Als Beryls Schicht zuende war machte sich Thilo auf den Weg zurück nach Oasis Springs und kam somit genau dann bei ihr an, als sie sich frisch gemacht und etwas gegessen hatte.
"Hey, schöne Nachbarin!" grüßte er sie vergnügt. Offenbar hatte sie gerade ein Buch lesen wollen, überlegte es sich aber spontan anders. "Thilo! Na, hast du den ganzen Morgen über Gitarre geübt?" fragte sie ein wenig müde, offenbar fertig von der Arbeit.
"Aw, waren bei der Arbeit wieder die Höllenhunde los? Komm her, laß dich trösten!" Er zog sie sanft an sich heran und küßte ihre Wange.

"Du meine Güte, du kannst ja richtig kitschig sein!" lachte Beryl verlegen, woraufhin er meinte: "Das wäre meine erste Wahl für einen Vornamen gewesen, aber da mein Vater schon nicht mit 'Herr Anwalt' durchkam habe ich gar nicht erst versucht 'Kitsch der Erste' in meinen Ausweis eintragen zu lassen!"
"Zu blöd, das hätte prima zu dir gepaßt!"
"War ein harter Tag, hm?"
"Das kannst du wohl laut sagen!"
Er holte tief Luft, als wolle er das tatsächlich tun, ließ es aber bleiben und machte eine beruhigende Geste, als er ihren warnenden Blick bemerkte. "Setzen wir uns, Beryl."

Der Blondschopf zog sie mit aufs Sofa und begann ohne weitere Umschweife ihr die Schultern zu massieren. Beryl stöhnte wohlig auf. "Potzblitz, das tut gut! Du hast nie erwähnt, daß du das kannst!"
"Ich improvisiere, du weißt doch, das ist eine weitere Spezialität von mir!"
"Nicht übel für einen Hobby-Masseur, wirklich nicht übel!" Sie schloß genießerisch die Augen. "Nun sag schon, wie war dein Tag?"
"Oh, prima! Ich war auf der GeekCon! Wahnsinnig interessant, ich habe so viele Ideen für neue Sketche gesammelt, daß mir schier der Schädel platzt! Aber jetzt bin ich auch ganz froh wieder in der Kommandozentrale angekommen zu sein!" erzählte er munter.
Beryl schmunzelte. "Die GeekCon, huh? Da war ich auch länger nicht mehr. Ist eigentlich immer ganz lustig da."
"Bist du schon mal mit der Rakete abgehoben?"
"Nein. Du?"
"Ging nicht, da hätte ich schon zu Fuß hinterher gemußt. Jemand war schneller."
"Aw. Hast du die 3D-Spiele ausprobieren können?"
"Ja, aber ich war hundsmiserabel!"
"Beim ersten Versuch wohl kaum verwunderlich..."

"Das ist wahr! Und immerhin hab ich einige nette Leute kennengelernt. Hast du eigentlich inzwischen schon darüber nachgedacht, wie ich denn nun deine Freunde mal treffen kann?" fragte Thilo und knetete weiter ihre verspannten Muskeln.
Beryl machte ein abwertendes Geräusch. "Ach, die mußt du wirklich nicht kennen, oder?"
"Sicher doch! Wir sind Freunde! Deine anderen Freunde kennenzulernen wäre doch nur logisch, wir Freunde sind Herdentiere! Außerdem könnten wir mal zusammen zur GeekCon, sobald das erledigt ist und mich dort niemand sezieren will wie ein buntes Lama. Die anderen müssen ja nicht einmal wissen, daß wir uns so gründlich kennen!"
"Ist ja gut", seufzte Beryl, "Wenn du dir das wirklich antun willst werde ich den anderen Bescheid sagen, sobald ich sie das nächste Mal treffe. Aber erwarte nicht zu viel, so viele Freunde hab ich gar nicht!"
"Ich bitte darum! Apropos antun - wann bekomme ich denn mal wieder eins deiner schicken Selfies?"
"Oooh!" Beryls Lächeln wuchs in die Breite. "Ist das letzte schon wieder abgenutzt?"
"Davon kann man nie genug haben! Du kannst mir allerdings gerne auch mal eins schicken, auf dem du etwas an hast."
"Bitte? Diese Selfies sind meine Spezialität, und du wünscht dir Klamotten?!" fuhr sie direkt auf.
"Ganz wie du meinst, Königin der Katzen! Es sollte keine Beleidigung sein, ich weiß lediglich auch gut verpackte Geschenke zu schätzen!" Er beendete die Massage und lehnte sich vor, um sie zu küssen, worauf sie gerne einging.
Die Rothaarige fragte schnurrend: "Hast du den Abend für mich verplant oder mußt du noch weg?"
"Ich gehöre ganz dir!"
"Hmmm... Und hast du etwas dagegen, wenn ich wieder nichts anhabe?"
"Solange wir nicht zusammen joggen gehen wollen nicht." Er grinste und zog sie näher an sich heran, um sie erneut zu küssen. "Darf ich vorher deine Dusche benutzen?"
"Klar. Was dagegen, wenn ich mitkomme?"
"Hervorragende Idee!"


Während Beryl kichernd im Bad verschwand und er schon mal seine Schuhe auszog, ehe er ihr folgte, fragte der junge Mann sich zum wiederholten Mal, ob Beryl ihm nur deshalb ausschließlich Nacktfotos schickte, damit er sie niemandem zeigen konnte.

***


"Hallo, Jade! Hier ist Caleb!" grüßte der Vampir, als er am Mittwoch Abend Jades Nummer wählte und seine Freundin sich sofort meldete.
"Hallo, du großer Held!" tönte es fröhlich zurück.
"Held? Ach nein, sag mir bitte nicht, daß du das Konzert meinst und das mein Spitzname werden soll?" ächzte er gequält.
"Nein, keine Sorge! Du bist zwar mein Held, aber mit dem Namen würde ich ja stets nur an die beiden geistigen Flachzangen erinnert! Ich überlege noch, wie ich dich nennen soll, du Vampir, du!"
"Dann ist es ja gut! Wie wäre es, wenn wir in der Zwischenzeit wieder einmal ein Konzert besuchen würden?"
"Ui! Schon wieder? Welche Band ist denn diesmal in der Stadt?" fragte sie beeindruckt.
Er lachte. "Nein, keine Band. Ich dachte, diesmal könnten wir zur Abwechslung an einen Ort gehen, wo es definitiv zivilisierter zugeht als beim letzten Mal."
"Aha? An was hast du dabei gedacht?"
"Ich habe zwei Karten für die Oper."
"Oper?! Ich war noch nie in einer Oper!"
"Dann wird es Zeit, oder? Also, wie sieht es aus? Hast du Lust dich richtig schick zu machen und mich zu begleiten?"
"Da wird mein Partykleid wohl nicht gut genug sein!" Er hörte sie durchs Telefon verschämt lachen und stimmte ein. "Das stimmt schon, Jade. Die Oper ist erst am Dienstag Abend, du hättest also noch fast eine ganze Woche Zeit dir beim Verleih Abendgarderobe zu besorgen, oder?"
"Ach was, ich hab auch noch Zeit mir ein Abendkleid zu kaufen! Schaden kann es nie eins zu besitzen."
"Also kommst du mit?"
"Okay, aber wir müssen mal darüber reden, wieviel du in letzter Zeit für mich ausgibst. Das nächste Mal möchte ich wieder etwas zahlen, klar? Eigentlich wäre ohnehin ich wieder dran gewesen, dich einzuladen, wo wir aus den Ausflügen offensichtlich eine feste Gewohnheit machen wollen."
"Ist gut, Jade Sparkle. Versuch es als Subvention deines Abendkleids zu sehen, damit wir in Zukunft öfter auch Ausflüge in die gehobene Gesellschaft unternehmen können." Er lachte. "Dann bis Dienstag, ich lasse dir noch die Daten zukommen und hole dich abends ab!"

Nachdem er aufgelegt hatte grinste Caleb still in sich hinein. Egal, was er noch auftreiben mußte, selbst wenn er in völlig obskure Gefilde vorstoßen mußte, ehe sein Plan Früchte trug - er würde seine Freundin zu jeder Art von musikalischer Veranstaltung in der Stadt zerren, bis sie endlich einsah, wo ihr Herz lag, und sich in der Branche bewarb.
Nun mußte er sich nur fragen, was er denn am Wochenende tun sollte. Er hätte ja Jade gefragt, ob sie mit ihm auch da etwas unternehmen wollte, doch er wollte ihr schweren Herzens die Gelegenheit geben das Wochenende anders zu verplanen. Vielleicht würde sie mit ihrem Liebesleben auch endlich Fortschritte machen, wenn sie ihre freien Tage dafür einsetzen konnte statt mit ihm abzuhängen.
Er seufzte und rief Beryl an.

"Hey, Vampirchen, was geht ab?" meldete die Malerin sich nach kurzem Klingeln beschwingt.
Caleb ignorierte den Spitznamen gönnerhaft und fragte: "Hallo Beryl, hast du am Wochenende schon etwas vor?"
"Ja, arbeiten! Tut mir leid, aber samstags und sonntags bin ich immer arbeiten. Wußtest du das nicht?"
"Herrje, das habe ich vergessen. Dann tut es mir leid, daß ich dich gestört habe."
"Was liegt denn an? Hattest du etwas bestimmtes vor? Später am Abend könnte ich mir Zeit freischaufeln."
"Nein, ich wollte nur die Zeit auf möglichst angenehme Weise totschlagen."
"Okay, magst du dann am Montag vielleicht mit mir aufs Spaßfestival gehen? Das ist zwar nicht am Wochenende, aber doch nah dran, oder?" schlug Beryl vor.
"Das Spaßfestival?" Er dachte daran, daß er eigentlich schon immer den Unterschied hatte sehen wollen, den es machte mit Jade bzw. mit Beryl auf diesem Fest zu sein, und sagte spontan zu.
Anschließend fragte er erfolgreich bei Travis an, ob dessen Angebot ein Computerspiel auszuprobieren noch galt, und machte letztendlich mit Lilith noch einen Kinobesuch für den Sonntag aus. Somit war das Wochenende verplant, aber dennoch hatte der Vampir das Gefühl auf glühenden Kohlen zu sitzen. Er konnte es kaum erwarten mit Jade den nächsten musikalischen Meilenstein zu betreten und daran zu arbeiten, sie in die richtige Richtung zu schubsen.

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