Nachdem Beryls Vampirabwehr stand konnte sie sich nun wieder mit neuem Elan in die Arbeit stürzen, was sich bereits nach wenigen Tagen bezahlt machte.
An ihrem freien Tag ging sie einfach im Schlafanzug an die Tür, als es klopfte. Draußen stand Liberty Lee. "Hey, Liberty! Mal wieder im Lande?" grüßte sie fröhlich.
"Hi!" erwiderte Liberty. "So gut drauf? Was ist passiert?"
"Ich wurde wieder befördert! Jetzt bin ich Hochnäsige Expertin!"
"Uuuh... und das heißt?"
"Daß ich von nun an Kunst kritisieren werde anstatt Restaurants."
"Ah! Na, dann mal herzlichen Glückwunsch! Du bist ja in letzter Zeit immer sehr beschäftigt."
"Tut mir leid, Liberty, es war wirklich etwas stressig für mich, sollte sich aber nun bessern. Aber komm doch direkt rein, wenn du Zeit hast!"
"Gerne!"

Die beiden Frauen betraten Beryls Haus und machten es sich auf dem Sofa gemütlich.
"War das schwer, den Job zu bekommen?"
"Ich mußte schon eine ganze Menge dafür lernen. Ich hab sehr viel gelesen und bin der Meinung, nun unabhängiger zu sein. Logik, Charisma, Witzigkeit... war alles hilfreich, aber in welchem Job hilft das nicht!" lachte die Rothaarige.
"Da hast du recht. Ich hab da nicht so viel Erfolg wie du, bin immer noch Hilfskraft. Irgendwas mache ich wohl falsch."
"Das tut mir leid, Liberty! Nur nicht aufgeben, dann klappt es auch mit der Beförderung!"
"Genau das sagen die anderen auch immer!" lachte ihr Gast. "Bin ich froh, daß ich unser großes Haus nicht alleine bezahlen muß! Das wäre echt hart bei meinem Gehalt."
"Tja..."
"He, ich gehe mal eben ins Bad, okay?"
"Klar! Wie wär's mit einem Snack? Ich hab zum Frühstück Joghurt mit Erdbeeren gemacht und hätte genug für zwei da!" lud die Rothaarige sie ein.
"Gerne!"

Liberty verschwand im Gästebad, während Beryl sich ein Lied summend daran machte in ihrem Kühlschrank herumzuwühlen. Sie war gerade dabei den Joghurt in Schälchen umzufüllen und mit frischen Erdbeeren zu garnieren, als aus dem Bad ein erschrockenes Quieken erklang. "Liberty? Was ist passiert?!"
"Ähm... gar nichts!" rief die junge Frau und kam ins Wohnzimmer zurück, die Schirmmütze tief ins Gesicht gezogen.
"Wie, gar nichts!" Beryl ging ihr entgegen und hörte ein unangenehmes Plätschern im Hintergrund. "Sag mal, hast du den Hahn offen gelassen?"
"Sowas ähnliches..." druckste Liberty herum und spielte mit einem ihrer schwarzen Zöpfe.

Mit einem flauen Gefühl im Magen ging Beryl ins Bad. Der Wasserhahn am Waschbecken war hinüber. Wasser sprudelte in einer riesigen Fontäne aus dem Becken und bildete eine große Pfütze auf dem Boden. "Potzblitz!" rief die Frau. "Was hast du gemacht, Liberty!"
"Gar nichts, ich hab mir nur die Hände gewaschen!"
"Das nennst du gar nichts! Oh mann... Wo ist das Werkzeug?!" Die Rothaarige rannte in die Küche und wühlte in einem Schrank herum. Sie fand eine Rohrzange und versuchte das Problem damit zu beheben.
Liberty stand die ganze Zeit hinter ihr und plapperte auf sie ein. "Was gab's denn auf der Arbeit sonst so neues, Beryl?" und "Gehst du auch auf das Stadtfest am Samstag, Beryl?" und "Was ist jetzt aus den Erdbeeren geworden, Beryl?"
"Verdammt noch mal, siehst du nicht, daß ich hier arbeite!" schrie sie ihren Gast irgendwann entnervt an. "Du hast es kaputt gemacht, sei wenigstens still, damit ich es reparieren kann! Geh was anderes machen, wenn du schon nicht hilfst, ja!"
"Ist ja schon gut..." Beleidigt verzog sich die junge Frau ins Wohnzimmer. Beryl atmete tief durch und widmete sich wieder dem Sanitärproblem. Kein Wunder, daß Liberty im Job auf der Stelle trat. Wenn sie da ebenfalls keine Verantwortung für ihre Fehler übernahm... "Sie hätte sich wenigstens mal einen Aufnehmer nehmen und die Sauerei aufwischen können!" grummelte Beryl.

Irgendwann hatte sie es geschafft. Sie war selbst ganz überrascht, aber der Hahn war so gut wie neu! Die Rothaarige war stolz auf sich. Rasch wischte sie wenigstens grob noch die Pfütze auf, damit das Wasser nicht unter das Parkett im Wohnzimmer lief. Erst dann fiel ihr auf, daß sie gar nichts von ihrem Gast hörte. "Liberty?" fragte sie laut, bekam jedoch keine Antwort. Beryl stellte den Aufnehmer weg, ließ ihre unangenehm durchweichten Pantoffeln zum Trocknen im Bad stehen und sah nach, wo ihre Freundin steckte. Im Wohnzimmer war sie nicht, ebensowenig in der offenen Küche. Als sie gerade draußen nachsehen wollte hörte die Frau Geräusche aus dem Schlafzimmer.
Sie betrat den Raum und fühlte, wie ihr Blut zu kochen begann. Nicht nur, daß sie sich ohne Einladung in ihrem Schlafzimmer befand, Liberty saß auch noch an ihrem Schreibtisch und spielte an ihrem Computer ein Spiel, das sie installiert haben mußte, denn Beryl hatte es ganz sicher nicht getan.
"Liberty! Ich hab nach dir gesucht!"
"Oh, hey, Beryl. Bin gleich im nächsten Level. Gibt's noch den Joghurt?"
"Wow. Gehst du immer an anderer Leute Sachen, ohne zu fragen?" Beryl legte bei ihrer Frage den nötigen Nachdruck in ihre Stimme.
Liberty sah sie nicht mal an, sondern spielte stur weiter. "Bin ja gleich fertig, dann kann ich speichern!"
"Das ist mein Arbeitscomputer! Der ist nicht für Spiele gedacht!"
"Laufen aber gut drauf, auch wenn das nicht gerade ein neues Modell ist! Yaaaaaaaaay, ich hab's!" Liberty quietschte vor Freude, beendete das Spiel, und sah Beryl an. "Tut der Wasserhahn wieder?" erkundigte sie sich ohne großes Interesse.
"Ja." Die Kritikerin mußte arg an sich halten ihren Gast nicht aus dem Haus zu werfen. So eine Unverfrorenheit hatte sie noch nie erlebt. Sie knirschte mit den Zähnen. Wirklich kein Wunder, daß diese Göre nicht befördert wurde. "Der Joghurt stand jetzt die ganze Zeit in der Sonne, den kann man vergessen. Wir können Schach spielen, wenn du willst."
"Oh, okay!"
"Gut." Beryl wußte, daß ihr Gegenüber im Schach eine gute Gegnerin war, doch sie war sich dennoch sicher sie auseinandernehmen zu können. Liberty eine vernichtende Niederlage beizubringen war jetzt genau das, was sie brauchte, um sich wieder abzuregen, und sie verlor nie, wenn sie entschlossen war.


Ihre Wut war am nächsten Tag gerade wieder verraucht, als auf der Arbeit ein Anruf kam. Eine Kunstgalerie versuchte doch tatsächlich sie zu erpressen, nachdem der Chef Wind davon bekommen hatte, daß Beryl vor hatte seine Statuenausstellung schlecht zu bewerten. Dieser schmierige Kerl glaubte doch tatsächlich, er könne sie davon abhalten ihre Kritik zu veröffentlichen, indem er ihr in Aussicht stellte sie bei der eigenen Chefin anzuschwärzen. Na, da kannte er aber weder Beryl noch deren Vorgesetzte gut!
Grimmig gab die Rothaarige ihrer Chefin Bescheid, haute in die Tasten und schrieb erst recht eine verheerende Kritik mit einem Stern, da die Kunstwerke furchtbar dilettantisch waren und ihr guter Wille, wenigstens einige positive Punkte hervorzuheben, nach dieser Aktion völlig verraucht war.
Anstatt sie zu feuern war die Leitung stolz auf sie, und Beryl wurde bald darauf zur Kulturkundschafterin befördert. Diese freute sich zwar über die Lohnerhöhung, doch fragte sie sich langsam, wie lange sie diesen Job noch machen wollte. In letzter Zeit wurde es stressig, und von nun an wurde von ihr erwartet noch mehr quer durch die Stadt zu fahren, um vor Ort mit Leuten zu sprechen und sich kulturelle Ereignisse anzusehen. Der Traumjob wurde langsam zum Alptraum.
Bald darauf wurde sie von Liberty zum Gewürzfestival in San Myshuno eingeladen und konnte es kaum genießen, dort all die neuen Speisen und das Kulturprogramm anzuschauen, weil sie die ganze Zeit in Gedanken die einzelnen Stände bewertete, um Material für ihren nächsten Artikel zu haben.

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