Sims4 Soap Opera
Es dauerte fast zwei volle Wochen, in denen sie eifrig Textnachrichten über Bücher und gelegentlich über andere Themen ausgetauscht hatten, ehe Caleb Freitag abends anrief und fragte, ob er vorbeikommen könne. Jade warnte ihn vor, daß sie in keiner guten Stimmung sei, aber er beharrte darauf ihr Buch zurückgeben zu wollen, also sagte sie ihm, daß er willkommen sei.
Keine zehn Minuten später stand er bereits vor ihrer Tür.
"Meine Güte, hast du aus dem Bus angerufen? Komm rein, Caleb!" murmelte sie. Es war ihr wirklich deutlich anzusehen, daß sie miserabler Laune war, und er seufzte innerlich. "Hallo, Jade. Wie war dein Tag?" fragte er höflich, darauf hoffend, daß es nur ein Problem auf der Arbeit gab, das sich schnell würde lösen lassen.
"Mein Tag? Die halbe Woche war ätzend", gab sie zurück und schlug die Tür hinter ihm zu, machte aber keine Anstalten ins Wohnzimmer zu gehen. Dann sprachen sie halt hier miteinander, das war ihm auch recht.
"Warum, was ist passiert?"
"Sally aus der Buchhaltung treibt es einfach zu weit!" fuhr Jade auf.
Caleb war so überrascht, daß er zunächst gar nichts sagte. Es war tatsächlich ein Arbeitsplatzproblem?
Die junge Frau deutete sein Schweigen als Aufforderung weiterzusprechen. "Schon in meiner ersten Woche hat sie mich am laufenden Band veralbert. Ständig wollte sie mir weis machen in dieser Stadt gäbe es Vampire und einer davon hätte ihren Nachbarn angefallen! Vampire! Als wenn ich auf so einen dummen Streich hereinfallen würde!"
Unsicher trat er einen halben Schritt zurück, als er die Wut in ihrem Gesicht sah. Er machte den Mund auf, wußte aber nicht, was er sagen sollte.
"Dann wurde ich befördert, dank deiner Tipps mit dem Charisma! Ich dachte, ich sei sie endlich los!"
"Du wurdest befördert, Jade? Herzlichen Glückwunsch!"
"Wie? Ach so, ja, ich bin jetzt Büroassistentin. 4$ mehr in der Stunde sind schon eine nette Sache, und die Arbeitsuniform ist auch schicker." Durch seinen Einwurf hatte sie den Faden verloren, und sie überlegte kurz. "Wo war ich? Ach ja! Ich wurde also befördert, und Sally war darüber anscheinend so wütend, daß sie mir eins auswischen mußte! Aber sie hat es deutlich übertrieben!"
"Ein Bürostreich also?"
"Wenn es wenigstens das gewesen wäre! Nein, sie hat mir jemanden hierher geschickt, der an meine Tür gehämmert und mich zu Tode erschreckt hat!" Die Erinnerung daran genügte, um ihre Wut verrauchen zu lassen und sie durch Angst zu ersetzen. Ihre Augen schimmerten feucht. "Es war spät nachts und ich war schon umgezogen fürs Bett, als dieser glatzköpfige Kerl plötzlich wie wild klopfte und mich durch die Tür hindurch anstarrte, als sei er wahnsinnig! Meine Adresse herauszusuchen und sie so einem Freak zu geben, nur um mich zu erschrecken, das geht ja wohl zu weit, oder?! Seitdem habe ich ständig Angst, daß er noch mal hier auftaucht, während sie auf der Arbeit so tut, als sei nichts gewesen."
Sie zitterte, und ohne darüber nachzudenken zog er sie in eine vorsichtige Umarmung. Heute ließ sie es zu und legte leise schniefend den Kopf auf seine Schulter. Caleb war sich nicht so sicher, ob es sich bei der Angelegenheit wirklich um einen Streich handelte. Seine Vermutung war, daß diese Sally rein gar nichts damit zu tun hatte. Er trat etwas zurück, nahm Jade bei den Schultern und sah ihr fest ins Gesicht. "Was war das für ein Kerl? Wie sah er aus, was hat er getan?"
Sie mußte nicht lange überlegen. "Graue oder schwarze, altmodische Kleidung. Gebückte Haltung, Glatze, spitze Ohren, glühende Augen in tief eingefallenen, dunklen Höhlen, hellgraue, fast weiße Haut. Und Reißzähne. Kurz, der Kerl sah aus wie Nosferatu! Geht es noch offensichtlicher?! Er starrte mich an ohne zu zwinkern und verlangte immer wieder ich solle ihn hereinlassen. Dann... dann hat er die Zähne gebleckt und so getan, als wolle er die Tür aufbrechen! Er sah so echt aus mit seiner Maske!"
"Aber du hast ihn nicht hereingelassen?!"
"Nein, natürlich nicht! Aber er ist einfach nicht gegangen! Über eine Stunde stand er da. Ich hab mich erst im dunklen Wohnzimmer versteckt, und als er nicht ging habe ich ihm sogar zugerufen, daß ich die Polizei rufen würde, wenn er nicht verschwindet. Aber er ging trotzdem nicht! Ich hab in der Nacht kein Auge zugetan!"
Caleb erstarrte. Straud. Was Jade da beschrieben hatte war eindeutig die dunkle Jagdform von Graf Vladislaus Straud IV., seinem Nachbarn. Straud war ohne Zweifel sowohl der mächtigste als auch der bösartigste Vampir in der ganzen Stadt und weit darüber hinaus. Noch dazu hielt er überhaupt nichts von der recht neuen Bewegung in der Vampirgemeinschaft mit Menschen friedlich zusammenzuleben und sie nicht beim Essen zu töten. Sie hatte wahnsinniges Glück gehabt, nicht seiner dunklen Magie zum Opfer gefallen zu sein. Der junge Mann fühlte sein Herz wie wild schlagen, ihm wurde nun selbst schwindelig. Kurzentschlossen riß er Jade erneut an sich, diesmal auch, damit seine eigenen Knie nicht weich werden konnten.
Die Schwarzhaarige beruhigte sich nur schwer wieder. "Wie bösartig muß man sein, um jemandem einen solchen Streich zu spielen? Kannst du mir das sagen, Caleb?" fragte sie mit erstickter Stimme.
Er nahm sie erneut an den Schultern und sah ihr fest in die Augen. "Jade... Versprich mir, daß du ihm niemals die Tür öffnest, ja? Versprich mir, ihn niemals in dein Haus einzuladen!"
"Natürlich lasse ich diesen Creep nicht herein!" rief sie laut, und Tränen kullerten ihre Wangen hinab. "Er hat mir alles verdorben! Ich kann nie wieder einen Horrorroman lesen, geschweige denn, daß ich Vampirfilme jemals wieder ertragen kann!"
Sims4 0016 Geschichte mit Biß <- # -> Sims4 0018 Verwicklungen
Da sie das Thema 'Liebelei' weiterhin beschäftigte sah sie sich am nächsten Tag im Büro ihre Kollegen an, doch keiner mochte ihr gefallen. Die meisten waren eh Frauen, Snobs, verheiratet oder alles auf einmal. Es war wohl an der Zeit für einige Nachforschungen. In der Mittagspause machte sie sich über das Nachtleben in Oasis Springs schlau und schaffte es dabei sogar ihre Chefin zu beeindrucken, indem sie es so aussehen ließ, als führe sie in ihrer Freizeit zusätzliche Recherchen durch. Es gab eine leicht verrucht aussehende Bar und auch eine Lounge in der gleichen Straße, die einen recht schicken Eindruck machte. Beryl kam zu dem Schluß beide Orte ausprobieren zu wollen. Hatte sie beim Umzug eigentlich ihre Partykleider eingepackt?
Am nächsten Tag nach der Arbeit traf sie gegenüber von ihrem Haus erneut auf Liberty Lee.
"Liberty? Warst du schon wieder im Fitneßstudio?"
"Nee, ich hab auf dich gewartet, Beryl!" verkündete die junge Frau stolz. "Ich hab eine Story, die wird dich umhauen!"
"Ach ja? Etwas, das ich für den Job verwenden kann?"
"Äh... keine Ahnung! Vielleicht? Aber es ist pikant!"
"Okay, na dann erst recht raus damit! Ich bin gespannt!" forderte Beryl sie auf.
Liberty senkte die Stimme und erzählte: "Also, gestern Nacht auf der Arbeit, da haben die Überwachungskameras überm Observatorium etwas aufgenommen!"
"Und das war? Doch nicht etwa ein UFO?"
"Quatsch! Zwei Fledermäuse, die es, du weißt schon, getrieben haben! In der Luft!"
"Eh?" Beryl verzog angewidert das Gesicht. "Sag mal, wie langweilig ist denn dein Job, daß du Tiere beim Koitus für eine pikante Story zum Weitererzählen hältst?!"
"Verstehst du nicht?!" rief Liberty und sprach sprunghaft wieder ganz leise weiter. "Das waren garantiert keine echten Fledermäuse, die gibt es hier nämlich gar nicht! Das waren Vampire! Vampire beim Sex zu filmen ist doch pikant, oder?"
"Vamp... Willst du mich jetzt völlig verarschen, Liberty?"
Die Angesprochene schaute verdutzt drein. "Wie jetzt?! Weißt du noch gar nicht, daß es in der ganzen Stadt Vampire gibt? Das Internet ist voll davon! Fast jede Nacht wird jemand angefallen und gebissen!"
"Also, das... Du nimmst mich auf den Arm!"
"Nee, echt nicht! Guck doch selber nach!"
"Werde ich machen, wenn ich nichts besseres zu tun habe."
"Okay! Laß mich wissen, falls du dann das Video sehen willst. Hab es auf dem Handy."
"Laß mal, Liberty. Das brauche ich echt nicht."
"Na schön, dann zeig ich es in der Kantine rum. Wollte es dir zuerst zeigen, weil wir so gute Freunde sind und so."
"Danke, das ist lieb von dir." Trotz der haarsträubenden Geschichte mußte Beryl grinsen, weil Liberty nach so kurzer Zeit schon dermaßen an ihr hing. Sie mochte sie auch sehr, auch wenn sie manchmal totalen Quatsch erzählen konnte - so wie gerade eben.
Sie verabschiedeten sich, und Beryl ging heim, wo sie erstmal Werbeflyer entsorgen mußte, die ihr ein Teenager unter der Tür durchgeschoben hatte, den sie noch hatte davonschlendern sehen. Anschließend war sie zunächst mit ihrem Abendessen beschäftigt und wurde schließlich von einer Komödie im Fernsehen abgelenkt, die sie schon immer mal hatte sehen wollen. Es war schon nach zehn, als sie sich in ihr Bett kuschelte und die verrückte Geschichte von Liberty schon wieder völlig verdrängt hatte.
Hätte sie geahnt, was in der Nacht auf sie wartete, wäre sie gar nicht erst schlafen gegangen.
Es war bereits kurz vor Mitternacht und Beryl lag in tiefem Schlummer, als eine graue Gestalt auf ihr Haus zu schlich. Auf einen Wink ihrer knochigen Hand schwang die große Doppeltür lautlos und ohne den geringsten Widerstand auf. Graf Vladislaus Straud IV, denn um keinen anderen handelte es sich, stolzierte triumphierend in das dunkel vor ihm liegende Haus und fand ohne Schwierigkeiten das Schlafzimmer, in dem das Menschlein ruhte.
Der Vampir betrachtete die schlafende Rothaarige und leckte sich die blutleeren Lippen. Es brauchte nur ein paar kleine Gesten und einige gemurmelte Worte, und seine Gedankenkontrolle wirkte unentrinnbar. "An dir ist viel dran, Mädchen. Was für ein Festmahl! Komm, steh auf! Komm zu mir!"
Beryl gehorchte. Völlig unter dem Bann des Blutsaugers stehend schlug sie ihre Bettdecke zurück, erhob sich und ging wie eine Puppe auf den Vampir zu.
"Braves Mädchen! Und so ein schöner Hals! Komm her!" Straud packte die wehrlose Frau, riß sie an sich und schlug ihr ohne zu zögern die Zähne in den Hals. Sie stöhnte auf, halb bei Bewußtsein, doch unfähig sich zu wehren, während er ihr Blut in gierigen Schlucken trank. Wie durch einen dichten Schleier erlebte sie den Angriff mit, spürte wieder und wieder, wie sich Fänge in ihren Hals bohrten, an ihr rissen und raue Lippen schmatzend an ihrem Hals saugten.
Als der Vampir endlich satt war ließ er sie einfach los und wischte sich den Mund. Beryl sackte kraftlos in sich zusammen und stürzte zu Boden.
"Keine Angst, Mädchen. Ich werde dich nicht verwandeln. Dafür warst du viel zu schmackhaft! Doch wir sehen uns bald wieder!" Er lachte manisch und löste sich in eine Rauchwolke auf, aus der eine Fledermaus emporstieß und aus dem Haus jagte.
Die Türen schlossen sich, und alles war still.
"Aaaaauuuuu!" machte Beryl gequält, als sie spät am Morgen aufwachte. Ihr Kopf pochte wie verrückt. Wieso lag sie auf dem Teppich, noch dazu in dieser verrenkten Haltung? Alles tat ihr weh, doch besonders ihr Genick brannte wie Feuer. Ihr wurde sofort schwindelig, als sie versuchte aufzustehen. Mühsam angelte sie nach ihrem Handy, um sich auf der Arbeit abzumelden. Irgendwas stimmte nicht mit ihr, sie brauchte einen Arzt oder sowas.
Beim zweiten Versuch schaffte sie es, sich stöhnend in die Höhe zu stemmen. Sie taumelte ins Bad und sah in den Spiegel. Sie war bleich, ihre Augen dunkel unterlaufen. Und an ihrem Hals... War das Blut?!
Sie keuchte auf, griff nach einem Waschlappen und wusch sich vorsichtig Hals und Nacken. Tatsache! Deutlich zeichneten sich zwei Löcher auf ihrer Haut ab. Etwas hatte sie gebissen! "Potzblitz! Ein Vampir!" schoß es ihr durch den Kopf. Entsetzt taumelte sie zurück. Das gab es doch nicht!
Nachdem sie etwas gegessen und sich im Bett ausgeruht hatte ging es ihr ein wenig besser, doch die höllischen Schmerzen im Nacken blieben. Beryl nutzte den Bonus ihrer letzten Beförderung und bestellte per Eillieferung einen Computer samt Schreibtisch, an dem sie den Rest des Tages mit Recherche über Vampire verbrachte. Dabei fand sie heraus, daß Gebissene sich für gewöhnlich nicht nach nur einem Biß selbst in einen Vampir verwandelten, es sei denn, es stellten sich in den ersten Stunden nach der Verletzung bereits ernste Verdauungsprobleme ein. Das beruhigte sie, denn bis auf die Schwäche und den pochenden Schmerz ging es ihr gut. Während sie sich von Website zu Website hangelte, manche seriöser, andere voll reißerischer Geschichten oder dunkler Poesie von Teenagern, stieß sie auf ein geheimes Buch über Vampire, die Encyclopedia Vampyrica. Kurzentschlossen bestellte sie sich ein Exemplar von einer ominösen Website.
"Das wollen wir ja wohl mal sehen, ob du mich noch mal beißt, Kerl!" knurrte sie wütend. Sie schickte Liberty eine SMS mit der Mitteilung, daß sie nun auch an Vampire glaubte. Noch einen ihrer kostbaren Urlaubstage würde sie nicht freiwillig an so eine Kreatur verschwenden!
Am nächsten Tag ging es ihrem Hals endlich besser, und als sie von der Arbeit kam steckte auch tatsächlich ihre Buchbestellung im Briefkasten. Die Rothaarige briet sich eine Portion Tofu Tacos in der Pfanne und machte sich sodann gleich an die Lektüre.
Die nächsten Tage vergingen wie im Fluge. Beryl wurde zur Kochtopf-Spionin befördert und trieb sich von nun an in diversen Restaurants herum, um die Speisen der besten Köche der Stadt zu bewerten. Doch das hielt sie nicht vom Lesen des Vampir Buchs und weitere Forschungen im Internet ab.
Schließlich nahm Liberty Lee sie mit auf einen Flohmarkt in San Myshuno, wo sie zusammen viel Spaß damit hatten ein Street Art zu sprühen und für Beryl ein paar Kerzen für die Kommode in ihrem Schlafzimmer auszusuchen. Sie trafen sich mehrmals oder sprachen lange am Telefon, erst nur über Vampire, dann wieder über alles mögliche. Doch auch das ließ sie nicht ihr Ziel aus den Augen verlieren. Vergessen waren die Bar und die Lounge, sie hatte gerade keine Zeit für eine Männerbekanntschaft.
Das Buch lehrte sie, daß der einzige Weg Vampire abzuwehren ein Kranz oder Zopf aus Knoblauch sei. Da die Frau davon nicht genug auftreiben konnte bestellte sie sich Setzlinge und pflanzte ihn selber an. Im Blumenkübel auf dem Treppenabsatz wuchsen die Pflanzen erstaunlicherweise trotz des Klimas wie verrückt, solange sie nur nicht das Gießen vergaß. Wenige Tage später hatte sie genug geerntet für einen Kranz. Sie folgte der Anleitung, um ihn zu knüpfen, und hängte ihn triumphierend neben ihrer Eingangstür an die Hauswand.
"Nimm das, du verdammter Blutsauger!" schimpfte sie laut und lachte keckernd.
Nun war es an ihm, sich innerlich auf die Lippe zu beißen. Bei einem so jungen Menschen hatte er darauf gebaut, daß Eltern ein relativ schmerzfreies Thema seien, doch offensichtlich hatte sie kein gutes Verhältnis zu ihnen.
"Das tut mir leid. Ich wollte nicht..."
"Oh, ist schon gut! Woher solltest du das wissen!" wiegelte sie rasch ab. "Die Kurzfassung: Sie wollten, daß ich Chirurg werde, so wie Dad. Ich hatte weder Interesse noch Talent, aber von einem anderen Berufsfeld wollten sie nichts hören. Als ich wegen meiner Noten von der Uni flog gaben sie mir etwas Geld, warfen mich raus und enterbten mich. Von dem Geld hab ich dieses Haus gekauft, weit weg von Simpolis und ihnen, und will hier endlich mein eigenes Leben leben. Alles hinter mir lassen und so!" Sie spulte ihre Geschichte ab wie einen lästigen Film, verzog das Gesicht und fing sich wieder. "Und das ist mein Leben! Etwas peinlich, aber naja."
"Ich finde nicht den Hauch von Peinlichkeit daran seinen Träumen zu folgen, Jade", meinte er ehrlich. "Auf die eine oder andere Weise hat wohl jeder Ärger mit seiner Familie. Es tut mir aber sehr leid, dich so aufgewühlt zu haben."
"Ach, was soll's! Irgendwann wäre das Thema eh aufgekommen, so hab ich's direkt hinter mir!" Die junge Frau machte kleine, nervöse Gesten mit den Händen, lächelte schief und atmete tief durch. "Es ist schon okay. Die Großstadt mit all dem Beton war eh nie mein Ding. Deshalb hab ich immer so viel gelesen! Hier ist es schön grün, es gefällt mir viel besser. Aber... äh, lesen tue ich immer noch gerne. Liest du gerne, Caleb?"
"Ja, sehr." Er nahm den Themenwechsel dankbar an. "Besonders gerne lese ich geschichtliche Romane. Und Liebesromane."
"Liebesromane?!" Sie lachte laut auf, was genau seinem Plan entsprach.
Caleb hob hilflos die Hände. "Ja, warum denn nicht? Insbesonders, wenn sie vor Kitsch regelrecht triefen, und auch die Klassiker mag ich sehr, aber es ist generell sehr selten, daß ich ein solches Buch nicht als kurzweilig empfinde, daher sind mir auch alle anderen einen Blick wert."
"Ich mag Liebesromane auch sehr."
Da war es wieder. Die Anspannung in ihr war weg. Ihr Alarmsystem hatte sich abgeschaltet, und Jade fühlte sich befreit und locker. Sie fühlte sich schlicht und ergreifend... glücklich. "Fantasyromane finde ich aber auch toll. Und Krimis. Oh, und Gruselgeschichten! Ich liebe Gruselgeschichten, besonders die altmodischen!"
"Mit schleimigen Monstern und pelzigen Werwölfen?"
"Schleimmonster findet man doch meist eher in der Science Fiction! Aber ja, klar! Werwölfe, Geister, Vampire und solcher Kram!"
"Und solcher Kram." Ihr Gegenüber lachte, und wieder fand sie seine Eckzähne irgendwie auffällig. Sie stimmte vorsichtig in das Lachen ein, weil sie nicht wußte, weshalb er das so lustig fand.
"Glaubst du an die Schauergestalten aus deinen Büchern, Jade Sparkle?" fragte Caleb gut gelaunt. Jade schnaubte und ihre Wangen glühten. "Natürlich nicht, das wäre Blödsinn! Dracula und Frankenstein und so, die gibt es doch nicht wirklich!"
"Entschuldige, ich wollte dich nur necken, Teuerste", gestand er und bekam sich mühsam unter Kontrolle. In Wirklichkeit hätte er sich gerade am Boden wälzen können vor Lachen. Hatte sie es wirklich noch nicht realisiert?
Sie zog eine empörte Schnute. "Falls du es genau wissen willst, ich glaube auch nicht an Sherlock Holmes oder an Gnome. Wie steht's mit dir, Caleb? Glaubst du an all die Antagonisten aus den Liebesromanen?" Nun lief sie Gefahr sich in Rage zu reden. Fast schon automatisch tat er, was er auch bei seiner Schwester oder jedem anderen getan hätte nach einem Disput: Er trat auf die junge Frau zu und umarmte sie, freundschaftlich und gerade lange genug, um zerknirscht zu sagen: "Ich kann nur erneut um Entschuldigung bitten!"
'Whoaaa! Gefahr! Gefahr! Gefahr!' schrillte es in Jades Kopf. Sie erstarrte zur Salzsäule. Panisch überlegte sie, was sie machen sollte, als der junge Mann die Hände auch schon wieder von ihren Schultern nahm und zurücktrat. Sie kiekste unwillkürlich auf und hob die Arme in einer Abwehrhaltung vor die Brust.
Als er sah, daß seine Geste das Gegenteil von dem bewirkt hatte, was er sich erhofft hatte, hob auch ihr Bekannter die Arme und wandte ihr beruhigend die Handflächen zu als Zeichen, daß er sie nicht noch einmal berühren würde. "Verzeihung! Ich war zu forsch!"
"Das kann man wohl laut sagen!" rief sie empört.
"Zu meiner Verteidigung kann ich nur anbringen, daß ich nicht nachgedacht habe. Was es bei genauer Betrachtung der Lage nicht besser macht."
"Faßt du Frauen, die du kaum kennst, immer so an?" fauchte sie, peinlich berührt.
"Dem ist nicht so, aber ich fasse Freunde immer so an."
Caleb versuchte die Situation zu analysieren. Was ging hier vor? Normalerweise genügten ein Lächeln und etwas Charme, um die Damen zu beruhigen. Diese Frau hingegen wurde immer wütender. War es überhaupt möglich immun gegen die beruhigende Wirkung einer Umarmung zu sein? Und was hatte er da bitte gesagt?
Nun stand sie da wie zur Salzsäule erstarrt, nachdem er von Freundschaft gesprochen hatte. Obwohl er selbst erstaunt darüber war, daß er schon wieder so offen mit ihr gewesen war, hielt er es nun für nötig weiter auszuholen. "Verzeih. Ich weiß, daß es sehr verfrüht ist von Freundschaft zu sprechen. Doch du hast mir gerade deine Lebensgeschichte offenbart, und es fühlt sich sehr vertraut an mit dir zu sprechen. Als würden wir uns bereits ewig kennen." Er zog die Stirn in Falten. "Da habe ich mich ein wenig hinreißen lassen und angenommen, daß, wo wir so nett scherzen können..."
"Nimm sowas bloß nie wieder an!" schimpfte sie, deutlich weniger aufgebracht als zuvor.
"Ganz sicher nicht, Teuerste! Mein Ehrenwort darauf!"
"Ich hab jetzt was zu tun, tut mir leid", schnaubte sie und drehte energisch den Türgriff.
Das gefiel ihm gar nicht, und er war nun doch fast versucht sie per Gedankenkontrolle zum Bleiben zu bewegen, doch das wäre so verlogen gewesen. Während er noch unschlüssig war, trat sie halb durch die Tür, blieb stehen und meinte, ohne ihn anzusehen: "Über die Woche bin ich den ganzen Tag arbeiten, da bin ich nicht zu erreichen. Und morgen muß ich waschen."
"Verstehe. Frohes Schaffen, Jade Sparkle."
"Aber nächste Woche Samstag habe ich nichts weiter vor. Vielleicht magst du dir ja meine Lieblingsbücher anschauen und darüber sprechen, welche Handlungsstränge aus Gruselgeschichten sehr wohl real sein könnten. Nur, wenn du Zeit hast, natürlich."
"Dieselbe Zeit?"
"Klingt gut."
"Dann bis nächsten Samstag, Jade Sparkle."
"Mach's gut, Caleb."
Sie schloß die Tür und war weg. Der Mann war sprachlos und konnte nur stumm in sich hinein lachen. Für einen Moment hatte er ernstlich geglaubt sie würde nie wieder ein Wort mit ihm wechseln wollen, und nun war er sogar eingeladen! Was für eine seltsame Frau! Unter dem Mauerblümchen verbarg sich nicht nur eine Menge Witz, sondern auch das Feuer eines Vulkans, und er hatte sich soeben die ersten Brandnarben eingefangen. Das war ihm noch nie passiert. Jade war rundherum schwierig, weil sie nach einem Platz im Leben und Akzeptanz suchte, genau wie er selbst. Sie beide machten Fehler dabei. Eben deshalb fand er es ungemein stimulierend mit ihr zu sprechen, und er war fest entschlossen sich mit ihr anzufreunden.
Einen Moment lang dachte Caleb darüber nach erneut zu klopfen, denn was er vor ihrer inbrünstigen Beteuerung, nicht an Vampire 'und solchen Kram' zu glauben, hatte tun wollen, war, sie vor den anderen seines Volks zu warnen. So putzig es war, daß sie bislang nicht erkannte oder erkennen wollte, was sie vor sich hatte, so gefährlich war es auch. Jade Sparkle hatte das Glück gehabt, einen der wenigen guten Vampire getroffen zu haben. Vermutlich den einzigen in der Stadt.
Schließlich entschied er sich dagegen sie noch einmal zu stören. Sie war sehr aufgebracht gewesen, und wenigstens war sie vorsichtig Fremden gegenüber. Übermorgen würde er etwas sagen, wenn sie es bis dahin noch nicht im Büroklatsch auf der Arbeit gehört hatte.
Kaum daß sie die Tür hinter sich geschlossen hatte spurtete Jade los ins Bad. Sie schlug die Tür hinter sich zu und stürzte ans Waschbecken, wo sie heftig atmend ihr Spiegelbild anstarrte. "Hast du den Verstand verloren?! Der hat dich angefaßt, und du lädst ihn ein!" rief sie, die Finger fest um den Rand des Beckens gekrallt. Sie kämpfte dagegen an in Schnappatmung zu verfallen. Aber wenn sie ehrlich zu sich selbst war hatte es sich sogar gut angefühlt in den Arm genommen zu werden. Nicht unanständig gut. Auch nicht lüstern gut. Und erst recht nicht 'du armes kleines Mädchen' gut. Einfach nur unbeschreiblich gut. Jemand anderem von ihrer Familie erzählen zu können als dem Spiegel war ebenfalls befreiend gewesen. Und noch nie hatte sie jemand als Freund bezeichnet.
"Ganz ruhig, Jade. Du packst das schon!" rief sie sich zu.
Sims4 0006 - Jade und Caleb <- # -> Sims4 0008 - Jades Abenteuer
Auch die nächste Arbeitswoche war wie die Hölle auf Erden. Nervige Kollegen, ständiger Lärm, stapelweise Post, die verteilt werden wollte, zum Frühstück hatte sie verbrannten Toast mit einem zu weichen Spiegelei gehabt, und zum Mittagessen reichte ihr Geld nur für einen Hotdog. Und dann hatte ihr Sally, diese Quasselstrippe, auch noch einen Bären aufbinden wollen und ihr erzählt, ihr Nachbar sei in der Nacht zuvor von einem Vampir angefallen worden! So einen Unsinn mochte sich Jade kaum anhören! Wenn ihre Kollegen die Neue auf den Arm nehmen wollten könnten sie sich wenigstens etwas glaubhaftes einfallen lassen. Eine so offensichtliche Lüge gab nicht nur ihre Absicht preis, sondern sie beleidigte auch Jades Intelligenz. Es fiel ihr schwer, sich nichts anmerken zu lassen und stur ihren Postwagen weiter durch die Gänge zu schieben.
Als sie abends nach Hause kam hatte sie zwar wieder einmal eine Lohntüte in der Tasche - in SimCity wurde am Ende jedes Arbeitstags der Lohn gezahlt - aber sie war auch nervlich angespannt und fühlte sich, als würde ihr Rücken sie umbringen wollen.
Jade tauschte kurz im Schlafzimmer ihre ätzende Arbeitskleidung gegen ihren geliebten Schlabberpulli, doch es stand ihr einfach nicht der Sinn danach schon im Haus zu bleiben. Sie war nicht sehr hungrig, also konnte das nächste Küchendesaster noch etwas warten.
Nach kurzem Nachdenken entschloß sie sich dazu, die Nachbarschaft ein wenig zu erkunden. Vielleicht würde sie etwas interessantes finden, das sie davon ablenken könnte, daß sicher auch ihr Abendbrot mit einer Menge Röstaromen würde aufwarten können.
In welche Richtung sollte sie gehen?
Kurzentschlossen entschied sie sich für das Ende der Straße, denn in die andere Richtung kam erst ein großes, unbebautes Grundstück neben ihrem Haus und dann eine belebte Kreuzung. Sie ging die Straße hinunter, nahm im Gehen die Mütze ab, um kurz ihre Frisur zu richten - und fühlte plötzlich, wie ihr eine Windböe die Kappe aus den Händen riß! Sie flog einige Meter weit und wurde dann tanzend den Bürgersteig entlang getrieben auf eine Wiese hinaus. "Ui! Hiergeblieben!" rief sie und rannte ihrer Kopfbedeckung hinterher.
Es war nicht schwer, sie wieder einzuholen, aber als Jade keuchend stehenblieb, um den Staub von ihrer Mütze zu klopfen, stockte ihr der Atem. Wo war sie denn hier gelandet?
Sie stand hinter dem Haus am Kopfende der Sackgasse, mitten auf einer kleinen Wiese, durch deren saftiges Gras ein Trampelpfad führte, welcher wohl von Joggern benutzt wurde. Vor ihr lag der Fluß, der an dieser Stelle eine Biegung machte. Um sie herum standen zierliche, bunte Blumen in voller Blüte. Sie bildeten dicke Sträuße purer Lebenskraft und erfüllten die Luft mit einem zarten Duft. Das beeindruckendste jedoch war der Baum. Es gab hier mehrere Bäume, doch dieser bildete das Zentrum, berührte die Baumkronen um sich herum mit seinem dichten Blätterdach wie ein liebevoller Vater. Sein Stamm war so gewaltig, daß selbst zwei Erwachsene Probleme gehabt hätten ihn gemeinsam mit den Armen zu umspannen, und er war bewachsen mit unzähligen Pilzen und Farnen selbst bis in die höchsten Äste hinauf. Alles an diesem Baum war leuchtend und ungewöhnlich. Solche Pflanzen hatte sie noch nie gesehen.
"Wooooow!" staunte Jade, die sich winzig klein fühlte in der majestätischen Aura, welche sich hier auftat. "Das ist ja wie im schönsten Märchenbuch!" Sie fragte sich, wie ein solcher Platz inmitten all dieser Häuser bloß existieren konnte. Es war herrlich hier. Gebannt sah die junge Frau ins Blattwerk hinauf und verlor sich in den tanzenden Sonnenstrahlen, die bereits langsam müder wurden, weil Mutter Sonne ihren Weg über den Himmel bald beendet haben würde. Blaue, zarte Schmetterlinge tanzten um den Baum herum und flatterten von Blüte zu Blüte.
Mühsam riß Jade sich von diesem magischen Ort los. Wenn sie noch mehr sehen wollte mußte sie nun gehen, aber sie nahm sich fest vor an einem freien Tag zurückzukommen und sich den Feenbaum, wie sie ihn spontan taufte, erneut anzusehen.
Sie kam am Ende der Sackgasse an und entdeckte einen breiten Grünstreifen, der parallel zur Straße hinter der ersten Reihe von Nachbarhäusern auf der anderen Straßenseite verlief und offenbar als Weg genutzt wurde. Um etwas neues zu sehen entschied sie sich, dem Bürgersteig auszuweichen und dort entlang zurück zu laufen.
Schon nach einigen Schritten traf sie auf einen großen, morschen Ast, in dem es leise quakte. "Ist da echt ein Frosch drin?" fragte Jade sich neugierig, langte beherzt durch ein Astloch und tastete im Dunkeln herum, bis sie etwas glitschiges unter ihren Fingern fand. Tatsächlich holte sie mit einem wohligen Schauer einen Frosch hervor, und zwar einen ziemlich kuriosen! Der Frosch war blau und hatte violette Füße und ebensolche Streifen. "Iiiih! Whoa! Ob du giftig bist?" fragte Jade ihn erschrocken. Der Frosch sah sie nur treudoof an, blies die Backen auf und blieb auf ihrer Handfläche sitzen. "Nein, du bist bestimmt nicht giftig. Eigentlich bist du sogar ganz niedlich."
Kurzentschlossen steckte sie ihn in ein Glas, das neben einer Mülltonne auf dem Boden stand, und entschloß sich, ihn mit nach Hause zu nehmen. Auf dem Speicher hatte sie auch ein altes Aquarium gesehen. Das würde doch sicher als Terrarium herhalten können.
Der Pfad führte sie an den unterschiedlichsten Nachbarhäusern vorbei, einige nur von hüfthohen Mauern umgeben oder gar nicht eingezäunt, andere hinter Sichtschutzzäunen verborgen. Das Haus von Summer Holiday und ihrer WG hatte ein wirklich riesiges Grundstück, wie sie feststellte. Plötzlich jedoch fand Jade sich überraschend erneut auf einem kleinen Platz wieder. Dieser war teils von einer niedrigen Ziegelsteinmauer und teils von einem niedrigen, schlichten Lattenzaun umgeben, der in zwei Richtungen Öffnungen hatte. In die Ecken dieses Platzes schmiegten sich einige Büsche und bunte Wildblumen. In der Mitte jedoch befanden sich mehrere Pflanzkisten mit Nutzpflanzen und einem Apfelbaum.
Jade erschrak. "Weia! Ist das doch eine Sackgasse? Bin ich hier auf einem Privatgrundstück gelandet?"
"Nein, Miss", sagte eine Stimme vom anderen Ende des Platzes her. Jade erschrak noch mehr. Sie hatte den älteren Mann in Gärtnerkleidung nicht bemerkt, der hinter der gegenüberliegenden Zaunecke mehrere Werkzeuge in eine Schubkarre lud und offenbar gerade Feierabend machen wollte.
"Äh, wie meinen?" Die plötzliche Begegnung war ihr unangenehm.
"Das ist kein Privatgrundstück, sondern ein öffentliches. Seien Sie also unbesorgt, niemand läßt den Hund auf Sie los."
"Aber das ist doch Obst und Gemüse?"
"Ja, das ist richtig!" stimmte der Mann fröhlich zu. "Sind Sie neu hier?"
"Ähm... ja? Gerade erst hergezogen." Sie fragte sich, was das mit der Sache zu tun haben sollte.
"Ich bin von den städtischen Gärtnereibetrieben. Die Stadt legt in fast allen Stadtteilen öffentliche Parks wie diesen hier an. Wir kümmern uns darum, und jeder darf hier ernten oder auch arbeiten, wie er möchte."
"Das ist ja praktisch..." machte Jade lahm.
"Das dachte sich die Stadt auch. Es sieht schön aus und ist bei den Leuten beliebter als reine Blumenbeete. Also, greifen Sie ruhig zu, Miss, solange Sie nichts mutwillig kaputt machen!" Der alte Mann lüftete seinen Strohhut zum Gruß und verschwand mit seiner Schubkarre um die Ecke.
"Danke!" Das ließ Jade sich nicht zweimal sagen. Hier wuchs genug, um ihre Salate für die nächsten Tage aufzubessern, ohne die Haushaltskasse zu belasten! Sie pflückte einige Äpfel vom Baum und bediente sich an den Tomaten- und Karottenpflanzen, nahm aber nur so viel, daß sie die Früchte im unteren Teil ihres Pullis transportieren konnte. Am Rand des Platzes fand sie sogar einige lecker aussehende Champignons, die sie heute erst einmal stehenließ. Sie nahm sich aber fest vor, beim nächsten Mal eine Tasche und ein Messer mitzubringen.
Nachdem sie das Gemüse gewaschen und im Kühlschrank verstaut hatte richtete sie das alte Aquarium für ihren Frosch her. Einerseits fragte sie sich, was sie sich dabei gedacht hatte den Frosch mitzunehmen, andererseits war sie tatsächlich froh, ein Haustier zu haben, selbst wenn es ein so ekeliges war. Nachdem Froschi mit einem Zweig, etwas Erde und Wasser und einigen dicken Fliegen, die gar nicht so einfach zu fangen gewesen waren, versorgt war, hüpfte Jade unter die Dusche und ließ den Tag mit einem weiteren Salat und einer Kochshow ausklingen. Sie war sich nicht sicher, ob es an den frischen Karotten lag, aber der Salat kam ihr heute schon erträglicher vor.
Sims4 0007 - Jade und Caleb <- # -> Sims4 0009 Froschis Abschied
Beryl Landon war zufrieden. Die Umzugsleute waren endlich gegangen, ihr neues Haus war fertig eingerichtet und sie konnte nun den Rest des Tages genießen. Hervorragend! Sie sah zu ihrem hübschen Haus im Finca-Stil hoch und atmete erst einmal tief durch. Die neue Wohngegend gefiel ihr ausnehmend gut. Zwar war Oasis Springs sehr warm und sehr staubig, aber sie mochte Wärme, und es war trotzdem sehr viel los hier in der Gegend. Direkt hinter ihrem Haus rauschte ein kühlender Bach zwischen roten Felsen entlang, und in die eine Richtung war ihr Haus das letzte in der Straße, mit genügend Abstand zur Industrieanlage, während es in die andere Richtung unzählige Wohnhäuser mit sicher netten Nachbarn gab. Nur ein Stück weiter, hinter dem Bach, lag die belebte Innenstadt von Oasis Springs. Ob ihr hier also der Sinn nach Ruhe stand oder nach Party, beides war in greifbarer Nähe.
Na schön, der Trailer auf der gegenüberliegenden Straßenseite beleidigte ein wenig ihre Künstlerseele mit seinen Gartenzwergen und dem Plastikflamingo im wild wuchernden Vorgarten, aber sie war auch mal arm gewesen, und wenn die Bewohner sich etwas schöneres leisten könnten würden sie sicher nicht in einem solchen Haus wohnen.
Dabei fiel Beryl ein, daß sie nicht über arme Leute nachdenken sollte, wo sie nach dem Kauf ihres Hauses selbst nicht mehr bei Kasse war. Es hatte sie viel gekostet sich von ihrem letzten Freund, diesem Arsch, zu trennen, und ans andere Ende des Landes zu ziehen, wo er sie nicht mehr belästigen konnte. Abgesehen vom Finanziellen hatte Beryl der Neuanfang nichts ausgemacht. Sie war eine sehr selbstsichere Frau, die sich immer durchgeschlagen hatte und überall leicht neue Freunde fand. Dann würde sie halt in der nächsten Zeit mit Billigmöbeln und engem Budget leben; das hatte sie schon früher getan, und es würde auch wieder anders werden.
Allerdings hätte sie nichts dagegen, nun in Oasis Springs heimisch zu werden, denn mit 24 fühlte sie sich langsam alt genug für ein wenig Beständigkeit, vielleicht sogar eine feste Bindung. Es sollte nur nicht wieder ein Arsch sein, und direkt nächste Woche auftauchen brauchte der Traumprinz auch nicht. Sie wollte erst einmal ein wenig Abstand gewinnen zu ihrem alten Leben.
Beherzt griff sie nach ihrem Handy und überprüfte die Jobangebote in der Gegend. Zu ihrer Zufriedenheit stellte sie fest, daß es hier Stellen in Hülle und Fülle gab. Was ihren Job anging legte sie sich nämlich überhaupt nicht gerne fest. Sie suchte noch das richtige. Kurzentschlossen bewarb sie sich als Papierbotin bei einer Kritikerfirma. 21$ pro Stunde fürs Zeitungen austragen war nicht schlecht, und sie hatte eh nicht vor lange auf dieser Jobstufe zu bleiben. Kritiken zu schreiben klang nach etwas, das sie gut konnte. Beryl grinste.
Als sie kurz darauf an ihrem ersten Mittagessen im neuen Haus herumschnippelte - Beryl war überzeugte Vegetarierin und heute war ihr Rohkosttag - klopfte es an der Tür. "Nanu, wer kann das sein?" dachte sie laut und trocknete sich die Hände ab. Zu ihrer Überraschung fand sie einen ganzen Trupp von Leuten vor ihrer Tür versammelt, die sich allesamt als Nachbarn vorstellten und sie begrüßen wollten. Positiv überrumpelt ließ Beryl sie ein. Na, das ging ja schneller als erwartet mit den neuen Freunden! Sie machte sich rasch mit allen bekannt. Da war die blonde Summer und ein etwas unscheinbarer Geek namens Travis, der ihr schon hätte gefallen können, wenn er nicht die halbe Zeit mit der Nase an seinem Handy geklebt hätte.
Am besten verstand sie sich mit Liberty Lee, einer sehr jungen Frau mit einem schweren Haltungsschaden. Sie lief, als sei sie halb im Koma, dabei gab es dafür anscheinend gar keinen medizinischen Grund. Beryl mochte die sehr farbenfroh gekleidete Besucherin, die offenbar als Aushilfskraft im Raumfahrtzentrum arbeitete, dennoch auf Anhieb, und auch mit der sympathischen Summer ließ sich leicht reden, und so wurde es eine fröhliche Plauderrunde bis in die Nacht hinein. Summer erzählte pausenlos von all den gesellschaftlichen Ereignissen, die in San Myshuno regelmäßig stattfanden, wobei Travis sich tatsächlich lebhaft ins Gespräch einklinkte, als es um die Geek Con ging, die wohl sein liebstes Stadtfest war. Liberty hingegen stellte eine Frage nach der anderen, die Beryl auch alle freudig beantwortete. Sie war nicht schüchtern und hielt auch nicht mit Details zu ihrem Privatleben oder ihrem Ex hinter dem Berg. Glücklicherweise hatten die Gäste auch Kuchen mitgebracht und verstanden, daß Beryl noch nicht auf Gäste eingerichtet war. Letzten Endes aßen sie den Kuchen selbst, aber das fand Beryl nur umso lustiger.
Gut gelaunt fiel sie spät in der Nacht ins Bett und stellte sich den Wecker für ihren ersten Arbeitstag.
Gleich am ersten Tag Probleme auf der Arbeit, darauf hatte Beryl ja überhaupt keine Lust! Sie war mit ihrer Tour als Zeitungsausträgerin noch nicht ganz durch, als sie feststellte nicht mehr genug Exemplare dabei zu haben. Sie zählte gerade die verbliebenen Zeitungen, um sie mit ihrer Adressliste zu vergleichen, als sie beim Gang um eine Ecke mit einem anderen Papierboten zusammenstieß. In hohem Bogen flogen die Stapel beider Boten durch die Luft. 'Na, ganz toll', dachte sich Beryl und half ihrem Kollegen alles aufzusammeln. Der Mann, fast noch ein Teenager, entschuldigte sich mehrmals für den Zusammenstoß, doch sie versicherte ihm, daß es genauso ihr Fehler war. Keiner von beiden war sich sicher, wie viele Exemplare sie jeweils gehabt hatten.
Die Frau hätte ihm schlicht die Exemplare mopsen können, die sie für ihre Tour noch brauchte, aber das erschien ihr nicht richtig. Statt dessen ging sie ins Büro zurück und meldete der Chefin, daß ihr die Ware ausgegangen war. Nach einem epischen Wutanfall schickte die Frau Beryl ins Lager, um mehr Zeitungen zu holen und eine weitere Tour zu laufen.
Beryl steckte den Ruffel weg ohne eine Miene zu verziehen, das wäre unter ihrer Würde gewesen. Sie entgegnete allen Vorwürfen ihrer Chefin mit professioneller Höflichkeit, schnappte sich stur, was sie brauchte, und machte sich ohne Klage erneut auf den Weg. Herauszufinden wessen Schuld diese Schlamperei war, ob Beryls oder die des Packers, hätte nur zusätzliche Zeit gekostet und nichts gebracht. Dann sollte die Alte mal toben, Beryl machte ihre Arbeit viel zu gut, um sie einfach zu feuern.
Dieser Ansicht war wohl auch die Chefin, als Beryl trotz ihrer zusätzlichen Tour pünktlich Feierabend machen konnte und plötzlich zum Mittelpunkt des Büros wurde. Die dralle Rothaarige mit den blitzenden grünen Augen verstand es so geschickt, sich auch in den folgenden Tagen mit ihren Kollegen im Pausenraum anzufreunden und mit einem breiten Lächeln ihre Vorlieben und Interessen aus ihnen herauszukitzeln, daß die Chefin nicht anders konnte als das Talent in ihr zu sehen und sie nach nur einer halben Woche zu befördern.
Beryl kam gerade zu Hause an, als sie per SMS die Nachricht bekam sie sei zur Story-Forscherin aufgestiegen, was mit einer Lohnerhöhung von 8$ pro Stunde und einem kleinen Bonus verbunden war. Die Rothaarige grinste zufrieden. Es hatte schon einen Grund gehabt, warum sie noch nach der Arbeit geblieben war.
"Na, ihr Füße?" machte sie lachend, als sie auf ihrem Bett saß und die Schuhe von sich trat, um die Zehen zu bewegen. "Heute schmerzt ihr wie Hölle, aber ab morgen machen wir es uns erstmal in einem Büro bequem. Gut gemacht!"
Sie rief zufrieden Liberty an, um ihr von der Beförderung zu erzählen. Vielleicht konnten sie am Wochenende feiern!
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