Während sie in Richtung des Bahnhofs wanderten fragte Beryl ihn zunächst über seinen Besuch bei der WG aus, wobei sie besonders aufhorchte, als der Vampir davon erzählte in Travis Zimmer gewesen zu sein. Sie interessierte sich sichtlich für die Einrichtung desselbigen und auch dafür, worüber die zwei so geplaudert hatten. Auch was ihn für Summer eingenommen hatte wollte sie genauer wissen, und sie war sehr erstaunt zu hören, daß die Blondine so ein Sportfanatiker war.
Als das Thema langsam erlahmte fragte sie jedoch plötzlich: "Wie steht es eigentlich mit deinen Blutspenderinnen?"
"Was meinst du?"
"Sind das auch Freundinnen von dir?"
"Nein." Er sah unangenehm berührt zum nachtdunklen Himmel auf.
Die Malerin starrte ihn unentwegt an. "Könnte ich dir denn mal Blut geben?"
"Bitte?!" Mit weit aufgerissenen Augen blieb er stehen, woraufhin auch sie innehielt und die Arme verschränkte.
"Wir sind Freunde, sagst du. Wäre das da nicht normal?"
"Danke, Beryl, aber das möchte ich momentan lieber nicht."
"Trinkst du denn auch nicht von Jade?"
"Nein!"
"Findest du das nicht seltsam?"
"Wieso sollte ich?"
"Ich dachte, das sei der Grund dafür gewesen, daß du dich mit Menschen anfreundest. Leichterer Zugang zu Blut."
"Wäre das der einzige Grund wäre es ein äußerst zynischer, oder nicht?"
"Aber du sagst es selbst: es war ein Grund. Und nun tust du es nicht. Warum nicht?"
"Weil es mir unangenehm ist, in Ordnung? Ich danke dir für das Angebot, aber ich würde von dieser Möglichkeit lieber nur im absoluten Notfall Gebrauch machen."
"Na schön", grummelte sie.
Caleb legte den Kopf schief und seufzte. "Darf ich fragen, was das Problem ist? Dir scheint meine Antwort wieder nicht zu gefallen. Solltest du dich nicht freuen, in meiner Gegenwart sicher zu sein?"
Beryl platzte der Kragen. "Potzblitz, kannst du es mir denn so verübeln, daß ich neugierig bin?!"
"Neugierig auf einen Biß? Das äußerst zweifelhafte Vergnügen hattest du doch schon mit Graf Straud!"
"Neugierig darauf, wie es so ist einem Vampir nahe zu sein, verdammt noch mal! Sowas wie euch habe ich vorher noch nie getroffen! An Straud erinnere ich mich doch gar nicht mehr, und das war etwas ganz anderes!"
"Whoa! Wenn gebissen zu werden für dich quasi gleichwertig zu Beischlaf ist, dann verschone mich bitte mit sämtlichen Details zu deinen Beziehungen!"
"Das ist es sicher nicht, aber was anderes als eine lahme Umarmung alle paar Jahre bekomme ich ja nicht von dir! Was soll ich denn machen, um die Neugier zu befriedigen - den Mumienfürst fragen, ob er mich küßt?!" fuhr sie auf.
Der Vampir warf die Arme in die Luft. "Das ist alles?! Es geht gar nicht primär um Sex, sondern um eine beliebige Form von Intimität? Du willst aus Neugier von einem Vampir geküßt werden und bedrängst mich deswegen ohne Unterlaß?!"
"Ja, will ich! Ich will wissen, wie das ist!"
"Nicht anders als mit einem Menschen, würde ich meinen!"
"Das glaub ich nicht! Ich meine... du bist doch ein Untoter oder sowas, und vermutlich steinalt! Irgendwas muß sich da doch anders anfühlen mit deinen Zähnen, deiner Erfahrung und diesem Magiezeugs, das ihr so drauf habt! Ich merke doch, daß du nicht normal bist, da ist immer diese Aura..."
"Das 'steinalt' will ich überhört haben, und ich garantiere dir, daß nichts anders ist!" Nach diesem Ausruf holte er erst einmal tief Luft, um sich abzuregen.
Schließlich sah Caleb sein Gegenüber ernst und fast schon lauernd an. "Ist das wirklich alles, was es braucht, um dich ruhig zu stimmen, Beryl? Ein lumpiger Kuß und du wirst nichts mehr versuchen, um mich anzumachen?"
"Wenn ich nicht mehr haben kann würde mir das genügen, ja. Ich will doch nur wissen, ob du dich von anderen Männern unterscheidest...", murmelte sie verstimmt.
"Wirklich?"
"Potzblitz, ich schwör's!" fuhr sie auf und wollte gerade weitergehen, als Caleb meinte: "Dann sag das doch gleich, verdammt noch mal!" Ehe sie etwas erwidern konnte legte sich seine Hand mit sanfter Gewalt unter ihr Ohr und zog sie in einen Kuß hinein.
'Das hätten wir nun wirklich einfacher haben können!' dachte der Vampir und hätte genervt geseufzt, wenn er nicht gerade anderweitig beschäftigt gewesen wäre und sowohl seine Vampirkräfte wie auch den Durst niederkämpfte. Er hatte das nie tun wollen, aber wenn Beryl dann wirklich aufhörte ihm nachzustellen war er bereit diesen Preis zu zahlen. Zu küssen war ohnehin nur noch eine mechanische Handlung, die er zur Nahrungssuche einsetzte. Gefühlt hatte er auch bereits die halbe Stadt geküßt, was machte also eine Frau mehr oder weniger schon aus, auch wenn diese sich ausnahmsweise daran erinnern würde. Wenigstens würde er diesmal keine Alpträume oder Schuldgefühle mit nach Hause nehmen.
Ihr erster Instinkt war es zurückzuweichen, denn obwohl sie danach gefragt hatte hätte sie nicht damit gerechnet, ihren Wunsch auf offener Straße erfüllt zu bekommen, und so kam Calebs Vorstoß überraschend. Dann jedoch ließ sie sich auf den Kuß ein, und in ihr erzitterte alles. 'Potzblitz! Das kann er aber verdammt gut!' In der Tat hatte sie noch nie erlebt, daß ein Mann sich beim ersten Kuß instinktiv so perfekt an ihre Technik anpaßte, als hätte er nie etwas anderes getan als an ihren Lippen zu hängen. Gleichzeitig bestimmte er jedoch komplett die Situation. Ihre Knie wurden weich.
Als sie die Arme um ihn schlingen wollte, um sich mehr zu holen, trat der Vampir bereits mit ausdruckslosem Gesicht von ihr zurück. "Ich hoffe, jetzt weißt du alles, was dir unter den Nägeln brannte. Und nun will ich wie abgemacht nie wieder darauf angesprochen werden, damit das klar ist."
Wortlos ging er weiter, jedoch nicht so schnell, daß sie nicht bequem Schritt halten konnte. Beryl holte tief Luft, versuchte das Erlebte zu verarbeiten und meinte dann: "Wooooooow!"
Caleb erwiderte nichts und starrte in die Dunkelheit.
Die Rothaarige begann zu kichern und fächelte sich Luft zu. "Potzblitz! Wieviel Erfahrung hast du mit solchen Dingen, daß du mich derart umhauen konntest?"
"Viel zu viel."
"Mann, Vampirchen! Du mußt dir das noch mal überlegen mit deiner Unnahbarkeit! Das kannst du uns Ladies doch nicht antun!"
Er seufzte erneut, rollte mit den Augen und ging stur weiter. Die Situation fing an ihn an frühere Zeiten zu erinnern, und er bereute bereits, dem Drängen seiner Freundin nachgegeben zu haben. Plötzlich griff Beryl nach seinem Handgelenk und klammerte sich so dicht an ihn, daß sich ihre Brüste an seinen Oberarm schmiegten. "Willst du es dir nicht doch noch einmal überlegen damit, mit zu mir zu kommen? Ich werde auch besonders lieb zu dir sein."
"Beryl! Was hast du mir gerade eben erst versprochen?!" fuhr er auf, blieb stehen und machte sich los.
"Tut mir leid, ich dachte nicht, daß es dermaßen heiß würde! Da kann ich mich einfach nicht beherrschen!" Sie grinste frech und zupfte an einem der Träger ihres Kleids herum.
"Und ich dachte, ich könne dir vertrauen", meinte er verbittert und sah sie entgeistert an. "Sind deine Versprechen wirklich so wenig wert? Keine Minute hast du dich daran gehalten!"
"Sei doch nicht immer so eine Spaßbremse!" jammerte sie mit ihrem kokettesten Augenaufschlag, doch das regte ihn nur noch mehr auf.
'Ich hätte wissen sollen, daß sie lügen würde!' Caleb knirschte mit den Zähnen. Es wäre ja auch zu schön gewesen. "Oh ja, ich bin die größte Spaßbremse der Welt, wie du gleich feststellen wirst!" knurrte er aufgebracht. Ohne Vorwarnung packte er ihr Gesicht mit beiden Händen und starrte sie durchdringend an. Beryl machte einen erschrockenen Laut, als seine silbernen Augen weiß zu glühen begannen. Sie wehrte sich kurz, doch dann wurde sie steif wie eine Puppe, als die vampirische Magie von ihr Besitz ergriff und sie hypnotisiert wurde.
Die Stimme des Vampirs war fest und dunkel.
"Du wirst die letzten Minuten vergessen. Sie haben niemals stattgefunden. Nachdem wir das Graffiti beendet hatten haben wir das Festival verlassen, und nach dem Gespräch über das Haus unserer Freunde hast du mir von deinen aktuellsten Kunstwerken erzählt. Du hast mich jedoch nie nach einem Aderlaß oder Kuß gefragt auch keinen erhalten. Das war nur ein Traum in deinem Hinterkopf."
Nur zu gerne hätte er ihr befohlen sich nicht mehr für ihn zu interessieren, doch so weitreichend waren seine Kräfte leider nicht.
"Du hast gute Laune, denn du hattest einen angenehmen Abend. Aber nun willst du schnell nach Hause, denn du bist müde."
Er ließ sie los, trat von ihr zurück und atmete tief durch. In seinen Augen brannte es. Es schmerzte ihn, daß er seine Kräfte gegenüber einer Freundin hatte einsetzen müssen. Das hatte er noch nie getan und nie tun wollen. Allerdings hatte er auch nie damit gerechnet so hintergangen zu werden. Beryl hatte gelogen, und nachdem sie Blut geleckt hatte wäre nun alles nur noch schlimmer geworden. Caleb war nur froh, daß diese unschöne Sache mitten in der Nacht passiert war und nicht mittags in Oasis Springs. Nie im Leben hätte er bei Tag und bei Sonne ihr Gedächtnis löschen können.
Beryls Augen wurden wieder klar. "Was... Eh? Warum stehen wir hier herum?"
"Du bist zusammengezuckt, als etwas hinter dir vorbeiflog. Ich glaube, es war doch nur eine Taube."
"Ach, bin ich das?" Sie sah ein wenig verwirrt aus und sah sich unsicher um.
Der Vampir setzte eine freundliche und besorgte Miene auf. "Oje, Beryl, du bist wohl doch sehr viel erschöpfter, als du dachtest, wie? Das muß Sekundenschlaf gewesen sein!"
"Du hast wohl recht..." Die Frau runzelte die Stirn und ging neben ihm weiter. "Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, dieses Bild von dem Gartenzwerg, das ich nur zum Spaß gemalt hatte, nicht wahr?"
"Ja, genau. Was ist damit passiert?"
"Sie haben es als Meisterwerk eingestuft! Ich war ganz baff, als ich den Scheck in der Post hatte!" Die Rothaarige lachte vergnügt. "Ich meine, sind die doof, oder was? Wenn die wollen male ich ihnen noch ein Dutzend davon!"
"Es sollte dich mit Stolz erfüllen, daß deine Technik derart gut ist! Sicher dauert es nicht mehr lange, bis dir ein Kunstband gewidmet wird und du zwischen all den großen Meistern auf deinem Bücherregal vertreten bist."
"Ha ha, du Charmeur! Mag sein, dabei wollte ich doch ursprünglich nur mein Haus ein wenig aufpeppen. Mit diesem Erfolg hätte ich nie gerechnet, aber harte Arbeit zahlt sich eben doch aus. Was die Kunstkarriere angeht danke ich dir für den Schubs in die richtige Richtung!"
"Es war mir ein Vergnügen! Meinen Glückwunsch, Beryl!"
"Danke!" Sie gähnte herzhaft. "Herrje, wieso bin ich so müde? Ich muß echt ins Bett."
"Es ist ja nicht mehr weit. Da ist die Bahnstation."
"Glücklicherweise! Also, bis dann, Caleb, und danke für den netten Abend!"
"Dito, Beryl! Gute Nacht!"
Er sah ihr hinterher und war dem Weinen nah. Nun freute er sich noch mehr auf den morgigen Abend mit Jade. Wenigstens sie würde ihn nicht belügen. Auch wenn er bereits im Vorfeld bedauerte, daß er sie nicht umarmen durfte. Etwas freundliche Nähe hätte ihn gerade sehr getröstet, und Lilith konnte er nicht von dieser Sache erzählen. Sie würde ihm nur einen Vortrag darüber halten, daß er Beryls Angebot von ihr zu trinken sofort hätte annehmen sollen. Beinahe wünschte er es sich selbst, denn seine Kräfte einzusetzen hatte sehr an seinen Energiereserven gezehrt, doch er wollte auf keinen Fall heute noch eine Frau anflirten müssen, und eine neue Blutkonserve könnte er erst morgen besorgen.
Der Vampir seufzte und machte sich auf den Heimweg. Für heute war ihm der Durst vergangen, egal wie sehr es in seinen Eingeweiden rumorte.
Sims4 0109 Beryl, das traurige Nicht-Einhorn <- # -> Sims4 0111 Auf zur Oper, schöne Frau!