Am späten Samstag Nachmittag traf Caleb sich wie verabredet mit Travis in dessen Haus. Summer war bei der Arbeit, und Liberty war zwar daheim, verzog sich aber schmollend mit einem Tablet in ihr Zimmer, als Travis sie von seinem Computer verscheuchte und die Stereoanlage ausschaltete.
So verbarrikadierten die beiden Männer sich in Travis Zimmer, das ein buntes Sammelsurium aus Technikschrott, Büchern und geekigem Krimskrams beherbergte und nicht zuletzt dank Details wie einem Einzelbett, einem Rucksack voller herausquellender Lehrbücher und einer Roboter-Tischlampe eher den Eindruck eines Teenagerzimmers machte, und verbrachten dort einige fröhliche Stunden mit diversen Spielen.
Der Vampir war fasziniert, sowohl von der Sammlung als auch dem Können des Programmierers. Egal welches Spiel er ihm vorführte, er war gut darin, und sobald Caleb es selbst versuchen durfte hatte Travis einen Haufen Tipps zur Hand. Es machte durchaus Spaß, alles einmal auszuprobieren und gemeinsam über die häufigen Bildschirmtode des Anfängers zu lachen.
Besonders gut gefielen dem Vampir ein Sportspiel, in dem es um Fußball ging, und ein simples Geschicklichkeitsspiel namens Blicblock. Travis zeigte ihm, wie er die kostenlose Mobil-Variante von Blicblock auf seinem Handy installieren konnte und wie er das Programm mit den Highscore-Servern verbinden konnte, um sich von nun an mit seinem neuen Freund im Wegräumen bunter, digitaler Steinchen zu messen. Caleb war entzückt.
Irgendwann meldete sich Travis Magen mit einem Grummeln. "Oh, Mist! Jetzt hätte ich fast das Abendessen vergessen! Stört es dich, wenn wir in der Küche weiter plaudern und ich was koche? Sonst kannst du auch gerne weiter spielen, bis ich fertig bin."
"Nein, kein Problem. Ich werde sowieso langsam müde davon, so lange auf einen Bildschirm zu starren."
"He he, typisches Anfängerproblem!" lachte der Blondschopf und sie gingen in die Küche hinüber, wo Caleb sich auf einem Barhocker niederließ.
"Ach, fast vergessen!" Sein Gastgeber lief in Libertys Zimmer hinüber und gab ihr Bescheid, daß sie ein wenig an seinem Rechner spielen dürfe, aber nur wenn sie aus den Ordnern mit seinen Programmierprojekten wegblieb. Sie versprach es und huschte prompt in sein Zimmer, von wo fast augenblicklich wieder Popmusik an Calebs Ohren drang.
Travis dämpfte den Lärm, indem er die Tür fest schloß, kam zurück und zuckte mit den Schultern. "Ich hoffe, es war kein Fehler, ihr das zu erlauben, aber so kommt sie wenigstens nicht auf die Idee sich jetzt vor den Fernseher zu setzen, weil ihr das Tablet allein zu langweilig ist. Und es ist auch hart immer 'nein' zu sagen."
"Das kann ich verstehen. Ich kann meiner Schwester auch nur selten etwas abschlagen."
"Tja, Frauen! Wenigstens geht sie so nicht mitten in der Nacht an meinen Rechner und die Anlage. Wenn ich Glück habe." Der Programmierer warf einen Blick in den Kühlschrank. "Okay, ich muß was kochen. Magst du Makkaroni und Käse? Viel anderes kann ich nicht."
Sein Gast lachte. "Vielen Dank für das Angebot, aber ich bin nicht hungrig."
"Echt nicht, wo wir so lange gezockt haben? Na, du mußt es ja wissen!" Er stellte einen Topf auf und begann das Wasser für die Nudeln zu erhitzen.
"Was programmierst du eigentlich im Moment?" fragte Caleb, in der Hoffnung die Antwort wenigstens ungefähr verstehen zu können.
"Eine App. Nichts besonderes für den Anfang, sie soll einem nur helfen seine Fotos zu sortieren."
"Das klingt interessant. Ich dachte, du seist Qualitätsprüfer? Gehört es dazu, solche Programme zu erstellen?"
"Nein, nein, das mache ich in meiner Freizeit, um zu üben und ein bißchen nebenbei zu verdienen." Er schüttete die Nudeln ins kochende Wasser. "Für die Arbeit muß ich Programmteile prüfen und Code kommentieren. Im Vertrauen - inzwischen habe ich ja dazugelernt. Den Code, den ich für die Arbeit checken muß, lege ich nicht mehr ungeschützt auf meinem Rechner ab, sondern nur noch in der Cloud. Liberty bringt mich nicht noch mal in Teufels Küche, indem sie irgendwelche Programme im Alpha-Stadium startet und Teile des Sourcecodes löscht!"
Den Schluß seiner Ausführungen hatte der Vampir nicht mehr ganz verstanden, aber er konnte ungefähr folgen. Als er seinem Kumpel ein Lob dafür aussprechen wollte schlauer geworden zu sein kam Liberty um die Ecke geschlurft, um ein Glas zu spülen.
Travis rührte im Kochtopf herum und verzog keine Miene, als sie neben ihm in der Spüle hantierte, doch er fragte in verdächtig ruhigem Ton: "Sag mal, Liberty, du hast deinen Saft aber sicher nicht an meinem Computer getrunken, nicht wahr?"
"Ähm..." Die junge Frau sah aus wie ein Reh im Scheinwerferlicht. "Nein! Natürlich nicht! Ich hab mich nur gerade erinnert, daß das noch in meinem Zimmer herumstand und... ups!" Das vom Spülmittel glitschige Glas rutschte ihr aus den Händen, prallte gegen den Wasserhahn und verschwand mit einem lauten Klirren im Spülwasser. "Verflixt!"
Die einzige Reaktion ihres Mitbewohners bestand darin, daß er die Schultern hängenließ, als hätte jemand die Luft aus ihm herausgelassen.
"Mist! Ich mach das gleich weg!"
"Laß stecken, Liberty! Da ist alles voller Schaum und Wasser! Zieh den Stöpsel und räum die Scherben später weg, sonst schneidest du dir noch die Hände auf."
"Uhm... okay. Bin dann mal wieder drüben!" Unbekümmert zuckte die Frau mit den Schultern und verschwand wieder in seinem Zimmer.
Die soeben erlebte Szene hinterließ Caleb recht sprachlos. "Ähm... ist sie immer so?"
"Flusenhirnig und ungeschickt? Oh ja! Wir haben nur billiges Geschirr, weil wir eh ständig neues brauchen. Und neue Wasserhähne auch", knurrte Travis, seufzte und kippte die Nudeln ab. Er hatte sehr viel mehr gekocht als er selbst brauchte, wie dem Vampir auffiel, und wirklich nahm der junge Mann sich nur eine Portion und verstaute den Rest direkt im Kühlschrank, nachdem er seinem Gast erneut auch etwas angeboten und dieser dankend abgelehnt hatte.
Als sein Gastgeber sich endlich mit seinem Teller zu ihm setzte fragte Caleb: "Kochst du immer so viel?"
"Ja, das machen wir eigentlich immer so, nur ist es meistens Summer, die eine Wagenladung vorkocht, von der wir dann tagelang essen. Aber wenn sie so viel Streß auf der Arbeit hat und ich meinen freien Tag habe kümmere ich mich auch mal drum."
"Du hast sicher viel von ihr als Köchin lernen können?"
"Wie gesagt, viel mehr als das hier kann ich nicht. Sie würde es mir zeigen, aber Zutaten und Rezepte bleiben in meinem Kopf nicht so gut hängen wie Programmcode." Der Blondschopf lachte.
"Und Liberty kocht auch?"
"Nur für sich selbst", meinte er und schob sich einen Bissen in den Mund.
"Das klingt aber... nicht sehr umsichtig?"
"Aaaaach... eigentlich bin ich nicht böse darum. So beiße ich wenigstens nie auf hineingefallene Salzstreuer, Haarklammern oder was sie sonst noch so fallen läßt. Sie kocht so schlimm wie sie spült!"
Beide lachten, ehe der Programmierer fragte: "Irgendwie stellst nur du hier die Fragen, huh? Was ist denn bei dir so los? Irgendwelche Pläne fürs Wochenende?"
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