Sims4 Soap Opera

Als Beryl den Nachtclub "Zum Blauen Samt" betrat war es erst kurz vor acht. Es war ein winziger und etwas unglücklich konzipierter Club, in dem sich Tische und Tanzfläche einen zu kleinen Raum teilten, so daß die Gäste wortwörtlich zwischen den Stühlen tanzten. Dennoch war das Ambiente an sich tatsächlich gemütlich. Ein großer Teil des Raums wurde von einem Flügel eingenommen, neben dem ein Mikrofonständer stand, wie sie ihn aus dem Trailer ihres Nachbarn kannte. Thilo war dort jedoch nicht zu sehen.
Genau gegenüber des Eingangs gab eine verglaste Tür den Blick auf einen kleinen, schlecht beleuchteten Hinterhof frei. Rechts daneben führte eine Treppe zu den Toiletten hinauf, und ganz rechts war die Wand von zwei breiten Bogengängen durchbrochen, hinter denen der Barbereich lag. Dort machte Beryl einen Schopf blonder Haare aus, der verdächtig nach Thilo aussah, also lenkte sie ihre Schritte dorthin.


Er war es tatsächlich, und er plauderte gerade mit einer dunkelhaarigen Frau, die auf dem Hocker neben ihm saß. Beryl setzte sich auf den noch freien Hocker zu seiner Linken. "Hallo, Nachbar!" grüßte sie. Der Kopf des jungen Mannes flog herum. "Beryl! Schön, daß du es heute tatsächlich geschafft hast!" - "Ich hab's diesmal fest versprochen, oder nicht?" Sie lachte breit. "Aber was ist mit deiner Show? Ich dachte, du trittst bis 23 Uhr auf?" - "Hab gerade Pause. Magst du etwas trinken?" - "Das schon, aber laß mich zahlen." - "Wie bitte?! Wollen Sie mich etwa betrunken machen, junge Frau?" - "Aber absolut, mein Herr!" Beryl orderte zwei Drinks und freute sich, daß sie vor seinem Auftritt ein wenig plaudern konnten. Vielleicht ergab sich hinterher dann doch noch etwas? "Wie ist der Abend denn bisher so gelaufen? Gutes Publikum?" - "Ach, eher so gut wie kein Publikum bislang, aber ich habe auch nur Gitarre gespielt. Die wenigen Gäste wollen sich erstmal müde tanzen. Nachher, so ab 22 Uhr, werden mir mehr zuhören."

Beryl hatte gerade gezahlt und die Barmixerin war dabei den zweiten Drink anzurichten, als die Brünette neben Thilo sich plötzlich an ihn wandte. "Aw, ich hab dir den ganzen Abend zugehört, Süßer! Hast du mich etwa übersehen?" fragte sie mit einem kindischen Schmollmund. Thilo grinste und lehnte sich zu ihr hinüber. "Natürlich nicht, da müßte ich ja blind sein! Du hast ganz vorn gesessen. Wie heißt du eigentlich?" - "Ich bin Zoe. Hast du nachher schon was vor?" hauchte sie und lehnte sich mit einer lasziven Geste auf den Rand der Theke. - "Ich würde mich auf jeden Fall sehr freuen, wenn du bis zum Ende meines Auftritts bliebest!" - "Oh, du meinst der Abend könnte noch interessant werden?" - "Na, auf jeden Fall! Ich hab ja noch gar nicht angefangen mit der Show!" Der Blondschopf zwinkerte ihr zu und wandte sich zurück an Beryl, die zu seiner Überraschung plötzlich den Tränen nah zu sein schien.


Die Rothaarige war fassungslos. Eisige Wut und Niedergeschlagenheit wechselten sich in ihr ab und sie wollte nur noch nach Hause. Es war ja auch zu schön gewesen.
"Was ist los?" fragte Thilo erstaunt.
"Vergiß es einfach." Sie kippte ihren Drink hinunter und stand auf. "Bye!"

"He, Moment mal!" Er kam ihr hinterher und stellte sich ihr in den Weg. Leise meinte er: "Was hab ich getan?"
"Als wenn du das nicht wüßtest! Mit Zoe geschäkert!" zischte sie traurig und bemühte sich nicht unflätig zu werden. "Hieß es nicht, du hättest keine Groupies?"
Thilo hob abwehrend die Hände. "Eine Sekunde! Das ist doch kein Groupie - die steht einfach auf mich!"
"Toll, das ist ja auch viel besser! Dann mal viel Spaß mit ihr!" Beryl war über alle Maßen gekränkt.
"Whoa, Moment! Hast du etwa erwartet, daß ich nicht mehr mit anderen Frauen spreche in deiner Gegenwart?!"
"Was bist du für ein Vollidiot! Natürlich nicht! Aber du lädst mich ein und machst eine andere klar, während ich danebensitze, und das nach zwei Minuten! Noch respektloser geht es wirklich nicht!"
Der Komiker wollte etwas sagen, doch er sah über Beryls Schulter hinweg, wie Zoe von ihrem Hocker glitt und auf ihn zukam, und fluchte still vor sich hin.
"Ich geh mich mal frisch machen. Bis gleich, Thilo, ich freu mich auf die Show!" zwitscherte die Brünette im Vorbeigehen und er lächelte ihr gezwungen zu.

Beryl schnaubte und stapfte an ihm vorbei. Sie wollte den Club verlassen, doch er lief ihr erneut hinterher und nahm sie an der Hand. "Komm einen Moment mit raus und laß mich erklären, ja?" bat er und zog sie sanft in Richtung Hinterhof. Widerwillig folgte sie ihm nach draußen.
Inzwischen war es dunkel geworden, doch das Licht, das durch die Fenster nach draußen fiel, erhellte den kleinen Platz gut genug. Die Musik und das Lachen drangen nur sehr dumpf hierher, und in einer Ecke des Hofs plätscherte ein romantischer Springbrunnen.
Thilo sah sie eindringlich an und meinte: "Hör mal, Beryl, das Mädel ist ein Fan und schon den ganzen Abend da! Wenn ich nach oben will muß ich nett zu meinen Fans sein!"
"Wie gesagt, dann viel Spaß mit Zoe unter dir auf deinem Weg nach oben!"
"Wie kommst du darauf, daß ich was von ihr will?! Ich bin nur nett zu einem Fan! Ich kann sie doch nicht einfach links liegen lassen, nur weil du dazukommst. Natürlich will ich, daß sie bis zum Ende der Show bleibt, und wenn ich dafür ein wenig den Charme aufdrehen muß ist das nun mal so! Zu diesem Zeitpunkt meiner Karriere läßt sich das nicht immer verhindern."
"Sei zu ihr, wie du willst, es interessiert mich nicht mehr", erklärte sie verbittert. Der Blondschopf konnte ihr nicht weismachen, daß er nicht merkte, worauf die Kleine abzielte, und seine Antworten waren absichtlich zweideutig geblieben. Sie ließ sich nicht dazu herab etwas gemeines über die Brünette zu sagen, schließlich versuchte diese auch nur ihr Glück, aber sie war sich zu gut dafür danebenzusitzen, während Thilo anderen Frauen interessante Nächte versprach.


"Das ist aber sehr schade", flüsterte er und bedachte sie mit einem Blick, der sie vormittags noch hätte hinschmelzen lassen. "Kann ich dich nicht umstimmen doch zu bleiben?" Ihr Nachbar versuchte sie in seine Arme zu ziehen, doch sie stieß ihn von sich. "Laß mich!"
Ihre Augen funkelten zornig. "Du willst jetzt mal eben mit der dummen Beryl im Hof rumknutschen und nach der Show mit Zoe weitermachen sobald ich weg bin, huh? Laß dir eins gesagt sein, Thilo Brighton - ich bin nicht billig genug für dich! Schönen Abend und 'interessante' Nacht noch!"

Sie drehte auf dem Absatz um und marschierte ohne ein weiteres Wort durch den Club und auf die Straße hinaus. Sie gab sich auch gar nicht erst mit der Bushaltestelle ab, sondern rief sich gleich ein Taxi. Jetzt wollte sie nur noch ins Bett und ihr Kissen vollheulen. Da hatte sie einmal Aufmerksamkeit verlangt, sich so sehr darauf gefreut begehrt zu werden, und prompt wurde sie hintenangestellt. Das war mehr, als sie nach der monatelangen Durststrecke verkraften konnte.

Thilo sah dem Abgang seiner Nachbarin verständnislos hinterher. "Was war das denn jetzt?" fragte er sich grummelnd. Er wollte wirklich nichts von Zoe, sie brachte ihn im Gegenteil schon den ganzen Abend aus dem Konzept mit ihrem ständigen angetrunkenen Pfeifen und Johlen. Aber barsch zu Fans zu sein führte zu leeren Clubs und brachte ihn der Kündigung näher, wieso konnte Beryl das nicht verstehen? Und überhaupt, was wollte sie eigentlich? Zwischen ihnen war noch gar nichts gelaufen, sie beschnupperten sich doch nur, und die Rothaarige hatte sich heute sein Programm ansehen wollen. Wenn sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit wollte hätte sie nach einem richtigen Date fragen müssen anstatt auf der Arbeit vorbeizuschauen. Thilo atmete tief durch, schüttelte den Kopf und ging zurück an die Arbeit. Im Moment konnte er eh nichts tun.

Sims4 0073 Versöhnung <- # -> Sims4 0075 Mißerfolg oder Mißverständnis?

 

Am Dienstag Morgen setzte Beryl sich zunächst hin, um Jade anzurufen. Diese klang ein wenig müde, aber ansonsten recht normal. Zunächst plauderten sie ein wenig über ihre Woche, bis die Rothaarige das Gespräch langsam auf den Kern bringen wollte.

"Sag mal, Jade, Caleb erwähnte, daß du ein wenig niedergeschlagen aussiehst in letzter Zeit." - "So, meint er das?" Ihre Stimme klang ruhig, doch Beryl hörte das unterschwellige Zittern aus ihren Atemzügen heraus. "Was ist denn los, Schatz? Sehen willst du ihn wohl auch nicht? Läuft es nicht zwischen euch?" - "Hm? Wir haben nicht gestritten oder sowas, wenn du das glauben solltest. Ich texte ihm doch andauernd. Es ist alles wie immer." Jade schwieg einen langen Augenblick, ehe sie meinte: "Das ist ja das Problem." - "Aw, du kommst nicht weiter? Möchtest du mal darüber reden? Ich hab heute den ganzen Tag frei, wenn du ein offenes Ohr brauchst." - "Ich werde drüber nachdenken, Beryl. Danke. Muß jetzt zur Arbeit, bye."
Verwirrt starrte die Rothaarige auf ihr Handy. So kurz abgefertigt hatte Jade sie noch nie.

Gegen Mittag klopfte es. Die Frau, die den ganzen Vormittag gemalt hatte und gerade über ein kleines Mittagessen nachdachte, ging hoffnungsvoll an die Tür. Es war ihr Nachbar. Zwar machte er ein ziemlich unfreundliches Gesicht, aber sie war dennoch erleichtert, daß er sie nicht gleich ganz abgeschrieben hatte.
"Thilo! Wie schön! Ich war mir nicht sicher, ob ich einfach noch mal bei dir vorbeischauen sollte."
"Ich bin gekommen, um meinen Gegenbesuch zu machen, wenn es dir recht ist", meinte er ein wenig steif zur Begrüßung.
"Natürlich, ich freu mich! Komm rein, Thilo!"

Der junge Mann trat ein und sah sich kurz um, ehe er das Gespräch wieder aufnahm. "Ich hab deinen Zettel gefunden."
"Es tut mir so leid, daß ich nicht kommen konnte!"
"Mach dir nichts draus. Es ist ja nicht so, als ob es eine feste Verabredung gewesen wäre." Sein Tonfall machte klar, daß er sich darauf gefreut hatte, sie im Publikum zu sehen, und nun enttäuscht war, aber sein bestes tat nicht überzureagieren. Beryl trat näher an ihn heran und sah ihn mit ihrem schönsten Augenaufschlag an. "Aber es war eine wichtige Verabredung, zumindest für mich." Ihr Blick bettelte aufrichtig um Verzeihung, und in die Mundwinkel ihres Gegenübers stahlen sich bald die ersten Anzeichen eines Lächelns. Die Geste schien sein gerupftes Federkleid zu glätten.
Die Rothaarige war trotzdem der Ansicht sich ihm erklären zu müssen. "Ich wollte gerade los, als ich von Freunden überrumpelt wurde, die ihre Probleme loswerden wollten. Es tut mir echt leid. Ich hab noch versucht sie einfach mitzunehmen zur Show, aber es hat nicht geklappt."
"Aw, das ist süß von dir! Wie könnte ich jemandem böse sein, der mich noch keine Woche kennt und schon versucht neue Fans für mich zu rekrutieren?" meinte er versöhnlich, und sie schmunzelte.

"Ich wünschte nur, ich hätte es dir kurz sagen können."
"Jetzt hast du ja meine Nummer. Fürs nächste Mal."
"Hab ich die?" fragte Beryl verwundert. War ihr eine Nachricht entgangen? Hatte sie sich bei ihrer eigenen Nummer verschrieben?
Thilo zog wortlos sein Handy hervor, streckte lässig den Arm aus und schickte eine SMS ab, die er bereits im Voraus getippt hatte. In Beryls Tasche piepste es und er grinste. "Allerdings!"
"Oooh!" machte die Frau. "Gefährlich! Wie schützt du dich gegen Fotos von mir?"
"Gar nicht! Ich bin sehr strapazierfähig, also nur immer her mit der Selfie-Lawine!"
Sie lachte, und er stimmte ein.

"Womit warst du gerade beschäftigt?"
"Ich wollte mir einen Salat zu Mittag machen. Möchtest du auch einen?"
Er zuckte mit den Schultern. "Ich bin ein armer Künstler, etwas zu essen nehme ich immer an!"
"Wenn das so ist würde ich dir gerne mal etwas richtiges kochen zur Entschuldigung."
"Auch da sage ich nicht nein, aber du mußt dich nicht endlos entschuldigen. Laß uns lieber eine Freundschaft feiern", schlug er fröhlich vor, und seine Laune war wirklich ansteckend. Beryl freute sich, daß ihre Chancen nun wieder deutlich besser standen. "Gerne. Allerdings bin ich Vegetarier. Stört dich das?"
"Zu traurig, dann gibt es wohl auch zukünftig kein Steak abzustauben." Als Thilo ihren zweifelnden Blick bemerkte fügte er vorsichtshalber hinzu: "Es stört mich nicht. Ich hab nicht jeden Tag Fleisch auf dem Teller, aber ich habe auch noch nie etwas explizit vegetarisches gegessen. Wenn es nicht nur um einen grünen Salat geht bin ich dabei und sehr neugierig."

Ihr Gesicht leuchtete auf. "Okay. Dann wirst du es nicht bereuen, das verspreche ich. Aber das müssen wir verschieben, für ein Festmahl hab ich nicht genug Zutaten im Haus."
"Es ist eh nicht die Uhrzeit dafür. Ich bin auch gar nicht schick angezogen für eine solche Gelegenheit." Er winkte grinsend ab, und Beryl marschierte in die Küche. "Dann mal ran an den Salat! Magst du mir in der Küche Gesellschaft leisten? Ansonsten steht mein Fernseher da hinten, falls du die Zeit lieber für Recherchen nutzen möchtest."
"Danke, aber im Moment recherchiere ich andere Dinge." Thilo folgte ihr, lehnte sich gegen die Theke und beobachtete genüßlich, wie seine Gastgeberin sich nach den Zutaten im Kühlschrank reckte und bückte. "Kann ich dir mit was helfen?"
Sie schickte ihm einen glühenden Blick über die Schulter. "Geht schon, danke. Erzählst du mir etwas über dich während deiner Recherche? Was machst du sonst so neben der Comedy?"

"Ach, nicht viel außer zu arbeiten momentan, fürchte ich. Ich will möglichst schnell die Karriereleiter empor, also arbeite ich die meiste Zeit an mir. An meinem Charme, meinem Witz..."
"Scheint doch zu funktionieren!"
"Danke, sag das meinem Chef!" Er lachte. "Ich lerne gerade Gitarre für den Job, und ab und zu spiele ich ganz gerne etwas Basketball, aber in letzter Zeit reicht es meist nur für eine schnelle Joggingrunde, wenn ich nicht gerade eh in San Myshuno bin. Da sind die besten Basketballplätze."
"Hast du vorher schon etwas anderes gemacht?" fragte Beryl beim Gemüseschneiden, da er zwar jung aussah, aber nicht so jung als käme er frisch von der Schule. Thilo zog eine Grimasse. "Ich war eine Zeitlang auf der Uni, aber ich hab's hingeschmissen." - "Wieso?" - "Weil die Komikerkarriere mein Traum ist, auch wenn's hart ist." - "Verstehe ich gut. Was hast du studiert?" - "Jura."
"Nein!" Ihre Augen wurden kugelrund.
"Doch!" quietschte er in gespieltem Entsetzen und Beryl lachte so sehr, daß sie das Messer kurz an die Seite legen mußte. "Du und Jura! Das kann ich mir ja wirklich überhaupt nicht vorstellen!"
"Ich dachte auch jeden Tag, das müsse ein Alptraum sein!"
"Wie bist du denn dazu gekommen?" kicherte sie und zerkleinerte weiter die Tomaten.

Thilo wurde plötzlich ernst, als wäre das Thema unangenehm für ihn. "Der Druck kam von meinen Eltern. Jura oder Wirtschaft. Hab beides ihnen zuliebe versucht und beides als unerträglich empfunden."
"Recht so! Die Welt braucht ein Lachen, nicht noch mehr Anwälte."
"Aw, das hast du wirklich schön gesagt, Beryl! Ich glaube, das lasse ich mir auf ein Shirt drucken!"
"Mach das, ich verlange auch keine Lizenzgebühren! Rück mal bitte, ich brauche eine Schüssel aus dem Schrank."
"Aber immer doch!" Er trat zur Seite, sah auf das Schneidebrett, das sie balancierte, und dann auf ihren Ausschnitt. "Das sieht lecker aus."

Beryl grinste und tippte ihm gegen die Brust. "Warum hab ich dich nicht schon vor Wochen gefunden? Endlich jemand, der auf meiner Wellenlänge liegt!"
"Aber wirklich! Du machst dir keine Vorstellung davon, wie lange ich hungrig und im Regen in meinem Pappkarton am Straßenrand saß und auf ein liebes Frauchen hoffte." Er nahm ihr das Tablett ab, damit sie besser im Schrank herumwühlen konnte.
"Du hast Glück, ich mag Welpen!" lachte sie und nahm das Tablett zurück, nachdem sie gefunden hatte, was sie brauchte.
"Tja, sowas wie mich findet man eben nicht auf dem Romantikfestival!"
"Ich hab's gemerkt!"
"Nein! Du warst echt schon mal da?" feixte er und konnte es kaum fassen ins Schwarze getroffen zu haben mit seiner wilden Behauptung.
"Dreimal!"

Während sie aßen unterhielten sie sich erstaunlich ernsthaft über Beryls Job und Herkunft, und die Malerin war positiv überrascht, wie gut sie mit Thilo plaudern konnte. Sie hatte direkt mit ihm geklickt, über das rein körperliche hinaus. Das war der Beginn einer langen Freundschaft, da war sie sich sicher. Hoffentlich einer Freundschaft mit häufigen gewissen Vorzügen.
Nach dem Essen blätterte der Blondschopf sich allerdings zunächst durch ihr Bücherregal. "Du hast Bände über Charme und Comedy?" fragte er verwundert.
Beryl, die auf dem Sofa saß, zuckte mit den Schultern. "Ich hab wie gesagt als Kritiker angefangen, da brauchte ich beides. Das Buch ist gut, du kannst es dir gerne mal leihen, wenn du magst."
"Vielleicht beim nächsten Mal, aber danke für das Angebot." Er stellte es zurück und setzte sich zu ihr. "Für den Augenblick sind mir Filme lieber als schwere Wälzer."
"Mein neuer Fernseher wird bald geliefert. Vielleicht schauen wir uns dann mal etwas gemeinsam an?"
"Warum schauen wir uns nicht einfach etwas bei mir drüben an?" fragte er verschmitzt.
"Jetzt gleich?" erwiderte sie und spürte den Beginn eines angenehmen Kribbelns, doch er verzog das Gesicht. "Das wäre viel zu perfekt. Leider muß ich langsam heim und noch Gitarre üben für heute Abend."
"Ach nein. Wann fängt deine Schicht doch gleich an?"
"Um fünf."
Die Rothaarige schaute auf die Uhr. "Mist. Wie die Zeit immer vergeht!"
"Kommst du denn heute in den Club? Wir könnten noch was trinken."
"Du bist heute auch noch im Blauen Samt, hast du gesagt?"
Er brummte zustimmend.
"Da würde ich wirklich lieber heute vorbeischauen, aber ich muß morgen früh raus zur Arbeit. Wenn wir heute etwas trinken wird es wohl dabei bleiben müssen." Sie sah ihn bedauernd an.
"Na, du verlierst ja nicht viel Zeit mit Vorgeplänkel, huh?" lachte er, woraufhin sie tatsächlich ein wenig verlegen wurde und die Schultern hochzog. "Es ist halt schon so lange her, tut mir leid."
"Also, was mich angeht, mir sind Drinks heute gut genug. Laß mich dir erstmal zeigen, was ich kann!"
"Nanu, plötzlich so schüchtern?" fragte sie grinsend.
"Nein, Genießer!" Thilo sah ihr in die Augen. "Du bist toll. Du fliegst nicht plötzlich weg wie eine Märchenfee, oder?"
"Nein, ich bin kein Traum", versicherte sie ihm.
"Morgen Abend hast du also Zeit?"
"Ja, und auch den Tag danach."
"Dann sehen wir uns nachher und morgen nach deiner Schicht bei mir?"
"Gerne!" hauchte sie. Für einen Moment sah es aus, als wolle er sie küssen, aber der Blondschopf stand doch nur auf. "Dann bis nachher, Beryl!"
"Ja, bis nachher!" Die Rothaarige sah ihm hinterher und nutzte die Gelegenheit, ihm zur Abwechslung auch mal auf den Hintern starren zu können. Ihr gefiel, was sie sah. Endlich lief es mal gut für sie! Obwohl sie zugeben mußte, daß es nun er war, der sie zappeln ließ.

Sims4 0072 Neue Erkenntnisse <- # -> Sims4 0074 Rückschlag für Beryl

 

Der Vampir schloß die Augen und atmete tief ein und aus. Die beiden hatten sich seines Wissens nach nur ein einziges Mal gesehen, wieso hatten sie da ausgerechnet Beryls sexuelle Vorlieben diskutiert? "Entschuldigt mich", sagte er entgeistert und ließ die Frauen stehen, um sich aufs Sofa zu setzen.
"Wer hat ihn jetzt verjagt, du oder ich?" scherzte Lilith, und die Rothaarige verdrehte die Augen. "Wenn es mal wenigstens Eifersucht wäre, aber ich wette, es ist nur Prüderie!"
Die beiden Frauen grinsten einander an, doch schließlich wandte sich Beryl leiser an Lilith. "Was ist denn jetzt genau los?" - "Keine Ahnung! Mit mir redet er ja nicht. Sicher so eine Menschensache." - "Na schön. Könnten wir das Thema Verabredung und mit wem ich mich... paaren will oder nicht, ruhen lassen und einfach ein bißchen plaudern? Vielleicht macht er ja doch noch den Mund auf." - "Schön, meinetwegen." Nun rollte Lilith mit den Augen, folgte ihrer Gastgeberin aber brav zum Sofa.

"Soooo..." machte Beryl, nachdem sie sich zwischen ihren Gästen niedergelassen hatte. "Was gibt es denn so neues bei euch? Arbeitest du immer noch als Modulreinigerin, Lilith?"
"Ja. Ich wäre bereits befördert worden, aber ich muß einige Zertifikate nachholen. Gefälschte Papiere bringen einen leider nur bis zu einer bestimmten Stelle weiter." - "Hast du dir einen falschen Uniabschluß gekauft, oder was?" - "Ich erwerbe seit Jahrzehnten immer wieder umfangreiche Kenntnisse in Mathematik und Physik, aber solche Dinge werden schnell wertlos, wenn man nicht altert. Wer soll mir glauben, daß ich noch vor meinem offiziellen Geburtsdatum einen Abschluß gemacht habe?"
"Oh, ich verstehe! Das muß ermüdend sein."
"Alles immer wieder neu zu lernen, obwohl man es auswendig kann, nur um einen Fetzen Papier zu bekommen, der einige Jahre später wertlos ist? Und ob! Immerhin sind durch meine Berufswahl diesmal mehrere neue Lernfelder hinzugekommen, so daß ich mich ausnahmsweise nicht die ganze Zeit langweilen muß."
"Raketentechnik?"
"Und Astrophysik. Ich will Astronautin werden."
"Wow! Also belegst du nun Abendkurse, wegen dem Sonnenlicht?"
"Für die Grundlagen habe ich das, aber für zukünftige Studien wäre es deutlich einfacher, wenn wir uns endlich einen Computer zulegen würden!"
Caleb hob die Schultern an. "Ich habe nichts dagegen, ganz im Gegenteil."
"Ach? Seit wann denn das?"
"Habe ich mich je dagegen ausgesprochen, Lilith? Ich würde es zu schätzen wissen die sozialen Medien bequemer bedienen zu können als mit dem Handy."


Beryl schmunzelte. "Sagt mal, unterhaltet ihr euch daheim nicht miteinander? Ihr entdeckt ja ganz neue Seiten an euch, nur weil ihr in meinem Haus seid."
Der Mann sah sie ratlos an. "Du siehst mich genauso erstaunt wie dich, Beryl. Lilith, du warst es, die unsere Villa klassisch erhalten wollte."
Die Angesprochene lehnte sich im Sofa zurück. "Es ist mir bewußt, daß wir uns darauf geeinigt hatten, aber so langsam finde ich doch, daß wir uns technisch etwas weiterentwickeln und nicht nur einen PC, sondern auch einen Fernseher anschaffen sollten."
"Auch dagegen hätte ich nichts einzuwenden! Jades Fernseher ist fürchterlich, und ich würde gern mehr Filme schauen. Darf ich fragen, wie es zu diesem plötzlichen Sinneswandel kam, Schwester?"
"Zum einen wurde mir angetragen, die nötigen Qualifikationen online in den hauseigenen Kursen des Raumfahrtzentrums nachzuholen, was günstiger und zielgerichteter für mich wäre. Zum anderen bin ich genervt davon, daß ich auf der Arbeit nie mitreden kann. Ich dachte, wir würden dort in den Pausen gehaltvolle Gespräche über Wissenschaft und Technik halten, doch die Kollegen sprechen ständig über irgendwelche Science Fiction Serien, von denen ich noch nie gehört habe, oder über Politik und Sport. Sport interessiert mich auch, aber selbst da kann ich mangels Kenntnissen, welches Team in welcher Liga führt, nicht mitsprechen, und ich bin es leid, daß selbst der Firmentrottel Lee mehr Konversation treiben kann als ich. So sehr es mich auch stört, diese sozialen Bindungen sind eine wichtige Stufe der Karriereleiter."


"Warte mal, kurze Pause!" fuhr Beryl auf und klopfte sich auf die Schenkel. "Lee? Ja sicher, sie sagte immer sie sei Aushilfe im Raumfahrtzentrum! Liberty Lee ist euer Firmentrottel?"
"Selbstverständlich! Warum diese Person noch nicht gefeuert wurde ist mir ein völliges Rätsel. Sie ist die Ungeschicklichkeit in Person!"
"Tatsächlich?"
"Erst gestern wieder ist sie über ihre eigenen Füße gestolpert, hat ihren Kaffee über einen interessanten Prototypen der Robotikabteilung gekippt und ihn völlig ruiniert. In einer Abteilung, in der Getränke streng verboten sind, wohlgemerkt."
"Nein!"
"Letzte Woche hatte ich ein Modul gerade mühsam gereinigt und den Filter getauscht, als sie prompt einen Hammer drauffallen ließ und es unbrauchbar machte." Lilith machte eine Geste, als würde sie jemanden würgen. "Du kannst dir nicht vorstellen, wie oft ich mir schon überlegt habe sie morgens anzuzapfen und im Pausenraum liegenzulassen. Wir würden so viel Arbeit erledigt bekommen ohne sie und ihre Tollpatschigkeit."
"Unfaßbar, daß jede meiner Freundschaften auf diese dumme Kuh zurückgeht." Die Rothaarige schüttelte ungläubig den Kopf, woraufhin sich Caleb, der sich am Klatsch nicht beteiligen konnte, zu Wort meldete: "Inwiefern geht unsere Freundschaft auf Liberty zurück, Beryl? Ich kenne die Frau doch gar nicht persönlich."
"Na, ohne ihr blödes Fledermaus-Sexvideo hätte ich dir nicht die Frage gestellt, deren Antwort mich davon überzeugte, daß du ungefährlich bist. Weißt du noch, wie du über vampirische Exhibitionisten geschimpft hast und Sorge hattest, ich könnte dich für einen von ihnen halten?"
"Teufel auch, erinnere mich nicht an dieses verfluchte Video!" rief Lilith erbost und bleckte die Fänge, was die beiden anderen zusammenfahren ließ. Beryl meinte vorsichtig: "Oh, sorry, Lilith. Ähm... du warst nicht darauf zu sehen, hoffe ich?"
"Natürlich nicht, ich habe keine Fledermausgestalt! Aber sie hat fünfmal versucht es mir zu zeigen, und ja, ich kenne einen der beiden darauf - er ist mein Friseur! Fünfmal!"
Ihr Bruder stöhnte auf, und Beryl bekam sich nicht mehr ein vor Lachen. "Potzblitz! Ich... sorry, aber... ha hahahahaaa!" Die Lachtränen liefen ihr übers Gesicht und ihr Bauch tat furchtbar weh, aber sie konnte kaum aufhören. "Moment, ich... Potzblitz! Bin gleich wieder da!" Sie stand auf und lief kichernd ins Bad.

Lilith nutzte die kurze Pause und stand ebenfalls auf, um sich abzuregen. Sie wanderte im Raum auf und ab, wobei sie mehrmals hintereinander die Hände zu Fäusten ballte und wieder entspannte. Ihr Bruder erhob sich ebenfalls und trat zu ihr. "Lilith, ich bin beeindruckt, wie gut du dich mit Beryl verstehst." - "Was? Hattest du Angst, ich würde sie beleidigen?" fragte sie und betonte das Wort 'beleidigen' absichtlich albern.
"Ich gebe zu, daß dem so war, allerdings sollte dich das auch nicht wundern nach dem, was du dir Jade gegenüber geleistet hast." - "Vielleicht habe ich das ja gar nicht und dein anderes Menschlein lügt." - "Du hast es zugegeben", erinnerte er sie trocken und sah sie anklagend an. "Außerdem kenne ich dich lange genug um zu wissen, wenn du flunkerst."
Die Vampirin schnaubte und setzte ein überhebliches Grinsen auf. "Der Unterschied ist, daß ich an Beryl Interesse habe. Letztes Mal war ich schon so dicht dran."
"Wovon sprichst du?" fragte er vorsichtig und spürte, wie ihm etwas kalt den Nacken hinabrieselte. "Du wolltest doch nicht etwa von ihr trinken?"
"Das auch, aber davon sprach ich gerade nicht."
"Dann erkläre dich."

"Ist das nicht klar? Ich habe Beryl letztes Mal schon angeboten sie zu verwandeln. Sie ist schön und stark und wird hervorragend in die Familie passen." - "Nein, Lilith! Nein!" - "Warum nicht? Ich dachte, ihr seid Freunde? Willst du sie nicht für immer behalten?" - "Lilith, du kannst nicht ernsthaft daran denken eine Vegetarierin in einen Vampir zu verwandeln! Denk nicht einmal daran ihr das anzutun!" zischte er entsetzt und schlug die Hände vors Gesicht. "Ich Idiot! Ich hätte wissen sollen, daß es doch ein Fehler war dich mitkommen zu lassen! Du benutzt mich gerade, um ihr Vertrauen schneller zu gewinnen, oder?"
"Als wenn ich dazu deine Hilfe bräuchte", winkte Lilith ab. "Du siehst doch, daß wir ganz schnell beste Freundinnen werden."
"Schwester, bei allem, was dir noch heilig ist - laß Beryl aus deinen Plänen heraus, ich bitte dich inständig!"
"Du klingst als wolltest du sie nicht ständig um dich haben, was ist denn mit dir los?"
"Bitte! Und sei es nur aus Respekt mir gegenüber! Du hast noch nie jemanden verwandelt, kannst du dir als erstes Subjekt nicht jemanden suchen, der weniger ungeeignet ist?"
"Ungeeignet? Etwa, weil sie Gemüse mag?"
Caleb schüttelte den Kopf und drang weiter auf sie ein. "Du verstehst Menschen einfach nicht. Beryls Einstellung geht tiefer als eine simple Vorliebe für Grünkost. Sie hat mir schon so oft von ihrer Ernährung erzählt. Es ist ein wichtiger Teil ihrer Persönlichkeit, ihrer Seele!"
"Menschen sind wandelbar."
"Nicht in ihrem tiefsten Wesen, Lilith! Sieh mich an. Willst du jemanden wie mich erschaffen? Nein, jemanden, der noch schlimmer unter Schuldgefühlen leidet als ich? Soll das dein erster Schüler sein, ein Vampir, der aus gleich zwei Gründen kein Blut trinken will?"

Sie sah ihn fest an, doch in ihren Augen flackerte es. "Teufel auch. Ihr verdammten Weltverbesserer."
"Laß Beryl Mensch bleiben, Lilith. Du wirst jemand anderen finden."
"Vielleicht probe ich am Firmentrottel." Ihr Grinsen war das äußerste, was sie ihm an Zustimmung zugestand, aber Caleb atmete auf. "Wenn es sein muß. Doch Familie hin oder her, diese Person zieht auf keinen Fall bei uns ein, sonst habe ich sämtliche Frauen in meinem Leben gegen mich."
"Es gäbe elegantere Arten das Haus abzureißen als Lee einziehen zu lassen, sei unbesorgt." Lilith horchte auf. "Beryl kommt zurück."
Schnell setzten sich beide wieder und blickten der Rothaarigen entgegen, die sich ein letztes Mal mit einem Taschentuch über die Augen fuhr und sich wieder zwischen ihnen niederließ.
"Tut mir leid, ich konnte echt nicht mehr. So, ihr Hübschen, was habe ich verpaßt?"
"Gar nichts, wir haben nur über Fernseher diskutiert", versicherte Caleb ihr prompt.

Beryl zog die Brauen hoch. "War ja klar, daß ihr ohne mich nichts hinbekommt. Dann mal willkommen bei eurer zweiten Therapiestunde mit Doktor Beryl!"
"Und ich dachte, ich hätte Einzelstunden statt Gruppentherapie gebucht." Der Vampir schmunzelte, doch die Frau sah nur nacheinander ihre beiden Gäste prüfend an und schüttelte dann den Kopf. "Tja, Angebotswoche! Zweimal Familientherapie zum Preis einer Einzelstunde! Was gibt's denn sonst so neues?"
Sie plauderten eine Weile über ihrer aller Jobs, dann über die Stadt und schließlich über alles mögliche. Die ganze Zeit über paßte Beryl auf wie eine Füchsin, was Caleb so von sich gab, und ihr fiel auf, daß er Jade mit keinem Wort erwähnte. Zudem hatte sie das Gefühl ihrerseits unter Beobachtung von ihm zu stehen, was sie sich nicht recht erklären konnte.
Die Zeit tickte dahin, und die Unterschiede zwischen den beiden Vampiren traten immer deutlicher zutage. Sie verstanden sich zwar hervorragend, aber sie waren völlig unterschiedlich vom Charakter her.

Sims4 0070 Steine in ihrem Weg <- # -> Sims4 0072 Neue Erkenntnisse

 

Schließlich konnte die Frau nicht mehr an sich halten und fragte: "Sagt mal... Entschuldigt, daß ich das so deutlich sage, aber seid ihr beide wirklich Geschwister oder ist das so eine 'Wir sind eine große Familie' Sache unter Vampiren?"
Caleb war überrascht. "Selbstverständlich sind wir blutsverwandt. Was läßt dich daran zweifeln?"
Die Rothaarige sah erneut beiden nacheinander ins Gesicht. "Sorry, aber die einzige Gemeinsamkeit zwischen euch scheint eine Vorliebe für den Gothik Onlineshop zu sein. Braune Augen hier, graue da, keinerlei Übereinstimmungen bei Teint oder Haarfarbe und null Ähnlichkeiten in der Knochenstruktur des Gesichts. Völlig unterschiedliche Manieren und Weltansichten, und was den Vampirismus angeht - Lilith hat im Alltag nicht mal spitze Zähne! Nun mal ehrlich, wen von euch beiden hat der Postbote gebracht, wenn ihr versteht, was ich meine?"


Lilith lachte. "Es stimmt aber. Caleb hat die Augen und den Teint unserer Mutter, ich komme mehr nach Vater." - "Zugegeben, als wir noch Menschen waren sahen wir uns ähnlicher, und die Ähnlichkeiten mit den Eltern waren noch umgekehrt", führte ihr Bruder den Gedanken weiter, was Beryl zu der Frage verleitete: "Inwiefern?"
Er zuckte mit den Schultern. "Vampire können im allgemeinen nicht viel Körperfett halten." - "Vor allem nicht, wenn sie dauernd diäten", warf Lilith gehässig ein, was er zu überhören beschloß. "Früher war Lilith deutlich molliger und sah Mutter damit ähnlicher als ich, und mein Körperbau war unserem Vater gleich."
"Ah, dann bist du erst später so mädchenhaft schlank geworden?" schloß Beryl interessiert aus seiner Erzählung.
"He..." machte er unsicher und straffte die Schultern, während Lilith feixte.

"Aw, ist nicht böse gemeint, dieser Emo-Look ist total in!" Die Malerin tätschelte ihm die Hand. "Solltest du mehr Bestätigung brauchen, daß du gut aussiehst, kannst du gerne heute hierbleiben, Vampirchen."


Lilith lachte lautlos. Wie nannte dieses Menschlein ihren Bruder?! Vampirchen? Unfaßbar, wieviel Bestätigung er von ihnen brauchte, daß er sich selbst solche Spitznamen gefallen ließ. Damit würde sie ihn wochenlang aufziehen können.
Caleb versuchte gute Miene zum bösen Spiel zu machen. "Beryl, hatten wir darüber nicht unlängst bereits gesprochen?"
"Daß du gut aussiehst sage ich dir so oft du es brauchst, Vampirchen."
"Danke, doch ich weiß selbst, wie es um mein Aussehen gestellt ist. Solltest du das nicht lieber deinem Galan sagen, den du nun unseretwegen verpaßt hast?"
"Ich werde es versuchen, aber die Arbeit für Doktor Beryl geht nun einmal vor", belehrte sie ihn, ehe ihre Miene plötzlich forschend wurde und etwas Hartes in ihren Blick trat. "Womit wir auch beim nächsten Thema wären, Einzeltherapie! Jetzt mal Butter bei die Fische, Caleb, wieso wolltest du nicht mit nach Willow Creek? Hast du schon wieder Jade geärgert?"

Er starrte sie nur an, und für einen Moment hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Lilith beugte sich interessiert vor und sah an der drallen Frau vorbei. Ihr Bruder machte ein Gesicht wie ein Kind, das mit der Hand in der Keksdose erwischt worden war. Würde sie jetzt doch noch erfahren, was ihn seit Tagen so beschäftigte?
Beryl stemmte die Hände in die Hüfte. "Bekomme ich auch eine Antwort?"
"Ich wüßte nicht, was dich das angeht." Die plötzliche Kälte, mit der er es sagte, überraschte beide, doch die Rothaarige ließ sich davon nicht beirren. "Whoa, Moment mal! Meine Chancen, heute Nacht endlich mal wieder Sex zu haben, standen bei wenigstens 75%, ehe ihr hier aufgetaucht seid, und der einzige Grund, warum sie nun bei 0% stehen, ist deine Weigerung einfach mit in den Nachtclub zu kommen! Das geht mich sehr wohl etwas an! Allein der Gedanke, daß Jade mit ihrer sozialen Phobie dort jemals auftauchen würde, ohne daß einer von uns beiden sie hingeschleppt hat, erscheint mir völlig abstrus, und wenn du dort Hausverbot haben solltest sag es einfach. Also, was hast du angestellt, daß dir sogar ein Club im gleichen Stadtteil zu riskant erscheint?"
"Ich weiß es nicht!" rief er und warf aufgebracht die Hände in die Luft. "Verstehst du, Beryl? Ich! Weiß! Es! Nicht! Das einzige, was ich weiß, ist, daß Jade offenbar Zeit für sich braucht, um irgendetwas zu verarbeiten, von dem sie mir nichts erzählen mag. Dabei scheint es ihr am liebsten mich nicht zu sehen. Mehr kann ich dir nicht sagen, also frag sie."


"Schön, wann hast du sie zuletzt gesehen, und ist da etwas besonderes passiert?"
"Wir waren vor 10 Tagen nach der Arbeit hier im Fitneßstudio, aber nicht einmal lange!"
"Im Fitneßstudio? Etwa wegen der Spiegel?"
"Spiegel?" hakte Lilith nach, und Beryl erklärte: "Dort ist mir aufgefallen, daß ihr kein Spiegelbild habt. Ich vermute, unser guter Caleb hier hat denselben Effekt benutzen wollen, um Jade endgültig deutlich zu machen, daß er ein Vampir ist."
Sein Gesicht sprach Bände.
Die Vampirin zog eine Grimasse. "Hab ich dir nicht gesagt, daß eure Freundschaft das nicht überlebt? Die Memme hat Angst!"
"So ist das nicht!" fuhr er auf. "Es hat sie überhaupt nicht gestört. Dieser Teil des Treffens verlief so unproblematisch, daß es mich selbst überraschte, und alles andere war nette Plauderei wie immer. Den Großteil unseres Gesprächs nahm ein Arbeitsplatzproblem ein, das zu ihren Gunsten gelöst wurde. Es war alles wie immer! Erst in der Umkleide wurde sie komisch."
"Oh, du Schwerenöter!" rief Lilith und grinste anzüglich, doch Beryl runzelte die Stirn. "Definiere 'komisch'!"
"Sie hat heimlich geweint und verkriecht sich seither. Ich bekomme sie kaum ans Telefon, und am Wochenende etwas zu unternehmen hat sie ebenfalls abgelehnt. Immer will sie nur texten, das jedoch zuhauf. Sie ist schon seit einer Weile seltsam abwesend, aber ihr jetziges Verhalten ist extrem. Meine Hoffnung war, daß sie dir etwas erzählt hätte." Daß sie genau genommen seltsam war, seit er Jade mit Beryl zusammen gesehen hatte, mochte er nicht preisgeben.

Caleb starrte seiner Freundin ins Gesicht und suchte nach dem geringsten Anzeichen dafür, daß sie eine Ahnung hatte, was mit Jade los war, aber sie war verteufelt gut darin Gefühle zu verstecken, wenn sie etwas nicht zeigen wollte. Mehr als ein bedächtiges Blinzeln gab sie ihm nicht. "Okay", sagte sie. "Ich rede mit ihr."
"Du weißt, was mit ihr los ist, nicht wahr?" fragte er mißtrauisch.
"Vielleicht. Vielleicht auch nicht."
"Sag es mir!"
"Erst muß ich mit ihr reden." Beryl stand auf zum Zeichen, daß sie den Abend ausklingen lassen wollte. Caleb sah sie schräg an, sagte aber zunächst nichts. Er ging mit Lilith zur Tür, wünschte eine gute Nacht und entschuldigte sich steif erneut dafür Beryls Pläne durcheinander gebracht zu haben. Erst dann wandte er sich doch noch einmal an sie. "Wenn ich ihr irgendwie helfen kann und du sagst es mir nicht, bin ich dir für immer böse."
Die Rothaarige rollte mit den Augen. "Du willst Jade helfen? Schön, es ist ganz einfach! Sei ihr Beau für eine Nacht! Geh mit ihr aus, schweb mit ihr über irgendein Tanzparkett oder was du sonst romantisches tust, küß sie, als gäb's kein Morgen, nimm sie mit in ein Hotel und reiß sie derartig von den Füßen, daß sie gar nicht zum Nachdenken kommt vor lauter Leidenschaft", zischte sie ihm zu und gestikulierte theatralisch. "Was meinst du wohl, wie gut es ihr dann ginge!"
Er schüttelte nur den Kopf. Für ihre dummen Späße fehlte ihm heute wirklich die Geduld. Ohne ein weiteres Wort verschwand er in die Nacht.

Lilith winkte der Malerin nur ein letztes Mal lässig zum Abschied zu und holte dann zunächst schweigend zu ihrem Bruder auf. "Was sollte das gerade?" fragte sie schließlich. "Läuft da etwa was zwischen dir und dieser Jade?"
"Mitnichten! Beryl ist einfach nur liebestoll und projiziert ihre eigenen Bedürfnisse auf alle um sie herum. Ich will ihr nur raten Jade nichts dummes einzureden! Wenn es dafür nicht schon zu spät ist...", knurrte er.
"Ah. Wären wir mal doch zwei Tage später hingegangen und hätten ihr zunächst Zeit für die Paarung gelassen, um sich abzureagieren, huh, Vampirchen?" Sie feixte über seinen Spitznamen, was zu einer Grimasse seinerseits führte. "Nun fang du nicht auch noch so an, Lilith! Und könntest du es bitte, bitte nicht 'Paarung' nennen? Wir sind hier nicht im Zoo!"
Sie lachte, während ihre Konturen zu ihrer Rauchgestalt verschwammen. "Ich such mir was zu essen! Bis später, Bruderherz!"


Nachdem sie die Vampire verabschiedet hatte griff Beryl sich einen Notizblock und schrieb eine Nachricht an Thilo, denn es war viel zu spät geworden, um doch noch aufzubrechen, und sie spürte langsam, wie sie hundemüde wurde.
'Leider ist mir etwas dringendes dazwischengekommen und ich hatte deine Nummer nicht, um Bescheid zu sagen. Ich hoffe, du läßt es mich wieder gutmachen! XXX, Beryl'
Sie fügte ihre Handynummer hinzu und flitzte rasch über die Straße, um ihm den Zettel unter der Tür durchzuschieben. Dann ging sie nachdenklich ins Bett. Was für ein verwirrender Abend! 'Dieser Idiot Caleb! Jede Wette, daß er nicht verstanden hat, wie ich ihm gerade einen Straßenplan zu Jades Glück in die Hand gedrückt habe. Es kann ja wohl wieder nur daran liegen, wenn sie sich mies fühlt.'  Sie seufzte und schlief ein.

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Selten war ihr ein Wochenende so lang vorgekommen wie dieses, und noch nie dermaßen unnütz. Das Warten hatte Beryl völlig zermürbt und sie hatte nach der Arbeit fast pausenlos gemalt, um die Zeit totzuschlagen, mit gelegentlichen Pausen, in denen sie sich im Garten um ihre Pflanzen gekümmert und sehnsüchtig über die Straße gestarrt hatte.
Nun war es endlich Montag Abend, und sie machte nach der Arbeit gut gelaunt und gespannt einen Zwischenstopp daheim, um satt und vor allem geduscht im Club aufschlagen zu können. Die Nacht war schließlich noch lang. Sie war guter Dinge und gerade fertig mit ihrem Make-up, als es klopfte. "Potzblitz! Ausgerechnet jetzt!"


Schnell lief sie zur Tür, um den unerwarteten Gast fortzuschicken. Draußen stand Lilith. Beryl erstarrte. "Oh, hallo, Lilith!" grüßte sie gedrückt. Sie hatte auf einen unwichtigen Störenfried gehofft, den sie einfach hätte abwimmeln können. Calebs Schwester mußte sie wenigstens kurz hereinbitten, alles andere wäre unhöflich gewesen. Auch wenn sie hoffte, daß ihr Gespräch nicht an dem Punkt anknüpfen würde, an dem sie das letzte unterbrochen hatten.
"Guten Abend, Beryl! Darf ich reinkommen?" fragte Lilith mit einem breiten Grinsen, welches noch keine sehr intensive Grüntönung zeigte, doch auf dem besten Weg dorthin war angesichts der Knoblauchnote draußen.
"Bitte, ich habe allerdings nicht viel Zeit." Mit einer einladenden Geste trat Beryl zur Seite und die Vampirin huschte an ihr vorbei, um dann schmunzelnd zu fragen: "Habe ich dich dermaßen verängstigt, daß du mich gleich wieder loswerden willst? So hatte ich dich gar nicht eingeschätzt."
Beryl seufzte. "Ach, Unsinn! Hör mal, ich hab da was klar gemacht und bin gleich verabredet. Es sieht nicht gut aus, wenn ich nicht auftauche, also können wir das hier bitte kurz halten? Besuch kommt mir gerade ein wenig ungelegen."
"Aaaah, verstehe! Das tut mir sehr leid für dich", meinte ihr Gast mit ausdrucksloser Miene.
"Wie bitte?"
"Du mußt wissen, mein Bruder ist auch gleich hier. Vermutlich will er dafür sorgen, daß ich mich nicht daneben benehme, und außerdem ist er extrem schräg drauf und braucht wohl ein wenig Zuspruch von seinen Menschenfreundinnen, denn mit mir redet er nicht darüber, welche Laus ihm über die Leber gelaufen ist." Sie zog eine belustigte Grimasse, als es auch schon erneut klopfte.


Die Rothaarige ließ den Kopf hängen und öffnete auch ihm. "Hey, Caleb... komm rein", seufzte sie.
"Guten Abend, Beryl!" grüßte Caleb verwundert und trat ein. So kannte er die forsche Malerin gar nicht. Zwar lächelte sie, aber es schien sehr gezwungen. War irgendetwas weltumspannendes passiert und er hatte es als einziger verpaßt, so daß alle um ihn herum so seltsame Launen hatten? Oder hatte Lilith seine Freundin tatsächlich bereits geärgert in den paar Augenblicken, die er später gekommen war? "Geht es dir gut?"
"Ja, sicher! Wieso auch nicht? Ich habe zwei reizende Gäste an diesem späten Montagabend." Beryl versuchte sich damit abzufinden, daß sie die beiden Vampire eine Weile bespaßen mußte. Wenn Caleb wirklich etwas auf der Seele brannte wollte sie ihn selbstverständlich nicht einfach vor die Tür setzen. Sie schickte einen stummen Fluch in Richtung Schicksal und hoffte, daß Thilo nicht zu enttäuscht wäre, wenn sie nicht auftauchte, und ihr eine weitere Chance geben würde. "Sehe ich die Geschwister also endlich mal zusammen."

Lilith ließ sogleich vernehmen: "Es kommt selten genug vor, daß er mich mitnimmt, das ist richtig!" - "Was daran liegen könnte, daß du niemals fragst, Schwester." - "Wenn dir meine Gesellschaft derart wichtig ist solltest du vielleicht mal etwas spannenderes vorschlagen als deine Menschenfreunde zu besuchen. Wie wäre es zum Beispiel mit Kino?" - "Seit wann interessieren dich Filme?" fragte er ernsthaft, worauf sie konterte: "Seit sie Ton haben und in Farbe sind." - "Nun gut, nehmen wir uns das für den nächsten Abend vor, an dem du keine Nachtschicht hast."

Lilith grinste zufrieden, während die Rothaarige dem Schlagabtausch nur höflich zuhörte. Das fiel Caleb auf.
"Mir scheint es, wir kommen ungelegen?" erkundigte er sich höflich, woraufhin seine Schwester zu kichern begann. "Natürlich kommen wir ungelegen, aber sie ist eine gute Gastgeberin und zeigt es nicht. Wenn ich sie richtig verstanden habe wollte Beryl sich eigentlich heute paaren, zumindest denke ich, daß die Formulierung 'etwas klarmachen' auf etwas derartiges hindeutet?"


'Oje... Kein Wunder, daß er sie nicht mitnimmt',  dachte Beryl nur und unterdrückte gerade noch ein gequältes Ächzen. Gleichzeitig hätte sie fast schallend losgelacht, als sie sah, wie Caleb vor Horror fast die Augen aus dem Kopf quollen. Er starrte seine Schwester an und konnte offenbar nicht fassen, daß sie etwas derartiges laut gesagt hatte.
"Lilith!" zischte er, doch sie zuckte mit den Schultern. "Was denn? Du kennst dich mit solchen Formulierungen besser aus als ich." - "Was erstaunlich ist, da eigentlich du den moderneren Sprachschatz zu haben scheinst", warf Beryl nun amüsiert ein. Aus ihrer Sicht waren beide Geschwister gleich lustig in dem Bezug. Caleb war umgänglicher, drückte sich aber oft sehr altmodisch aus und formulierte seine Worte meist peinlich genau aus, während Lilith ihre generell kühleren und wissenschaftlich angehauchten Äußerungen in ein modernes, ja teils saloppes Gewand zu packen versuchte, vermutlich um weniger bedrohlich zu wirken.
Die Vampirin sah ihr ins Gesicht und meinte mit steinerner Miene: "Danke! Endlich merkt mal jemand, daß ich mich sehr wohl anpasse."

"Lilith, wir gehen! Es tut mir leid, Beryl, natürlich wollen wir deiner Verabredung nicht im Wege stehen!" beschloß ihr Bruder prompt. Seine Schwester schob verärgert die Unterlippe vor und schien etwas entgegnen zu wollen, doch Beryl, die daran dachte, was sie über seine Laune gehört hatte, kam ihr zuvor. "Nein, nein, ihr bleibt natürlich! So fest war die Verabredung nicht."
"Beryl, wir kommen sehr gerne ein andermal wieder."
"Caleb, ihr bleibt da, basta." Sie bat nicht, sie kommandierte. Dann kam ihr eine spontane Idee. "Es sei denn, ihr möchtet mitkommen zum Nachtclub in Willow Creek und wir verbringen dort etwas Zeit miteinander?"
"Nach Willow Creek möchte ich heute lieber nicht. Ihr könnt aber gerne zusammen gehen, falls das deinen ursprünglichen Plänen zupasskommt."
"Huh?" Nun war sie perplex. Der Vampir wollte Jades Wohnort ausweichen? Was konnte es dafür für einen Grund geben? Seine Miene war unergründlich, und sie hatte nichts von Jade gehört. Hatten die beiden etwa gestritten? "Dann bleibe ich lieber hier und unterhalte mich mit euch beiden."
"Das ist wirklich nicht nötig."

"Nun sei nicht so unhöflich, Bruder! Beryl hat sich entschieden uns Gesellschaft zu leisten, also akzeptiere es. Du warst doch derjenige, der herkommen wollte, jetzt lauf nicht gleich wieder weg."
"Lilith...", machte er warnend.
"Sie hat recht, Caleb. Ihr seid meine Gäste."
Das Gesicht der Vampirin leuchtete auf, als Beryl ihr beipflichtete. "Wie wunderbar! Ein Abend voll höflicher Konversation liegt vor uns! Ich bin entzückt! Also, war es ein Mann oder eine Frau, mit dem oder der du dich treffen wolltest?"
"Ein Mann natürlich. Ich hab dir doch gesagt, daß ich nicht auf Frauen stehe!" erinnerte Beryl sie.

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