Sims4 Soap Opera
Die beiden nahmen sich ein Taxi und fuhren zum Städtischen Museum von Willow Creek, einem kleinen, doch altehrwürdigen Gebäude mit einem winzigen angegliederten Park, in dem man im Schatten von blühenden Kirschbäumen ausruhen konnte. Es lag gleich neben dem örtlichen Nachtclub.
"Ich war noch nie hier!" freute sich Jade. "Wollen wir uns erst den Park ansehen oder die Kunst?"
Caleb, dem die Sonne heute ein wenig zu schaffen machte nach seinem Kurzbesuch in Oasis Springs, meinte ohne zu zögern: "Mir wäre die Kunst lieber, doch die Entscheidung überlasse ich der schönen Dame neben mir."
"In dem Fall entscheidet sich die Dame, mit dem schönen Herrn an ihrer Seite hineinzugehen! Komm!"
Kichernd betraten sie das Gebäude, dessen Eintritt frei war, und sahen sich im geräumigen Erdgeschoß um, welches abgesehen von den Besuchertoiletten nur aus einem einzigen großen Ausstellungsraum bestand. Das beschränkte zwar enorm den Platz für Exponate, ließ ihnen aber auch mehr Raum zur Entfaltung ihrer Wirkung. Die beiden Freunde wanderten an den Werken entlang und betrachteten schließlich ein surrealistisches Gemälde, oder vielleicht war es auch einfach nur verspielt.
"Was hältst du davon?" fragte Caleb.
Jade brummte abschätzend. "Also, irgendwie gefällt es mir. Als Druck würde ich es mir sicher nicht aufhängen, aber es sind immerhin Instrumente drauf."
"Und was ist mit dem Hahn daneben?"
"Naja... Weniger mein Geschmack. Was meinst du?"
"Ein seltsames Motiv. Warst du schon einmal in der Kasbah Galerie?"
"Du meinst das Kunstzentrum von San Myshuno?"
"Ja. Die Ausstellung im Erdgeschoß dort trifft weitaus mehr meinen Geschmack als dieses Federvieh. Es gibt wahrlich ansprechendere Motive als dieses."
"Vielleicht hängen die besseren Bilder im Obergeschoß?" meinte Jade hoffnungsvoll.
Caleb grinste. "Im anderen Teil der Ausstellung wird mittelalterliche Schmiedekunst gezeigt. Die wollen wir uns doch nicht entgehen lassen, ehe wir uns oben umschauen. Laß uns die Rüstung ansehen, ja?"
"Au ja!"
Sie schlenderten auf die andere Seite des Gebäudes, die sich als wesentlich interessanter für die beiden entpuppte.
"Wow! Sieh dir nur diese Wappen an!" schwärmte Jade. "Ob das echte Waffen sind, die da hinter den Schilden stecken?"
"Keine Ahnung. Wo hängt hier bloß die Spendendose, mit deren Inhalt dieses Museum sich einige Informationstafeln zu finanzieren erhofft?" Caleb sah sich in gespielter Verzweiflung um, während Jade die Exponate näher in Augenschein nahm.
Ein blonder Mann im Kapuzenpulli, der sein langes Haar im Dutt trug, trat an ihn heran. "Ich weiß, was du bist!" Er starrte dem Vampir direkt ins Gesicht. Caleb erstarrte. Was wollte der von ihm? "Wie nett. Nur gut, daß ich das selbst auch weiß. Verzeihung!" Er wollte an dem Fremden vorbeitreten, doch dieser hielt ihn mit einer Geste zurück.
"Nein! Geh nicht weg! Bitte, ich bin Maurice, und ich habe schon so lange nach dir gesucht! Ich bin dein größter Fan!"
Jade, die näher an die Rüstung herangetreten war, sah über die Schulter zurück. Was war das für ein Typ, der da ihren Begleiter ansprach? Caleb sah nicht gerade glücklich aus. Sie seufzte innerlich. Bis hierher war es heute so gut gelaufen. Warum konnte man sich nirgendwo in Ruhe unterhalten, ohne daß sich irgendwelche Fremden einmischten? Zu allem Überfluß tauchte hinter Caleb ein weiterer Mann auf. Dieser lächelte nicht, er verzog im Gegenteil angewidert das Gesicht. Wegen Caleb? Dazu gab es keinen Grund, er war weder laut noch unhöflich. Paßte ihm ihr Aufzug nicht? Jade fand ihr Cocktailkleid wesentlich passender fürs Museum als die Knickerbocker und den Kapuzenpulli des Fremden, und selbst Calebs ausgefallener Kleidungsstil paßte hier besser ins Ambiente als seiner. Sie verstand nicht, warum der Mann so zornig zu ihnen schaute. Oder hatte er Streit mit dem anderen Fremden und der suchte Hilfe bei Caleb? Die junge Frau schauderte und setzte sich rasch auf die kleine, gepolsterte Sitzbank. Zu ihrem Leidwesen war der andere Sitzplatz prompt von dem blonden Kerl besetzt, der mit Caleb schwatzte.
"Bitte, mach mich zu dem, was du bist!" flehte Maurice und wurde ganz aufgeregt. "Damit ich meine Familie ebenfalls zu Kreaturen der Nacht machen kann! Das ist mein größter Wunsch!"
Caleb saß in der Zwickmühle. Wieso mußte er ausgerechnet hier auf einen Vampirfanatiker treffen?! Wenn der Kerl noch lauter sprach würde Jade aufmerksam werden, und daß sie ausgerechnet von einem Spinner erfuhr, daß ihr bester Freund ein Vampir war, war ihm ein unerträglicher Gedanke. Gleichzeitig schien es ihm unmöglich seine Kräfte einzusetzen, um den Mann fortzuschicken, schließlich sah Jade immer wieder zu ihm herüber.
"Du mußt mich mit jemandem verwechseln, tut mir leid!" sagte er mit Nachdruck.
Maurice schüttelte heftig den Kopf. "Oh nein, ich habe dich erkannt! Ich weiß ganz genau, wer du bist!" rief er.
Jade sah ihren Begleiter mit einem unsicheren Lächeln an. "Caleb?" Ihre Stimme machte klar, daß ihr der Fremde nicht geheuer war, auch wenn sie nur Teile des Gesprächs aufschnappte.
"Wie ich bereits sagte, du mußt mich mit jemandem verwechseln!" Caleb ergriff Jades Hand und zog sie mit sich. "Komm, Jade, hier haben wir genug gesehen." - "Nur zu gerne!" flüsterte sie ihm zu und ging so schnell sie in den Schuhen konnte neben ihm her.
Rasch flüchteten die zwei sich in den Garten.
Caleb schüttelte sich. "Was für eine unangenehme Begegnung!"
"Allerdings. Ich hab ja nicht viel gehört, aber mir ist total unwohl. So hatte ich mir das nicht vorgestellt."
"In der Tat, ich habe dir bewundernde Blicke vorausgesagt und nun bin ich es, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Es tut mir aufrichtig leid."
"Was kannst du denn dafür? Oje, ich fürchte der Typ folgt uns."
"Nicht doch!" Der junge Mann seufzte und blieb stehen. Jade sah ihn an. "Was machst du? So holt er uns doch ein." - "Es geht nicht an, daß wir den Rest des Tages vor diesem Maurice weglaufen. Du wolltest diesen Park ansehen, also sehen wir ihn uns an. Ich überlege mir etwas. Irgendetwas..."
"Damit solltest du dich beeilen, er ist nämlich schon fast bei uns. Das gibt's doch gar nicht, wie unverschämt der ist!" Die Situation war so aberwitzig, daß die junge Frau trotz allem lachen mußte. "Liegt das auch an deinem unwiderstehlichen Charme?"
"Ich habe wirklich keine Ahnung, womit ich diese Anhänglichkeit verdient habe." Die Lüge fiel ihm nicht leicht, doch wenigstens sein Lächeln war real verzweifelt. So ganz gelogen war es nicht einmal, denn daß jemand auf einen Vampir zutrat, um selbst einer zu werden, hörte man selbst in Forgotten Hollow nicht alle Tage.
Jade hatte eine gewagte Idee. Das Blut pochte ihr zwar dröhnend in den Ohren bei dem Gedanken, so etwas zu sagen, aber sie hatte eine solche Szene letzte Woche im TV gesehen und kannte den Text noch halbwegs. Als der Fremde in Hörweite war legte sie Caleb forsch die Hände auf die Brust und meinte laut genug, daß der Fremde es hören mußte, und in einem wie sie hoffte koketten Tonfall: "Ach, mein Tigerchen, ich muß unbedingt mal wieder raus aus der Stadt! Der Job bringt mich sonst um! Weißt du noch, dieser irre Sex, den wir letzten Monat in der Hütte deines Schwagers hatten? Mitten im Wald, nur du und ich? Vor dem prasselnden Kamin auf dem Fell? Das war der absolute Wahnsinn! Könnten wir nicht nächste Woche noch mal hinfahren und den Rest der Welt ignorieren? Oh bitte, mein Tiger! Keiner besorgt es mir so wahnsinnig gut wie du, dabei vergesse ich alles!"
Ihr Begleiter starrte sie an, als seien ihr soeben Fühler gewachsen. Jade stupste ihn gegen den Oberarm und sah ihn erwartungsvoll und eine Spur warnend an, woraufhin er zu grinsen anfing. "Sicher, ich versuche die Hütte zu bekommen!"
"Oh, das wäre so fantastisch, Süßer! Du wirst es nicht bereuen! Ich hab neues Massageöl gekauft, Grillanzünder, Sekt und alles andere! Warte, bis du meine neue Unterwäsche siehst!" Sie kiekste glücklich und fiel ihm schwungvoll um den Hals.
'Whoa...' Caleb war beeindruckt, nicht nur davon, wie schnell ihr etwas eingefallen war, sondern auch wie schamlos seine menschenscheue Spinnerin schauspielern konnte. In welchem Buch hatte sie diese Rolle gelesen?
"Ich freu mich schon darauf, Baby", gab er zurück und begann Gefallen an dieser Scharade zu finden, als er sie um die Taille faßte und einen Moment fest an sich drückte. Fast reuevoll ließ er sie dann los und lachte. "Gleich nach dem Abendessen werde ich nachfragen."
"Ooooh nein", flötete sie und spielte an seinem Kragen, "ich glaube nach dem Abendessen haben wir etwas ganz anderes vor! Hütte hin oder her, bis nächste Woche kann ich nicht warten. Laß uns schnell nach Hause..."
"Bitte, iß mich! Laß mich dein Abendessen sein!" mischte sich Maurice ein, der trotz des scheinbar vertraulichen Gesprächs immer näher gekommen war und gelauscht hatte. Er sprang Caleb, der zusammenzuckte, förmlich ins Gesicht, und Jade wurde bleich. Aus Reflex krallte sie sich nun tatsächlich in der Jacke ihres Freundes fest. Was war das bloß für ein Wahnsinniger?! Wieso wollte der jetzt gegessen werden?!
"Verschwinde, Mann, und belästige uns nicht länger! Siehst du nicht, daß ich in Begleitung bin?!" knurrte Caleb nun wütend, doch der Fremde hörte nicht auf zu betteln, daß Caleb von ihm kosten solle.
"Caleb, der macht mir wirklich Angst. Können wir einfach gehen?" bat die Frau an seiner Seite leise. "Der Garten ist mir jetzt ganz egal."
"Na schön. Durch das hintere Tor in Richtung See. Lauf!" flüsterte er zurück, woraufhin Jade auf dem Absatz kehrt machte und loslief.
Er gab ihr einige Meter Vorsprung, dann drehte er sich zu Maurice um. Jetzt konnte er endlich seine Vampirkräfte einsetzen. Seine Stimme war hypnotisch und seine Augen glühten, als er dem Mann die gespreizten Finger seiner Linken vors Gesicht hielt und befahl: "Geh! Geh nach Hause, vergiß mich und sprich mich nie wieder an, Mensch!"
Das Gesicht des Mannes wurde fahl und verlor alle Emotion. "Ja, Herr..." wisperte er, drehte sich um und ging mit steifen Schritten zum vorderen Bogengang hinaus.
Sims4 0043 Jade mal anders <- # -> Sims4 0045 Endlich ungestört
Nachdem er in Oasis Springs auf dem neusten Stand der Dinge war flitzte Caleb nach Willow Creek, wo er hoffte Jade anzutreffen. Da Lilith heute ein Buch lesen und sich danach die Haare machen lassen wollte war er mit ihr erst am frühen Morgen zum Schachspiel verabredet. Zwar hatte er am Abend noch einige Geschäftsanrufe zu tätigen, aber bis dahin galt es noch mehrere Stunden Langeweile auf möglichst angenehme Art zu füllen. Außerdem sah er Jade viel zu selten in letzter Zeit. Sie hatten sich nun geschlagene drei Wochen nicht gesehen, und so schön die moderne Technik in vielen Punkten auch war, sich immer nur zu schreiben oder zu telefonieren genügte nicht, um seine sozialen Bedürfnisse zu befriedigen. Er wollte mit seiner besten Freundin Zeit verbringen. Vielleicht hätte sie Interesse an einer Partie Schach, oder sie hatte ein interessantes Buch gelesen, von dem sie berichten wollte.
Auf sein Klopfen antwortete niemand, also fragte er per SMS an, ob Jade in der Nähe war. Prompt kam die Antwort, daß sie joggte und in wenigen Minuten daheim sei.
Er wartete geduldig und sah sie bald die Straße entlangrennen. Diesmal war sie nicht so sehr außer Atem wie noch vor einigen Wochen, also hatte sie entweder an ihrer Kondition gearbeitet oder sie war nicht lange fort gewesen. So blieb dem Vampir heute auch mehr Zeit, sie in Augenschein zu nehmen, während sie sich begrüßten. Das Outfit war für ihre Verhältnisse sehr gewagt. Er kannte sie nur im Schlabberpulli und mit massig Rüschen um die Hüften, wobei er nie ganz sicher war, ob das nun ein Rock oder eine Hose sein sollte. Bauchfrei in hautengen Trainingsklamotten, die weit genug ausgeschnitten waren um ihren schwarzen BH hervorblitzen zu lassen, bot sie einen ungewohnten, doch nicht unattraktiven Anblick. Trotzdem war das, was seinen Blick am meisten anzog, ihr Gesicht. Ohne ihre Mütze und mit teilweise zurückgebundenen Zöpfen war sie ein ganz anderer Mensch. Endlich lag einmal kein Schatten über ihren blitzenden Augen, sie stand gerade und versteckte sich nicht. Und da war noch etwas anderes...
"Du trägst deine Brille heute gar nicht."
"Kontaktlinsen. Die brauche ich für die Arbeit eh schon ständig." Sie lächelte, und es kam ihm sehr seltsam vor. Lag es wirklich nur an der fehlenden Brille, daß ihr Blick so anders war?
Jade versuchte, sich ein Herz zu fassen. Erst war es ihr peinlich gewesen, daß er sie in ihren knappen Sachen sah. Das Shirt war ihr mindestens zwei Nummern zu klein, aber der Trainingsanzug war einfach zu warm bei diesem Wetter. Daher versuchte sie das beste aus der Sache zu machen und ein bißchen... irgendwie gut auszusehen. Innerlich schwitzte sie sich tot vor Nervosität. Sie hatte keine Ahnung, was sie hier tat. 'Steh gerade! Schieb die Hüfte vor! Sieh selbstbewußt aus!' Sie schluckte. "Sieht sicher ungewohnt aus, wie?"
"Du siehst hervorragend aus! Dein Gesicht ist viel strahlender ohne deine Mütze."
'Jetzt oder nie, Jade!' Die junge Frau probierte es mit einem für ihre Verhältnisse gewagten Anmachspruch. "Danke! Du siehst auch wieder einmal blendend aus heute. Aber wann tust du das nicht!?"
Caleb starrte sie mit großen Augen an. Dann fing er an zu kichern. Jade wäre am liebsten im Boden versunken, aber jetzt gab es nichts anderes als ihre Frau zu stehen und das durchzuziehen. 'War das so lächerlich?'
Zu ihrer Beruhigung schien der junge Mann es ihr nicht übel zu nehmen. "Jade Sparkle! Du hast wohl heimlich von dem Spaß-Tee mitgenommen?!"
Er sah die versteckte Panik in ihrem Blick und winkte grinsend ab. Umarmen wollte er sie in ihrem Aufzug lieber nicht, das wäre ihr sicher nicht recht. Der Vampir hatte keine Ahnung, was in sie gefahren war, aber es gefiel ihm gut. "Deine Charme-Offensive ist herrlich, ich mag das! Das muß wohl an deinem guten Lehrer liegen."
"Natürlich!" Mehr als das brachte sie nicht heraus, aber sie lächelte stur weiter, innerlich halb ohnmächtig.
"Eigentlich wollte ich dich besuchen, aber du willst jetzt sicher erst einmal duschen, nicht wahr?"
"Schon, aber du kannst gerne warten. Ich beeil mich auch, mich in andere Klamotten zu schmeißen." Jetzt, wo er wieder normal dreinschaute, fiel es ihr auch leichter zu antworten.
Caleb grinste verschmitzt. "Da hätte ich aber eine ganz andere Idee!"
"Ähm... Und die wäre?" Ihr Herz versteckte sich sofort erneut in ihrem Hals und pochte so stark, daß sie kaum ein Wort herausbekam.
"Ich habe noch einen Freischein für einen Museumsbesuch mit dir, und deine Beförderung haben wir auch noch nicht gefeiert! Wie wäre es, wenn du dir Zeit läßt und das Kleid anziehst, das du neulich gerne getragen hättest? Ich bekomme meinen Ausflug und du kannst dich schick machen. So vereinen wir zwei Wünsche in einem Rutsch! Obwohl... Moment. Da fallen mir aber deutlich mehr als nur zwei Wünsche ein, die dabei erfüllt würden! Du wolltest das Ausgehen in der Öffentlichkeit üben, und ich brenne darauf einmal mit einer schön zurechtgemachten Dame unterwegs zu sein!"
Sie wollte ihn darauf hinweisen, daß er keineswegs einen solchen Schein hatte, aber sie wäre eh mitgegangen. Sie wollte nie wieder riskieren, daß er statt mit ihr mit Beryl an einen romantischen Ort ging. Etwas unwohl war ihr trotzdem. Sicher hatte sie ohne darüber nachzudenken neulich davon gesprochen, aber zuletzt hatte sie ein Kleid in der Öffentlichkeit getragen, als sie ihren Schulabschluß machte. Paßte sie überhaupt noch in ihr Partykleid hinein? Sie hatte ein bißchen zugelegt in den letzten Monaten. "Ich soll mich schick machen?"
"Natürlich nur, wenn du die Gelegenheit ergreifen magst, aber ich würde mich freuen!"
"Wieso?" schob sie frech hinterher und hoffte darauf, ein Kompliment zu bekommen.
"Weil dein Selbstbewußtsein erblühen wird, wenn du in deiner besten Version unter Leute gehst und bewundernde Blicke einheimst statt dich zu verstecken. Als dein Mentor in Charmefragen möchte ich das zu gerne sehen."
Das kang mehr nach einem Experiment als nach einem Kompliment, aber Jade nahm es mal als positiv hin. "Also gut, ich versuch's. Ein schicker Ausflug, zur Feier des dreimonatigen Bestehens der anonymen Freundesucher!"
"Sehr schön, dann lese ich derweil in dem Fantasyroman, den du damals nach dem Flohmarkt erworben hast. Den hast du doch hoffentlich inzwischen ausgelesen?"
"Klar, okay. Komm mit rein, Caleb."
"Dankesehr! Laß dir Zeit, Jade Sparkle!"
Nachdem er es sich mit besagtem Buch auf ihrer Couch bequem gemacht hatte und hörte, wie im Bad die Dusche zu laufen begann, fing der Vampir erneut an zu kichern. "Zwei Komplimente von Jade Sparkle in einem Monat! Das sollte ich mir im Kalender anstreichen!" Es war wundervoll, wie sie immer mehr an Selbstbewußtsein gewann. Wenn es so weiterging würden sie schon bald die schönsten Komplimentduelle führen. Drei Monate kannten sie sich erst? Ihm kam es viel länger vor! Wie lustig, daß sie die Dauer so genau nachhielt. Menschen war Zeit einfach viel wichtiger als ihm, und wieder an solche Details der Menschlichkeit herangeführt zu werden war genau das, was er sich von Freundschaften erhofft hatte.
Das Buch war sehr spannend, aber genauso spannend war es zu lauschen, wie weit sie war. Er war auf Seite 17, als endlich auch das Geräusch des Föhns verstummte. Eine Tür. Tippelschritte. Besser nicht in den Flur schauen, sie würde es nicht lustig finden, wenn er sie nur mit einem Handtuch bekleidet erwischen würde. Eine weitere Tür. Jetzt wurde es wirklich spannend.
Auf Seite 21 ging die Schlafzimmertür wieder auf. "Ich weiß nicht, Caleb... Anscheinend hab ich mein Schminktäschchen im Büro liegen lassen. Sieht das nicht blöd aus, wenn ich aufgetakelt, aber ungeschminkt rausgehe?" ertönte es zögerlich.
Der junge Mann hielt sich nicht lange mit der Frage auf, wieso diese Frau nur einen Satz Make-up zu besitzen schien. Schließlich ging es um Jade Sparkle, die er selten mit mehr als vielleicht einem dezent gefärbten Lippenbalsam sah. Energisch klappte er das Buch zu. "Ganz gewiß nicht, doch ich übernehme gerne als Fachmann die genaue Beurteilung!"
"Na schön. Moment, nur noch kurz die Schuhe..."
Als Caleb in den Flur abbog stand sie ausgehfertig vor der Schlafzimmertür. Jade sah ihn an und zog verschämt die Schultern hoch. Sie trug ein schulterfreies grünes Satinkleid mit einem gekräuselten Stufenrock und einem schwarzen, schmalen Stoffgürtel mit Schleife um die Taille, dazu elegante, hochhackige Sandalen in roter Lackoptik und weiterhin Kontaktlinsen. Das Outfit war ein bißchen mädchenhafter, als er erwartet hatte, doch ihm blieb dennoch die Spucke weg angesichts ihrer Verwandlung. "Jade Sparkle! Du siehst mich entzückt! Vergiß das Make-up, du bist auch ohne eine Augenweide! Bitte dreh dich einmal, ja!"
Sie kicherte verlegen, tat ihm aber den Gefallen. "Ist das hinten auch nicht zu weit ausgeschnitten für einen Besuch im Museum?" fragte sie besorgt. Besagter Rückenausschnitt reichte bis knapp oberhalb ihrer Mitte hinab und machte deutlich, daß sie keinen BH trug.
Die ehrliche Antwort wäre 'Vermutlich schon' gewesen, aber auf keinen Fall sollte sie heute wieder in ihren Schlabberpulli steigen, und das Kleid war weit davon entfernt unangemessen zu sein. Gegen den Pullover hatte der Vampir nicht einmal etwas, doch die Mütze wollte er heute nicht mehr sehen müssen. Ihr Lachen war ohne die Kopfbedeckung herrlich frei, und das Kleid wirkte bereits, denn ihre Augen blitzten und ihre Wangen leuchteten. Etwas fehlte allerdings.
"Nein, nein, das ist perfekt so! Eine so makellose Haut muß man auch zeigen dürfen. Eine Kette würde gut dazu aussehen", plauderte Caleb und fragte: "Hast du gar keinen Schmuck?"
"Nein, leider nicht. Das wenige, das ich hatte, dürfte noch in der Schmuckschatulle meiner Mutter liegen." Sie seufzte, und er überspielte die unangenehme Wendung gekonnt.
"Was soll's! Junge Frauen wie du strahlen auch ohne Steine, es wäre nur ein winziges Detail gewesen. Mir gefällt auch deine Frisur ausnehmend gut. Das solltest du öfters so tragen! Gehen wir?" Er hielt ihr galant den Arm hin, und diesmal hakte sie sich errötend ein.
"Du scheinst wesentlich besser auf diese Gelegenheit vorbereitet zu sein als ich."
"Wie kommst du zu der Ansicht, Jade?"
"Sieh es bitte nicht als Beleidigung an, aber..." Sie deutete zaghaft auf seinen Ohrhänger. "Du trägst Schmuck, und das ist Eyeliner, oder?!" Anfangs hatte sie sich nicht viel dabei gedacht, aber Calebs Augen waren jedesmal dick schwarz umrandet, wenn sie ihn sah, also schien er seinen Gothic Look sehr ernst zu nehmen. Seine Antwort war ein gutmütiges Lachen.
"Ah! Ja, so betrachtet bin ich allzeit für jede Schandtat gerüstet!"
"Gehst du eigentlich auch so ins Büro?" fragte sie neugierig, woraufhin er ein abwägendes Geräusch machte. "Sagen wir einfach 'nicht ganz' so. Wieso fragst du?"
"Reine Neugierde. Ich dachte daran, daß meine Arbeitskleidung vorgeschrieben ist, und schminken muß ich mich auch dafür. Aber ich habe keine Ahnung, wie ein CEO bei uns aussieht. So hohe Tiere wie dich bekomme ich auf der Arbeit nicht zu Gesicht." Sie lachte, und er gab zurück: "Tja, ich fürchte, um das Geheimnis zu lüften mußt du dir noch mehr Beförderungen verdienen!"
Sims4 0042 Beruflicher Wandel <- # -> Sims4 0044 Besuch im Museum
"Also, das ist doch...!" schimpfte Jade ungläubig, woraufhin ihr Gegenüber sie nur sanft am Arm packte und vom Gehweg auf den roten Sandstreifen unter einen Baum zog. Von dort aus beantwortete die resolute Frau die giftigen Blicke der Passanten mit einem festen, eisigen Blick, woraufhin alle weiterzogen.
"Laß die Deppen, manche meinen ihre Meinung sei einfach überall gefragt. Hier sind wir erst einmal unter uns." Ihr Gast schaute dem Trupp wütend hinterher und machte offenbar Atemübungen. Ihre Händen öffneten und schlossen sich unruhig. Langsam verstand Beryl, was Caleb meinte, wenn er von ihrer Sozialphobie sprach, aber sie fand sie weiterhin nicht sehr ausgeprägt. Die Situation mit den Touristen hätte jeden auf die Palme bringen können, und hätte eine der Fremden den Mund noch einmal aufgemacht hätte sie denen selbst mal gezeigt wo der Hammer hing.
Sie nahm das Gespräch wieder auf. "Ehe wir über Musik sprachen redeten wir über Caleb, nicht wahr? Also, läuft inzwischen was bei euch?"
"Echt jetzt? Geht das schon wieder los?" fragte Jade, deutlich genervt. Sie starrte ins Nirgendwo und schien zu überlegen, ob sie gehen sollte.
Beryl setzte ein aufmunterndes Lächeln auf. "Ich weiß, manchen Leuten bin ich zu direkt, aber ich habe jetzt wochenlang an dem Sahneschnittchen herumgesägt und bin immer nur abgeblitzt. Kannst du es mir da verübeln, daß es mich interessiert, ob du mehr Erfolg hast?"
"Sahne... Was?!" Ihr Gegenüber sah aus als würde sie jeden Moment ohnmächtig. Die Rothaarige lehnte sich näher zu ihr hin. "Wenn du jetzt so tust als ob dir noch nie aufgefallen wäre, daß er attraktiv ist, zweifle ich an deiner Ehrlichkeit."
"Sicher ist mir das aufgefallen, aber ich würde ihn nie so nennen... Nein, so ein Gespräch kann ich nicht führen!"
"Herrje, du bist keine Gespräche unter Mädels gewohnt?"
"Offenbar nicht!" rief die Schwarzhaarige in einem Tonfall, der deutlich machte, daß sie sich nicht sicher schien damit etwas verpaßt zu haben. "Vielleicht sollte ich besser gehen."
Die Rothaarige warf die Arme in die Luft. "Ach nein, bitte bleib doch noch! Wir haben so viel gemeinsam! Ich bin auch ganz brav, versprochen!"
Jade grinste schief. "Ich weiß nicht..."
"Wir mögen beide Musik, sind beide recht neu in der Stadt, haben den gleichen verschrobenen Kumpel und können Liberty Lee nicht leiden! Das macht uns quasi zu Blutsschwestern! Wenn du magst können wir zu mir gehen und mit einem kalten Orangensaft darauf anstoßen."
"Danke, aber ich finde es hier im Schatten eigentlich gerade ganz nett."
"Na schön. Reden wir einfach über etwas anderes als Männer. Du kennst also auch Summer Holiday? Sie ist inzwischen eine Kollegin von mir, aber sie war auch im Begrüßungskomitee, das an meinem Einzugstag bei mir auftauchte."
"In deinem auch? Bei mir stand sie auch vor der Tür, gleich als ich fertig war mit dem Einzug."
"Die gute Summer ist wirklich immer obenauf, wenn in der Nachbarschaft etwas passiert, huh?"
Die beiden Frauen begannen miteinander zu plaudern, über ihre Nachbarn, die Arbeit, Stadtfeste, Filme, ihre Lieblingsbands und wie sehr sie Liberty Lee nicht mochten. Beryl verstand es geschickt immer neue Themen zu finden, und nachdem Jade sich an sie gewöhnt hatte wartete sie mit unzähligen lustigen Anekdoten aus ihrem Musikhobby auf, um dann wiederum mit großen Augen Beryls Ausführungen zu lauschen.
Beryl verstand inzwischen, wieso Caleb mit ihr befreundet war. Sobald man ihre Blockade durchbrochen hatte konnte man endlos mit Jade scherzen, und obwohl sie anfangs vorgehabt hatte die Konkurrenz ein wenig einzuschüchtern konnte sie doch nicht umhin, sie ganz nett zu finden. Ihr Gegenüber war so lustig wie Liberty, aber viel ehrlicher in ihrem Verhalten, und sie kannte sich mit Bands, Büchern und sogar Rezepten aus, wodurch es keinen Mangel an Gesprächsstoff gab.
Schließlich meinte sie lachend: "Es ist schon lustig, daß Caleb uns so gerne als Freundinnen zusammenbringen will, dabei schaffen wir das auch ganz alleine."
"So, will er das?" fragte Jade mit hochgezogenen Brauen.
"Er meint wohl, wir würden uns gut verstehen."
"Hm. Da könnte er wohl recht haben, wie?" Die Schwarzhaarige grinste, und Beryl stemmte lachend die Arme in die Hüften. "Ja, er ist schon ein schlaues Kerlchen, unser Caleb."
"Er ist super nett."
"Das ist er. Und immer voller Energie. Weißt du was, ich fände es trotzdem lustig mir anzuhören, wie er uns als Freunde verkuppeln will."
"Du willst ihm nicht sagen, daß wir uns kennen?"
"Es tut doch keinem weh ein wenig abzuwarten und das eine oder andere Telefonat unter Mädels zu führen, oder? Er muß ja nicht immer alles wissen."
Jade kicherte. "Das stimmt. Okay. Es ist ja nicht so, daß es ihn direkt etwas angeht, im Gegensatz zu der Sache mit seiner Schwester zum Beispiel."
"Potzblitz! Du hast seine ominöse Schwester tatsächlich getroffen? Ich hab mich so manches Mal schon gefragt, ob es sie wirklich gibt oder ob das nur eine Ausrede von ihm ist, wenn er sich eigentlich mit irgendwelchen anderen Ladies trifft - damit wir nicht eifersüchtig werden!"
"Oh doch, die Schwester gibt es!"
"Erzähl schon! Wie ist sie so?"
"Sie ist super hübsch, hat aber keinerlei Ähnlichkeit mit ihm. Deshalb hab ich sie auch nicht erkannt. Aber sei bloß froh, wenn du ihr nicht begegnest! Lilith war ziemlich ruppig zu mir, so etwas hab ich noch nie erlebt! " Die Schwarzhaarige setzte einen Blick auf, der dem Mumienfürst alle Ehre gemacht hätte, und Beryl lachte sich fast tot. "Ich bin gespannt! Vielleicht treffe ich sie ja auch einmal."
"Wenn ihr jemand Paroli bieten kann, dann sicher du!"
"Jetzt muß ich mich aber wirklich langsam ums Mittagessen kümmern, ich muß bald bei der Arbeit sein. Magst du nicht doch auf einen Sprung mit zu mir kommen?"
"Oh nein, ich will dich nicht bei deinen Vorbereitungen stören! Ich muß eh langsam nach Hause. Hab den Wochenendeinkauf noch nicht gemacht."
"Na schön. Dann gib mir wenigstens noch schnell deine Handynummer, in Ordnung?"
"Ja, klar! Und du mir deine!"
Sie tauschten ihre Nummern aus und verabschiedeten sich fröhlich voneinander.
Auf dem Weg die Straße hinunter zur nächsten Bushaltestelle sah Jade sich noch einmal nach ihrer neuen Bekannten um. Sie fand Beryl sehr nett, aber sie wurde noch nicht ganz schlau aus ihr. War sie nun auch an Caleb interessiert oder nicht? Ihr Verhalten in dem Punkt war sehr verwirrend. Aber sie waren beide Musiker, und Beryl mochte sehr viele Krimis, die auch Jade gesehen oder gelesen hatte. Es wäre schön, eine Freundin zu haben, die nicht ständig über Sport und Veranstaltungen reden wollte so wie Summer, und die... nunja, kein Mann war wie Caleb. Auch wenn sie nicht über ihr nicht vorhandenes Liebesleben sprechen wollte, zumindest noch nicht, gab es trotzdem Themen und Probleme, die man besser mit einer Frau besprechen konnte. Sich ab und zu mal eine SMS zu schicken konnte nicht verkehrt sein, und wenn sich daraus eine Freundschaft entwickeln würde, umso besser. Gut gelaunt marschierte Jade schneller. Sie hatte wirklich ganz schönen Hunger, aber sie hatte Beryl nicht zur Last fallen wollen.
Beryl grinste still in sich hinein, während sie zusah, wie Jade am Horizont verschwand. Ursprünglich hatte sie die Kleine nur ein wenig ausfragen wollen, um bessere Karten bei Caleb zu haben, aber inzwischen fand sie die Frau tatsächlich interessant. Sie war wirklich eine Liberty Zweite Edition, lustig und ein wenig kindlich, aber mit mehr Verantwortungsbewußtsein und höherer Aufmerksamkeitsspanne. Wenn man erstmal wußte, wie sie zu nehmen war, konnte man sicher Spaß mit ihr haben. Vielleicht konnte Beryl sie sogar irgendwann dazu bringen mit ihr um die Häuser zu ziehen. Endlich mal mit einer Kumpanin in einer Bar abzuhängen und Kerle abzuchecken wäre schön. Auch wenn Caleb ihr seine Hilfe angeboten hatte - wer sprach schon eine heiße Rothaarige an, die mit einem ebenso heißen Kerl im Schlepptau unterwegs war? Nein, ihn mitzunehmen wäre kontraproduktiv. Aber mit Jade? Zwei Ladies waren weitaus weniger bedrohlich. "Mal sehen, was draus wird!" lachte sie und ging heim, um sich mit ihrem geplanten Mittagessen zu beschäftigen.
Sims4 0040 Überbevölkerung in Oasis Springs <- # -> Sims4 0042 Beruflicher Wandel
Beryl staunte nicht schlecht, als eine Woche später zur Mittagszeit wieder einmal Caleb an ihre Tür klopfte. "Du hast wirklich kein Zuhause, daß du als Vampir bei Tageslicht herumstreunst, oder? Komm schnell rein, sonst brennt mein Essen an!" rief sie ihm nur zu und huschte zurück in die Küche, wohin er ihr folgte.
"Stört es dich, wenn ich dich unangemeldet besuche?" erkundigte er sich.
"Nein, gar nicht! Es wundert mich nur, daß du auf einem Sonntag nichts besseres zu tun hast."
"Damit meinst du vermutlich nicht in die Kirche zu gehen, oder?" scherzte er, und sie lachte.
"Das wohl eher nicht. Aber hast du heute nichts mit deiner Jade vor?"
"Sie ist nicht meine Jade", erinnerte der Vampir sie geduldig und sah ihr neugierig beim Braten zu. "Womit bist du gerade beschäftigt? Neue Gerichte fürs Bistro erfinden?"
"Im Gegenteil, ich koche für mich selbst das einfachste Gericht der Welt: Ein Sandwich mit geschmolzenem Käse. Heute habe ich keine Lust auf etwas Ausgefallenes. Also, du hast keine Pläne?"
"Später. Du sagtest, du seist in der Nachtschicht, also kam ich zuerst hier vorbei."
"Ach, das hat sich schon wieder erledigt!" meinte sie fröhlich. Caleb sah sie mit gerunzelter Stirn an. "Wieso das?"
"Ich wurde seit deinem letzten Besuch zweimal befördert, zuletzt zur Caterin. Sagen wir einfach mal, der Streß war mir das bißchen Geld nicht wert. Da hätte ich auch Kritiker bleiben können, das war besser bezahlt." Sie sprach im Plauderton, so als kümmere sie das alles schon nicht mehr. "Als ich gestern nach Hause kam dachte ich, mir platzt jeden Moment der Kopf. Also habe ich Nägel mit Köpfen gemacht und meine Kündigung direkt auf den Anrufbeantworter des Chefs gesprochen. Mir reicht es mit schrumpeligen Händen vom Spülen und all dem Gerenne auf anderer Leute Parties!"
"Und was hast du nun vor?" hakte der Vampir besorgt nach.
Beryl wendete ihren Toast. "Keine Sorge. Ich habe mir ein sehr gutes finanzielles Polster erarbeitet, ich habe nämlich zwischendurch auch einige Auftragsarbeiten gemalt. Morgen suche ich mir eine neue Stelle."
"In welchem Bereich?"
"Mal sehen! Vielleicht gehe ich diesmal in die Politik?" Sie bugsierte die fertige Mahlzeit auf einen Teller und ging zum Eßtisch vor, darauf vertrauend, daß ihr Kumpel schon folgen würde. Sie wurde nicht enttäuscht. Er setzte sich auf den Platz, der am weitesten von den Fenstern entfernt war, und sah sie zweifelnd an. "Politik? Beryl, ich traue dir zwar durchaus zu, in der Branche ebenfalls erfolgreich zu sein, aber ist das wirklich das, was du willst?"
"Du weißt doch, ich probiere gerne", meinte sie und machte es sich mit ihrem Teller am anderen Ende des Tisches gemütlich.
"Das sagtest du bereits, aber ich halte das für keine sehr gute Idee."
"So? Und warum nicht, Vampirchen?"
Er ignorierte den Spitznamen und erläuterte: "Entschuldige, wenn ich schon wieder über Jade rede, aber sie ist ebenfalls in der völlig falschen Branche für ihre Neigungen, und es bereitet mir manchmal geradezu Seelenqualen zu sehen, wie sie sich abmüht mit einer Stelle, die sie so wenig erfüllt. Bei dir ist es ebenso. Seit ich dich kenne schimpfst du über deine Anstellungen. Wäre es nicht langsam an der Zeit, daß wenigstens eine von euch eine Karriere einschlägt, die sie mit Stolz erfüllt und mit ein wenig... Freude?"
"Hm. Und wieso ich und nicht sie?"
"Weil du ohnehin gekündigt hast!" Er warf die Arme in die Luft. "Du sagst, du kannst es dir finanziell leisten wählerisch zu sein. Wähle doch endlich einmal richtig, ehe sich bei den Arbeitgebern herumspricht, daß du flatterhaft seist."
"Schön, ich habe deine Meinung vernommen und werde darüber nachdenken, ehe ich meine Entscheidung treffe."
"Das freut mich zu hören, Beryl, wirklich. Du bist eine starke Frau, und du hast es nicht nötig unerfüllt zu arbeiten. Mit deinen Kenntnissen stehen dir fast alle Wege offen. Ich hoffe, meine offene Meinung hat dich nicht gekränkt?"
"Nein, hat sie nicht. Offen und ehrlich ist mir am liebsten, das weißt du. Nachdem das geklärt ist, erzähl mir doch mal, was du in der Woche so getrieben hast, ehe es dich zu deiner Verabredung zieht."
Sie plauderten noch eine Weile, wobei Beryl ihre eigenen Treffen mit Jade bewußt verschwieg, ehe der Vampir sich verabschiedete und sie in einer sehr nachdenklichen Stimmung zurückließ. Die Rothaarige seufzte, spülte das Geschirr und wanderte dann unschlüssig durchs Haus, bis sie vor ihrer Staffelei stehenblieb.
"Soll ich es wirklich wagen?" fragte sie sich laut. Sehnsüchtig, geradezu liebevoll betrachtete sie das mit Farbe verschmierte Holzgestell. "Was ist, wenn ich doch nicht gut genug bin, um in dieser Welt zu bestehen?"
Sie wußte nicht, wie lange sie dort stand. Immer wieder sagte sie sich, daß ihre Bilder hervorragend seien, immer wieder zweifelte sie.
Schließlich atmete sie tief ein. "Das Vampirchen hat recht. Wenn ich es nicht versuche werde ich mich auf ewig ärgern."
Entschlossen holte sie ihr Handy hervor und bewarb sich beim Kulturzentrum.
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Es wurde langsam zur Gewohnheit, daß Jade und Caleb sich alle zwei Wochen trafen, doch diesmal sollte der Abstand länger dauern, was sie sehr bedauerte. Sie saß am Samstag Morgen im Bus nach Oasis Springs und textete mit Caleb hin und her. Sie teilte ihm mit, daß sie vermutlich den ganzen Tag weg sein würde, was beide bedauerten, da er am Sonntag keine Zeit hatte etwas gemeinsames zu unternehmen. Somit würden sie sich vermutlich erst am nächsten Wochenende wieder sehen können. Um die Stimmung aufzuheitern schickte sie ihm eine Nachricht, daß sie erneut befördert worden war. Sie war nun Direktionsassistentin, und er hatte Recht behalten. Ihre Arbeitszeiten waren wirklich noch die gleichen wie zuvor, aber diesmal war ihre Lohnerhöhung beträchtlich gewesen. Sie verdiente nun mehr als doppelt so viel wie anfangs in der Poststelle, und das nach nur knapp drei Monaten im Betrieb.
Mit einem leisen Seufzer lehnte sie sich im Sitz zurück und sah aus dem Fenster. Inzwischen konnte sie ihre Rechnungen wirklich gut begleichen und es blieb noch das ein oder andere übrig, um mal ausgefallen zu kochen oder sich etwas neues für den Haushalt zu kaufen, besonders da sie auch weiterhin Fundsachen und Blumen verkaufte. Nur glücklich war sie trotzdem nicht. Inzwischen mußte sie abends stundenlang duschen, um die Anspannung loszuwerden, und es graute ihr bereits vor ihren neuen Aufgaben am Montag. War Arbeiten wirklich immer so furchtbar nervtötend?
Fast sofort kam eine Antwort mit Glückwünschen. "Echt mal, wie schafft er es bloß nicht auszurasten bei dem Job?" fragte sie sich kopfschüttelnd und wünschte ihm ein schönes Wochenende.
Sie stieg ein Stück vor der Innenstadt aus, da sie nicht glaubte, daß Beryl über einem Laden wohnte. Außerdem war es ihr dort auch zu belebt. Sie wollte lieber die eigentliche Gegend erkunden, etwas von der Natur und dem Klima sehen, statt Leuten dabei zuzusehen, wie sie durch die Stadt hetzten.
Aufmerksam ging Jade eine lange Straße hinunter und las die Briefkastenschilder der Wohnhäuser links und rechts von ihr, wobei sie mit ihrer Zickzackroute, die sie ständig über die mäßig befahrene Straße führte, erstaunlich wenig Aufmerksamkeit erregte. Niemand fragte sie, wen sie suchte, und sie mochte sich nicht bei all den Fremden durchfragen. Sie hatte keine Ahnung, wo Beryl wohnte und ob sie überhaupt zu Hause war. Einfach herumzulaufen war die beste Chance, die sie hatte, und sollten sie sich nicht treffen hätte sie wenigstens etwas von der Landschaft gesehen.
"Hat diese Straße überhaupt mal ein Ende?" fragte sie sich nach der fünften sanften Biegung. Sie war an einer Industrieanlage vorbei gekommen und an mehreren Gebäuden, deren Zweck sie nicht bestimmen konnte, die aber nicht nach Wohnhäusern aussahen. Überall wurde die Straße gesäumt von rotem Sand und Erde, durchbrochen von einigen kleinen Bächen und einem Fluß, der teilweise sehr wild um die Felsen rauschte, um dann wiederum in den Senken sanft dahinzufließen. Viele Hügel und Abhänge aus blankem Gestein türmten sich zu beiden Seiten der Straße auf, was es oft schwer machte um die nächste Biegung zu schauen.
Als sie die nächste in der langen Reihe von Biegungen nahm kam eine weitere Ansammlung von Wohnhäusern in Sicht, und die Bürgersteige waren nun belebter. Ein alter Mann kam Jade entgegen und schlurfte an ihr vorbei. "Hab ich den nicht schon mehrmals in meiner Straße gesehen? Der wohnt doch in Willow Creek." Sie sah ihm nach, ging noch ein wenig weiter und schaute sich um. Die Gegend war abenteuerlich und auch irgendwie malerisch wild, aber wo sollte sie hier bloß diese Beryl finden?
"Hey, Jade! Warte!" rief prompt jemand hinter ihr. Sie wandte sich um und sah die Gesuchte aus einem freistehenden Haus auf der anderen Straßenseite gelaufen kommen. "Zufälle gibt's..." murmelte sie überrascht.
Beryl prüfte kurz den Verkehr und kam gleichzeitig mit einer Gruppe Passanten bei ihr an. "Na, was für eine Überraschung, du bist ja wirklich gekommen! Herzlich willkommen in Oasis Springs, Jade!"
"Beryl! Was für ein Glück, daß du mich gesehen hast! Ich wäre hier noch stundenlang umhergeirrt!" lachte Jade, um über ihre Unsicherheit hinwegzutäuschen, die all die auf sie zukommenden Leute in ihr auslösten. Die andere breitete grinsend die Arme aus. "Ich wollte nur kurz meine Pflanzen gießen und dachte mir, die Mütze kennst du doch! Ich freue mich, dich wiederzusehen!"
"Ja, Oasis Springs ist immer einen Besuch wert!" mischte sich eine Fremde in zerrissenen Jeans und buntem Hemd ein. Irritiert schauten beide Frauen sie an, sagten aber nichts. Jade lächelte verlegen, Beryl hüstelte nur. Die Frau schien den Hinweis zu verstehen, streckte sich auffällig lange und schlenderte dann genau zwei Schritte weiter.
Die Schwarzhaarige starrte ihr kurz nach, bemerkte dann die Postbotin, die ein kleines Stück hinter Beryl mit einem Kind sprach, und wandte sich schnell wieder der anderen zu, ehe sie erneut gestört werden konnten. "Was ich von der Gegend sehen konnte ist sehr reizvoll. Irgendwie wie in einem Abenteuerroman, der im Wilden Westen spielt oder sowas. Obwohl es mich auch nicht wundern würde, wenn plötzlich ein Drache über den Berg käme und seinen langen Hals zu uns herunterreckte."
Ehe ihr Gegenüber etwas antworten konnte wurde Jade von einer Frau angerempelt, die hinter ihr den Gehweg langgestapft war, ohne auf den Weg zu achten. "He! Was soll denn das?!" machte Jade erschrocken, und die Rothaarige deutete mit zwei Fingern erst auf die eigenen Augen und dann auf die Passantin, ehe sie zu der Fremden mit dem asiatischen Kleid und der Hochsteckfrisur meinte: "Augen auf! Gucken soll helfen, Unfälle zu vermeiden!"
"Paßt doch selber auf!" knurrte die Frau empört. "Steht hier mitten in der Gegend rum!"
"Sag mal, ist es hier bei euch die Norm, daß man sich so auf der Straße verhält?" fragte Jade ihre Bekannte und konnte ihren Streß nicht mehr verstecken. Die waren doch nicht normal hier!
"Ignorier sie einfach. Es muß wohl an der Hitze liegen, daß hier ab und an jemand einen Sonnenstich bekommt. Vor allem Touristen, die hier gar nicht wohnen und meinen sich danebenbenehmen zu können." Beryl erhob beim letzten Satz ihre Stimme, musterte die Frau abschätzig und strahlte dabei eine Selbstsicherheit aus, die auf andere einschüchternd wirken mußte.
Die Fremde schwieg auch tatsächlich, warf ihnen aber böse Blicke zu und blieb ebenfalls zwei Schritte weiter stehen, um aus heiterem Himmel ein Gespräch mit der zerrissenen Jeans anzufangen.
Die beiden jungen Frauen ignorierten die Störenfriede und unterhielten sich weiter. Beryl fragte: "Wo waren wir?"
"Nichts wichtiges, ich habe nur von Drachen gesponnen."
"Ha ha, stimmt! Du bist recht verspielt, kann das sein?" meinte die Rothaarige und lachte.
"Erwischt!" Jade stimmte in das Lachen ein und kratzte sich am Kopf. Dann flüsterte sie: "Und du hast ein bewundernswertes Selbstwertgefühl! Wie du die in ihre Schranken verwiesen hast, wow!"
"Ha ha ha! Ja, ich lasse mir nur wenig gefallen. Bis vor kurzem hab ich als Kritiker gearbeitet, da kann man es sich nicht erlauben klein beizugeben."
"Oh, das kann ich mir vorstellen! Und was machst du jetzt?"
"Momentan bin ich im Bistrobetrieb, aber ich glaube, das werde ich nicht mehr lange machen. Und du?"
"Ich bin bei Rissen und Lever im Büro angestellt."
"Warte mal, ist das nicht die Firma, in der auch Caleb arbeitet?" hakte Beryl nach, was ihr Gegenüber mit einem Nicken beantwortete. "Du bist ja eine ganz Gerissene! So habt ihr euch also kennengelernt?"
"Iwo, nein! Das war reiner Zufall! Auf der Arbeit bin ich ihm auch noch nie begegnet, ich bin in einer kleinen Filiale." Jades Gesicht glühte, allein die Vorstellung war ihr total peinlich.
"So so. Und was macht ihr so, wenn er vorbeikommt?"
"Normale Sachen halt. Reden, Bücher besprechen, Filme schauen... Er ist mein Testhörer fürs Gitarre spielen! Wieso fragst du?"
"Warte noch mal - du spielst Gitarre?"
"Ja, ich liebe Musik."
"Ich auch! Mein Instrument ist die Geige!"
"Wirklich? Geigenmusik ist so elegant! Du mußt mir unbedingt einmal etwas vorspielen, wenn du Zeit hast!"
"Klar, gerne! Vielleicht könnten wir auch mal zusammen spielen!"
"Ja!" Jade lebte richtig auf bei dem Thema, und als Beryl ihr mit einem lauten "Abgemacht!" in die Arme fiel zu einer freundlichen Umarmung erwiderte sie die Geste ohne nachzudenken.
In diesem emotionalen Moment drängte sich nicht nur die Postbotin eng an Jade vorbei, obwohl es massenhaft Platz auf dem Gehsteig gab, auch die asiatische Frisur stand ihr plötzlich wieder fast in den Hacken, zwei Kinder liefen in Beryl hinein und die zerrissene Jeans kam lachend hinterher.
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