Sims4 Soap Opera
Etwas erschöpft ließ Jade sich an einem der abgenutzten Picknicktische nieder. Sie wollte sich ein wenig ausruhen. Es dauerte nicht lange und ihr Freund gesellte sich zu ihr. "Schon müde, Jade Sparkle?" fragte er mit einem schelmischen Grinsen, ging aber an ihr vorbei und stellte sich in den Schatten eines Baums, wo er tief durchatmete.
Sie sah ihn an, bemerkte wie er wieder in die Sonne blinzelte und das Gesicht verzog. "Mir scheint eher du bist müde", meinte sie besorgt.
Caleb war augenblicklich wieder guter Dinge. "Aber nein. Ich vertrage die Sonne nur nicht so gut, weißt du?"
"Oh, Sonnenallergie? Möchtest du meine Mütze aufsetzen?"
"Das ist gut gemeint, aber nein danke! Was wäre Jade Sparkle ohne ihre Glücksmütze? Ich würde niemals wagen die zu tragen." Er lachte.
Perplex sah sie ihn an. "Woher weißt du, daß sie mir Glück bringt?"
Er kam zu ihr hinüber und setzte sich neben sie.
"Na, sonst müßte ich ja annehmen, daß du dich unter ihr nur verstecken willst, und das kann nicht sein, nicht wahr?" Seine Augen funkelten vergnügt.
Für einen Moment verlor Jade sich in ihnen. Manchmal, nur ganz kurz und meistens nachts, sahen sie überhaupt nicht grau aus, sondern wie flüssiges Silber, welches das Licht reflektierte wie Katzenaugen. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Es faszinierte sie, und sie fragte sich, ob sie sich das nur einbildete, weil sie langsam anfing etwas für ihn zu empfinden. Erst hatte sie versucht sich einzureden, daß sie wegen seines Aussehens nur ein wenig für ihn schwärmte. Dann, daß sie es sich einbildete, weil sie gar nicht wußte, was Liebe war, und er der erste Mann war, der längere Zeit mit ihr redete. Inzwischen jedoch konnte sie es nicht länger verleugnen. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen und konnte endlos mit ihm plaudern. Er war der netteste, lustigste und aufmerksamste Mann überhaupt für sie. Ob das Liebe war, wußte sie nicht. Dafür war es wohl noch zu früh. Aber Schmetterlinge im Bauch, die hatte sie. So neben ihm zu sitzen war das schönste auf der Welt und sie war froh, mit ihm hergekommen zu sein. Das Herz pochte ihr bis in den Hals, und das lag nicht an all den Fremden.
"Jade? Jade Sparkle?" Endlich registrierte sie, daß sie ihn angestarrt und nicht zugehört hatte. Sie zuckte zusammen. "Ja, bin da! Tut mir leid, was hast du gesagt? Die Musik hat mich abgelenkt."
"Genau das habe ich gefragt. Was hältst du von der Gitarristin?"
"Sie ist gut!" meinte Jade eilfertig, froh mit ihrer Ausrede davon gekommen zu sein.
Caleb verzog das Gesicht. "Ich stimme ja zu, aber nach der großen Ankündigung hatte ich mehr erwartet. Ich finde sie bei weitem nicht so gut wie dich."
"Hör auf, du Scherzbold." Es war ihr peinlich, daß sie etwas ähnliches gedacht hatte.
"Wie bitte?! Ich meine das völlig ernst!" protestierte er eifrig.
"Das liegt an deinem unterentwickelten musikalischen Gehör!"
"Mag sein, aber ich bleibe dabei!" Er lachte fröhlich, und so nah, wie sie sich waren, fielen ihr wieder einmal seine Zähne auf. Sie fragte sich immer noch, ob das angeboren war oder ob er vielleicht in jugendlichem Leichtsinn irgendeine Dummheit begangen hatte. 'War er einer dieser verrückten Rollenspieler, die so aussehen wollen wie ihre Figur? Manche Ärzte tun ja alles für Geld, skrupellose Zahnärzte gibt es doch sicher auch...'
"Sag mal, Caleb, hast du eigentlich schon mal 'Kerker und Einhörner' gespielt?" fragte sie vorsichtig.
Er runzelte amüsiert die Stirn. "Was soll das sein, ein seltsamer Fetisch oder..."
"Ach du meine Güte!" unterbrach Jade ihn in lautem Flüsterton.
"Was ist?"
Sie lehnte sich ganz nah zu ihm hinüber. "Sieh nicht so auffällig hin, aber die Frau, die da vorbeigeht..."
"Die mit dem Blumenkranz im Haar?" flüsterte er kichernd zurück.
"Die ist im Schlafanzug hier! Ich fasse es ja nicht!"
"Sie ist mir schon mehrfach aufgefallen. Immerhin hat sie Straßenschuhe an, das läßt sich zu ihrer Verteidigung sagen. Die Dame dort vorne finde ich noch viel skandalöser. Die im Abendkleid, mit der Golfkappe ihres Mannes auf dem Kopf. Ein seltsames Völkchen trifft sich hier."
"Hör auf, ich will nicht noch offensichtlicher lachen!"
"Na schön. Was machen wir hier am Tisch eigentlich? Du scheinst nicht auf Essen zu warten", erkundigte er sich.
"Nein, ich bin nämlich kein Vielfraß", gab sie mit einem schnippischen Gesichtsausdruck zurück, der Caleb erstaunte. "Na sowas, hat dich hier etwa jemand beleidigt und ich habe es nicht mitbekommen? Wer war das?"
"Vergiß es einfach." Sie seufzte. "Ich brauche nur eine kurze Verschnaufpause. Es sind doch mehr Leute da, als ich anfangs dachte."
"Zugegeben, es wird voller. Ist es denn so schlimm hier, wie du befürchtet hattest?" Nun war es an ihm, ein wenig ernster dreinzuschauen. Auf keinen Fall wollte er, daß sie Panik bekam.
"Nicht ganz, aber ehrlich gesagt ist es doch etwas unangenehm."
"Aber schau sie dir doch an. Keiner hier will dir etwas böses. Nicht einmal die verschrobene Dame im Schlafanzug."
"Tja, wer weiß. Einer von ihnen könnte ein Auftragsmörder sein. Oder ein gewiefter Vertreter für Nachtwäsche", meinte sie in verschwörerischem Ton und lächelte. "Ich weiß ja, daß ich albern bin. Gib mir einfach ein paar Minuten, ja?"
"Sicher, so lange du brauchst. Und ich finde dich auch nicht albern. Du bist heute sehr mutig."
"Wenn man bedenkt, daß ich dich ursprünglich dazu überreden wollte mit mir an einem ruhigeren Ort zu üben, finde ich das auch."
"Ohooo! Die Dame will mit mir allein sein!"
"In deinen Träumen vielleicht!" wehrte sie ab und hoffte nicht zu rot zu werden, denn das war genau das, was sie sich gewünscht hätte.
"Dort sowieso. Aber Spaß beiseite, Jade, woran hattest du gedacht?" Unter seinem aufmerksamen Blick fing sie an herumzudrucksen.
"Ans Museum zum Beispiel."
"Schön, somit sehe ich das als Blanko-Zustimmung deinerseits, wenn ich einmal einen Ausflug dorthin planen will!" Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
"Noch so eine Sache, die nur in deinen Träumen passiert, mein Lieber!" lachte sie.
"Guten Tag!" Eine Fremde mit geschorenem Kopf setzte sich ihnen uneingeladen gegenüber.
Beide rissen sich zusammen und grüßten höflich. Die Frau versuchte sie in ein Gespräch zu verwickeln, was gemischte Gefühle auslöste. Glücklicherweise übernahm Caleb die Rolle des Alleinunterhalters nur allzu gerne, so daß Jade eher ruhig bleiben und sich heraushalten konnte. Ihr Augenmerk richtete sich auf eine Rentnerin in Chinahemd und weißem Rock, die in der Nähe stand und Caleb überaus feindselig anstarrte. Was hatte die denn für ein Problem?
Auch die Frau erhob sich auf einmal ohne Grund, verzog das Gesicht und ging.
"Was war das denn eben?" wunderte die Schwarzhaarige sich. Ihr Begleiter zuckte mit den Achseln. "Wer weiß, vielleicht mußte sie einfach schnell weg."
"Das war aber ziemlich unhöflich. Worüber habt ihr gesprochen, daß sie einen solchen Abgang machte?"
"Denk nicht weiter darüber nach. Hier scheint man sich eh langsam aufs Zusammenpacken vorzubereiten. Sollen wir uns ebenfalls auf den Heimweg machen oder möchtest du noch über die Stränge schlagen und eine Bar besuchen? Zum Karaoke vielleicht?"
"Ah, sei mir bitte nicht böse, aber für einen Tag reicht es mir."
"Wer könnte dir lange böse sein, Jade Sparkle."
"Falls du hier in der Nähe einen Buchladen kennst könnten wir dort noch kurz vorbeischauen! Hier gab es ja keine Bücher, und es soll ein toller neuer Fantasyroman erschienen sein!"
Voller Tatendrang sprang Caleb auf und hielt ihr den Arm hin. "Sehr wohl, die Dame! Wenn Eure Ladyschaft geruht mich in diese Richtung zu begleiten?"
"Du Quatschkopf!" Sie stand ebenfalls auf und schob ihn vor sich her. "Jetzt zeig mir schon den Weg."
Glücklicherweise waren die Geschäfte auch sonntags geöffnet. Einmal im Buchladen angekommen vergaßen beide die Zeit. Sie stöberten durch die Neuerscheinungen und die Wühlkiste und lachten über einen Comicband. Jade erstand zwei Bücher und auch Caleb suchte sich einen Roman aus, ehe sie den Tag endlich ausklingen ließen und sich voneinander verabschiedeten. Es wurde bereits dunkel, und während der Vampir ihr hinterhersah, wie sie zur Bushaltestelle hastete, dachte er sich, daß sie inzwischen sicher hungrig war. Ihm, der nicht zu essen brauchte, entgingen diese Bedürfnisse menschlicher Begleiter viel zu oft, und er ärgerte sich im Nachhinein darüber, daß er sie nicht an einen der Essensstände auf dem Flohmarkt eingeladen hatte.
Er mußte wirklich daran arbeiten ein besserer Gastgeber zu sein.
Müde streckte der Vampir sich und unterdrückte ein Gähnen. Die Sonne hatte ihn völlig ausgelaugt. Für heute würde er sich der Einfachheit halber mit einem Plasmabeutel begnügen, und dann mußte er sich auch erst einmal ausruhen.
Die ganze Fahrt nach Hause lang drückte Jade im Bus die neuen Bücher an die Brust, um nicht auszuflippen. Das war ein wunderbarer Tag gewesen, und sie hatte sich gewünscht, daß er niemals zu Ende gehen würde, trotz der seltsamen Leute auf dem Flohmarkt. Schöner hätte der Tag nur sein können, wenn sie Calebs Hand hätte halten können. Sie kicherte und spürte, wie ihre Wangen warm wurden.
"Beim nächsten Mal werde ich nicht zögern, was es auch ist", schwor sie sich laut, was ihr einen seltsamen Blick vom Sitznachbarn einbrachte.
Sims4 0027 Flohmarkt <- # -> Sims4 0029 Gäste
"Verflucht, ist es hier denn nie bewölkt?" schimpfte Caleb fauchend in sich hinein, als er sich am Donnerstag Vormittag auf dem Weg durch Oasis Springs befand. Zwar glaubte er nicht daran, daß Beryl um diese Zeit daheim sein würde, aber er war ohnehin auf dem Weg in die Stadt zu einem Termin und hatte noch viel Zeit, also konnte er auch bei ihr anklopfen.
Zu seiner Verwunderung wurde ihm geöffnet und die Hausherrin sah ihm grinsend ins Gesicht. "Ach, sieh an, mein Haus- und Hof-Vampir. Hast du eigentlich kein Zuhause, Caleb?"
"Darf ich hereinkommen, ehe mir noch übler wird?" Der Knoblauchgestank war immer noch mörderisch.
"Bittesehr!"
Er huschte ins Haus, doppelt froh sowohl dem Knoblauch als auch der sengenden Sonne entkommen zu sein. "Danke! Das tut gut." Der Vampir streckte sich und folgte Beryl zum Sofa. "Ich hatte nicht gedacht dich um diese Zeit hier anzutreffen."
"So?" machte sie, "Wen hast du denn dann erwartet? Nutzt du mein Haus als heimliches Liebesnest mit einer Einbrecherin?"
"Ich habe einfach mein Glück versucht, um ein Weilchen der Sonne zu entkommen, war aber wie gesagt überrascht."
"Ach, meine neue Stelle beginnt erst abends. Von jetzt an wirst du mich eine Zeitlang wohl immer um diese Zeit antreffen." Die Rothaarige setzte sich, und er tat es ihr gleich.
Neugierig fragte er: "Neue Stelle? Wurdest du befördert?"
"Aber sicher doch! Zur Aushilfs-Tellerwäscherin!"
"Du machst Witze." Momentan war ihm nicht klar, was daran lustig sein sollte. Beryl hingegen sah ebenso ernst zurück. "Nein, ganz und gar nicht. Ich habe als Kritiker gekündigt!"
"Warum denn das?! Du warst so erfolgreich!"
"Ja, und unglücklich! Jetzt versuche ich es halt in der Bistrobranche. Ich koche sehr gut, weißt du."
"Aber vegetarisch. Wird man dich in dem Betrieb, in dem du jetzt bist, mit deinen Vorlieben auch in die Küche lassen?" fragte er vorsichtig, woraufhin sie schnappte: "Meinst du etwa, das könne man nicht essen?"
"Keineswegs. Als Vampir habe ich keine Ahnung, was im hiesigen Restaurantbereich gefragt ist. Wenn man überhaupt von Restaurants sprechen kann, ein wirklich hochwertiges gibt es im Umkreis ja nicht. Es war eine wertbefreite Frage aus Unwissenheit, da ich mir schlicht nicht vorstellen kann, daß ein Fleischverweigerer alle Gerichte auf der Speisekarte zubereiten kann. Kläre mich bitte auf!"
"Ich weiß nicht, ob ich in der Küche ankommen werde. Vielleicht kündige ich vorher, oder ich schlage die Barmixer-Richtung ein. Ich wollte einfach etwas neues machen, etwas, das mich weniger streßt. Bislang trifft keins von beidem zu. Der Job ist sehr stressig und ich muß spülen. Eine Woche gebe ich dem ganzen noch eine Chance. Wenn es mich dann weiterhin nicht gepackt hat suche ich mir halt noch einmal etwas neues. Das ist für mich nicht ungewöhnlich."
Caleb hatte ihr zugehört und konnte sie einerseits ein wenig verstehen, doch andererseits hatte sie eine sehr gut bezahlte Stelle für eine der undankbarsten Anstellungen überhaupt verlassen. Sie war viel zu hoch qualifiziert, um sich beim Spülen nicht heillos unterfordert zu fühlen.
Beryl konnte einen Teil seiner Gedanken wohl von seinem Gesicht ablesen, denn sie wechselte das Thema. "Aber genug davon. Ich bin zu Hause, du bist da. Also, was war bei dir so los in den letzten Tagen?"
"Ich war am Montag auf dem Spaßfestival in San Myshuno. Das Feuerwerk war einfach grandios, viel besser als auf dem Romantikfestival!"
"Ach ja? Und ansonsten? Wurde da echt nur Comedy veranstaltet? Hat dich jemand mit einem Handschocker hereingelegt? Wenn ja ärgere ich mich - das hätte ich zu gerne gesehen!" Sie lachte.
"Es war sehr viel Comedy, ja. Aber wir hatten trotzdem viel Spaß an den Ständen und mit offensichtlich gepanschtem Tee."
"So, so! 'Wir' also. Warst du mit deiner Schwester da oder mit einer Freundin?" fragte sie mit einem wissenden Lächeln.
"Wieso kann es kein Freund gewesen sein?" wollte er wissen, woraufhin sie lachte. "Weil du nur Mädels kennst, du Vampirchen!"
"He, Vorsicht!"
"Ist es nicht wahr? Du hast mir gegenüber noch nie einen männlichen Freund erwähnt."
"Dann solltest du dir endlich einen Galan zulegen, damit sich das ändert!" konterte Caleb vergnügt.
Beryl lachte. "Jetzt bist du es, der vorsichtig sein sollte. Aber zurück zur Sache. Du warst mit einer Frau da. Laß mich raten, war es Jade aus Willow Creek?"
"Ja, in der Tat. Ich hätte niemals gedacht, daß sie so viel Spaß auf einem Straßenfest haben könnte. Sie hat so viele Geschichten erzählt, und wir haben das Feuerwerk genossen. Es war herrlich!" schwärmte der Vampir, was die Brauen seines Gegenübers in die Höhe trieb. "Wieso hätte sie mitgehen und keinen Spaß haben sollen?" - "Es ist nicht an mir, ihre Geheimnisse auszuplaudern, aber da es in der Öffentlichkeit oft offensichtlich ist: Jade hat Probleme mit Gruppen fremder Menschen. Sie ist lieber allein."
"Aaaw, und da kommst du als strahlender Ritter und rettest sie, wie niedlich! Ist das eine Art Therapie, wenn ihr zusammen loszieht?"
Er seufzte. Diesen übermäßig sarkastischen Tonfall mochte er an ihr gar nicht, vor allem weil er sich nie sicher sein konnte, ob sie meinte, was sie sagte, oder nicht. "Sie hat es nicht nötig gerettet zu werden, glaub mir."
"Ich kann mir das herrlich bildlich vorstellen", meinte Beryl und tat so, als sei ihre Hand eine Handpuppe, "'Oje, ich habe solche Angst! Bitte halt mich, Caleb!' - 'Keine Angst, Jade, ich halte dich für immer!' Ganz der Romantiker, nicht wahr?"
"Wie ich dir bereits hinreichend erklärt habe sind Jade und ich nur Freunde. Daran hat sich nichts geändert." Zwar lächelte er weiterhin freundlich, aber in seinem Blick lag eine Warnung. Beryl grinste noch breiter. "Ach, Caleb, wenn du dich nur selbst sehen könntest. Klar seid ihr nur Freunde, deshalb grinst du auch von einem Ohr zum anderen, wenn du von ihr sprichst!" - "Beryl!" - "Schon gut, schon gut! Wie sieht sie denn eigentlich aus, diese Jade?"
Zögernd sah der Mann sie an, holte dann aber doch sein Handy hervor und zeigte seiner Freundin das Selfie vom Fest. "Siehst du? Nur Freunde!"
"Oh, sie sieht ja gar nicht so häßlich aus, wie ich vermutet hatte! Eigentlich ist sie sogar hübsch, aber sie sollte etwas stärkeres Make-up tragen, damit ihr Gesicht nicht von dieser Mütze überschattet wird."
"Warum sagst du so gemeine Dinge über sie, Beryl? Habe ich je angedeutet sie sei unansehnlich?" fragte er schroff und nahm sein Handy zurück.
"Hast du nicht, das habe ich daraus geschlossen, daß du so rigoros darauf bestehst nur mit ihr befreundet zu sein."
Sims4 0032 Feuerwerk <- # -> Sims4 0034 Vampirgeheimnisse
"Das hat er nicht gesagt!" rief Caleb ungläubig und hielt sich den Bauch vor lachen.
"Doch, hat er wirklich!" beteuerte Beryl und äffte die Stimme eines Galeriebesitzers nach. "Das ist kein Müll, das ist Kunst, und der Schimmel auf den Kuchenstücken macht sie nur wertvoller, Sie Kamel!"
Sie lachten gemeinsam, als Beryl plötzlich einen Alarm auf ihrem Handy bekam. "Ups, jetzt hätte ich fast die Kurzbesprechung für morgen verpaßt. Moment, muß mal eben meine Chefin anrufen!" Sie sprang auf und rannte in die Küche, um das Gespräch in Ruhe zu führen.
Gut gelaunt stand auch Caleb auf und trat an ihr Bücherregal heran, um sich die Titel anzusehen. Bücher konnten so viel über Menschen verraten. Er fand einen Stapel schwerer Bildbände über Kunst vor, ebenso Biographien einiger alter und neuer Meister. Offensichtlich hatte Beryl tatsächlich Interesse an Kunst, und sie nahm ihren Beruf sehr ernst. Darüber hinaus mochte sie auch das Kochen sehr, denn sie besaß eine erkleckliche Sammlung von vegetarischen Kochbüchern. Erstaunt fand er allerdings auch eine nicht geringe Anzahl an Kriminalromanen vor. "So, so, Mord und Totschlag mag sie also. Das paßt irgendwie zu ihr", kicherte der Vampir und blätterte in einigen Büchern, bis auch sein Handy anschlug und ihm die Ankunft einer SMS mitteilte.
"Nanu, ist Lilith doch zu Hause?" wunderte er sich und öffnete die Nachricht. Sein Erstaunen wuchs ins Unermeßliche, als er die SMS las.
'Würde gerne doch zum Flohmarkt mitkommen, wenn ich noch darf. Sag mir nur wo und wann! :) Jade'
"Was zum..." Seine erste Reaktion war, sich zu freuen. Die zweite war der Gedanke, daß ihm das nicht ganz geheuer vorkam. Was hatte diese radikale Meinungsänderung bewirkt? Dann gesellte sich noch ein dritter Gedanke dazu. "Wenn ich noch darf", wiederholte er halblaut. Glaubte sie, daß er wütend auf sie war? War er wütend auf sie? Er war sich weder beim einen noch beim anderen sicher. Ob er selbst wütend war, darüber mußte er erst nachdenken, ob sie es glaubte würde wohl erst ihre nächste Begegnung zeigen.
'12 Uhr in San Myshuno, Haltestelle Lautenplatz?'
Oh, hatte er das getippt? Dann war er wohl nicht nachtragend. Er schickte die Nachricht ab und wartete.
Es kam keine Antwort, dabei hatte er nicht mal zwei Minuten zum Antworten gebraucht. Hatte Jade sich etwa schon wieder umentschieden? Jetzt war er doch ein wenig genervt.
"Na, alles okay?" fragte Beryl, die gerade rechtzeitig zurück ins Zimmer kam, um ihn mit gerunzelter Stirn auf sein Handy starren zu sehen.
"Ich denke, ich muß jetzt los."
"Oh. Okay. War nett mit dir zu plaudern." Die Rothaarige war vermutlich froh, endlich ins Bett gehen zu können, um für ihren Termin ausgeschlafen zu sein.
"Das finde ich auch. Danke, daß du dir Zeit genommen hast."
"Dann bis zum nächsten Mal, Caleb!"
"Auf bald!"
Dank seiner Vampirkräfte brauchte Caleb keine zehn Minuten, um wieder bei Jades Haus anzukommen. Vor der Tür prüfte er vorsichtshalber erneut seine Nachrichten. Sie hatte immer noch nicht geantwortet. Na, der würde er jetzt aber mal etwas erzählen, wenn sie nur mit ihm spielen wollte! Er hob die Hand, um zu klopfen - und hielt inne. Das Haus war dunkel.
Sie hatte doch nicht geschrieben und war dann direkt eingeschlafen? Jade hatte explizit nach einer Uhrzeit gefragt, da wartete man doch auf Antwort, ob weitere Fragen auftauchten. Und wer schlief in zwei Minuten ein? Verwundert ging Caleb ums Haus herum. Im Bad brannte Licht und das Fenster war beschlagen. Anscheinend duschte sie.
"Oh", machte er und wartete ein wenig länger. Es dauerte nicht lange, bis das Fenster auf Kipp gestellt wurde und das Licht ausging. Kurz darauf flammte die Deckenlampe in ihrem Schlafzimmer auf. Da dieses eine breite Fensterfront hatte war der Lichtkegel nicht zu übersehen.
"Na schön!" Der Vampir machte sich erneut auf den Weg zu ihrer Tür, als sein Handy piepste. Er sah auf den Bildschirm.
'Okay! Ich freu mich! :) :) :) Jade'
Caleb fing an zu lachen, hauptsächlich über sich selbst. Gut, daß er nicht geklopft hatte! Wäre das peinlich geworden!
Zufrieden steckte er das Handy weg. Es sah so aus, daß er morgen eine Verabredung zur Stadterkundung hatte! Gut gelaunt machte er sich auf den Weg nach Hause.
Sims4 0025 Nächtlicher Ärger <- # -> Sims4 0027 Flohmarkt
"Okay, Jade. Tiiiiief durchatmen. Lächeln! Und los!" Jade hatte sich bereits seit zwei Haltestellen selbst gut zugesprochen und damit zweifellos einige verwunderte Blicke auf sich gezogen, aber sie registrierte das Kopfschütteln der Leute um sich herum gar nicht. Die Fahrt war nicht der schwierige Teil des Tages, der kam jetzt.
Als sich die Türen des Busses am Lautenplatz zischend öffneten sprang sie schnell hinaus, ehe sie der Mut verlassen konnte.
Sie blieb an der Haltestelle stehen und sah sich um. San Myshuno. Dieser Stadtteil war einfach der Wahnsinn, und sie war sich nicht sicher, ob sie das auf gute Weise meinte. Überall schraubten sich Wolkenkratzer in die Luft, zwischen denen sich gewaltige Werbetafeln ebenso spannten wie ganze Gehwege und Plätze. Einige Stadtfeste fanden mehrere Stockwerke über den geschäftigen Autobahnen in luftiger Höhe statt, das hatte sie im Internet gelesen. Glücklicherweise gehörte der Flohmarkt nicht dazu, im Gegenteil führten die Schienen der Stadtbahn in diesem Fall auf Brücken über den Platz hinweg. Der Ort, auf dem der Markt stattfand, lag in der Nähe der Docks. Sie roch die salzige Meeresluft und war erstaunt relativ viel Grün um sich herum zu sehen. Farbenfrohe, mit Mosaiksteinen verkleidete Mauern rahmten das Gelände ein und hielten gleichzeitig die Vegetation hübsch im Zaum. Der Flohmarkt erstreckte sich u-förmig um einen öffentlichen Basketballplatz herum und bestand aus mehreren Ständen und Imbißbuden.
Jade sah sich um. Glücklicherweise waren viel weniger Menschen unterwegs als sie befürchtet hatte, und so fiel es ihr nicht schwer Caleb auszumachen, der ein Stück die Straße hinunter im Schatten einer Karaokebar stand und in die Sonne blinzelte.
'Oje. Er sieht unzufrieden aus.' Sie fragte sich, ob sie doch noch ein Donnerwetter erwartete wegen ihrer Unentschlossenheit. Aus seiner kurzen Nachricht war das leider nicht herauszulesen gewesen. Schnell lief sie zu ihm hinüber und berührte ihn am Arm. "Hallo, Caleb!" grüßte sie und bemühte sich extra freundlich zu sein. Sie hatte heute einiges wieder gutzumachen.
Caleb schreckte auf und sah sie an. "Jade! Da bist du ja!"
"Der Bus war leider ein wenig zu spät dran, da war ein Stau."
"Etwas derartiges war der Anzeigetafel zu entnehmen. Eine Baustelle, wie ich meine? Diese Stadt scheint unaufhörlich zu wachsen, ständig wird gebaut." Er zwinkerte ein paar Mal unglücklich, um die bunten Flecken vor den Augen loszuwerden, und sah sie dann lächelnd an. Eigentlich kam es Jade doch nicht so vor, als wenn er böse auf sie wäre.
"Sind wir dann bereit für den Flohmarkt?!" fragte sie in aufmunterndem Tonfall. "Vielleicht finden wir ein Flaschenschiff mit einer Schatzkarte darin versteckt!"
Der junge Mann sah sie schräg an. "Jade Sparkle, was hattest du heute zum Frühstück? Du bist so aufgedreht."
"Vielleicht eine Flasche Baldrian, oder auch zwei?" scherzte sie und versuchte weiter zu lächeln. "Bist du böse auf mich, weil ich mich so kurzfristig umentschieden habe?"
"Nichts dergleichen! Ich bin froh, daß du dich umentschieden hast." Er seufzte und umarmte sie herzlich. "Danke, daß du mitgekommen bist."
Sie erwiderte die Umarmung nicht nur, sondern drückte ihn besonders fest, und fragte dann, als sie die Straße überquerten: "Weißt du, das wollte ich dich schon lange fragen: Wieso nennst du mich ständig bei meinem vollen Namen, Caleb Vatore?"
"Da fragst du noch?" Er schenkte ihr sein strahlendstes Lächeln, bei dem ihr ständig heiß unter ihrer Mütze wurde, und erklärte: "Du hast so einen schönen Nachnamen, wer will den verschweigen? Sparkle! Das ist doch wundervoll."
"Es ist seltsam."
"Stört es dich?" fragte er besorgt.
Die Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. "Nein, das nicht. Es ist nur... seltsam halt."
"Wenn du darauf bestehst lasse ich es sein, aber ich wäre sehr glücklich, wenn du mir meine kleine Marotte weiterhin gestattest."
"Klar, sicher. Wenn du es so sehr magst."
Die beiden Freunde schlenderten über den Flohmarkt. Dieser bestand jedoch hauptsächlich aus bunten Planen auf dem Boden, auf denen gebrauchte Sofas, Stehlampen, Stühle und andere Möbel ausgestellt waren. Weiter hinten gab es einige Stände, auf denen kleinere Dinge angeboten wurden, wie Kerzen, Tischlampen oder handgeschnitzte Skulpturen. Die meisten Besucher drängten sich weiter hinten auf dem Gelände, wo diverse Imbißbuden eine lange Reihe bildeten, mit großen Picknicktischen davor, an denen geplaudert wurde. Auch auf dem Basketballplatz war ab und an etwas los.
"Einen Flohmarkt hatte ich mir anders vorgestellt", meinte Caleb irgendwann verwundert, doch nicht unbedingt enttäuscht.
Jade, die sich noch recht entspannt fühlte angesichts der wenigen Menschen und gerade auf einem großen Sofa zur Probe saß, stimmte zu: "Ich mir, ehrlich gesagt, auch. Das ist ja schon fast ein Möbelhaus hier."
Sie kicherten.
"Hat eins der Stücke dein Interesse geweckt?"
"Nein, mein Sofa ist mir lieber. Das ist zwar vielleicht nicht so bunt wie dieses, aber dafür ist es neu. Wer weiß, wer auf diesem hier schon alles gesessen hat?"
"Wer oder was, und was sie darauf getan haben." Er zwinkerte sie verschwörerisch an, woraufhin sie sich in einem Anflug von Ekel schüttelte. "Meinst du, die verkaufen hier Sachen, wo schon mal ein Hund draufgemacht hat? Oder vielleicht hat Hamster Willi auf diesem Kissen das Zeitliche gesegnet!" - "Was für rohe und fatale Gedankengänge, Jade Sparkle! Ich dachte an weniger unangenehme Tätigkeiten." - "Oh! Iiiiih!" Sie sprang auf und lachte peinlich berührt. "Das will ich mir nicht vorstellen müssen, Caleb! Bah!"
"So, Hamster Willis Abgang wäre weniger traumatisch für dich als seine fleißig gezeugte Nachkommenschaft? Na, du bist mir ja eine!" neckte er sie. Ihr Begleiter deutete auf einen der Tische. "Dort vorn bietet ein Gentleman seltene Frösche an. Wollen wir sehen, ob du sie dank deiner Nebentätigkeit alle erkennen kannst?" fragte er grinsend.
Die Frau verzog angewidert das Gesicht. "Ugh, nein danke! Geh sie dir ruhig ansehen, ich schaue mir mal die Essensstände an."
"Ganz die alte Jade! Dann bis gleich!" Er flitzte davon.
Sie fragte sich, was er damit meinte. Hielt er sie etwa für einen Vielfraß? 'Unverschämtheit.'
Jade sah sich die Aushänge mit den Speisekarten an, bestellte aber nichts, da sie vom Frühstück noch voll und auch viel zu aufgeregt war. Es handelte sich jedoch durchgängig um exotische Speisen, was sie durchaus neugierig machte. Inzwischen kochte sie schon ganz gut und kannte diverse Rezepte, aber viel ausländische Küche war noch nicht dabei. Ob man das wohl irgendwie nachkochen konnte, wenn man es probiert hatte? 'Aber nicht heute. Ich bin kein Vielfraß!'
Hinter sich hörte sie ein Geräusch. Als sie sich umwandte sah sie, wie die angekündigte Straßenmusikerin ihr Instrument auspackte und die Sammelbüchse aufstellte. "Oh! Das wollte Caleb doch so gern auch sehen. Wo ist er bloß hin?" Bei den Fröschen war er nicht mehr, also drehte sie sich langsam im Kreis und suchte die Umgebung mit Blicken ab.
"Die Darbietung geht gleich los, Jade! Laß uns zuhören!" tönte es plötzlich hinter ihr. Jade zuckte mit einem leisen Aufschrei zusammen und fuhr herum. "Caleb! Dich hab ich gesucht! Wo kommst du so schnell her?" Sie hätte ihn doch bemerkt, wenn er die ganze Zeit in ihrer Nähe gewesen wäre.
Er sah sie unschuldig an. "Ich war nur kurz ein wenig im Schatten."
"Im Schatten?" Sie fragte sich, ob das ein Code für 'auf dem Klo' war, denn so warm war es doch gar nicht. Die Sonne leuchtete schön hell, aber es war nicht zu warm, besonders dank der frischen Brise.
Caleb zog sie mit sich. "Es geht los!"
Beide wandten sich der Musikerin zu, die sich kurz vorstellte und sodann Countrysongs zu spielen begann. Nach und nach gesellten sich mehr Zuhörer hinzu. Leute kamen und gingen, oft mit ihrem Essen in der Hand, und Jade, der es nicht geheuer war zwischen so vielen Fremden zu stehen, rückte immer näher an ihren Begleiter heran, bis sie sich fast berührten.
Die Musikerin war gut, aber nicht so gut, daß sie Jade lange fesseln konnte. Nach ein paar Minuten löste die junge Frau sich aus der Gruppe und trat ein paar Schritte zurück, um sich zu beruhigen. Langsam wurde es doch zuviel, sie würde gleich eine Pause brauchen.
Sie konzentrierte sich auf ihre Atmung und betrachtete einen kleinen Springbrunnen mit einer Elefantenstatue darin. Im Becken glitzerten unter pinken Blüten, die auf dem Wasser schwammen, einzelne Münzen durch die gekräuselte Wasseroberfläche. Ein Wunschbrunnen!
Jade hörte die Musik hinter sich, kramte in ihrer Tasche nach einer Münze und schnickte sie in hohem Bogen ins Wasser. "Bitte mach, daß ich auch irgendwann so vor Leuten auftreten kann wie sie! Bitte mach mich selbstsicher und stark! Bitte, bitte, bitte!"
Caleb registrierte das leise Platschen hinter sich und bekam gerade noch mit, wie seine Begleiterin sich offenbar etwas wünschte. Sie war richtig süß, wie sie von einem Fuß auf den anderen tippelte. Er war froh mit ihr hier zu sein statt mit der resoluten Beryl. Jade machte das ganze Erlebnis zu einem Spiel. Sie hatte jedes zum Verkauf stehende Sofa ausprobiert, sich jede Lampe und Statue angeschaut und zu fast allem eine kleine Geschichte gesponnen, so wie die vom bedauernswerten Hamster Willi. Und nun hatte sie sich etwas gewünscht. Er hätte zu gerne gewußt, was das war.
Sims4 0026 Verabredung <- # -> Sims4 0028 Wunderliche Menschen
Nachdem Caleb gegangen war hatte es lange gedauert, bis Jade sich wieder halbwegs beruhigt hatte. Doch auch als die Tränen der Enttäuschung und Wut versiegten blieb das elende Gefühl in der Magengegend, und es war weder in der Nacht abgeflaut noch im Laufe des neuen Tages endlich verschwunden. Es war Samstag, der Tag, an dem ihr Freund sie traditionell besuchte, doch er tauchte heute nicht auf. Jade hatte den ganzen Tag zu Hause verbracht und gewartet. Aber er kam nicht. Nun war der Tag fast vorbei und sie fühlte sich weiterhin verloren und traurig. Sie wusch sich das Gesicht und ging ein wenig am Flußufer spazieren, um den Kopf klar zu bekommen. Leider erwies sich das als keine gute Idee, denn es erinnerte sie nur daran, wie sie mit Caleb hier entlang gelaufen war. 'Ob er jemals wieder mit mir redet?' fragte sie sich wieder und wieder, denn sie hatte noch nie mit jemand anderem als ihren Eltern gestritten. Darüber hinaus hatte sie gedacht, daß die Arbeit sie bereits ein wenig abgehärtet hätte, was das Treffen von fremden Menschen anging. Offenbar arbeitete sie noch nicht lange genug. Sie ärgerte sich maßlos darüber, daß sie ihrem Freund den Gefallen nicht getan hatte. Ob er sich darauf einlassen würde mit ihr etwas weniger beängstigendes zu unternehmen? Ein Besuch im Museum vielleicht oder ein Abstecher zur Bibliothek. Da war bestimmt weniger Publikumsverkehr. Ja, das könnte sie schaffen. Ein Testlauf für größere Menschenansammlungen sozusagen.
Die Idee gab ihr neuen Mut. Die Unruhe, ihn zu sehr verärgert zu haben, ließ sie dennoch weiterhin nicht los. Jade beschloß, Caleb am nächsten Morgen eine SMS zu schicken. So hatten sie beide Zeit ihre Gemüter zu beruhigen, und er konnte selbst entscheiden, wann er antwortete.
Inzwischen war es tiefe Nacht und Jade lenkte ihre Schritte gen Heimat. Vor ihrem Haus angekommen erschrak sie, als sie eine dunkle Gestalt auf der Veranda wahrnahm. Das war nicht Caleb, soviel war sicher. Ein Einbrecher? War es nicht viel zu auffällig auf dieser belebten Straße durch die Eingangstür einzubrechen? Beim Näherkommen erkannte sie, daß es eine Frau war, die offenbar auf jemanden wartete.
"Ähm... hallo? Willst du zu mir?" fragte sie und stapfte extra laut ihre Stufen hoch.
Die Frau wandte sich ihr zu. Sie war jung und schön, mit langem schwarzem Haar und einem extrem durchtrainierten Körper. Ihre Kleidung schien aus einem Fetisch-Katalog zu stammen, mit hohen Stiletto Stiefeln und Lederhosen, beides mit strategisch angebrachten Löchern und Schnürungen verziert. Sie trug ein gelbes, ärmelloses Shirt, und ihren Hals zierte eine ausladende Kette mit vielen großen Steinen und einem Medaillon. Auch an ihren Handgelenken zeigte sich Schmuck. Ihr Gesicht war stark geschminkt, und sie musterte Jade ebenso kühl wie neugierig.
"Wenn du hier wohnst, dann schon", sagte sie mit einer dunklen, leicht rauchigen Stimme und verstummte gleich wieder.
Jade wußte die Besucherin nicht einzuordnen. Von ihrem Körperbau her könnte diese Frau unterwegs sein, um Mitglieder fürs örtliche Fitneßstudio zu werben, und genausogut könnte sie Messerwerferin oder Löwenbändigerin im Zirkus sein. Inzwischen wußte Jade es allerdings besser als anzunehmen, daß Leute vor ihrer Tür für etwas Werbung machen wollten. Also, was wollte die hier? Jade beschloß sich zusammenzureißen und extra freundlich zu sein. Für heute hatte sie für genug schlechte Stimmung gesorgt, und immerhin hatte sie all ihre Bekanntschaften bislang auf diese Weise gemacht.
"Ja, ich bin Jade Sparkle und das ist mein Haus. Kann ich etwas für dich tun?"
"Ich bin Lilith."
"Sehr angenehm, freut mich dich kennenzulernen", sagte die junge Frau mit einem gezwungen freundlichen Lächeln, obwohl die Fremde sie gruselte. Ihr Starren war so intensiv.
"Das wird sich erst noch zeigen müssen", entgegnete die Besucherin plötzlich, was Jade ein unwillkürliches "Was?" entlockte. Ein kleines, fieses Grinsen stahl sich in die Mundwinkel der Fremden. "Ob dieses Kennenlernen angenehm ist."
"Wie meinst du das?" fragte die junge Frau, die inzwischen tatsächlich so etwas wie Angst in sich aufsteigen fühlte, diese aber mit Entschlossenheit zu überspielen versuchte. "Du tauchst hier einfach so auf und störst fast zur Schlafenszeit an meiner Tür! Wenn dir das unangenehm ist, dann komm gefälligst morgen wieder, wie normale Leute!"
"Ist es mein Problem, daß du dich fast zur Schlafenszeit, wie du sagst, in der Gegend herumtreibst anstatt Gäste zu empfangen, und hier schließlich völlig ungehobelt herumpolternd aufschlägst, kein bißchen wie normale Leute?"
"Was willst du hier, wenn du nichts netteres zu sagen hast?"
"Ich wollte mich vorstellen. Inzwischen bereue ich das."
"Oh, da geht es mir sehr ähnlich!" schimpfte Jade und ballte panisch die Hände zu Fäusten.
"Reg dich nicht auf. Du hast gefragt, ich habe geantwortet. Also, Sparkle, erzähl was."
"Wüßte nicht, was ich einer Fremden wie dir zu erzählen hätte."
Lilith betrachtete sie schweigend von oben bis unten und seufzte schließlich. "Bislang finde ich diese Zusammenkunft sehr langweilig. Man sagte mir, du seist lustig, aber damit kann wohl nur dein Aussehen gemeint sein. Die Mütze ist tatsächlich sehr zum Lachen."
"Wie bitte?!"
"Oh, habe ich dich beleidigt? Das tut mir leid." Das gehässige Grinsen in ihrem Gesicht blieb, nur ihre Augenbrauen wanderten ihre Stirn hinauf, was die Fremde noch hochnäsiger wirken ließ.
Jade blieb glatt die Spucke weg bei so viel Unverfrorenheit. "Was soll das hier bitte? Ist das ein dummer Scherz?"
"Fast alle deine Sätze beginnen mit einem Fragewort, ist dir das bewußt? Ich wiederhole: ziemlich langweilig." Lilith stemmte die Hände in die schmalen Hüften. "Sowas unscheinbares will mit Caleb in die Stadt? Wie kann er sich davon Spaß versprechen?"
Nun ging Jade ein Licht auf. "Du kennst Caleb! Dann... du bist seine Freundin?" meinte sie entgeistert. Das war die einzige Erklärung für die Feindseligkeit, die ihre späte Besucherin an den Tag legte.
Diese brach in lautes Gelächter aus. "Seine Freundin! Was für ein Witz!" Sie lachte schallend und wischte sich dann, immer noch kichernd, Tränen aus den Augen, wobei ein silberner Ring an ihrem Finger glänzte. "Du kannst ja doch lustig sein, Sparkle."
"Ääh..." Wenn sie nicht die Freundin war mußte sie die Ex sein. Das war noch viel schlimmer. Vielleicht war sie sogar seine Stalkerin, die sich jetzt mit ihr anlegen wollte? Das war ihr zu heikel. "Ich gehe nicht mit ihm in die Stadt!" versicherte sie schnell.
Die andere starrte sie an. "Du gehst... nicht... mit?"
"Nein!"
"Wow. Wie kann man nur so feige sein!" fauchte die andere. Plötzlich stand unterdrückter Zorn in den Augen der Besucherin.
"Ich bin nicht feige!" rief Jade. 'Doch. Bist du wohl', widersprach ihr Hirn.
"Er will sich freiwillig in Gesellschaft eines langweiligen Pferdes wie dir in der Öffentlichkeit zeigen und du bist zu feige?! Er hat bessere Freunde verdient als dich!" Liliths Gesicht nahm einen ungläubigen Ausdruck an. Sie spuckte die Worte förmlich heraus.
"Pferd?!" Der jungen Frau drehte sich alles. Sie war gestreßt, verängstigt und wurde am laufenden Band beleidigt, und nun wurde sie auch noch als Pferd bezeichnet?
Die andere blickte bezeichnend auf ihre Stiefel hinab. "Solche Schuhe lassen deine Beine noch dicker erscheinen als sie sind, vor allem wenn man damit Treppen hochstampft wie ein Trampeltier."
"Jetzt reicht's mir aber! Mir ist schnurzegal, wer du bist und was du willst, du verläßt auf der Stelle mein Grundstück!"
Lilith starrte sie an. "Willst du mir drohen, Mädchen?"
"Ich hab den Notruf auf der Kurzwahl, ich warne dich!" rief Jade und zückte ihr Handy.
"Na schön. Bis dann, Feigling." Die unverschämte Besucherin warf ihr einen letzten düsteren Blick zu und verschwand.
Vor Wut kochend betrat Jade ihr Haus und schlug die Tür hinter sich zu, daß das Glas nur so klirrte. Sie schnaubte und stürmte ins Wohnzimmer. Dann stürmte sie zurück, schloß energisch ab und bog in ihr Schlafzimmer ab, wo sie in ihr Kopfkissen schrie.
Was war denn das gewesen?! So eine unverschämte Person war ihr ja noch nie begegnet! Sie konnte sich nicht vorstellen, daß Caleb mit so einem Biest Kontakt pflegte, geschweige denn, daß er mit so jemandem zusammen gewesen war. Sie konnte nicht seine aktuelle Freundin sein, dann hätte sie sich doch nicht darüber aufgeregt, daß Jade nicht mit ihm weggehen wollte.
Das ganze war ihr so unangenehm und peinlich, daß sie ihn nicht einmal darauf ansprechen wollte. Ohnehin hatten sie gerade andere Probleme miteinander als so eine Wahnsinnige.
"Ich bin nicht feige!" schimpfte die Schwarzhaarige die Wand an. "Was glaubt die eigentlich, wer sie ist, mich einfach so zu beurteilen! Die kennt mich ja nicht mal!" Sie schmiß das Kissen an die leere Wand, als müßte sie den Leibhaftigen im Völkerball abwerfen.
'Und wie feige du bist.' Da meldete sich schon wieder ihr Gehirn, und ihr Magen stimmte auch noch zu.
Das machte sie noch zorniger. "Euch werd' ich's allen zeigen, na wartet!" Sie holte ihr Handy hervor und begann eifrig zu tippen.
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