Leider verschätzte sie sich in der Zeit. Als am Ende ihrer Runde ihr Haus in Sichtweite kam sah sie Caleb bereits vor der Tür warten. 'Mist, verdammter!' dachte sie und legte einen Zahn zu. "Hallo! Wartest du schon lange auf mich, Caleb?" rief sie völlig außer Atem und hielt sich erstmal am Pfosten des Treppengeländers fest. Der Angesprochene fuhr herum, erstaunt sie aus dieser Richtung kommen zu sehen. Seine Augenbrauen schossen in die Höhe, als er ihren Jogginganzug und ihr rotes Gesicht sah. "Jade! Geht es dir gut?"
Keuchend schleppte sie sich die wenigen Stufen hoch und winkte ab. "Tut mir sehr leid, das hat länger gedauert als ich dachte. Bin echt schlimm außer Form."
Sie atmete tief durch und streckte die Hand nach dem Türgriff aus. Dann stockte sie. "Oh. Mist." Sie mußte dringend erst einmal duschen, aber was sollte sie mit ihrem Gast machen? Sie konnte ihn weder hier draußen stehen lassen, noch war ihr wohl dabei ihn allein durchs Haus streunen zu lassen.
'Mist! Mist! Mist!'
Caleb hatte ihren leisen Fluch wohl gehört, und obwohl er es sich nicht anmerken ließ fand er die Situation sehr belustigend, denn es war wieder einmal deutlich auf ihrem Gesicht abzulesen, was in ihr vorging. 'Nun, Jade Sparkle? Was jetzt?' Er sah sie unschuldig an und wartete darauf, daß sie etwas sagte.
Der Zufall kam Jade zur Hilfe. Über Calebs Schulter hinweg sah sie Summer Holiday winkend die Straße überqueren. "Hey, Summer! Wie schön, dich zu sehen!" rief sie laut und winkte zurück. Das genügte schon, um die Blondine zu ihr abbiegen zu lassen. "Hallo Jade!" grüßte sie mit einem strahlenden Lächeln und kam flink die Stufen zur Veranda heraufgehüpft. "Was für ein herrlicher Tag zum Joggen, nicht wahr?! Ich möchte gleich auch noch los." - "Ja, war ganz prima", keuchte Jade und hustete. "Summer, darf ich bekannt machen? Mein Freund Caleb. Caleb, das ist Summer, meine Nachbarin von schräg gegenüber."
In den grauen Augen des jungen Manns blitzte es erstaunt auf, ehe er sich mit einem Lächeln dem Neuankömmling zuwandte. "Hallo, Summer. Es ist mir eine Freude deine Bekanntschaft zu machen."
"Sehr angenehm! Hallo!" Die Blondine strahlte wie immer bis an beide Ohren und begann gleich damit von einem Stadtfest zu erzählen, das in den nächsten Tagen in San Myshuno stattfinden sollte und an dem Jade und Caleb unbedingt teilnehmen sollten.
Caleb hörte zunächst höflich, dann interessiert zu, während Jade nur so tat als ob und unauffällig wieder zu Atem kam. Als Summer eine kurze Pause machte schaltete sie sich dazwischen und meinte freundlich: "Das ist wahnsinnig spannend, Summer, aber kann ich euch zwei vielleicht einen klitzekleinen Moment alleine lassen? Ich müßte mich mal eben umziehen."
Der junge Mann grinste. Sie hatte ihn als Freund vorgestellt, daher fühlte er sich gönnerhaft. Außerdem klang dieses 'Schräger Humor und Krasse Späße Festival' dem dummen Namen zum Trotz wirklich sehenswert, und Summer war keine so schlechte Gesellschaft. Er lernte immer gerne neue Leute kennen.
"Sicher. Bis gleich, Jade Sparkle", meinte er mit einem schelmischen Blick, der ihr mitteilen sollte, daß er sie durchschaut hatte. Jade verzog entschuldigend das Gesicht.
"Klar, das kann ich verstehen! Ist aber auch echt heiß heute!" stimmte auch Summer gleich ein.
"Danke! Dann bis gleich, Leute!"
Erleichtert huschte Jade ins kühle Haus, schnappte sich ihre Kleidung aus dem Schlafzimmer, damit ihre Gäste sie nicht von der Veranda aus beim Umziehen sahen, und stand in Rekordzeit unter der Dusche, wo sie eifrig auf sich selber einredete. "Das war ja mal wieder megapeinlich, Jade! Nächstes Mal sieh vorher auf die Uhr! Und sei nicht so ein lahmes Schnabeltier!"
Keine zehn Minuten später wrang sie sich die Zöpfe aus - keine Zeit zum Föhnen! - und sprang in ihre Klamotten. Dann rannte sie zur Haustür und riß sie auf.
Caleb lehnte am Geländer der Veranda und blickte nachdenklich die Straße hinab. Vom Geräusch der Tür aufgeschreckt sah er sie an. Er war allein.
Jade sah sich um. "Nanu? Wo ist denn Summer hin?"
"Deine Freundin mußte weiter. Du hast sie nur knapp verpaßt."
"Oh, gut. Dann muß ich sie nicht abwimmeln", meinte die junge Frau, ohne nachzudenken.
Ihr Gast sah sie schräg an. "Na, na, das ist aber keine nette Art, über seine Freunde zu reden."
"Oh! Ich meine nur... Wir beide sind verabredet, da wäre es doch unhöflich einfach eine Bekannte mit einzuladen."
"Bekannte?"
"Naja, wir sind halt Nachbarn. Ich sehe sie meist nur, wenn ich auf dem Sprung bin, so gut kennen wir uns echt noch nicht."
"Aber wir, wir sind Freunde?" hakte er mit einem schelmischen Grinsen nach.
Jade war immer noch viel zu erschöpft vom Joggen für eine clevere Retorte. Sie sah ihn nur gespielt abschätzend an und meinte: "Mal sehen?"
Enttäuscht beobachtete der Vampir, wie die junge Frau erneut die Tür hinter sich ins Schloß zog. Das dämpfte sein Glücksgefühl darüber, daß sie ihn als Freund bezeichnet hatte, erheblich. Jade lief die Treppe hinunter auf die Straße und sah sich um. "Knapp verpaßt, sagst du? Die ist aber gut zu Fuß! Ich kann sie nirgends mehr sehen."
"Sie ist ziemlich energetisch, da stimme ich zu."
"Es ist mir doch etwas unangenehm, daß ich ihr jetzt nicht mal Tschüß gesagt habe."
"Sie war dir nicht böse."
"Nein?"
"Natürlich nicht, du hast sie in guter Gesellschaft zurückgelassen." Er lachte und strich sich die langen Ponyfransen zurück.
"Woooow... Bist du immer so... oh!" Jade stieg gerade wieder die Stufen hoch, als ihr ein Kärtchen aus der Rocktasche fiel. Sie hob es auf und erkannte die Visitenkarte. "Ach! Das hab ich ja ganz vergessen. Am besten trag ich die Nummer einfach ins Handy ein."
Caleb spähte neugierig auf ihr Display, konnte aus diesem Winkel aber nichts erkennen. "Was ist das? Ein Elektriker für dein Verandalicht, oder hast du dir gar bereits einen Verehrer geangelt?"
"Ha ha!" machte sie nur und meinte: "Das ist die Nummer vom Froschmann."
"Wie bitte, was?!"
"Oh, sorry! Lange Geschichte... Ich hatte einen Frosch, und so ein Wissenschaftler hat ihn mir glatt abgekauft. Er meinte, er kauft noch mehr, und da mein Stundenlohn so mies ist, dachte ich..." Ihre Worte verloren sich, als sie konzentriert die Nummer in ihr Verzeichnis tippte.
"Du mußt dir dein Gehalt mit dem Sammeln von Fröschen aufbessern?" hakte er ungläubig nach.
Jade sah kurz nachdenklich über die Wildblumen vor ihrem Haus, ohne sie dabei wirklich wahrzunehmen. "Was heißt aufbessern... Klar, überleben könnte ich schon von meinem Gehalt, aber ich möchte etwas mehr als nur zu überleben, weißt du? Man hat ja auch Wünsche."
"Aus diesem Grund arbeitet man ja auch auf eine Beförderung hin", erinnerte er sie schlicht und lehnte sich rücklings gegen das Verandageländer.
"Weiß ich doch, aber mein Chef verlangt ganz dämliche Dinge von mir."
"Nichts unanständiges, wie ich hoffe."
Die Schwarzhaarige sah in sein plötzlich ernstes Gesicht und schrak fast zurück. 'Meine Güte... Wenn er so schaut hat er den attraktiven Emo aber verdammt gut drauf', dachte sie, peinlich berührt davon sich schon wieder angezogen zu fühlen. Rasch wiegelte sie ab: "Nein, nein. Wie kommst du denn darauf, meine Güte."
"Na schön. Welcher Beschäftigung gehst du denn nach, wenn ich fragen darf?"
"Ich bin Poststellenhilfe bei G. Rissen & C. Lever."
"Oh", machte er, "in dem Fall will ich erst recht wissen, wenn dein Chef etwas Anstößiges von dir verlangt."
"Wieso? Was geht es dich an?"
"Ich bin der Gebietsleiter dieser Bürokette."
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