Die Unterhaltung wurde langsam unangenehm. Er hätte wirklich nicht herkommen sollen. Vorsichtig erklärte er: "Beryl, du bist eine wirklich reizvolle und intelligente Frau, und ich fühle mich geschmeichelt durch dein Interesse. Aber ich fürchte, daß das, was du willst, nicht das ist, was ich im Moment suche. Es tut mir leid."
"Verstehe. Du bist wohl eher der romantische Typ, wie?" Fast im gleichen Moment fiel ihr ein, daß er auch schlicht kein Interesse an Frauen haben könnte, aber diese und alle weiteren Fragen erübrigten sich, als er in festem Ton antwortete: "Um es ganz genau zu sagen bin ich lediglich der Typ, der nach Freunden sucht, die keinen Pflock zücken, sobald ich lächle."
Die Rothaarige sah ihm prüfend ins blasse Gesicht. Das Spiel hatte sie wohl verloren. Für den Moment. Etwas anderes jedoch fiel ihr ein.
"Wieso fragst du gerade mich wegen dem Flohmarkt, wo wir uns kaum kennen?"
"Wie gesagt, ich suche nach Gleichgesinnten. Wäre es nicht eine gute Gelegenheit uns besser kennenzulernen?"
"Natürlich, aber... Aah. Deine Freundin, diese Jade, hatte auch keine Zeit, nicht wahr?" Daß ihre Mutmaßung ins Schwarze getroffen hatte sah sie augenblicklich an seiner Reaktion. Caleb wich ihrem Blick aus und rutschte unbehaglich auf seinem Platz nach vorne. Sie legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. "He, keine Sorge. Ich würde auch erst meine besten Freunde fragen, und wir zwei kennen uns wirklich noch kaum. Kein Wunder, daß ich da deine zweite Wahl bin."
Der Vampir atmete tief ein. "Um genau zu sein hätte ich liebend gern euch beide eingeladen. In einer Gruppe wäre es noch lustiger, und es kämen keine falschen Erwartungen auf." Er sah sie bezeichnend an und sie zog den Arm zurück.
Beryl grinste schief. "Aber sie hatte keine Zeit?"
"Sie wollte nicht."
"Wieso, hast du sie geärgert?" neckte die Frau ihren Gast und war überrascht, als sich sein Blick verfinsterte. Sie machte ein ungläubiges Geräusch, das irgendwo zwischen einem Lachen und einem Schnauben angesiedelt war. "Nein! Wirklich? Du hast sie tatsächlich geärgert?"
"Nur indirekt, indem ich sie falsch eingeschätzt und gedrängt habe. Mitkommen wollte sie schon vorher nicht."
"Hm. Es tut mir leid, daß du bei mir auch Pech hast."
"Weil es kein Date ist?" fragte er mit hochgezogenen Brauen, doch sie schüttelte lachend den Kopf. "Nein, morgen ist eine Ausstellungseröffnung, bei der ich anwesend sein muß. Das geht den ganzen Vormittag, und meine Kritik muß es in die Ausgabe von übermorgen schaffen. Wenn meiner Chefin der erste Entwurf nicht gefällt werde ich bis in den späten Abend beschäftigt sein."
"Verstehe."
"Sieht so aus, als bekämen wir dieses Wochenende beide keinen Spaß!" Beryl zuckte mit den Schultern und lachte traurig.
"Die Vorgesetzten können so unerbittlich sein!" sinnierte Caleb.
"Wem sagst du das! Meine könnte ich manchmal fast erwürgen. Bei jedem Auftrag glaubt sie, ich müsse ihr vor Dankbarkeit die Füße küssen für diese großartige Chance!"
"Selbstverständlich ist dieser Auftrag auch wichtiger als alles, was in deinem Privatleben anstehen könnte."
"Natürlich! Ich glaube, selbst wenn ich von der Dampfwalze überfahren würde, würde sie noch von mir erwarten meine eigene Beerdigung zu verschieben, bis mein Artikel fertig ist!"
"Oh, das kenne ich!"
Ihr Gespräch driftete in Büroklatsch ab, und Caleb stellte fest, daß sie bei diesem Thema sowohl ohne Annäherungsversuche auskam als auch äußerst unterhaltsam sein konnte, und so nahm der Abend doch noch eine angenehmere Wendung. Ihr Beruf klang sehr spannend und hätte ihm selbst vielleicht auch gefallen können.
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