! Jade, du bist selbst in deinen Träumen züchtig und bieder!" Enttäuscht warf Beryl die Arme in die Luft. "Und deswegen meinst du Caleb nicht mehr ansehen zu können? Weil du davon geträumt hast ihn zu küssen? Ernsthaft?!"
"Ähm..."
"Selbst wenn du das wirklich getan hättest wäre das noch kein Grund verschämt auszuflippen!"
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