Sims4 Soap Opera
Am frühen Sonntag Vormittag war Thilo ausnahmsweise mal wieder im 'Verbrennen und Pumpen', um ein wenig auf dem Laufband zu trainieren. Nebenbei hielt er die Augen offen nach neuem Material für seine Sketche, aber bislang war das Fitneßcenter eher mäßig gut besucht und bat ihm nicht viel sehenswertes. So trottete er eher lustlos vor sich hin und hatte Zeit, über seine Beziehung mit Beryl nachzudenken, beziehungsweise über die Ermangelung einer solchen. Bei ihren letzten Stelldicheins hatte er sie bewußt nicht erneut darauf angesprochen, aber es nagte an ihm, daß sie auch nach seiner zweiten Nachfrage vor kurzem offenbar keine Anstalten machte ihn mit ihren Freunden bekannt zu machen, obwohl sie es versprochen hatte.
Lange würde er das nicht mehr hinnehmen, und er fragte sich ernsthaft, was ihr Problem war. Daß er sie nie zu einem Date überreden konnte war schlimm genug, und ihre radikal konträren Arbeitszeiten machten das Unterfangen auch zugegebenermaßen sehr schwierig, aber angeblich waren sie doch Freunde, und er erwartete bislang gar nicht mehr, als ihre anderen Freunde mal zu treffen. 'Wieso ist das so ein Problem für sie? Will sie mich doch komplett abschießen und dann nichts mehr mit mir zu tun haben?' fragte er sich betrübt.
Wenn sich nicht bald etwas änderte würde er die Beziehung abbrechen. Ja, der Sex war wirklich gut, aber er verliebte sich immer mehr in sie und wollte ganz einfach mehr. Sicher konnte er nicht erzwingen, daß sie diese Gefühle erwiderte, und noch gab er die Hoffnung nicht auf, daß Beryl nur gestreßt von der Arbeit war und doch mehr für ihn empfand. Aber sollte sie weiterhin so desinteressiert bleiben, dann wollte er nicht mehr mit ihr schlafen und ständig daran erinnert werden, daß er nur eine halbe Beziehung hatte.
In der letzten Zeit war er ohnehin mehr Kummerkissen für sie gewesen als etwas anderes. Der Skandal mit ihrem geförderten Schützling war nicht unbemerkt an ihm vorbeigezogen, und als er sie darauf angesprochen hatte hatte die Malerin sich alles von der Seele geredet. Tagelang hatte sie darüber gesprochen, selbst als die Polizeiwache schon wieder sauber war und die Klatschpresse sich auf das nächste Opfer gestürzt hatte. Thilo merkte, wie sehr der Vorfall an Beryl nagte, und daß es ihrer Karriere geschadet hatte. Er hatte ihr geduldig zugehört, sie getröstet, war mit ihr wütend geworden und hatte nicht einen Witz über die ganze Sache gemacht, so schwer es ihm auch gefallen war. Nun fragte er sich allerdings, wo denn der Unterschied sein sollte zwischen einer Freundschaft mit gewissen Vorzügen und einer Beziehung, wenn er sich dieselben Probleme anhören durfte wie ein langjähriger Partner. Wenn sie sich ihm nahe genug fühlte, um mit ihm über Probleme zu sprechen, wieso war es dann zuviel verlangt mal zusammen auszugehen - wenigstens ins Kino? Oder nicht das Gesicht zu verziehen, wenn er ihr sagte wie gern er Zeit mir ihr verbrachte? Diese Frau war unglaublich verwirrend!
Etwas rosafarbenes erschien am Rande seines Blickfelds. Der Komiker sah zunächst flüchtig, dann genauer hin, als eine Blondine mit einem akkurat geflochtenen Zopf und in einem rosa Jogginganzug das Gerät neben ihm besetzte.
'Hm. Die kommt mir irgendwie bekannt vor', dachte er und musterte sie nachdenklich. 'Eine Kollegin? Nein, dann hätte sie gegrüßt. Von wo kenne ich die?'
Der junge Mann überlegte noch etwas länger, bis es ihm wie Schuppen von den Augen fiel. 'Jetzt weiß ich’s! Die geht doch manchmal bei Beryl ein und aus, oder?'
Er beschloß, einfach näheres herauszufinden. Wenn Beryl ihn nicht bekannt machen wollte mußte er es halt selbst versuchen. Außerdem hatte er außerhalb der Arbeit ohnehin noch keine Freunde, und vielleicht war es an der Zeit das zu ändern. Und sei es nur, um Beryl dann umgekehrt mit seiner Clique bekannt zu machen!
"Hi!" grüßte er fröhlich und winkte der Frau neben sich zu, als sie ihm überrascht den Kopf zuwandte. "Ähm... Hallo?"
"Heute ist es echt zu schwül, um draußen zu joggen, huh? Man schmilzt schon morgens wie ein Stück Butter."
"Das ist wohl wahr, zumindest hier in Oasis Springs. Verzeihung... Kennen wir uns?"
"Ich bin nicht sicher! Sehe ich dich nicht manchmal mit Beryl vor ihrem Haus plaudern?"
"Meinst du etwa Beryl Landon? Ja, das ist richtig. Wieso?" Sie lachte fröhlich.
"Ach, wie gut, daß meine Gucker noch korrekt ihren Dienst tun! Ich bin Beryls Nachbar von gegenüber, Thilo Brighton. Entschuldige bitte, daß ich dich einfach so anquatsche! Ich wohne noch nicht sehr lange dort und versuche noch mich zurechtzufinden."
"In dem Trailer? Oh, wie nett! Ich bin Summer! Freut mich, Thilo!" Als die Blondine merkte, daß ihr Trainingsnachbar offenbar nur Anschluß suchte und kein dummer Anmachspruch kam, entspannte sich Summer und wurde neugierig.
"Ja, freut mich auch! Wohnst du denn auch in unserem Viertel? Ich kenne noch nicht viele Nachbarn, weißt du."
"Nein, das tut mir leid! Ich lebe mit meinen Freunden in einer WG in Willow Creek! Aber ich bin gerne hier im Fitnesstudio und besuche dann oft auch kurz Beryl. Wir sind Freundinnen."
"Ja, wir auch! Äh, ich meine Beryl und mich - nicht daß ich was dagegen hätte, wenn wir auch welche würden!"
"Freundinnen?" kicherte Summer.
Der Blondschopf demonstrierte ihr prompt, wie gut er Stimmen nachmachen konnte, auch weibliche. "Meine Tupperparties sind legendär und ich liebe Willow Creek, also wieso nicht?!" zwitscherte er, ehe er zu seiner normalen Stimmlage zurückkehrte. "Ich bin Komiker und komme daher viel herum, auch in eurem Nachtclub. Und ich sehe Beryl auch recht regelmäßig. Vielleicht hat sie mich mal erwähnt?"
"Nein, ich fürchte nicht." Als die junge Frau die Enttäuschung im Gesicht ihres Gegenübers sah fügte sie hinzu: "Wir unterhalten uns aber auch fast ausschließlich über Rezepte und Kochen. Ich bin in der Gastronomie, weißt du."
"Ach, habt ihr im gleichen Betrieb gearbeitet? Sie war doch auch mal in einem Bistro angestellt, wenn ich nicht irre."
"Ja, wir waren Kollegen, aber wir kannten uns schon vorher."
"Cool!"
Thilo ließ das Programm auslaufen und stieg ab. "Das reicht mir für heute mit der Rennerei. Da will ich doch lieber nachher in San Myshuno noch ein paar Körbe werfen, das macht mehr Spaß!"
Summer gesellte sich zu ihm und rief begeistert: "Du spielst Basketball? Das liebe ich auch!"
"Hey, super! Wir sollten mal zusammen spielen! Doppelte Menge Leute, doppelter Spaß! Spielt der Rest deiner WG auch?"
"Nein, die beiden sind sozusagen allergisch gegen Sport! Wenn ich auch nur versuche, mir Travis oder Liberty beim Basketball vorzustellen..." Sie rollte mit den Augen. "Von mir aus sehr gerne! Alleine ist es mir immer zu langweilig in San Myshuno!"
"Und ich hab dort ständig Zeit totzuschlagen vor meinen Auftritten. Das klingt doch wie ein Plan!"
"Super!"
Thilo überlegte kurz. Ihm war ein Gedanke durch den Kopf geschossen und gleich wieder entfallen... Ach ja! "Sag mal, Summer, du hast da gerade einen Travis erwähnt. Das ist nicht zufällig so ein dunkelblonder Geek in Space Ninja Undercover Mission, oder?"
"Ach, du meine Güte!" Summer lachte herzhaft. "Das klingt tatsächlich sehr nach meinem Mitbewohner! Space Ninja? Das hatte er also in der geheimnisvollen Tüte, als er zur GeekCon gegangen ist!"
"Au wei, ich hab seine Tarnung auffliegen lassen! Was wird der Generalstab nur dazu sagen!" Der Komiker schlug in übertriebener Panik die Hände vor den Mund.
"Ha ha, schon gut! Ich weiß, daß er Cosplay mag, auch wenn er es vor mir verstecken will. Kennst du ihn gut?"
"Das nun nicht gerade, ich hab ihn auf der GeekCon getroffen und mit ihm etwas über sein Kostüm geplaudert, weil es mein erster Besuch da war. Mich wundert nur gerade, wie klein die Welt doch ist!"
"Allerdings! Kennst du Liberty etwa auch?"
"Wenn du den Namen etwas zänkischer aussprichst könnte es die sein, über die Beryl so häufig schimpft", machte er unangenehm berührt und hoffte, damit nicht in ein Fettnäpfchen zu treten.
Die Blondine seufzte. "Immer noch? Die beiden haben sich doch schon seit Monaten nicht mehr gesprochen!"
"Tja... andererseits ist diese Liberty aber auch die einzige Person, die Beryl mir gegenüber namentlich erwähnt, was es schon fast wieder zu einer großen Ehre macht, oder?"
Summer lachte angesichts dieser Schlußfolgerung. Sie mochte die offene Art ihres neuen Bekannten. Er wirkte ehrlich und war sehr lustig, und er wußte zu viel über Beryl, um nicht ihr Freund zu sein. "Mag sein! Ich muß jetzt auch los, aber gib mir doch deine Handynummer! Dann sprechen wir uns mal ab für ein kleines Match in San Myshuno!"
"Einverstanden!"
Die beiden tauschten ihre Nummern aus und verabschiedeten sich voneinander. Thilos Tag hatte unerwartet eine überaus positive Wendung genommen. Während er nach Hause schlenderte sah er sich auf dem Handy das Selfie mit Travis an. Er hatte ganz vergessen, es Beryl zu zeigen, und nun war er sogar froh darüber. Wenn Beryl mit Summer befreundet und mit Liberty verfeindet war kannte sie diesen Typ doch sicher auch. Der Komiker würde nicht so dreist sein zu versuchen Kontakt aufzunehmen, aber er würde die Augen offen halten und die eine oder andere GeekCon besuchen. Vielleicht lief er dem Geek ja erneut über den Weg und würde die Bekanntschaft vertiefen können.
Ob das wohl Beryls beste Freunde waren? Er hätte Summer gerne gefragt, aber das wäre nicht gut angekommen. Es war besser, sich mit ihr tatsächlich zu einer spaßigen Partie Basketball - oder auch mehreren - zu treffen und dabei mehr zu erfahren. Eventuell überlappte sich Summers Bekanntenkreis ohnehin mit Beryls und er würde so noch weitere Freunde von ihr treffen.
Zunächst stapelte er seine Hoffnungen jedoch nicht zu hoch. Ihre Pläne für einen Sportreff konnten immer noch ins Wasser fallen, wenn die Frau einen Rückzieher machte, weil es ihr bei genauer Betrachtung unangenehm war mit einem fast fremden Mann abzuhängen. Verheiratet war sie nicht, sonst wäre sie wohl nicht in einer WG, aber sie könnte immerhin einen eifersüchtigen Freund haben.
"Na, dann soll der mitspielen! Je mehr, desto besser!"
Dieser hypothetische Freund bräuchte sich keine Sorgen zu machen. Summer war nicht sein Typ, und er zerstörte auch keine Beziehungen. Doch immerhin hatte Thilo die Blondine als sympathisch empfunden. Sie etwas besser kennenzulernen war daher keinesfalls verkehrt, und vielleicht sogar regelmäßig mit jemandem ein paar Körbe werfen zu können wäre tausendmal besser als es ständig allein zu tun.
Der Tag hatte wirklich vielversprechend angefangen, und Thilo pfiff ein fröhliches Lied auf dem Nachhauseweg.
Sims4 0118 Von Drachen und Wüstlingen < - # - > Sims4 0120 Jade traut sich
"Ich brauche keine Schulter zum Ausheulen, Caleb. Die Arbeit ist einfach so anstrengend, das ist alles", blockte sie ihn ab, erschrocken darüber, sich so auffällig verhalten zu haben, daß er selbst zu grübeln begonnen hatte.
"Das kann doch nicht alles sein..."
"Dann fehlen mir vielleicht einfach deine Umarmungen, und ich kann den Streß deshalb nicht hinter mir lassen! Freu dich doch, daß alles wieder beim alten ist!" Sie bemühte sich glücklich auszusehen. "Und du spendest mir bereits Trost, mein lieber Vampir! Der Caleb, den du als so traurig bezeichnest, hat mir ganz neue Seiten an dir aufgezeigt, die ich sehr, sehr schätze. Wir hatten so viele faszinierende Gespräche in letzter Zeit, die ich für nichts in der Welt missen wollen würde!"
Die Lippen des Vampirs wurden schmal. Er glaubte ihr nicht, daß dieses Verhalten allein durch Streß von der Arbeit ausgelöst worden sein sollte, aber er konnte sie nicht zum Reden zwingen, auch wenn er sie am liebsten an den Schultern gepackt und geschüttelt hätte. Was blieb ihm anderes übrig, als ihr weiter Zeit zu geben?
Er lächelte zurück. "Danke, Jade. Natürlich bin ich froh, dich wieder umarmen zu dürfen, und daß ich dir wenigstens ein bißchen helfen kann mit meinem Geplapper."
"Du ahnst gar nicht, wie sehr ich dein sogenanntes Geplapper zu schätzen weiß." Sie berührte ihn sanft am Arm. "Aber was ist mit dir? Magst du mir erzählen, wieso du traurig bist?"
"Lieber nicht, Jade."
Jades Augen weiteten sich erschrocken, als er nicht einmal abstritt bedrückt zu sein. "Warum nicht?"
"Aus denselben Gründen, die du für dein Schweigen anführst. Du kannst mir nicht dabei helfen. Es muß dir genügen zu wissen, daß auch ich mich bereits durch unsere Freundschaft besser fühle."
Die junge Frau war sich nicht ganz sicher, ob das eine Retourkutsche von ihm war. Bislang hatte sie immer den Eindruck gehabt, daß er sich um Offenheit bemühte, aber seine Erklärung erschien ihr nun sehr abgehackt. "Bist du sicher?"
"Es tut mir leid es angesprochen zu haben, ich wollte dich nicht in Sorge versetzen. Manchmal... bin ich einfach zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Es muß dich wirklich nicht kümmern."
"Okay... Aber falls du doch mal ein offenes Ohr brauchst, dann denk an mich, ja? Ich bin nicht zu gestreßt, um dir zuzuhören, wirklich nicht!"
"Na schön, Jade Sparkle. Darf ich dann jetzt den Comic sehen?"
"Hm... Ich weiß nicht. Willst du dir wirklich im Voraus den Film verderben?" fragte sie frech, zweifellos um die Situation aufzulockern.
"Das ist nicht fair, du kennst das Buch schon und ich darf nicht schauen?!" ging er auf ihr Spiel ein.
Jade blätterte den dicken Band durch. "Ach herrje! Ich hab ja ganz die Nacktszenen vergessen! Das kann ich dir nun wirklich nicht zeigen, noch dazu in meinem Schlafzimmer!"
"Dir ist klar, daß ich das Buch jetzt erst recht sehen möchte, ja?"
"Du Lüstling!" Sie grinste, was er erwiderte. "Von wegen, ich will nur überprüfen, was Jade Sparkle mit roten Ohren unter der Bettdecke liest!" Caleb griff nach dem Buch, doch sie wandte sich ab und drückte es an ihre Brust. "Das hättest du wohl gern!"
"Genau das sage ich ja!" rief er und versuchte es ihr zu entwinden.
"Whoa! Ich glaube nicht, daß ich einen solchen Film mit einem Wüstling wie dir ansehen sollte!" wehrte sie nicht ganz ernsthaft ab und krümmte sich, woraufhin er anfing sie zu kitzeln, um die Deckung zu durchbrechen.
Jade lachte unfreiwillig und versuchte ihm zu entkommen, doch beim Versuch aufzustehen rutschte sie prompt auf ihrer Bücherkiste aus und kippte mit einem erschrockenen Aufschrei zurück aufs Bett. Instinktiv fing Caleb sie auf und fiel mit ihr um, da sein Arm unter ihr aufkam. Die junge Frau landete weich auf der Matratze und blieb kichernd und heftig atmend liegen. Insgeheim genoß sie den kurzen Moment, in dem sie ihn warm in ihrem Rücken spürte und förmlich von ihm umarmt wurde.
Der Vampir richtete sich auf, so gut es ging, und fragte erschrocken: "Ist alles in Ordnung?"
"Mhmmm!" Sie giggelte immer noch.
"Dich zu kitzeln ist wirklich brandgefährlich! Das sollte ich mir endlich merken. Entschuldige bitte, Jade."
"Ist schon gut." Sie drückte sich so weit hoch, daß er seinen Arm befreien konnte, und rollte sich dann auf den Rücken, um ihn anzusehen, wodurch sie ihm noch näher kam. Ihre Augen blitzten, feucht vom Lachen.
Als sie ihn nur stumm und auf unbestimmte Weise erwartungsvoll ansah wurde dem Mann bewußt, wie nah sie einander plötzlich wieder waren. Das gefiel ihm zwar, doch was war das im tiefen Braun ihrer Augen? Wieso sah sie ihn erneut so an, als warte sie nur darauf ihm zu gehören?
Er warf einen kurzen Blick zum Fenster. Draußen hatte es zu dunkeln begonnen. Er hatte heute noch nichts getrunken. Waren wie nach der Oper sein Durst und der verfluchte Vampircharme die Auslöser? Was stimmte in letzter Zeit nicht mit ihm, daß die Schwarzhaarige seinem Zauber zu unterliegen begann? Der Vampir hatte nicht vor von ihr zu trinken, das mußte doch langsam zu seinem Unterbewußtsein durchdringen. Oder beeinflußte er sie tatsächlich wegen Beryls dummer Anmerkungen?
Ruckhaft setzte er sich auf und schnappte sich dabei den Comicband, der ihr entglitten war, um sich abzulenken. "Wollen wir doch mal sehen, was Jade Sparkle derart die Schamesröte ins Gesicht treibt, daß sie es verstecken will."
"Nur zu", lachte sie vergnügt, "Aber ich warne dich gleich: es ist nur der Mann, der ständig nichts an hat."
"So? Das erklärt endgültig, wieso du das Buch unter deinem Bett lagerst. Jade Sparkle steht auf blanke Männerpos, ich verstehe", neckte er sie weiter, während er übertrieben forschend das bunte Buch durchblätterte. Seine Freundin sah ihm schmunzelnd dabei zu. "Für den Film haben sie ihm mehr angezogen, damit sie den teuren Schauspieler auch mal von vorne zeigen können, habe ich gelesen."
"Sehr zu deinem Bedauern?"
Sie lachte. "Nein, wirklich nicht! Selbst im Comic hätte das Adamskostüm nicht sein müssen, obwohl es für viele urkomische Situationen zwischen den beiden Hauptfiguren sorgt, die im Film vermutlich verloren gehen werden. Aber der Drache und der Urwald sind genial gezeichnet, und die Feen sind super witzig!"
Caleb beobachtete sie aus den Augenwinkeln und schaffte es dennoch, sich in den Zeichnungen zu verlieren. Insofern die Filmstudios nichts grundlegendes verändert hatten stand ihnen ein Liebesfilm vor exotischer Kulisse bevor, mit einem sarkastischen Drachen, einigen Feen und zwei menschlichen Helden, die sich selbstredend am laufenden Band stritten bis zu ihrer spontanen Einsicht sich zu lieben gegen Ende der Geschichte. Das war so wenig überraschend, daß es kaum als Spoiler bezeichnet werden konnte, also trübte es nicht die Vorfreude auf den Film.
Als Jade sich endlich wieder ins Sitzen hocharbeitete und dabei ein wenig Abstand zwischen sich und ihn brachte, sah der Vampir vom Comicbuch auf.
"Und?" fragte sie, "Schauen wir uns den Film noch an oder schreckt dich die Geschichte ab?"
"Natürlich sehen wir ihn uns an! Du weißt doch, wie sehr ich Liebesgeschichten mag."
"In Ordnung. Ich glaube, er läuft am Donnerstag Abend."
"Hervorragend", meinte er ohne rechte Überzeugung. Eigentlich war ihm gar nicht mehr wohl bei dem Gedanken abends mit der jungen Frau zusammen zu sein, solange er seine Vampirkräfte nicht recht im Zaum hatte, noch dazu mit einer Romanze. Caleb hatte noch keine Idee, wie er weitere Entgleisungen vermeiden sollte. Doch einfach grundlos abzusagen wäre auch nicht recht gewesen. Für den Fall, daß er sich während des Films verabschieden mußte, sollte er vorher noch etwas schönes mit ihr unternehmen. Am Tag. "Hast du morgen schon etwas vor, Jade?"
"Auf einem Sonntag? Außer Wäsche zu waschen und etwas Geige zu üben nicht, nein. Wieso fragst du?"
"Wie wäre es, wenn wir morgen in den Park gingen?"
"Meinst du den Stadtpark von Willow Creek oder den von Oasis Springs? Oder hat gar Forgotten Hollow auch einen Park?"
"Den von Willow Creek, versteht sich. Oasis Springs ist ja teilweise sehr malerisch, aber deren Park ist mir definitiv zu sandig. Was Forgotten Hollow angeht... unser Park ist nicht gerade eine Augenweide, und zudem derart winzig, daß man ihn in fünf Minuten umrunden kann."
"Okay... meinetwegen können wir gerne gehen, aber wie kommst du plötzlich darauf?"
"Euer Park soll sehr schön sein, und wir könnten dort vor netter Kulisse Schach spielen. Wäre das nicht eine willkommene Abwechslung zu deiner Veranda?"
"Gut, wenn du so darauf aus bist mich mal wieder in Grund und Boden zu spielen, dann machen wir das so."
"Darf ich dich daran erinnern, daß nicht immer ich gewinne?"
"Uh-huh! Ich bin mir sicher, daß du mich gewinnen läßt."
"Das tue ich nicht! Dazu bin ich viel zu ehrgeizig!" rief er und lachte ungläubig.
"Ach so!" Die junge Frau grinste. "Wann sollen wir uns denn treffen?"
"Paßt dir der frühe Nachmittag oder bringt das deine Pläne fürs Mittagessen durcheinander?"
"Das ist mir recht. Zur Not flitze ich zwischendurch schnell in den Supermarkt in der Nähe und grille mir etwas im Park."
"Das klingt nett. Also, halb zwei?"
"Einverstanden!" Jade lehnte sich zu ihm hinüber und umarmte ihn.
Caleb wußte nicht recht, wie er reagieren sollte. Einerseits schrie alles in ihm danach die Geste zu erwidern, andererseits hatte er erneut etwas in ihrem Blick aufblitzen sehen, das ihm Sorgen bereitete. Vorsichtig legte er die Hände auf ihren Rücken. Als Jade wieder von ihm abrückte glaubte er flüchtig etwas feuchtes auf seiner Wange zu spüren, doch das waren sicher nur die letzten Lachtränen. Es wurde Zeit zu gehen. "Ich muß jetzt los, Jade. Danke für den schönen Tag, und bis morgen!"
"Bis morgen, Caleb." Sie sah ihm hinterher und er hätte schwören können, daß sie enttäuscht dreinblickte.
Sims4 0117 Sieh mir nicht ins Herz <- # -> Sims4 0119 Hoffnung in Rosa
So kamen die beiden am frühen Samstag Abend gut gelaunt wieder in Jades Haus an, wo sie noch eine ganze Weile über den Film und ähnliche Werke schwatzten, während Jade sich etwas kochte und wie immer allein aß.
"Hast du inzwischen eigentlich mal wieder etwas von Beryl gehört?" fragte Jade ihren Freund zwischen zwei Bissen.
"Zuletzt gesehen habe ich sie einen Tag vor unserem Opernbesuch, als wir kurz auf dem Spaßfestival waren. Oh, ich habe dir noch gar nicht das Foto von dem Street Art Bild gezeigt, das wir dort gemeinsam angefertigt haben!" Er begann die Fotos auf seinem Handy zu durchwühlen, erzählte aber weiter: "Nach den Zeitungsberichten über den Graffiti-Skandal in Magnolia Promenades habe ich mehrfach versucht sie per SMS zum Sprechen zu bekommen, aber es kamen nur nichtssagende kurze Antworten. Ich weiß immer noch nicht, ob sie diese Sache mitgenommen hat oder nicht, oder ob es berufliche Konsequenzen für sie hatte. Wann hast du sie denn zuletzt gesprochen?"
"Ich weiß noch weniger als du, mir schreibt sie auch nur superkurze Sprüche zurück. Zuletzt gesehen habe ich sie kurz vor... dem Romantikfestival, glaube ich." Es fiel ihr schwer, den Namen des Festes, auf dem es ihr so schlecht gegangen war, auch nur in den Mund zu nehmen.
"Was?! Das ist ja Wochen her!" rief Caleb erstaunt aus, woraufhin Jade mit den Schultern zuckte und ihr Geschirr abräumte, wobei sie nur flüchtig auf das Foto sah, das Caleb ihr auf dem Handy hinhielt. "Ja, stimmt schon. Ein schickes Graffiti habt ihr da gemalt, es sieht aus als hattest du Spaß. Und, was macht sie so?"
"Sie trifft sich wohl gelegentlich mit jemandem, über den sie aber nichts sagen will, und ist ansonsten in ihre Malerei vertieft. Die neue Karriere scheint sie grundsätzlich sehr zu erfüllen, und sie ist ständig schwer beschäftigt."
"Ach, das ist ja nett. Dann hat der sie doch sicher schon über die Angelegenheit weggetröstet und sie brauchte uns deshalb nicht", meinte die junge Frau höflich und war innerlich froh, das zu hören. Sie vermutete, daß es um Beryls Nachbarn ging, mit dem diese sich letztens zerstritten hatte. Wenn das Verhältnis wieder repariert war war Beryl hoffentlich nicht mehr hinter Caleb her.
Ihr Freund runzelte die Stirn. "Rufst du sie denn nie an, daß du nicht einmal davon etwas wußtest?"
"Ich bin halt sehr beschäftigt, aber anscheinend geht es ihr ja ähnlich." Jade wollte weder zugeben, daß sie nach dem unangenehmen Gespräch über ihren romantischen Traum gerade kein großes Interesse an weiterer Kritik von Beryl hatte, noch daß sie in der Tat abends so gestreßt von der ungeliebten Arbeit war, daß es ihr selbst schwer fiel mit Caleb in der Woche zu plaudern. "Wenn eine von uns etwas zu erzählen hat werden wir uns schon anrufen. Bei mir ist ja nichts los, das sie dann nicht schon von dir gehört haben wird."
"Ich dachte, ihr Frauen würdet des öfteren bummeln gehen."
"Aaach, nein, das war ja mal ganz nett, aber allgemein kaufe ich schon lieber alleine ein. Beryl und ich sind da zu unterschiedlich."
"Müßt ihr denn dasselbe kaufen?"
"Natürlich nicht, aber selbst wenn wir uns auf einen Laden einigen will sie mir dort Sachen andrehen, die sie für richtig hält. Ich mag halt nicht dieselben Make-up Farben wie sie, und teile auch weder ihre Vorlieben in Sachen Schmuck noch bei Unterwäsche."
"Sie hat wirklich versucht dir Wäsche auszusuchen?" Caleb grinste breit bei der Frage, und Jade verzog angewidert das Gesicht. "Ja, und zwar Zeug, das ich nicht mal tragen würde, wenn ich tot wäre!"
Der junge Mann grinste noch breiter, und sie kam mit einem kleinen Teller Plätzchen aus der Küche zurück und sah ihn herausfordernd an. "Was ist so witzig?!"
"Eigentlich gar nichts, außer daß eine Dame, die aus Rücksichtnahme auf ihren Galan in spe nicht mehr angefaßt werden will, mir von ihren Unaussprechlichen erzählt. Das ist... verwirrend."
"Uhm, es ist ja nicht so, daß ich sie dir zeige oder beschreibe, oder?"
"Nein, leider nicht!"
"Du Quatschkopf! Stell dir einfach vor, Beryl würde dir gelbe Sneakers und Shirts mit Einhörnern drauf andrehen wollen, dann hast du eine Vorstellung davon, wie konträr unsere Vorstellungen von 'schön' sind."
Jade setzte sich und steckte sich ein Plätzchen in den Mund, ehe sie auch ihm den Teller hinhielt.
"Nein, danke!" lehnte er gewohnheitsmäßig ab, doch sie hielt ihm den Teller energischer hin. "Verflixt, Caleb, nun zier dich doch nicht so wegen einem kleinen Plätzchen!" schimpfte sie mit gefurchter Stirn, ehe sie mit den Augen rollte. "Aaach... Jetzt wirst du mir wieder sagen, daß das so eine Vampirsache ist, ja? Du kannst nichts essen?"
Caleb wunderte sich ein wenig über ihren gereizten Ton, erklärte aber ehrlich: "Das ist nicht ganz richtig, Jade. Ich kann, wie sehr viele Vampire, schon Nahrung zu mir nehmen, aber da mich Mahlzeiten nicht am Leben halten, sondern nur der Unterhaltung oder gelegentlich als Alibi dienen, bin ich nun einmal Genießer mit Leib und Seele und erfreue mich nur an ganz exquisiter Qualität."
"Du bist Gourmet?" fragte sie verdutzt.
Er nickte und sah sie entschuldigend an, was sie noch mehr aufzubringen schien. "Was du mir also sagen willst ist, daß das, was ich koche, dir nie gut genug war?!"
"Jade, ich wollte dir nur nie Umstände machen oder Kosten verursachen für etwas, das mir generell nicht viel bedeutet. Bitte sei mir doch nicht böse deswegen."
Sie ließ den Teller einfach los, und hätte er nicht blitzschnell reagiert, sich vorwärts geworfen und ihn aufgefangen wäre er auf dem Tisch zerschellt. "Jade, was... ?!"
"Tut mir leid, daß sie so wertlos sind. Das sind die besten Plätzchen, die ich je gebacken habe. Besser bekomme ich sie wohl niemals hin", meinte sie tonlos, legte die Hände in den Schoß und wich mit dem Blick den Backwaren, die ihr plötzlich minderwertig erschienen, aus.
Caleb wollte sie so gern trösten, zumal er ja auch der Grund dafür war, daß sie überhaupt unglücklich geworden war. "Die sind nicht gekauft? Du hast sie selbst gebacken?" fragte er erstaunt. Es war Schwarzweißgebäck, und sie hatte sich sehr große Mühe damit gegeben, verschiedene Muster sehr akkurat darzustellen.
"Sicher. Ich backe gerne, wenn ich denn mal die Zeit dazu habe."
"Das wußte ich nicht. Ich sehe dich fast immer Salate zu dir nehmen."
"Meistens hab ich auch nicht viel Zeit zum Kochen, gerade wenn ich dich erwarte. Aber wenn wir uns am Wochenende mal nicht sehen koche ich auch mal gerne etwas besseres. Oder backe."
"Das ist faszinierend, Jade!" Der Vampir sah erneut auf das Gebäck. "Also, wenn du weiterhin nicht dagegen hast, dann nehme ich mir eins..."
"Nur zu."
Er unterdrückte ein Seufzen, steckte sich ein Plätzchen in den Mund und kaute. Und kaute. Und machte große Augen. "Jade! Die sind ja vorzüglich!"
Auf einmal lächelte sie. "Das freut mich."
"Uhm... Darf ich noch eins haben?"
"Sicher, nimm dir so viel du willst." Sie sah ihm dabei zu, wie er genußvoll an einem weiteren Plätzchen knabberte, statt es in einem Rutsch wegzuputzen wie das erste. Das war tatsächlich das erste Mal, daß sie ihn etwas essen sah, und es freute sie mehr als sie sich erklären konnte. 'So, Gourmet ist er also, huh?' Jade faßte den Entschluß, sich ein neues Kochbuch zu kaufen. Wenn dieser angebliche Vampir nur Hummer und Butternut zu sich nehmen wollte, dann würde sie lernen das zu kochen, damit sie ihm endlich einmal einen Teil seiner Freundlichkeit zurückzahlen konnte. Und sagte man nicht ohnehin, daß Liebe durch den Magen ginge?
"Danke, aber das genügt. Kleine Portionen entfalten ihren Geschmack viel besser!"
"Na dann, du Plätzchen-Vampir!" Die junge Frau grinste und stellte den Teller in den Kühlschrank zurück.
"Ist das mein neuer Spitzname?" hakte er spontan nach.
"Nein, ich überlege noch!" Sie kicherte.
Sims4 0115 Jade mag kein Karaoke <- # -> Sims4 0117 Sieh mir nicht ins Herz
Die beiden wechselten aufs Sofa hinüber, und Caleb fiel plötzlich der Fernseher ins Auge. "Oh, du hast einen neuen TV?"
"Ja, ich war den alten leid, das Frühstücksfernsehen war vom Tisch aus kaum zu erkennen. Und jetzt, wo du und Beryl neue Geräte habt, wollte ich auch nicht länger nachstehen. Vermutlich ist er nicht so toll wie eurer, aber..."
"Nein, nein, meine Schwester und ich haben sogar dasselbe Modell!" unterbrach er sie rasch.
"Ach, echt? Dann könnten wir doch mal wieder zusammen einen Film schauen?"
Ihre Frage klang so hoffnungsvoll, daß Caleb prompt ein schlechtes Gewissen bekam, weil er den Fernsehabenden in letzter Zeit ausgewichen war. Er lächelte entschuldigend. "Sicher. Nächste Woche kommt ein weiterer Film mit einem Drachen, wollen wir den anschauen?"
"Oooh, gerne! Ich hab das Comicbuch dazu! Sollte der Film auch nur halb so gut sein wie die Vorlage, dann ist er sehr unterhaltsam!" Ihre Begeisterung war eindeutig echt.
"Du besitzt Comics?" fragte er erstaunt und mußte unwillkürlich daran denken, was der Geek Travis wohl dazu sagen würde, daß seine 'seltsame' Nachbarin eines seiner Hobbies teilte.
"Neuerdings, ein paar! Aber es sind alles dicke Bücher, keine Heftchen wie Simmie Maus und so. Der Film hat also ordentlich Story, die er nutzen kann!"
"Darf ich das Buch einmal sehen?"
"Klar! Hm, wo hab ich den Band nur hingelegt?" Jade zog die Stirn kraus, während ihr Blick nachdenklich durchs Zimmer strich. "Ach, ich erinnere mich! Komm mit!" Sie führte ihn ins Schlafzimmer und bedeutete ihm sich aufs Bett zu setzen. Caleb folgte der Bitte mit verwunderter Miene und sah neugierig zu, wie sie sich auf den Boden kniete und eine flache Kiste unter dem Bett hervorzog, in der sich zwischen einigem Krimskrams wenigstens zwei Dutzend Bücher und Softcover stapelten. Neben mehreren Comics entdeckte der Vampir auch Notenhefte, Magazine mit Rezepten und Lehrbücher über Charme und Reparaturen im Haushalt.
"Meinst du nicht, daß es langsam doch angebracht wäre über ein größeres Bücherregal nachzudenken?" fragte er belustigt und fischte die Schneekugel, die sie damals auf dem Spaßfestival gekauft hatte, zwischen den Romanen heraus, um eine dünne Staubschicht abzuwischen. Er schüttelte sie leicht und sah dem Schneetreiben im Glas zu, wobei er ein wenig Wehmut empfand. Damals hatte Jade ihm zum ersten Mal richtig gute Komplimente gemacht. Das waren noch lustige Zeiten gewesen, doch sie hatten viel zu schnell ein Ende gefunden. Zwar mochte er die gemeinsamen Treffen wieder, seit seine Freundin nicht mehr ständig diese furchtbare Laune hatte, aber sie waren einfach nicht mehr so witzig.
"Weißt du, Caleb, ich möchte dir schon seit längerem etwas sagen", meinte Jade plötzlich und setzte sich mit dem Comic auf dem Schoß neben ihn, wobei ihr Blick auf dem funkelnden Glas ruhte.
Er drehte das Souvenir zwischen seinen Händen. "Nur immer heraus damit."
"Oft vermisse ich den frechen Caleb mit den koketten Sprüchen. Doch gleichzeitig mag ich die Wendung, die unsere Gespräche in letzter Zeit genommen haben, sehr. Es läßt sich wirklich hervorragend mit dem ernsthaften Caleb über tiefsinniges diskutieren."
"So? Welcher Caleb ist dir denn lieber?" fragte er und wunderte sich, ob es auch bei ihr an der Schneekugel lag, daß ihre Gedanken den seinen so ähnlich waren.
"Ich weiß nicht... Sie haben beide ihren Charme, wie ich zugeben muß."
"Schön, daß es dir gefällt", sagte er ruhig und behielt eine neutrale Miene.
"Dir nicht?" hakte sie vorsichtig nach, als sie den ungewöhnlichen Unterton in seiner Stimme hörte.
Der Vampir zögerte mit seiner Antwort. "Um ehrlich zu sein ist der ernsthafte Caleb oft eher ein trauriger Caleb. Ich komme mit dem Kerl nicht immer so gut zurecht." Er schüttelte die Schneekugel erneut und sah den Flocken beim Rieseln zu. "Wie gerne ich ab und an wieder mit dem anderen tauschen würde." Wie oft hatte er damals ignorieren können, daß er ein Vampir war. Jade hatte ihn stets, ohne es selbst zu ahnen, von allen düsteren Gedanken abgelenkt. Seit der Sache mit Lilith und den Ganoven im Modeviertel und dann dem Eklat mit Beryl hatte er wieder häufiger Alpträume, und er hätte sich unheimlich gern von jemandem in den Arm nehmen lassen oder einfach mal wieder einen Abend mit Blödelei und einem zweideutigen Schlagabtausch mit Jade verbracht. Aber er mochte mit seiner Freundin nicht darüber sprechen, da er sie nicht in die Zwickmühle bringen wollte ihn trösten zu wollen ohne dabei körperlichen Kontakt einzugehen. Sie würde ihn umarmen, und anschließend würden sie sich beide schlecht fühlen.
Die Schwarzhaarige sah ihn lange und ernst an, wie er krampfhaft in die kleine Kugel starrte und ihr auswich. Es war sehr selten, daß ihr Freund sich dermaßen öffnete und Einblick in sein Inneres gewährte. Er sah tatsächlich sehr betrübt aus und sie fragte sich, warum ihr das nicht eher aufgefallen war. Angesichts seiner perfekten sozialen Maske und seines stets betont freundlichen Auftretens hatte sie noch nie daran gedacht, daß auch sein Leben vermutlich nicht perfekt war. Was war es, das gerade heute seine sorgsam aufgebaute Fassade bröckeln ließ? Sie hoffte, daß nicht sie der Auslöser für seine gedrückte Stimmung war. Hatte sie heute gegrübelt? Ihn ignoriert? Sich seltsam verhalten? Hoffentlich nicht.
Es bedurfte keiner tieferen Selbstreflektion ihrerseits um zu wissen, wie sehr sie ihn ebenfalls vermißte. Den frechen Caleb mit den blitzenden Augen, der nach jedem unanständigen Spruch die Hände in die Luft warf und unschuldig tat, wenn sie ihn in die Ecke schickte. Und die Umarmungen des lustigen und umsichtigen Caleb.
Außerdem wurde ihr soeben klar, wie egoistisch ihr Handeln war. Immer dachte sie nur daran, was sie ertragen konnte. Aber was war mit ihm? Jade hatte den Eindruck, daß ihr Freund nicht immer so stark war wie er tat, sondern selbst auch manchmal Trost in einer Umarmung suchte, die auf den ersten Blick nur freundlich wirkte.
Egal, wie sehr sie es bei jedem Treffen versuchte - trotz seiner tapferen Bemühungen, ihrer Bitte zu entsprechen und ihr nicht zu nahe zu kommen, verebbten die bittersüßen Gefühle in ihr kein bißchen. Im Gegenteil, sie liebte ihn immer mehr, seit sie auch über so viele ernste Dinge sprachen. Daß er sich die Umarmungen zurückwünschte nährte in ihr die unkluge Hoffnung, daß er sie vielleicht tatsächlich ein wenig so mochte, wie sie es sich ersehnte, und immer wenn er davon sprach, mit Beryl gesprochen oder sie getroffen zu haben, wurde sie irrational eifersüchtig, weil sie wußte, daß ihre Bekannte ihn wollte und so viel Erfahrung darin hatte zu bekommen, was sie begehrte.
Jade blieb nur noch eine Möglichkeit - doch noch ins kalte Wasser zu springen und ihm ihre Gefühle zu gestehen, und danach entweder einen Freund zu verlieren oder eine Beziehung zu beginnen. Noch hatte sie jedoch nicht den Mut gefunden es ihm zu sagen, beziehungsweise immer dann, wenn sie gerade ihren ganzen Mut zusammengekratzt hatte, verabschiedete Caleb sich plötzlich, als würde er etwas ahnen. Vielleicht sollte sie zunächst doch den alten Status Quo wieder herstellen, um ihm erneut näher zu kommen und ihre Begegnungen nicht mehr so... seltsam zu machen.
"Okay", sagte sie schließlich schlicht.
"Hm?" Er schreckte aus seinen eigenen Gedanken auf.
"Sag dem frechen Caleb, daß er zurückkommen darf. Meine Grenzen... gelten nicht mehr."
"Jade..." Ihr Freund sah sie seltsam an. "Wieso sagst du das?"
Sie rutschte ein wenig unbehaglich herum und suchte nach den richtigen Worten, um ihren Entschluß nicht wie eine billige Ausrede klingen zu lassen. "Summer umarmt mich inzwischen auch, weißt du. Und ich glaube, Travis wird das auch irgendwann tun, so wie er auch Summer und Liberty zur Begrüßung drückt. Auch wenn er mich eigentlich nicht sehr zu mögen scheint. Das werden sie mit dir auch so handhaben, sobald du sie mehrmals getroffen hast. Ich käme mir reichlich blöd vor, wenn alle anderen dich so grüßen und ich mich als einzige quer stelle."
"Du mußt dich nicht der Herde anschließen wegen mir", meinte er eindringlich und schnaubte leise, doch Jade schüttelte den Kopf. "Die Sache ist die... Von Summer will ich gar nicht umarmt werden. Von dir aber schon. Du bist mein liebster Freund."
Der Vampir legte die Schneekugel zurück und sah seinem Gegenüber in die Augen. Der plötzliche Sinneswandel kam ihm ein wenig spanisch vor, und sie schien sehr verlegen. "Darf ich dich etwas sehr persönliches fragen?"
"Natürlich, Caleb." Das Herz pochte ihr bis in den Hals und ihre Wangen schienen zu glühen.
"Hat derjenige, dem du dein Herz geschenkt hast, dich abgewiesen, so daß dir deine Grenzen nicht mehr wichtig sind?" fragte ihr Vertrauter sanft und mit deutlicher Besorgnis.
"Ich hab dir doch gesagt, daß es diesen Jemand nur in der Zukunft gibt!" sagte sie trotzig und ärgerte sich ein wenig darüber, daß schon wieder dieses Thema aufkam.
Caleb schüttelte den Kopf. "Das sagst du zwar, ich bin mir jedoch nicht sicher, ob ich es glaube. Wenn es kein Mann ist, was beschäftigt dich dann so sehr in den letzten Wochen? Du bist so oft abwesend und traurig."
"Das bildest du dir nur ein, Caleb Vatore."
"Nein, das tue ich ganz sicher nicht", beharrte er. Diesmal, wo er sie in der Ecke hatte, würde er sich nicht so einfach abspeisen lassen. Wenigstens den einen Nutzen mußte der ernste Caleb doch haben. "Das ist nicht nur Streß von der Arbeit. Da ist so viel Sehnsucht und Kummer in deinen Augen, daß es manchmal kaum zu ertragen ist."
"Selbst wenn es so wäre - und ich sage dir, daß es nicht so ist - gäbe es wohl kaum etwas, das du deswegen tun könntest, oder?"
"Wir sind Freunde, Jade. Ein Freund hört sich die Sorgen des anderen an und spendet Trost."
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Eine Zeitlang hatten Jade und ihr bester Freund nur telefoniert. Caleb hatte Jade auf einen Artikel aufmerksam gemacht, in dem es um Beryl ging und um einen Kunstskandal, in den sie verwickelt war. Die beiden hatten das ganze Wochenende darüber gesprochen, ob sie sie darauf ansprechen sollten, sich aber dagegen entschieden, da von Seite der Rothaarigen aus völlige Funkstille herrschte und beide sich dachten, daß die resolute Beryl sich wohl kaum weinend in ihrem Haus eingeschlossen hatte. Wenn sie darüber reden wollte hätte sie sich sicher bereits gemeldet. Auf SMS mit Grüßen und dem üblichen "Wie läuft's bei dir?" kamen nur ähnliche Floskeln wie "Alles gut!" oder "Ziemlich heiß heute, aber sonst okay." zurück. Also weinte sie sich vermutlich bei ihren Kollegen oder ihrem Therapeuten aus, oder sie stand über den Dingen und ignorierte das ganze einfach.
Als zu Beginn der Woche weiterhin nichts kam entschlossen sich beide das Thema ruhen zu lassen und zum Alltag zurückzukehren, und so hatte Jade Caleb etwa eine Woche nach ihrem gemeinsamen Opernbesuch für den Mittwoch Abend in ein Musical eingeladen. Zu ihrem Leidwesen war die Vorstellung dermaßen schlecht gewesen, daß beide daran gedacht hatten schon in der Pause zu gehen. Zunächst war es der jungen Frau sehr peinlich gewesen, ein so schlechtes Stück herausgesucht zu haben, aber auf dem Rückweg hatten sich beide gegenseitig die schwärmerischen Kritiken im Internet vorgelesen und darüber gelacht, daß diese Leute das Musical wohl in einer Paralleldimension gesehen haben mußten. Schließlich hatte Caleb einen brandneuen Artikel gefunden, der darüber informierte, daß die männliche und weibliche Hauptrolle just an jenem Morgen nach einem heftigen Streit mit dem Regisseur gekündigt hatten und dieser die Rollen quasi in letzter Sekunde mit seiner neuen Freundin und seinem Neffen besetzt hatte, statt auf die professionellen Zweitbesetzungen zurückzugreifen. Ein schwerer Faux Pas, der dem Stück das Genick brechen würde!
Wenigstens auf dem Rückweg hatten sie sich daher gut amüsiert, auch wenn es Jade erneut sehr schwer gefallen war sich von Caleb fernzuhalten. Gerade als sie aufgab und ihn doch hatte umarmen wollen hatte er sich verabschiedet.
Nun war also wieder er an der Reihe mit einer Einladung, und sie kam zu Jades Erstaunen am Freitag Abend. Das Handy klingelte, als sie sich nach der Arbeit gerade auszog, um den Streß wegzuduschen. "Hallo Caleb! Sind dir die musikalischen Möglichkeiten ausgegangen, daß du jetzt erst anrufst?" fragte sie und bemühte sich, ihre schlechte Laune von der Arbeit zu unterdrücken. "Ansonsten hoffe ich, du willst deine neuste Idee nicht gleich am Montag umsetzen, falls ich dafür etwas einkaufen muß!"
"Mitnichten, der heutige Plan benötigt lediglich keine Vorbereitungen und ich wollte gleich nach dem Essen mit dir los!" lachte er.
"So? Was schwebt dir denn vor?"
"Wie wäre es mit einem Besuch im Honey-Pop zum Karaoke?"
"Karaoke? Du willst dir wieder so einen Wettbewerb ansehen?" fragte sie und war überhaupt nicht begeistert von der Idee. Sie hatte wenig Interesse in die Bar zurückzukehren, in der sie solche schlechten Schwingungen während des Romantikfestivals erlebt hatte.
"Wieder falsch, Jade Sparkle! Ich dachte mir, anstatt zuzuhören sollten wir teilnehmen!"
"Nein. Tut mir leid, Caleb, aber auf keinen Fall!" Ihre Stimme war fest, doch er gab noch nicht auf. "Schön, wenn dir die große Bühne zu unangenehm ist für einen ersten Versuch könnten wir auch in die kleine Bar an den Docks gehen, in der wir uns damals in meiner Mittagspause getroffen haben. Dort gibt es private Räume, nur für uns zwei! Oder wir fragen noch Beryl und Summers WG, ob sie auch kommen möchten, auch wenn wir es dann sicher nicht mehr heute schaffen. Das wäre für eine größere Gruppe wohl zu kurzfristig."
"Nein, Caleb, an Karaoke habe ich nicht das geringste Interesse."
"Aw, wirklich nicht? Was kann ich tun, um dich umzustimmen?"
"Gar nichts. Es gibt nichts zwischen Himmel und Erde, das mich zum Karaoke treiben könnte. Es tut mir leid."
Caleb hörte aus ihrer Stimme einen ziemlichen Unmut heraus und fragte sich, ob das von der Arbeit oder seinem Vorschlag herrührte. Auf jeden Fall hörte er besser auf sie zu drängen, auch wenn er recht enttäuscht war über ihre Ablehnung. Er selbst hatte keine Ahnung vom Singen und war dennoch spontan bereit gewesen sich am Mikrofon zu blamieren, solange sie es gemeinsam getan hätten. Es wäre der ideale Vorwand gewesen, um sie endlich auf eine Bühne zu bringen. Schade, daß sie mehr Angst vor Lachern zu haben schien als er, besonders da sie stets zu allen anderen Veranstaltungen mitgegangen war. Gehörte die Weigerung jetzt in ihr neues Programm zum Ziehen von Grenzen?
"Nun gut. Da mein Plan also abgelehnt wurde warte ich auf einen Gegenvorschlag von dir."
"Uhm... Ich weiß nicht. Wir haben schon lange nicht mehr einfach einen Film zusammen geschaut. Vielleicht läuft morgen etwas gutes auf dem Klassikerkanal und wir lassen es für heute einfach gut sein? Ich bin sowieso ziemlich erschossen von der Arbeit."
Der Vampir sagte zu, auch wenn er daran ebenso wenig Interesse hatte wie sie am gemeinsamen Singen. In der Öffentlichkeit fiel es ihm leichter sich an ihre Regeln zu halten. Bei ihr im Haus hingegen erinnerte er sich an so viele schöne Begebenheiten und Knuddler, daß er sich nicht sicher war unfallfrei durch den Abend zu kommen. Zudem war ihr Fernseher ein Alptraum, besonders seit er und Lilith einen größeren besaßen. Aber sie zum Fernsehabend mit Lilith bei ihm daheim einzuladen würde ihre Stimmung sicher nicht heben.
Jade bemerkte seine Enttäuschung ebenfalls. "Ach, weißt du was? Wir schauen beide, was morgen Nachmittag im Kino läuft, und rufen uns in zehn Minuten wieder an für einen neuen Plan! Was hältst du davon? Dann können wir am Nachmittag einen Film sehen und haben abends noch bequem Zeit, um darüber zu diskutieren. Na?"
Das fand schon eher seine Zustimmung. "Abgemacht, Jade Sparkle! Bis gleich!"
Zwar lehnte Caleb den Science Fiction Streifen, den Jade vorschlug, ab, weil er versprochen hatte ihn mit Lilith anzusehen, aber sie einigten sich schnell auf eine animierte Gruselkomödie.
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